Die Wettervorhersage verheißt strahlend blauen Himmel für das gesamte Wochenende. Die Morgensonne müht sich allerdings trotz des wolkenlosen Firnaments noch vergebens, die Temperaturen deutlich in den zweistelligen Bereich zu bringen. Was soll’s, mit der entsprechenden Schutzkleidung schwingen wir uns auf die Motorräder und ziehen los zu unserem ersten Ziel. Über Waßmannsdorf, Selchow und Dahlewitz führt uns die Route auf gut ausgebauten Bundesstraßen nach Zossen und von dort aus über Nebenstraßen, die auch die ersten Kurven und damit das Gefühl von Schräglagen bescheren, in das kleine Örtchen Saalow – also, genau die richtige Einstimmung für den Saisonauftakt. Das Dorf selbst und der nahe gelegene Höllenberg finden ebenso wie die Geschichte der Familie des berühmten Bildhauers Johann Gottfried Schadow in Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ Erwähnung. Ein wirklich einmaliges technisches Denkmal weckt dann unser Interesse: die Schubertsche Scheunenwindmühle. Während sich bei allen anderen Windmühlen die Windräder mit vier Flügeln, mit einer Haube oder dem ganzen Mühlengebäude drehen, bildet der Fachwerkbau und die Technik der Mühle mit ihrem Antriebsprinzip einer hölzernen Windturbine eine Einheit. Wie in einem Windkanal drehen sich die Windräder in der Scheune, wenn man die Tore öffnet und Durchzug entsteht. Geduldig lassen wir uns von dem Vorsitzenden des Vereins, der diese Mühle betreut, Technik und Wirkungsweise erklären, ehe wir uns wieder unserer eigentlichen Leidenschaft widmen, dem Motorrad fahren. Inzwischen steht die Sonne auch schon höher am Himmel und wärmt mit ihren kräftigen Strahlen. Die Reise geht weiter und führt am idyllisch gelegenen Mellensee entlang nach Klausdorf und dann weiter Richtung Süden. Wir passieren Sperenberg und genießen unsere kurvenreiche Fahrt durch die wunderschöne Landschaft im südlichen Teil der Mark Brandenburg.
Weiträumige Ackerflächen wechseln sich ab mit immergrünen Kiefernwäldern, durch die die schmalen Asphaltbänder der Landesstraßen führen. Und das Schönste ist: Wir fühlen uns hier auf den Sträßchen fast ein wenig einsam, so ganz ohne Verkehr. Immer wieder unterbrechen kleine, von landwirtschaftlichen Betrieben dominierte Ortschaften mit Kopfsteinpflasterpassagen unseren flotten Rhythmus. Petkus, Hohenseefeld und Werchau sind kleine Weiler, die wir passieren, ehe der Marktplatz in Schlieben zu einer kurzen Rast einlädt. Bei einem Kaffee erzählt uns der ortsansässige Kellner begeistert - ihm bietet sein Beruf wohl nicht immer Gelegenheit dazu – etwas aus der Stadtgeschichte. Schon im 10. Jahrhundert wurde der Ort erstmalig erwähnt und um 1.200 erbauten Zisterziensermönche eine Kapelle, der dann im 14. Jahrhundert die Kirche zu St. Martin folgte. Kriege und die Pest suchten die Stadt heim, ehe man im 18. Jahrhundert in Schlieben ein Amtsgericht einrichtete. Seit der Wende baut man im Bereich der Stadt wieder Wein an. Vor langer Zeit wurden 30 Lager an der historischen Kellerstraße in den Langen Berg gegraben. Wer möchte, kann auf dem Weinwanderweg namens „Langer Berg“ die Weinkeller und die Landschaft anschauen. Wir belassen es aber bei alkoholfreien Getränken, verzichten auf eine Probe des Rebensaftes und da die Gashand zuckt, brechen wir wieder auf.

Also los, Tickets gekauft, Motorradhelm gegen einen klassischen „Harten Hut“ der Baubranche getauscht, besteigen wir diesen 13.500 (!) Tonnen schweren Koloss unter sachkundiger Führung. Anderthalb Stunden dauert das Ganze und es geht dabei bis hinauf in schwindelnde Höhen, und zwar zur Spitze dieser Abraumförderbrücke. Nach dem gigantischen Blick über die von Baggern zerklüftete Landschaft geht es wieder zurück auf den sicheren Erdboden. „Endlich wieder auf dem Boden der Tatsachen!“, feixt Sabine, als wir gerade dabei sind auf die Motorräder zu steigen. Aber dann friert ihr Lachen plötzlich ein, ihre BMW R850R will einfach nicht mehr starten. Außer müdes Klackern gibt sie keinen Ton von sich. Also anschieben, doch auch das schlägt trotz der engagierten Hilfe anderer Motorradfahrer fehl. Aber: „Immer wenn du denkst, das Motorrad geht nicht mehr, bringt jemand von irgendwo ein Lichtlein her!“ Gott sei Dank gibt es auch in der Lausitz äußerst freundliche Menschen, die mithilfe eines Fremdstartkabels die BMW wieder flott machen. Und woran lag es? Leider frisst solch ein Parklicht nun mal auch Strom. Sabine macht trotz roter Wangen gute Miene zum bösen Spiel und erträgt unseren leisen Spott mit Fassung.
Auf dem Weg durch den Spreewald zurück nach Berlin besuchen wir noch das Museumsdorf Glashütte. Dort leben Glasbläser, außerdem viele andere Künstler und Handwerker, die ihre alten Traditionen des Dorfes fortführen. Nach einem kurzen Rundgang gönnen wir uns im Biergarten des kleinen romantischen Örtchens eine kräftige Mahlzeit: leckeren Wildschweinbraten mit Kraut. Derart gestärkt geht’s auf zur nächsten Kurvenpartie. Diese führt auf kleinen dahin schlängelnden Sträßchen weiter zum Teupitzer See, der vorletzten Station unserer Tagestour in die Lausitz. Direkt am Gewässer und rund 40 Kilometer von der Hauptstadt Berlin entfernt, liegt die kleine 2.000 Einwohner-Stadt namens Teupitz, sie gilt als eine der ältesten Ansiedlungen in Brandenburg. Das malerische Städtchen feierte 2007 das 700. Jubiläum seiner ersten urkundlichen Erwähnung. Selbst Theodor Fontane ließ sich im 19. Jahrhundert von der romantischen Stimmung dort begeistern. Jedenfalls legen wir hier erst einmal eine längere Pause ein. Wir genießen das im Wind dahinplätschernde Wasser sowie den tollen, weitläufigen Ausblick, bevor wir uns wieder kernig in die Waagerechte legen. Berlin ruft und die Sonne neigt sich mächtig Richtung Horizont. Als wir die Hauptstadt wieder erreichen, verabschiedet man sich beim „Hauptmann von Köpenick“ voneinander, lässt aber die echt erlebenswerte Tour noch einmal Revue passieren. „Und? Wie hat’s euch gefallen?“ Sabine und Marina geben zu, dass sie sich erst mal an das mehrfache Hin- und Herfahren bei den Aufnahmen gewöhnen mussten, vor allem an das ewige Wenden auf den manchmal recht schmalen Straßen. Aber das Motorradfahren bei Supersonnenschein und in „meiner“ angenehmen Gesellschaft sei schon echt klasse gewesen.
Die zweite Tagestour mit „meinen“ Berliner Models steht unter einem anderen Motto: Schlösser, Klöster und Burgen im Südwesten von Berlin. Diesmal kommen Catherine und natürlich wieder Sabine zum Einsatz. Als Startpunkt für die Tour bietet sich der bekannte Motorradtreff Spinnerbrücke an. Natürlich juckt es uns schon ordentlich in der Gashand, also nichts wie rauf auf das Motorrad und losgedüst! Als Erstes wollen wir über die berüchtigte Glienicker Brücke fahren. Sie erlangte letztlich weltweite Bekanntheit durch den spektakulären Agentenaustausch am 11. Februar 1986. Da wir mit Spionen aber nichts am Hut haben und James Bond sich auch nicht blicken lässt, steuern wir auf kleinen Teerstraßen Potsdam an. Das Schloss Sanssouci mit dem neuen Palais und dem traumhaften Schlosspark stellt unsere erste Station für einen kurzen Halt dar. Über die preußischen Schlösser und Gärten gäbe es viel zu schreiben, doch wir fahren zu dieser frühen Morgenstunde lieber gleich weiter, denn es gilt, noch viele Schräglagen samt Fahrspaß zu erleben und wundervolle Schlösser zu erkunden. Links, rechts und wieder links, vorbei geht’s an der historischen Mühle von Sanssouci, welche eine Rekonstruktion der einst von Friedrich Wilhelm II erbauten Holländerwindmühle darstellt. Dann führt der Weg erst einmal zur Havel, die mittels Fähre gequert wird.

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