Helme im Retro-Look liegen im Trend. Große Hersteller wie Shoei und Arai haben in der Regel wenigstens ein Modell im Angebot, als zeitgemäße Ergänzung ihres Portfolios. US-Hersteller Bell setzt seit langem auf seine Ikone Bullitt und den Retro-Enduro-Helm Moto-3. Eine weitere, sehr feine Alternative kommt aus London: Dort fertigt die britische Marke Hedon von Hand edelste Integral- und Jethelme im Classic-Look – mit teils sehr ausgefallen Lackierungen und oft in limitierter Auflage.

Eines dieser extravaganten Modelle ist der Hedon Bumble Bee. Die Hummel (englisch: bumblebee) gibt es wie fast alle Hedon-Helme wahlweise als Integralhelm mit Visier – getauft „Heroine Racer“, als Integralhelm ohne Visier (Heroine Classic), als Jethelm (Hedonist) und als Jethelm mit tief gezogenem Klappvisier (Epicurist). Wir haben uns für die Classic-Variante als Testmodell entschieden. Als Motorradbrille wählten wir die neue Ethen „Cafe Racer“ mit gelb-roter Verspiegelung (photochrom, 114,-- Euro, über www.24helmets.de).
Der Bumble Bee liegt sauleicht in der Hand. Gerade einmal 1.080 (Größe S und M) beziehungsweise 1.190 Gramm (L bis XXL) bringt er als Heroine Classic auf die Waage. Die Polsterung ist aus weichem, antibakteriellem Wildleder. Das Sichtfenster und den unteren Rand rahmt dickes Kalbsleder. Das gibt dem vergleichsweise schmalen Helm einen robusten und extravaganten Look. „Den hat nicht jeder“, davon darf man getrost ausgehen. Der Helm liegt angenehm eng und komfortabel an. Selbst nach stundenlanger Fahrt drückt weder das Stirn- noch das Seitenpolster.
Die große Öffnung sorgt für viel frische Luft und angenehme Fahrtwind-Zirkulation um den Kopf des Fahrers. Wer nur mit Sonnenbrille fährt, kommt sich vor, als hätte er einen Jethelm auf. Der Heroine Classic bietet durch den flachen Kinnbügel aber deutlich besseren Schutz. Je nach Größe der eingesetzten Motorradbrille nimmt der Kühlfaktor etwas ab – oder der Schutz vor zu viel kühler Luft zu, ganz wie man will. Im Herbst ist das eher zugige Fahren mit Motorradbrille bekanntlich nicht jedermanns Sache.
Eine stylische und wirklich ausgefallene Alternative sind die leider nicht ganz billigen Visierbrillen von Hedon (179,-- Euro). Der exklusive Hybrid aus Visier und Motorradbrille deckt das Sichtfeld komplett ab (klar oder getönt). Das Brillenband wird wie bei jeder konventionellen Motorradbrille hinten am Helm arretiert. Dafür gibt es einen klassischen Lederclip. Preislich liegen die Hedon-Helme fraglos im oberen Segment. Kleiner Tipp: Auf der Hedon-Website und beim deutschen Hauptvertriebspartner www.24helmets.de gibt es regelmäßig Prozente auf einzelne Modelle. Das macht die laut UVP bis zu 750,-- Euro teuren Hedon-Schmuckstücke deutlich erschwinglicher.
Tragekomfort
20 /20
Pro
- liegt eng an, ohne zu drücken
- großes Sichtfeld
- komfortable Polsterung
- leichte Schale (Fiberglas/Carbon)
- jethelm-ähnliches Tragegefühl
Material/Verarbeitung
16 /20
Pro
- perfekt verarbeitet
- schnell trocknendes Innenfutter
- Kalbsleder-Ummantelung, Innenfutter aus antibakteriellem Wildleder
Contra
- Polster nicht herausnehmbar und waschbar
Sicherheit
8 /10
Pro
- Doppel-D-Kinnriemenverschluss
- doppelt gesicherter Öffnungsmechanismus
- ECE 22.05
Contra
- ohne Visier kein Schutz vor Insekten oder Steinchen
Windgeräusche
14 /15
Pro
- gute Aerodynamik & Dämmung
Contra
- Windgeräusche variieren je nach Brille/Visier
Gewicht
9 /10
Pro
- 1.080 bis 1.190 Gramm (je nach Größe)
- im Wettbewerbsvergleich leicht
Ausstattung
8 /15
Pro
- Lederclip hinten fürs Brillenband
- Brillenkanal zwischen den Polstern
Contra
- wird ohne Zubehör ausgeliefert
Belüftung/Beschlag
8 /10
Pro
- drei Lufteinlassöffnungen
- Sichtfeld lässt viel Luft rein
M&R
83/100 Punkte
Lässiges, zeitloses Design. Super Tragekomfort auf langen Strecken. Geringes Gewicht, eher leise, perfekt verarbeitet. Leider teuer, erst recht mit dem stylischen Hedon-Zubehör
Text: Ralf Bielefeldt, Fotos: Hedon, Harley-Davidson
#Hedon #Motorradhelm #Test