VW verspricht jahrzehntelange Zukunft des Verbrenners

Nanu, was ist denn hier los? Nach Verbrenner-Befürworter und zugleich KTM-Chef Stefan Pierer vollzieht nun der Volkswagenkonzern eine Kehrtwende.
30.12.2022
| Lesezeit ca. 2 Min.
Rick Parker, adobestock.com – kmls
Oliver Blume, der neue Chef des Volkswagen-Konzerns, zu dem auch Ducati gehört, setzt deutlich andere Schwerpunkte als sein Vorgänger Herbert Diess, der den Konzern voll auf Elektromobilität ausrichten wollte. In einem Interview kündigt Blume an, dass viele Verbrennermodelle auch weiterhin eine Zukunft haben werden.
„Unsere Strategie ist, dass wir die Verbrenner vorerst im Markt lassen, weil sie in vielen Weltregionen sehr beliebt sind. Gleichzeitig steigern wir Interesse und Absatz der vollelektrischen Modelle.“
Holger Blume, Vorstandsvorsitzender Volkswagen AG

Klimaschutz müsse „gesamtheitlich gedacht werden“. Dabei sei „Elektromobilität nur eine wichtige Fahrspur. Gleichzeitig gibt es weltweit mehr als eine Milliarde Bestandsfahrzeuge. Diese werden noch Jahrzehnte unterwegs sein“, erklärt der VW-Chef. Dabei wird er auch im Hinterkopf haben, dass viele Länder bis heute nicht in die Elektromobilität eingestiegen sind und es sowohl an Angeboten als auch an Infrastruktur mangelt.

E-Fuels helfen, CO₂-Emissionen zu reduzieren

„E-Fuels sind hierfür (Reduktion der CO₂-Emissionen, Anm. d. Red.) eine effektive, ergänzende Lösung. Ottomotoren können mit ihnen nahezu CO₂-neutral betrieben werden. So können alle Fahrzeuge ihren Teil dazu beitragen, CO₂ zu reduzieren – unabhängig von der Antriebsart.

Die Mischung machts

Zudem lassen sich E-Fuels als Wasserstoff-Derivat hervorragend mit fossilen Kraftstoffen mischen. Und jedes Prozent Beimischung ist ein Beitrag zum Klimaschutz.“ In zahlreichen Statements, vor allem von Politikern, die zuvor veröffentlicht wurden, spielte diese Option bislang keine Rolle.

Kritik an E-Fuels

Blumes Vorgänger Herbert Diess hatte E-Fuels wegen ihrer schlechten Effizienz abgelehnt und den hohen Stromverbrauch bei der Herstellung der synthetischen Kraftstoffe kritisiert. Deswegen wäre, die sich noch in den Kinderschuhen befindende Technologie, sehr teuer und ineffizient. Zudem stießen Autos bei der Verbrennung von E-Fuels anders als Elektrofahrzeuge klimaschädliches CO₂ aus. Argumente, die sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht widerlegen lassen.


Verbrenneraus 2035 – einige Schlupflöcher bleiben

Im Juni hatten die Umweltministerinnen und Umweltminister der EU beschlossen, dass ab 2035 nur noch Neuwagen ohne CO₂-Ausstoß zugelassen werden. Die Vereinbarung lässt auf Drängen Deutschlands und anderer Länder allerdings die Möglichkeit offen, dass mit E-Fuels betriebene Verbrenner auch nach 2035 zugelassen werden können. Auch soll die Entscheidung zu einem späteren Zeitpunkt nochmals überprüft werden. Motorräder finden bislang keine Erwähnung.
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