
Für Weinfreunde ein Muss
Hier warten nicht nur kleine Sträßchen für genialen Schräglagenspaß, sondern es findet sich auch der kleine Ort Barolo, weltbekannt wegen des edlen Rotweins, dessen Nebbiolotrauben hier wachsen und schon seit vielen Jahren mit Hingabe gekeltert werden. Für Freunde des Rotweins ist der Besuch des Weinmuseums ein Muss. Schade nur, dass wir die Weinprobe vor Ort ausfallen lassen müssen, die wir allerdings am Abend nachholen, wenn unsere Motorräder Pause haben. Da bleibt auch Zeit, sich mit den Hotelchefs über das Piemont zu unterhalten, das im deutschsprachigen Raum längst nicht so populär ist wie beispielsweise die Toskana. Eigentlich kann man das kaum verstehen, denn viele Dinge aus der insgesamt wundervollen Region Piemont genießen eine sehr hohe Popularität.
Fiat kommt aus Turin, der Hauptstadt des Piemont, die auch wegen der dort ansässigen Fußballvereine bestens bekannt ist. Ferrero hat seinen Ursprung in Alba, mitten im Weinparadies von Barbaresco und Barolo gelegen. Dieses hübsche Städtchen ist obendrein für das Vorkommen der weißen Trüffel bekannt, die zu den besten der Welt gehören sollen. Und dann liegt Alba auch noch mitten im Motorradparadies Langhe e Roero, das wir jetzt über Barolo hinaus genauer erkunden wollen.
Pollentia: 125 Jahre vor unserer Zeitrechnung gegründet
Vom herrlichen Schlossberg zirkeln wir zunächst durch ein paar verwinkelte Serpentinen bergab nach Pollenzo, heute ein Stadtteil von Bra. Als Pollentia hat dieser Ort, der durch die dort ansässige Slow-Food-Universität italienweit gut bekannt ist, seinen Ursprung allerdings in der Antike. Als römische Stadt schon im Jahr 125 vor unserer aktuellen Zeitrechnung gegründet, spielte sie im Durchzugsgebiet zwischen der Po-Ebene, den nahen Alpenpässen und der ligurischen Küste eine sehr wichtige strategische Rolle.

Obwohl er eine magische Anziehungskraft auf uns ausübt, entfernen wir uns zunehmend in südöstliche Richtung und passieren erneut Barolo. Heute halten wir uns aber nicht dort auf, sondern jagen weiter den Kurven nach. Sie führen uns über Novello und Dogliani nach Murazzano, für heute der südlichste Ort der einfach wundervollen Route. Anschließend zeigen unsere Scheinwerfer also nach Nordosten und wir zirkeln durch die Mittelgebirgshöhen, die sich rechts und links des Flusses mit dem Namen Fiume Bormida di Millesimo erheben.

Vorsicht bei den Thermalquellen
Der folgende Tourabschnitt sorgt nicht nur für Schräglagen in allen denkbaren Variationen, sondern er führt letztlich auch nach Acqui Terme. Diese Stadt ist vor allem für ihre heißen und schwefelhaltigen Thermalquellen bekannt, von denen sich eine mitten im Zentrum der Stadt befindet. Logisch, dass wir da hin müssen. Nur sollte man es sich verkneifen, die Hand unter das austretende Wasser der hydrothermalen Quelle zu halten. Die in Stein gemeißelte Temperaturangabe von 74,5° Celsius ist durchaus ernst gemeint. Ein Selbstversuch, der durch schreckhaftes Wegziehen der Hand sehr schnell beendet wird, beweist es.Nach diesem überraschend heißen Erlebnis entspannt ein Cappuccino auf der Piazza. Ein kurzer Blick auf die Straßenkarte, um den weiteren Routenverlauf zu checken, lässt uns schnell feststellen: „Das Blaue da unten, das ist doch das Mittelmeer. Das sind von hier aus gerade mal 50 Kilometer, also eine knappe Stunde Motorradspaß bis zum Sandstrand!” So planen wir bereits die nächste Tour, bevor wir für heute über Canelli und Barbaresco – auch von dort kommt ein erstklassiger Rotwein – nach Alba fahren.
Der Diamant von Alba: weiße Trüffel
Die „Hauptstadt des weißen Alba-Trüffels” liegt am Fluss Tanaro. Die Siedlungsgeschichte von Alba reicht bis ins 6. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zurück. Die Ligurer ließen sich hier nieder. 173 vor Christi Geburt kam das Gebiet unter die Herrschaft der Römer und wurde etwas später unter dem Namen Alba Pompeia als römisches Municipiumbeurkundet. Im Mittelalter eroberten die Langobarden die Stadt Alba, die sich im 12. Jahrhundert als freie Stadt dem Lombardenbund der norditalienischen Städte anschloss. Seit dem 17. Jahrhundert gehört Alba zu Savoyen, aus dessen Herrschaftshaus 1861 der erste König vom damals neu entstandenen Italien proklamiert wurde.

Dem herrlichen Badetag an der ligurischen Küste, bei uns besser als Riviera bekannt, folgt eine Kurvenpartie, die über Borghetto und Balestrino nach Castelvecchio di Rocca Barbena führt. Der zuletzt genannte Ort liegt genau unterhalb einer weiten Kehre und schmiegt sich an eine alte Burganlage. Etwas weiter kurven wir über den knapp 1.000 Meter hohen Colle San Bernardo in den Ligurischen Alpen, bevor wir über Garéssio, den 1.381 Meter hohen Colla di Casotto in den Seealpen und Mondovì zurück zu unserem Schlosshotel kommen. Dort wartet zum Abschluss unserer Reise ins Piemont bereits ein erlesenes Menü auf uns.

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