Auf der Suche nach CO2-neutralen Antriebskonzepten zweifeln nicht wenige daran, dass elektrische Antriebe tatsächlich das propagierte Allheilmittel sind. Eines scheint dennoch beschlossene Sache zu sein: Benzin- und Dieselkraftstoffe sollen in der Utopie einer emissionsfreien Zukunft vollständig durch alternative Antriebskonzepte ersetzt werden.
Der Verzicht auf Verbrennungsmotoren schafft neue Probleme
Doch die Sache hat einen Haken, der nur selten thematisiert wird. Benzin und Diesel sind keine natürlich vorkommenden Rohstoffe, die separat gefördert werden können. Sie sind mengenmäßig nicht zu unterschätzende Bestandteile des Rohöls, ohne das unsere Gesellschaft auch zukünftig nicht auskommen dürfte. Denn elektrisch angetriebene Fahrzeuge werden ebenfalls über asphaltierte Straßen rollen, für deren Bau Bitumen benötigt wird – ein Bestandteil des Erdöls. Zukünftig nur noch Betonstraßen zu bauen, dürfte angesichts des ebenfalls knapper werdenden Zements aufgrund des weltweiten Baubooms keine Lösung sein. Noch lange nachdem das letzte Kraftfahrzeug mit Verbrennungsmotor vom Band gelaufen ist, dürften Flugzeuge von Kerosin angetrieben und in zahlreichen Gebäuden Ölheizungen in Betrieb sein, für die weiterhin Erdöl gefördert werden muss. Nicht zuletzt sind Bestandteile des schwarzen Goldes für die Herstellung von Arzneimitteln und Kunststoffen unerlässlich.
In der Kolonne einer Ölraffinerie werden die im Rohöl enthaltenen Stoffe voneinander getrennt
Zusammensetzung des Erdöls
Um das Rohöl nutzbar zu machen, wird es, stark vereinfacht betrachtet, in der Raffinerie erhitzt und dadurch in seine Bestandteile aufgespalten. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Dichte sammeln sich gasförmige und flüssige Phasen Schicht für Schicht in den darauf abgestimmten Temperaturzonen der sogenannten Kolonne, wodurch sie voneinander separiert werden. Durchschnittlich enthält ein Liter Rohöl unter anderem folgende Bestandteile:
24 % Benzin (Otto-Kraftstoff)
21 % Dieselkraftstoff, leichtes Heizöl
11 % schweres Heizöl
9 % Rohbenzin (zur Herstellung von weiteren Benzinkraftstoffen und Flugzeugtreibstoffen, die etwas leichter sind und einen niedrigeren Flammpunkt haben als reines Kerosin, Farbverdünner, Lösungsmittel, Ethanol etc.)
Sollte zukünftig auch nur ein Teil dieser Stoffe weiterhin benötigt werden, fallen die übrigen Bestandteile des Rohöls zwangsläufig als Nebenprodukte der Raffination an. Selbst den Einsatz von Schwerölantrieben in Hochseeschiffen relativiert dieser Zusammenhang. Obwohl sie als wahre Dreckschleudern verschrien sind, leisten sie in gewisser Weise einen Beitrag dazu, das ansonsten schwer zu verwertende und noch schwerer zu entsorgende Nebenprodukt sinnvoll einzusetzen. Andernfalls müsste man sich die Frage stellen: Wohin mit den 17,5 Litern Schweröl, die bei der Verarbeitung jedes Barrels Rohöl anfallen? Wohin mit dem ganzen Benzin, das auch in Zukunft bei der Herstellung von Kerosin, Heizöl und Straßenbaubitumen übrig bleiben wird? Ich hätte da eine Idee: Motorradfahren! Wir entsorgen euch das Zeug gern. Sollen die Pkw-Hersteller ruhig auf Elektroautos setzen, wenn dadurch der Sprit für unser Hobby günstiger wird.
Fazit
Eine Zukunft ohne Benzin ist schwer vorstellbar. Zumindest, solange nicht für jedes einzelne Produkt, das aus Erdöl hergestellt wird, eine Alternative gefunden wird. Angesichts der Kunststoffmassen, die derzeit den Planeten unter sich begraben, fällt es schwer, daran zu glauben. Mit dem Fokus auf alternative Antriebe könnte sich daher zukünftig die Frage nach der Entsorgung der Kraftstoffe stellen, wenn ein Großteil von ihnen an den Tankstellen keine Abnehmer mehr findet. Freiwillige vor!