
Verträumt stehe ich an der Reling und schaue in die Ferne. Die Sonne färbt den Himmel weinrot und die gut vier Meter hohen Wellen schütteln die Fähre gewaltig durch. Island, ich komme. Draußen ist es frisch und nur meine Motorradjacke schenkt mir etwas Wärme. An Deck schaue ich mich um; niemand hier. Die Menschenmassen, die sich noch vor wenigen Stunden hier an Deck versammelt hatten, verkriechen sich mittlerweile in ihren Kabinen. Vermutlich ist den Leuten schlecht und sie göbeln fleißig um die Wette. Meine Vermutung bestätigt sich indirekt, als eine fette Welle auf die Fähre klatscht, mich einige Meter über das Deck mitreißt und ich im Erbrochenen zum Erliegen komme. „Bäääh!“, dachte ich und schüttelte die Kotz-Reste von meiner Jacke. Auch mir ist spätestens jetzt flau im Magen und es ist echt der richtige Zeitpunkt, sich in die Kabine zu begeben. Ich hatte die Idee: „Schnell schlafen, bevor auch mich die Seekrankheit ereilt.“
Erster Stopp auf den Färöer-Inseln

Bei fünf Grad Celsius und völlig unterkühlt folge ich irgendwelchen Straßen. Der Nebel zieht sich über die gesamten 18 Färöer-Inseln und macht die kühle Lage zwar nicht angenehmer, aber um so viel schöner. Die Natur hier ist einmalig! Vielleicht sogar das Schönste, was ich je sehen durfte. Grün, nass, nebelig … so wahnsinnig mystisch – einfach WOW!
Viel Regen, viel Nebel und wunderschöne Natur

Eine Landstraße führt mich immer weiter hinauf auf einen Berg. Links ein Abgrund, in dem sich gerade eine Wolkenwand aufbaut. Im Regen kommt das Grün der Gräser erst richtig zur Geltung. Und der Geruch erstmal! „Dass ich das erleben darf“, denke ich und kann meinen Blick erst lösen, als ich in meinem Augenwinkel eine Bewegung wahrnehme. Schafe. Anstelle einer Bremsung oder einfach auf der Straße zu bleiben, mache ich reflexartig das, was ich nicht machen sollte: ausweichen. Der Starkwind, gegen den ich zuvor mit meinem Lenker arbeiten musste, ist in diesem Moment auch nicht gerade förderlich. Haarscharf verfehle ich die Klippe und sollte somit eine weitere Chance, leben zu dürfen, bekommen. Während ich kurz vor einem Herzinfarkt stehe und Schnappatmung habe, spaziert die Schafherde seelenruhig weiter.
Nach dem Abenteuer kommt die Ruhe

Text: Ann-Kathrin Bendixen, Fotos: Ann-Kathrin Bendixen
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Reisetagebuch Island – Unterwegs mit Affe auf Bike