Kurven, die richtig begeistern, weite grüne Höhen, einsame Bade-Seen mit kristallklarem Wasser und die traumhafte Bergwelt der Allgäuer Alpen.
Das fanden unsere Schräglagenfans Frank Radloff, Jost Martin und Frank Klose ganz im Süden Deutschlands. Nahe Sonthofen fängt der Teil des Allgäus an, der für Motorradfahrer ein tolles Schräglagenparadies eröffnet. Demzufolge stellen wir gleich mal eine traumhafte Tour vor, die reichlich von diesen Allgäuer Kurven-Delikatessen bietet. Von Martinszell führt sie zunächst in westliche Richtung. Dabei gibt es gleich mal ein
M&R Plus-Abo abschließen und weiterlesen
Nutze motorradundreisen.de online mit reduzierter Werbung sowie ohne Werbetracking für nur 2,19 € im Monat - monatlich kündbar.
Du bist bereits Abonnent mit digitalen Inhalten? Jetzt anmelden
M&R Plus 14 Tage testen
Teste motorradundreisen.de online mit reduzierter Werbung sowie ohne Werbetracking für nur 1,-- Euro. Kein Abo – kein Risiko - keine Kündigung erforderlich.
Die komplette Ausgabe 03/2013 von Motorrad & Reisen zum Download
Inhalt: - PDF-Ausgabe
Letzte Aktualisierung: 12.02.2013
2008/05 Ausgabe M&R
Die komplette Ausgabe 05/2008 von Motorrad & Reisen zum Download
Inhalt: - PDF-Ausgabe
Letzte Aktualisierung: 03.07.2023
derart flottes Auf und Ab, das die Augen aller Kurvenfans hell erleuchten lässt. Wer dabei „heiß“ läuft, der findet aber schon nach rund 20 Kilometern Abkühlung, wenigstens wenn man im Sommer unterwegs ist.
Einfach nur wunderschön: der Große AlpseeDer Große Alpsee bei Immenstadt eröffnet dort ein herrliches Badeparadies – also Handtuch & Co. besser nicht vergessen! Wer weniger auf Wassersport steht und deshalb lieber gleich weiter fährt, dem bietet der folgende Tourabschnitt nach Oberstaufen ebenfalls reichlich Kühlung. Hier nimmt der Fahrtwind insgesamt deutlich zu, nachdem die grüne Hügelwelt zwischen Niedersonthofen und Bühl mit ihren mitunter recht knackigen Richtungswechseln und schmalen Straßen vorher für einen sehr hohen Spaßfaktor – allerdings bei gebremstem Tempo – sorgten. Der bald erreichte Bregenzer Wald präsentiert dann genau die bunte Mischung aus dem bisher Gefahrenen. Die Radien der zahlreichen Kurven und Kehren verengen sich hier – wir sind kurz in Österreich unterwegs – kaum und so schwingen wir flott auf der perfekt in die herrliche Landschaft einpassten Teerpiste bergan nach Hittisau.
Vom Bregenzer Wald geht es nach HittisauBedauerlich weise halten wir uns in diesem recht hübschen Ort dann aber ein wenig zu kurz auf. Erst am Abend nach der höchst reizvollen Kurven-Tour erfahren wir nämlich, dass es dort eine museale Ausstellung der wirklich ganz besonderen und in Österreich einmaligen Art gibt.
HittisauGemeint ist ein sicher für alle höchst interessantes Frauenmuseum, welches es sich seit dem Jahr 2000 zur Aufgabe macht, die Welt eben aus der ganz speziellen weiblichen Sicht darzustellen. Dazu gehört natürlich auch die komplexe Auseinandersetzung, welche Frauen seit 4.500 Jahren im Allgemeinen in ihrer natürlichen so-wie gesellschaftlichen Umwelt erleben – und die sich daraus entstandene frauenspezifische Kultur. Dazu gehört ja inzwischen auch das Motorradfahren, ob als Sozia oder immer öfter am Lenker. Gut so, denn Motorrad fahren macht Spaß und das selbst dann, wenn man mittels Geschwindigkeitsbegrenzungen und regelmäßigen Radarkontrollen auf „nur 40 km/h“ gebremst wird. Genau das erlebt man (und natürlich auch Frau) am immerhin 1420 Meter hohen Riedberg-Pass zwischen Balderschwang und Fischen. Muss man aber dennoch unbedingt fahren, denn diese recht schmale und holprige Bergstraße führt über einen der wenigen echten Alpenpässe Deutschlands. Außerdem kann man das Geduldstraining auch für den nächsten möglichen Stopp gut gebrauchen. Wer nämlich der Breitach-Klamm bei Oberstdorf einen Besuch abstatten möchte, der kann es erleben, dass man an der supermodernen Kasse zum Naturwunder Schlange stehen muss. Der weitere Tourverlauf führt dann über Oberstdorf nach Rubi. Über dem Ort reckt sich das 1957 Meter hohe Rubihorn in den Himmel. Von sich reden machte dieser Gipfel am 9.7.1987: Damals löste sich nachmittags ein gewaltiger Felssturz am Nordhang des Berges. Abbruchstelle und das dazugehörige große Geröllfeld sind auch heute noch deutlich zu erkennen. Ein Grund für massive Erosionsschäden dieser Art – die man übrigens immer wieder erleben wird – darf in der außergewöhnlichen Vielfalt im Gesteinsaufbau der Allgäuer Alpen gesehen werden. Ein Weiterer resultiert daraus, dass die Berge sehr steile Neigungswinkel von bis zu durchschnittlich 70 Grad aufweisen. Das ergibt ein oft schroffes Geländebild, welches auch den Verlauf der Oberjochstraße bestimmt. Sie führt durch ungezählte Kurven und Serpentinen auf 1.178 Meter Seehöhe und eröffnet prächtige Ausblicke in die Allgäuer Alpen und ins Alpenvorland.
Wundervolle Weg im Angesicht der schroffen Allgäuer AlpenDiese Traumstraße für Motorradfahrer befindet sich in einem hervorragenden Zustand, unterliegt aber einem restriktiven Überholverbot, was die Polizei vom Aussichtspunkt Kanzel aus oft überwacht. In Oberjoch teilt sich die Jochstraße: Während die eine Route ins Tannheimer Tal führt, wählen wir die andere Variante. Die Nordostrampe der Jochstraße führt uns in weiten Schwüngen und mäßigem Gefälle Richtung Nesselwang. Auf diesem Streckenabschnitt gibt es dann kaum Beschränkungen und so erlebt der Fahrspaß eine gewisse Beschleunigung. In Nesselwang wechseln wir – das Tempo reduziert sich erneut – auf recht schmale, kurvenreiche Sträßchen, die uns fast allein gehören. Der Gefahr einer Vereinsamung entgehen wir dennoch, denn an den Königsschlössern bei Füssen bemerkt man, dass das Allgäu eine viel besuchte Gegend ist. Das Märchenschloss ließ einst Ludwig II. von Bayern erbauen. Dabei trieb die Architektur den romantischen Historismus und Eklektizismus des 19. Jahrhunderts auf die Spitze. Das gegenüberliegende und ältere Schloss Hohenschwangau wirkt dagegen fast ein wenig hausbacken. Nun dürfte bekannt sein, dass Ludwig II. unter anderem wegen seiner damals nicht akzeptierten Schlösserbauwut entmündigt wurde und später auf mysteriöse Art und Weise im Starnberger See ertrank. Im 21. Jahrhundert stellt sich die Sichtweise Ludwigs, der eben weniger an Waffen als an herrlichen Bauten und verschiedenen Künsten interessiert war, völlig anders dar. Sie beschert der bayerischen Volkswirtschaft einen wahren Segen: Täglich – so die offizielle Angabe – besuchen nämlich bis zu 5.000 Touristen Hohenschwangau.
Es gibt aber auch Tage, an denen es einem einfach noch viel mehr vorkommt, daher wird man die restliche Roadbooktour sicher sehr genießen. Denn auf meist wieder kleinen Straßen, die keinerlei Touristenrummel kennen, geht’s auf Teerbändern, die oft die Form eines Korkenziehers beschreiben, über grüne Hügel und an zahlreichen blitzsauberen Seen, wie den Forggensee oder den Rottachsee beispielsweise zurück nach Martinszell. Dort wird heute im Biergarten gegrillt. Dazu ein frisches Bier aus dem Allgäu und so wird das Ganze dann auch ein leckerer wie zünftiger Abschluss dieses wunderschönen Motorradtages.
Das Allgäu ist ein bekannter Landstrich, der sich über den südlichen Teil des bayerischen Regierungsbezirks Schwaben, das äußerste südöstliche Baden-Württemberg, sowie einige zu Österreich gehörende Grenzgebiete erstreckt. Es wird durch die Alpen im Süden geprägt, vor denen sich eine wunderschöne Mittelgebirgslandschaft mit zahlreichen Seen erstreckt. Man unterscheidet die Teilregionen Ostallgäu, Oberallgäu, Unterallgäu und Westallgäu. Das wirtschaftliche Zentrum und größte Stadt des Allgäus ist Kempten im Allgäu mit 61.500 Einwohnern. In der gesamten Region Allgäu leben etwa 560.000 Menschen.
Bücher, Landkarten & Reiseführer
Anreise
Martinszell liegt ungefähr auf halbem Weg zwischen Kempten und Sonthofen und lässt sich über die B19 gut erreichen. Der alternative Startpunkt in Oberjoch liegt genau am Abzweig von der Oberjochstraße ins Tannheimer Tal.
Reisezeit
Je nach Wetterlage kann man dem Allgäu zwischen April und Oktober einen Besuch abstatten.