Die erste Liebe vergisst man nie, heißt es. Ob das auch auf Motorräder zutrifft, werde ich meine Tochter in 20, 30 Jahren mal fragen. Derzeit gilt: Sie hat nur noch Augen für die Yamaha-blaue XSR125.
Hach ja, die erste große Liebe. Meine hieß Silke. Ich war Ende 14, sie schon 15 und natürlich wunderschön. In meinem Herzen war nur Platz für sie – und für die Peugeot TSA, die uns vermögende Nachbarn überließen, weil ihre Söhne schnell die Lust verloren an dem langsamen Teil. 25 Stundenkilometer Spitze. Die waren natürlich ratzfatz ausgereizt, wenn man keinen Spaß am Frisieren hatte. Ich hingegen fasste mir ein Herz, ermuntert von einigen Kumpels, und bohrte den Ansaugstutzen auf. „Das macht sie schneller“, schwor die Bande. Aha. Ein spindeldürres Rohr im Auspuffstrang ersetzten wir bei der Gelegenheit durch ein dickeres und klopften übermütig noch ein Blech im Endtopf raus. Fortan klöterte die TSA gewaltig und fuhr an guten Tagen 45 km/h. Ich war selig und deutlich schneller bei Silke, auch wenn ich aus heutiger Sicht sagen würde: Wirklich rund lief die gelbe Französin nicht mehr nach den stümperhaften Eingriffen … Ein Jahr später überredete ich meine Eltern zu einer Malaguti Cavalcone RC 80. Fortan war ich im Paradies.
Goldene Felgen und dann dieses Blau!
Fast wie eine Große: Lederjacke, Protektorenjeans, farblich abgestimmter Helm – die XSR125 macht es einem einfach, gut auszusehen auf dem Bike Meiner Tochter Klara geht es heute – keine 43 Jahre später – genauso. Sie hat ihren A1-Führerschein bestanden und darf folglich 125er bewegen. Ein Roller kam für sie nicht infrage („Das ist doch kein Motorrad“), auch ein zackiges Krawallo-Bike à la KTM Duke („Oh nee, wie sieht denn die aus?“) fiel direkt durchs Raster, genau wie elektrische Alternativen à la BMW CE 02 („Spielzeug“). Was Zeitloses sollte es sein („Gern so'n bisschen Retro“). Ein echtes Motorrad. Und eine coole Farbe muss es haben. „Die vielleicht?“, fragte ich Methusalem die zarte A1-Novizin und zeigte ihr im Netz die XSR. Da war es um sie geschehen. „Goldene Felgen, ich flippe aus!“, jubelte Klara. „Und das Blau – wow!“
„Laut Tacho 130 Spitze“
Erste Liebe: Goldene Felgen, knallblauer Lack mit Streifen, abgesteppte Sitzbank – Klara und die Yamaha XSR125 sind unzertrennlich Technisch ist die XSR125 in ihrer Klasse über jeden Zweifel erhaben: Sie schöpft die 15 PS, die laut Gesetzgeber erlaubt sind, vollständig aus. Hinzu kommen 11,5 Nm, sagen wir dem Kind zuliebe zwölf. Leistungsdaten, die Klara komplett verzücken: Ihr Fahrschulmotorrad, eine Brixton Cromwell 125, hat 11 PS und knapp 10 Nm. „Die Yamaha geht viel besser ab“, schwört Klara. „Man merkt total, dass die mehr Power hat.“ Eingetragen ist sie mit einer Höchstgeschwindigkeit von beachtlichen 116 km/h. „Laut Tacho geht sie sogar 130, aber sag das bloß nicht Mama“, raunt mir Klara zu. Biker-Verschwiegenheitspflicht, Ehrensache!
Zehn Liter fasst der Tank. Damit kommt die XSR125 rein rechnerisch fast 500 Kilometer weit. Der offizielle Verbrauch beträgt 2,1 Liter auf 100 km. Im eher sportlichen Alltagseinsatz werden es auch mal 2,5 bis 3,0 Liter Die Sitzhöhe passt perfekt: 815 mm stehen im Datenblatt, 170 cm in Klaras Personalausweis – das matcht. Beide Füße am Boden, bei Bedarf – das war mir wichtig. Und Klara auch. Bloß nicht umfallen – weder im Stand, noch beim Fahren. Letzteres verhindert das sehr solide Fahrwerk mit Upside-down-Gabel (37 mm), hochfestem Deltabox-Rahmen und Einarmschwinge hinten. 140 Kilogramm wiegt die Yamaha XSR125 fahrbereit, also mit fast vollem Tank. 10 Liter gehen hinein. Klara kommt damit locker über 400 Kilometer weit. Offiziell (laut WMTC) genügen der kleinsten Sport-Heritage-Yamaha bescheidene 2,1 Liter auf 100 km. Das ist echt genügsam, erst recht im Vergleich zu den durchaus munteren Fahrleistungen. „Ich finde die schon ganz schön schnell“, sagt Klara. „An der Ampel hänge ich die anderen voll ab.“ Die anderen sind zwei Mitschüler. Einer fährt Vespa, einer Brixton. Demnächst gesellt sich ein Dritter hinzu, mit einer Yamaha MT-125. „Dann wird es spannend“, weiß Klara: „In der MT steckt der gleiche Motor wie in meiner XSR, aber die MT ist zwei Kilo schwerer …“
Schuhe sind wichtig, goldene Felgen auch
17-Zoll-Leichtmetallfelge im Retrodesign, 267-mm-Bremsscheibe, schlauchlose Reifen (110/70 vorn, 140/70 hinten) Absolut verguckt hat sich Klara in das puristische Styling der XSR – und in die güldenen Retroräder. Schuhe sind wichtig in dem Alter („Sneaker, was sonst?“), Felgen erstaunlicherweise auch. Die goldenen Speichenräder an der schwarzen XSR125 Legacy, die ebenfalls in die engere Wahl kam, findet Klara zum Niederknien. Als ich sie dann das erste Mal bat, doch mal ihre Felgen zu putzen nach den recht sanften Wintermonaten, war sie aber heilfroh, dass die XSR in Yamaha-Blau „nur“ Leichtmetallräder hat. „Geht schneller und einfacher“, weiß Klara mittlerweile. Putzen, überhaupt, „das gehört dazu, mein Kind“, sprach ich gelassen und überließ ihr lächelnd mein Morris-Fenderbaum-Pflegeset.
LED-Scheinwerfer und reichlich Zubehör
LED-Rundscheinwerfer mit Tagfahrlicht, gut positionierte Rückspiegel für ungestörte Sicht nach hinten. Der schwarze, relativ hohe Lenker lässt problemlos die Montage von Smart Gadgets zu. Kleinere LED-Blinker gibt es im Zubehör Mit dem letzten Modellwechsel bekam die XSR125 einen LED-Rundscheinwerfer. Jetzt ist das Licht deutlich besser. Auch das stylische, kleine, runde Rücklicht arbeitet mit LED-Technik. Die Bremsanlage macht einen ordentlichen Job. Vorn stoppt eine hydraulische Scheibenbremse (267 mm) das 17-Zoll-Rad, hinten verzögert eine 220-mm-Scheibe. Das ABS greift eher spät, aber verlässlich ein. Beide Hebel – Vorderradbremse und Kupplung – sind ab Werk nicht einstellbar. Klara stört das nicht – sie hat recht lange Finger. Alternativ gibt es im Zubehör schmucke, einstellbare Alternativen aus eloxiertem Aluminium (ab 82,95 Euro) und einiges mehr, zum Beispiel kleine LED-Blinker (88,95 Euro), Reifendruckkontrollsystem (191,95 Euro), diverse Verkleidungs- und Stylingteile, vier Design-Pakete (ab 661,95 Euro) und eine Akrapovič-Komplettauspuffanlage (1.121,96 Euro), die den Sound noch eine Spur kerniger rüberkommen lässt. Wobei Klara meint: „Ich finde, die klingt auch so gut.“
Zum Niederknien: Das runde Rücklicht ist eines der Design-Highlights der XSR125. Yamaha beweist auch bei seinem kleinsten Sport-Heritage-Bike viel Liebe zum Detail
Gepäck oder Beifahrer – beides geht nicht
So ziemlich das Einzige, was die XSR125 nicht kann, ist Gepäck transportieren. Einen Gepäckträger gibt es nicht im Zubehör, nur eine Rücksitztasche (292,95 Euro). Cool geht anders, meint Klara. Ihre Wahl für die erste größere Reise wäre daher eine Gepäckrolle. „Reicht mir. Und sieht besser aus.“ Ihre Lieblingssozia müsste damit zu Hause bleiben. Oder einen großen Rucksack für beide aufsetzen. Oder selbst fahren.
Ziemlich beste Freunde – oder doch die erste große Liebe? A1-Motorräder sind für Fahranfänger ein großer Schritt in die faszinierende, großartige Welt des Motorradfahrens Viel cooler kann eine 125er nicht aussehen. Als Sport-Heritage-Bike hebt sich die XSR stilvoll vom üblichen A1-Design ab. Die Technik ist top. Einzig Connectivity könnte die Zielgruppe vermissen: Das runde LC-Display gibt sie nicht her. Alternativen wie das Chigee Aio-5 Lite Smart Riding System schaffen Abhilfe.
Mit der XSR125 bietet auch Yamaha ein 125er-Naked-Bike an. Zeitloses Design und eine umfangreiche Ausstattung wie ABS, LED-Scheinwerfer und dasselbe LCD-Cockpit wie in den Modellen XSR700 und XSR900 dürften für Wiedereinsteiger und Fahrer mit B196-Berechtigung interessant sein.
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Kommentare (3)
Jenny2K
26.04.2025 20:56
Also wenn Klara die goldenen Felgen feiert, frag ich mich, ob sie auch goldene Sneaker dazu trägt?
Finde das Retrodesign an sich ja ganz charmant, aber ehrlich gesagt, diese ganze Begeisterung für goldene Felgen kann ich nicht nachvollziehen. Da leg' ich mehr Wert auf Leistung und Zuverlässigkeit, statt auf schicke Räder.
Echt süße Story mit dem ersten Moped und der ersten Liebe – wer kennt's nicht? Aber mal ehrlich, wer hätte damals nicht gerne so eine "kleine" Yamaha als Einstieg gehabt?