Die traditionelle Sturgis Motorcycle Rallye lockt bereits seit 80 Jahren Besuchermassen in das beschauliche Städtchen Sturgis. Auch in diesem Jahr fand das Festival statt. Rund 460.000 Besucher waren vor Ort. Ein wirklich strenges Hygiene-Konzept gab es nicht. Auch ist fraglich ob eine Kleinstadt überhaupt in der Lage gewesen wäre ein entsprechendes Konzept durchzusetzen. Viele der 6.700 Einwohner haben den Ort während der Veranstaltungsdauer ohnehin verlassen. Die Eröffnungsfeier wurde gestrichen und man stellte einige Desinfektionsspender bei den lokalen Händlern auf. Rund 300 Aussteller nahmen am Festival teil, darunter Indian Motorcycles. Üblicherweise sind es zwischen 800 und 900 Aussteller. Harley-Davidson war nicht vor Ort und Mitarbeiter durften das Festivalgelände zudem auch nicht betreten. ZZ Top spielte live.
An der San Diego State University haben Forscher anhand einer IZA Studie mittels einer Auswertung von Handy-Bewegungsdaten hochgerechnet, dass Besucher in Sturgis für rund 250.000 Corona-Infektionen verantwortlich gemacht werden könnten. In anliegenden Bundesstaaten stiegen die Infektionsraten mitunter um mehr als einhundert Prozent. Vor allem Nachbarstaat Iowa sei stark betroffen.
Eine Absage stand jedoch zu keiner Zeit im Raum. Zum einen stimmte der Stadtrat von Sturgis dagegen, obwohl 60% der Einwohner gegen eine Austragung stimmten. Zum anderen ging man davon aus, dass auch bei einer Absage zahlreiche Motorradfahrer vor Ort gewesen wären. Ob es dann 460.000 geworden wären und ob die hunderte Millionen Dollar Umsatz eine Rolle bei der Entscheidung spielten, das bleibt Spekulation. Die Kosten für die Behandlung aller Infizierter beziffern die Forscher auf stolze 11,5 Milliarden Dollar. Auch diese Zahl dürfte mit Vorsicht zu genießen sein. Eine Berichterstattung aus den USA kennt zumeist nur noch maßlose Übertreibung in die eine oder eben die andere Richtung. Dass sich aber zu einem Event mit knapp einer halben Million Menschen getroffen wird um sich gegenseitig anzustecken kann nicht hilfreich sein.
Vor Ort wurde auch ganz offiziell auf das Virus getestet. Von 650 entnommenen Proben waren nur 26 positiv. Einige Wochen nach dem Event konnten offiziell rund 300 Infizierte direkt Besuchern der Veranstaltung zugeordnet werden. Festival-Besucher weisen in Interviews darauf hin, dass die Berichterstattung überzogen wäre. Viele Besucher vor Ort hätten sich verantwortlich verhalten und Abstand gewahrt. Auch die Behörden weisen jegliche Vorwürfe zurück. Auf Videoaufnahmen war niemand zu entdecken, der eine Maske trug und auch niemand den es stört. Warum während der gesamten Veranstaltungsdauer lediglich 650 Personen getestet wurden, wird nicht gesagt.
Die Angaben von 300 und 250.000 Infizierten trennt ein Faktor von knapp 1.000. Für eine hohe Anzahl an Infektionen spricht, dass im Nachlauf des Festivals ein erheblicher Anstieg an Infektionen im Bundestsaat South Dakota gemeldet wurde zu dem auch Sturgis gehört. Wie viele Corona-Infektionen letztendlich mit dem Festival in Verbindung stehen und was die genauen Auswirkungen eines solchen Massenevents auf die derzeitige Pandemiesituation sind und wie hoch die Ansteckungsrate ist, wird vermutlich niemand jemals abschließend sagen können. Dazu war die Menge an Besuchern einfach viel zu groß. Somit bleibt am Ende ohnehin nur eine Antwort auf die Frage wie viele sich angesteckt haben: zu viele!