Hedon Mirage

Läufer und Radfahrer kennen die verblüffende Wirkung von komplett reflektierenden Jacken. Auf dem Motorrad sorgen sie immer noch für großes Erstaunen. Das britische Designer-Label Hedon aus London bietet mit der „Mirage“ seine erste eigene Jacke an. Und die fällt gleich mal richtig auf: Die Außenhaut aus Polyamid reflektiert vom Hals bis zur Hüfte – durchgehend und vollflächig. Im Scheinwerferlicht ändert die dreilagige Jacke ihr dezent-lässiges Grau oder Grün in ein strahlend helles Sicherheitsweiß. Einzig die Bündchen und der Lederbesatz an Schultern und Ellenbogen setzen sich kontrastreich ab.
Bei Tag sieht man der Hedon Mirage ihre kleine Lichttricksereien nicht an. Im Stil einer Bomberjacke schimmert sie leicht, mehr aber auch nicht. Drei Farbkombinationen stehen zur Wahl: dunkelgrau mit schwarzem Lederbesatz, dunkelgrau mit beigem Leder und hellgrün mit beigem Leder. Das abgesteppte rote Innenfutter ist aus weichem Kunstwildleder. Die massiven Reißverschlüsse und die Druckknöpfe der Außentaschen schimmern kupferfarben. Dunkle Strickbündchen sorgen für einen sauberen Abschluss am Hals, Handgelenken und Hüfte.
Der Stil ist lässig-urban. Und verzeiht – mit Verlaub – keine Plautze. Andernfalls drängt sich der allseits bekannte Presswurstvergleich sehr vordergründig auf. Ohnehin dürfte der Kundenkreis erlesen sein: 1.353,95 Euro begehrt Hedon für seine reflektierende Mirage-Jacke. Eine üppige Stange Geld. Ist sie das wert? Tja. Wie bei so vielen Dingen im Leben dürfte das im Auge des Betrachters liegen. Fraglos bietet die Hedon-Innovation bei Dunkelheit – oder präziser gesagt: sobald andere Verkehrsteilnehmer mit eingeschaltetem Licht unterwegs sind – einen sehr hohen Aufmerksamkeitseffekt und damit augenscheinlich eine bessere Sichtbarkeit als vergleichbare Protektorenjacken.
Reißverschlüsse an der Seite sorgen für Belüftung. Gegen den wärmenden Effekt des Kunst-Wildleder-Futterals kommt die seitliche Kühlung allerdings nicht immer verlässlich an: Bei unseren Tests in Spanien half letztlich nur Jacke auf gegen allzu nachhaltige Transpiration.
Gleichwohl überzeugt der Wind- und Wetterschutz: Die dreilagige Jacke ist wasserdicht und hält auch auf langen Strecken schön warm. Stundenlange Fahrten bei Sauwetter werden ihr vermutlich zeitlebens erspart bleiben. Die Mirage spricht sicher eher urbane Fahrer und Metropolisten an als
Globetrotter oder Wiederholungs-­Alpenüberquerer. Wobei: Das Zeug dafür hätte sie vermutlich. Die Innentaschen sind sogar strahlengeschützt, vermerkt Hedon.