Ein flüssigkeitsgekühlter „Dreizylinder-V-Viertakt-Motor mit 75 Grad Zylinderwinkel für Maschinen mit größerem Hubraum“ – diese ziemlich komplex klingende Neuentwicklung präsentiert Honda auf der 110. EICMA in Mailand. Der neue Motor ist schlank und kompakt konzipiert. Als Krönung ist er mit dem weltweit ersten elektrischen Kompressor für Motorräder ausgestattet. Mit dessen Hilfe lässt sich die komprimierte Ansaugluft unabhängig von der Motordrehzahl steuern, sodass bei niedrigeren und mittleren Drehzahlen ein „erwünscht hohes Drehmoment“ (O-Ton Honda) bereitgestellt werden kann. Zudem ermögliche der elektrische Kompressor „ein hohes Maß an Freiheit bei der Anordnung aller Komponenten auf dem begrenzten Platz, der bei einem Motorrad zur Verfügung steht“. Eine Ladeluftkühlung sei nicht erforderlich.
Vorbild des neuen V3-Motors sind die Dreizylinder-Triebwerke, die Honda in den 1980er-Jahren in der Straßenmaschine NS400R (1985-86) und zuvor in Freddie Spencer GP-Rennmaschine NS500 (1983-84) eingesetzt hatte, damals allerdings als Zweitakt-V3. 40 Jahre später bietet das neue V3-75°-Viertakt-Konzept laut Honda „atemberaubende Möglichkeiten in Bezug auf zukünftige Modelle“. Der Rahmen, in den Honda sein neues Triebwerk für die ersten Fotos eingebaut hat, lässt auf eine Rennmaschine schließen und/oder einen Power-Cruiser. Beide dürften mit fulminanten Beschleunigungswerten glänzen und hohe Geschwindigkeiten ermöglichen.
Auf den Spuren von Freddie Spencer
Schon die NS400R brachte es auf 216 km/h Spitze. Freddie Spencer wurde 1983 jüngster Weltmeister der 500er-Klasse mit seiner V3-Honda. 21 Jahre jung war der US-Amerikaner aus Louisina, als er mit seinem Triple-Renner im Rothmans-Design die WM-Krone eroberte. Über den Zeitpunkt des möglichen Serienstarts hat Honda sich bislang nicht geäußert. Den Auftakt könnte die nächste Fireblade-Generation machen. Auch eine Honda-Alternative zur Ducati Diavel ist denkbar.