Wer mit den zweirädrigen Kraftpaketen auf der Landstraße und der Rennstrecke unterwegs ist, und nicht zufällig einen zweiten Satz Räder mit unterschiedlichen Bereifungen hat, braucht einen Reifen, der am besten beides kann. Michelin hat mir dem Power 6 und dem Power GP2 nun zwei Reifen vorgestellt, die den Spagat meistern wollen.
Laufleistung
Michelins Hyper-Sport Reifen mit Straßenzulassung sind auf der Straße sicher keine Ausdauerkünstler. Das wollen und sollen sie auch nicht sein. Trotzdem verspricht Michelin ausreichende Haltbarkeit auf der Straße und der Rennstrecke. Die Unterschiede zwischen Power 6 und Power GP2 sind dabei vor allem auf der Rennstrecke bemerkbar. Der Power GP2 ist auf der Rennstrecke deutlich stärker, mehr Grip, schneller auf Betriebstemperatur und durch die etwas größere Slick-Zone auf den Schultern auch bei hohen Schräglagen am Asphalt klebend. Dementsprechend höher ist jedoch auch der Verschleiß. Der ist auch beim Power 6 auf der Rennstrecke sichtbar, fällt jedoch etwas geringer aus. Beim Betrieb auf der Straße ist der Verschleiß bei beiden Reifen nahezu identisch. Kein Wunder, in den Grenzbereich bekommt beide Reifen dort nicht.
Handling
Beide Reifen werden von Michelin als echte Sportreifen auf die Straße und die Rennstrecke geschickt. Der Power 6 bekommt als Einordnung 10 Prozent Rennstrecke und 90 Prozent Straße mit auf den Weg, während der Power GP2 50/50 Prozent, also für beides gleichermaßen empfohlen wird. Im Handling werden die Unterschiede immer dann spürbar, wenn die Bedingungen nicht perfekt sind. Beide Reifen sind durch die relativ weiche Mischung schnell auf Betriebstemperatur, der Power 6 ist auf der Straße jedoch der deutlich zugänglichere und vertrauenerweckendere Reifen. Er hat auch auf staubigen Straßen und bei Feuchtigkeit etwas mehr Grip, während der Power GP2 vor allem dann punktet, wenn es zügig, schräg und schnell wird. Auch beim Anbremsen hat der Power GP2 leichte Vorteile – bei Idealbedingungen.
Kurvenverhalten
Das Einlenkverhalten ist bei beiden Reifen identisch und auch die zügige Durchfahrt enger und weiter Kurven fühlt sich bei beiden Reifen sehr souverän an. Das Abkippverhalten bleibt linear, gleichmäßig und enorm stabil. An den Flanken hat Michelin beiden Reifen eine Slick-Zone ohne Profilierung gegeben, die bei trockenen Verhältnissen die Verzahnung mit dem Asphalt bei Schräglage spürbar begünstigt. Diese ist beim Power GP2 etwas größer und ermöglicht größere Kräfte, also eine etwas stärkere Beschleunigung aus den Kurven heraus. Deutlicher wird der Unterschied beim Bremsen in Kurven. Hier spürt man deutlich, dass der Power 6 eher straßenorientiert ist, denn es erfordert etwas mehr Feingefühl an der Bremshand, um nicht versehentlich im Regelbereich des Kurven-ABS zu landen. Beides spielt allerdings höchstens auf der Rennstrecke eine wirkliche Rolle.
Nasslaufverhalten
Durch die größere Profilierung hat der Power 6 hier deutliche Vorteile. Es kann deutlich mehr Wasser von der Lauffläche abgeleitet werden und auch die Reifenschultern sind, von der Slick-Zoneabgesehen, profiliert. Ist es nur feucht und steht das Wasser nicht auf der Strecke, sind beide Reifen problemlos nutzbar, von allzu kühnen fahrerischen Experimenten sollte man aber absehen, Sportreifen bleiben bei Nässe und ohne ausreichende Betriebstemperatur divenhaft. Bei angemessener Fahrweise geben beide Reifen jedoch keinen Grund für eine längere Zwangspause.
Fazit
Die Reifen Michelin Power 6 und Power GP2 sind beide ausgewiesene Sportler. Mit beiden lassen sich Track-Days auf Rennstrecken problemlos bewältigen und auch die Anreise kann auf eigener Achse erfolgen. Der Power GP2 ist sicherlich die bessere Wahl für die Rennstrecke, während der Power 6 als Sportreifen für die Straße sicher zu bevorzugen ist.
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