DVISION Head-up-Display – Weitblick für Rechtsausleger
Head-up-Displays konnten sich bei Motorrädern bislang nicht durchsetzen. DVISION will das jetzt ändern. Das Resultat ist durchaus vielversprechend – passender Helm vorausgesetzt.
Navigationssysteme können heutzutage echt eine ganze Menge. Sie führen dich auf dem schnellsten Weg ans Ziel, lotsen dich an den dicksten Staus vorbei, schlagen bei drohenden Wartezeiten Ausweichrouten vor und ertragen selbst das hartnäckige Ignorieren ihrer Anweisungen meist mit großer Gelassenheit und flinken Neuberechnungen. All das ändert aber nichts daran, dass man den Blick – wenn auch nur kurz im Idealfall – vom Straßengeschehen abwenden muss, um die angezeigte Route auf dem Borddisplay oder Navigationsgerät zu checken. Bluetooth-Kommunikationssysteme lösen das Problem, indem sie dir die Richtungswechsel der gekoppelten Smartphone-Navi-App über die Helmlautsprecher ins Ohr flöten.
Anzeige scheinbar „vor“ dem Motorrad
Head-up-Displays (kurz: HUD) setzen genau dort an: Informationen über Tempolimit, Streckenführung und derlei mehr werden direkt ins Sichtfeld des Fahrers gespiegelt und schweben dabei scheinbar vor dem Bike auf der Straße. Bei Motorradhelmen ist mit dieser Automobil-Technologie bislang noch keinem Hersteller der große Durchbruch gelungen. Der natürliche Abstand zwischen dem „Spiegel“ – also der Projektionsfläche des Head-up-Displays – und dem Fahrerauge ist bei behelmten Motorradfahrern gering. Das erschwert es, relevante Informationen klar erkennbar ohne Ablenkungseffekt darstellen zu können. DVISION von Tilsberk ist da ein ganzes Stück weitergekommen. Vier unterschiedliche Anzeigemodi schaffen Ordnung auf dem transparenten, beweglichen Display des universell nachrüstbaren Systems. Per App stehen vier Layoutvarianten zur Wahl, die je nach Wunsch unterschiedliche Informationen darstellen. Diese können dann vom Benutzer individuell den eigenen Informationsbedürfnissen entsprechend angepasst werden. Sie werden einfarbig, kontraststark und auch für Brillenträger gut erkennbar dargestellt. Die Helligkeit passt das System automatisch an.
Dank mitgeliefertem, vorgeformtem Helmadapter aus Kunststoff, universellen Klebestreifen oder per Klebemasse lässt sich das 44 Gramm leichte Head-up-Display schnell anbringen oder abnehmen – ohne äußere Anbauteile und Kabel. Die Akkulaufzeit beträgt rund zwölf Stunden, ausgiebige Tagestouren sind also kein Problem. Die City-Ansicht zeigt unter anderem Navigationshinweise, Geschwindigkeit, das geltende Tempolimit, Batterierestlaufzeit und eingehende Anrufe an. Die Explorer-Ansicht spiegelt unter anderem eine Art Himmelsrichtungsanzeige ins Sichtfeld, die Navigator-Ansicht gibt detaillierte Spurwechselanweisungen, die Minimalist-Ansicht beschränkt sich auf vier bis sieben Angaben.
Keine Hemmschwelle beim Einbau
Der Einbau des passenden Adapters – es werden zwei verschiedene geliefert – ist simpel und funktioniert auch bei Helmen mit Sonnenblende und speziellen Lüftungsöffnungen, wie den Augenbrauenbelüftungen von Arai. Sollten die beiliegenden Klebestreifen nicht passen, wie bei unserem Testhelm der Fall, liefert Tilsberk eine knetmasseartige Befestigung namens „Sugru“ anbei, die auch talentlose Hobbybastler problemlos in Form bringen und an den Helm pressen können. Schlägt der erste Versuch fehl, findet man eine zweite Packung im Karton. Das Zeitfenster für die Bearbeitung ist groß. Ganze 30 Minuten stehen zur Verfügung, um die Masse richtig auszurichten. Problemen bei der Einrichtung beugt Tilsberk mit einer Online-Anbauanleitung vor. Hier wird anhand der getroffenen Angaben die korrekte Installationsmethode ermittelt und im Anschluss Schritt für Schritt erklärt. Ebenso findet ihr auf der Seite (www.dvision-hud.com/de/install) eine Liste aller vom Hersteller empfohlenen Einbauweisen für euren Helm. Vollständig ist diese aber nicht. Im Zweifel fragt einfach direkt beim Hersteller nach der besten Einbaumethode.
Klapphelme scheinen besonders gut geeignet zu sein
Der stufenlos klappbare „Spiegel“ des HUD ist winzig und durchsichtig, stört daher nicht beim Blick nach vorn oder zur Seite. Der Winkel des Klappspiegels kann problemlos individuell auf den Nutzer eingestellt werden.
Schnelle, unaufgeregte Routenführung ohne Google
Gekoppelt wird das HUD per Handy-App. Einfach herunterladen, installieren, App starten und mit dem ausgeschalteten HUD pairen. Dafür muss lediglich 5 Sekunden lang der An-Knopf des Displays gedrückt werden. Geschlossen werden darf die App nicht. Das HUD braucht eine dauerhafte Verbindung für die Routenführung. Diese greift auf gespeicherte Karten von Here zurück und ist erstaunlich flott. Ziel eingeben, los geht’s, einfacher kann Navigieren nicht sein. Per Pfeil und Ansage weist das HUD den Weg. Die erwartete Dauer bis zur Ankunft wird gut sichtbar angezeigt. Im Menü kann alternativ auch auf Ankunftszeit (statt Fahrtdauer) umgestellt werden. In der DVISION-App kann die Routenführung nach den individuellen Vorlieben angepasst werden. So besteht die Möglichkeit, Autobahnen und Tunnel zu meiden, die kürzeste oder schnellste Strecke zu wählen. Auch Zwischenziele lassen sich problemlos in die Navigations-App einbringen und werden sicher angefahren. Verlässt man die ursprünglich geplante Route, wird diese umgehend neu berechnet. Nötig dafür ist steter Zugriff auf das Internet und ein Mobilfunktarif mit ausreichend Datenvolumen. Zusätzlich bietet Tilsberk seinen Kunden die Möglichkeit, gpx-Dateien inklusive Zwischenzielen und Wegpunkten zu importieren und so bereits ausgearbeitete Strecken, wie die von M&R, zu fahren. Hierbei handelt es sich um eine Funktion im Beta-Status. Man sollte daher wie bei jedem anderen Navi auch stets die Strecke im Blick behalten und auf eventuelle Änderungen im Streckenverlauf achten. Wer an seinem Helm ein Kommunikationssystem verbaut hat, kann sich die Routennavigation zusätzlich per Sprache ausgeben lassen. Die App des HUD verbindet sich automatisch mit dem im Handy durch Bluetooth gekoppelten System, um dessen Sprachausgabe zu nutzen. Durch 3 kurze Pieptöne gibt das Tilsberk frühzeitig bekannt, dass demnächst ein Navigationshinweis erfolgt. Es können mehrere Sprachen und Ansagetypen gewählt werden. Wir nutzten die Navigation inklusive Ansage der Straßennamen. Die Sprachqualität ist klar und die Anweisungen sind verständlich. Ein weiteres Feature ist die einstellbare Toleranz für das Tempolimit. Zum Lieferumfang gehören neben dem HUD unter anderem zwei Helmadapter, USB-C-Ladekabel, Klebepads, zwei Tüten Klebemasse und ein Schutzbeutel. Der Routenführung folgt man unbewusst. Die Ablenkungsgefahr ist dank der plakativen Pfeilnavigation gering; mögliche Abweichungen von der Route werden schnell korrigiert.