Marvin Schoppe
Nico Koch, Kawasaki
Die Z1000R wird von einem drehfreudigen, flüssigkeitsgekühlten 1.043 ccm Reihenvierzylinder-Motor angetrieben. Dieser liefert bei 10.000 Umdrehungen eine Leistung von 142 PS (104,5 KW) und verfügt über ein Drehmoment von 111 Nm, das bei 7.300 U/min anliegt. Beeindruckend ist, dass der Motor in allen Drehzahlbereichen einen kraftvollen Durchzug und ein hervorragendes Ansprechverhalten aufweist. Nebenbei hat der Motor durch das Cool-Air-System, das durch die Lufteinlässe in der vorderen Verkleidung kalte Luft zum Motor strömen lässt, ein sehr markantes Ansauggeräusch. Durch dieses System in Verbindung mit dem Fallstrom-Drosselklappengehäuse bekommt die Z schon im mittleren Drehzahlbereich ihr präzises Ansprechverhalten.
Sonderlackierung für die R-Version
Vergleicht man die von uns gefahrene Z1000R mit der Z1000, fällt zuallererst die auffällige Lackierung ins Auge. Diese ist einzig der R-Version vorbehalten. Wo die Basisversion in den Farben Emerald Blazed Green/Metallic Carbon Gray, bzw. in Pearl Storm Gray/ Candy Surf Blue erhältlich ist, behält es sich die Z1000R vor nur in der Farbe Metallic Matte Carbon Gray/Metallic Spark Black daherzukommen. Auffällig wird diese Sonderlackierung durch „neongelbe“ Farbakzente an den Felgen, den seitlichen Verkleidungsteilen und an der Lampenmaske. Verschiedene Farbauswahlen gibt es bei der R-Version nicht.
Mensch und Maschine – Helferlein adé
Eines ist jedoch klar, die Z1000R ist kein Anfängermotorrad. Ebenso sollten Wiedereinsteiger überlegen, auf was sie sich einlassen. Behält man sich aber im Hinterkopf, dass man mit einem Motorrad unterwegs ist, das über keinerlei Helferlein außer dem Fahrwerk, den Bremsen und dem ABS verfügt, lässt sich die Maschine durchaus gut, angenehm und sicher auf der Straße bewegen. Ebenso kann man mit dem Bike jede Menge Spaß haben und auf Sekundenjagd gehen. Zieht man den Gashahn in den ersten Gängen nicht komplett durch, bleibt auch der Vorderreifen auf dem Asphalt kleben, andernfalls geht dieser schon mal mangels fehlender Wheelie-Kontrolle in Richtung Himmel.
Aber sind wir mal ehrlich, irgendwie stehen genau diese Fahreigenschaften dem „Furcht einflößenden“ Motorrad richtig gut. Eben Mensch und Maschine und sonst nichts, so wie ich es bei vielen „älteren“ Modellen auch gewohnt bin. Klar sind die technischen Unterstützer gerade im „Renneinsatz“ kaum mehr wegzudenken, um schnelle Rundenzeiten auf die Uhr zu jagen, aber erst einmal mit der Kawasaki vertraut, kommt man mit ihr mehr als gut zurecht.
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Ausgabe 88/2018 von Motorrad & Reisen als PDF mit folgendem Inhalt:
Motorräder: Vergleich: Yamaha Tracer 900 GT vs. Ducati Multistrada 950, Husqvarna 701 Enduro, Triumph Tiger 1200, Kawasaki Z1000R, BMW C 400 X
Touren: Mit der Harley an der Adria: Dalmatien, Kurvenspaß: Harztour, Reisetagebuch: Jakobsweg, Zu dritt auf einem Motorrad: Dolomiten, Historisch unterwegs: mehr Burgenstraße
Zuletzt aktualisiert: 30.08.2018
Motorräder: Vergleich: Yamaha Tracer 900 GT vs. Ducati Multistrada 950, Husqvarna 701 Enduro, Triumph Tiger 1200, Kawasaki Z1000R, BMW C 400 X
Touren: Mit der Harley an der Adria: Dalmatien, Kurvenspaß: Harztour, Reisetagebuch: Jakobsweg, Zu dritt auf einem Motorrad: Dolomiten, Historisch unterwegs: Burgenstra mehrße Eine gute Bremsperformance dank ABS & Brembo-Doppelscheibe
Die Kraft des Aggregats wird durch zwei halbschwimmend gelagerte Brembo-Doppelscheibebremsen mit 310 mm Durchmesser vorne und einer 250 mm großen Einscheibenbremse hinten unter Kontrolle gebracht, was auch wirklich nötig ist – nicht ohne Grund wird die Z als Supernaked bezeichnet. Bei sportlicher Fahrweise bedarf es einer Bremsanlage, auf die man sich verlassen kann. Zudem hat die Z1000R ein ABS-System mit an Bord, das recht spät einsetzt, was aber kein Nachteil ist. Durch das späte Einsetzen der Anlage ist eine sportliche Fahrweise mit kräftigen und präzisen Bremsmanövern überhaupt erst möglich.
Die Z im Sugomi-Design
Die Z1000R wurde nach dem Konzept des „Sugomi“-Designs entworfen. Das japanische Wort bedeutet so viel wie „starker Charakter/Ausstrahlung“, „beeindruckend“ oder „Furcht einflößend“. Im Designansatz findet sich diese Philosophie wie auch im Motor deutlich wieder. Die eckigen und markanten Verkleidungsteile sorgen im Zusammenspiel mit dem hoch angesetzten Tank für einen sportlichen Look. Ins Designkonzept wird der schwarze Motor, der unten von einem Carbon-Bugspoiler umschlossen wird, gekonnt in Szene gesetzt. Im Z-Design ist allerdings die Lampenfront, die der Z1000R ihr düsteres „Gesicht“ verleiht, das Auffälligste. Die Maske ist möglichst tief angesetzt und verlängert die Linienführung des 17-Liter-Tanks. So kommt das Gefühl auf, dass die Z1000R in jedem Moment sprungbereit auf ihre Beute lauert oder zu knackigen Sprints ansetzen will. Hinter der Lampenmaske thront der „Fat-Bar“-Lenker, durch den sich das Bike gut manövrieren lässt. An diesem hat Kawasaki das dezente Cockpit platziert, das sich ab 4.000 Umdrehungen als „LED-Laufanzeige” im oberen Bereich bemerkbar macht. Eine 24-Stunden-Uhr, eine Ganganzeige, der aktuelle bzw. durchschnittliche Verbrauch, eine Temperaturanzeige, sowie eine Restreichweitenanzeige und zwei Tripzähler sind integriert. Komplettiert wird die Kawasaki Z1000R von kleineren Details wie dem Z-Logo auf der Sitzbank oder dem LED-Rücklicht.
Gutes Handling dank Massenzentralisierung
Das Handling des Motorrades wird durch die Massenzentralisierung betont. Dank eines mittig platzierten Vorschalldämpfers lassen sich kleinere Endtöpfe verbauen. Der Aluminium-Rückgratrahmen bietet ein optimales Maß an Steifigkeit. Da der Fahrer durch die Sitzposition mittig ins Bike geholt wird, ist eine ausgewogene Gewichtsverteilung zustande gekommen, durch die sich das Bike agil durch enge Kurven dirigieren lässt. Das Fahrwerk der Z1000R wurde durch Komponenten von Öhlins und Showa maßgeblich überarbeitet. Als horizontale Back-Link-Hinterradfederung bügelt das verstellbare Öhlins-Fahrwerk Bodenunebenheiten gekonnt weg. Die Upside-down-Gabel von Showa lässt sich in Zug- und Druckstufe separat einstellen. So kann die Kawasaki für verschiedenste Situationen individuell eingestellt werden.
Erstaunliche Langstreckeneigenschaften
Äußerlich denkt man im ersten Moment nicht, dass sich mit ihr längere Strecken ohne regelmäßige Pausen bewerkstelligen lassen. Von diesem Irrglauben bin ich aber schnell abgekommen. Bei einer längeren Tour von knapp 400 Kilometern und mehreren Stunden auseinanderliegenden Etappenzielen will man lediglich eine Pause einlegen, wenn der Hals trocken wird oder ein schönes Fleckchen zum Verweilen einlädt – Spätestens aber, wenn sich die 17 Liter Tankinhalt langsam dem Ende zuneigen. Erstaunlich, wie bequem die Sitzbank gepolstert ist. Zudem ist der Kniewinkel für meine Körpergröße von 182 cm perfekt zugeschnitten und der Oberkörper wird nicht zu sehr nach vorne gebeugt, wodurch ein zu großes Gewicht auf den Handgelenken vermieden wird. So richtig viel Freude kommt mit der Supernaked auf, wenn sich die ersten Serpentinen ankündigen. Vom entspannten Umherfahren, lässt sich die Z1000R blitzartig in ihren aggressiven Charakter katapultieren. Im dritten, maximal vierten Gang geht es von einer in die nächste Kurve. Der hochdrehende Reihenvierzylinder liefert durch seinen guten Durchzug im mittleren Drehzahlbereich richtig viel Kraft. Im dritten Gang hängt er bei Schikanen gut am Gas und gibt ein gutes Feedback in die Gashand zurück. Der breite 190er-Hinterreifen liefert hier zudem ausreichend Haftung und Freiraum, die Maschine tief in die Kurve zu drücken. Das Fehlen der Traktionskontrolle ist trotz sportlicher Fahrweise nicht negativ aufgefallen, allerdings wohl bemerkt ohne den Gashahn bis zum Anschlag durchzuziehen.
Soziatauglichkeit, allerdings ohne Zuladung
Ohne Geschwindigkeitsbegrenzung, wie es auf Autobahnen der Fall ist, lässt sich die Maschine gerne mal richtig ausfahren. Allerdings ruft sie bei Geschwindigkeiten von über 190 km/h einen extremen Adrenalinpegel hervor. Hier kommt die Kawa für meinen Geschmack etwas zu sehr ins Trudeln. Allerdings fährt man aber in den seltensten Fällen in solchen Geschwindigkeitsbereichen. Bei alltäglicher Fahrweise macht sie ihren Job dafür umso besser. Auch wenn die R-Edition wie ein testosterongesteuertes Kraftpaket aussieht, das im Einzelbetrieb beheimatet sein will, lässt es sich auch gut und gerne mit Sozia fahren. Hier bietet es sich an, das Öhlins-Fahrwerk schnell etwas straffer abzustimmen. Lediglich ein Dreh am Einstellrad genügt, um das Mehrgewicht auszugleichen. Fahrwerksseitig fällt es also nicht auf, wenn man seine Liebste mit auf Tour nimmt. Kawasaki hätte allerdings für Fahrer und Mitfahrer den gleichen Bezug an der Sitzbank wählen sollen. Beim Beschleunigen oder Bremsen rutscht die Sozia leider etwas zu sehr nach vorn oder hinten, was der Fahrer ausgleichen muss. Auf längeren gemeinschaftlichen Touren ermüden die Arme etwas zu früh, was wiederum ungewollte Pausen mit sich bringt. Bei einer Zuladung von 180 kg lässt sich im Soziabetrieb kaum Gepäck mitführen. Bei einem Körpergewicht von rund 80 Kilo pro Person bleiben unterm Strich nur 20 kg Zuladung über. Auf Solofahrten sollte es dafür keine Probleme geben, etwas mehr Reisegepäck zu verstauen.
Qualitäten in allen Lebenslagen
Trotzdem, ist die Kawasaki Z1000R insgesamt ein gut abgestimmtes Motorrad, das in allen Bereichen seine Qualitäten hat. Auf Landstraßen bzw. kurvigen Abschnitten liefert sie eine gute Performance, gekoppelt mit einem spaßbringenden Antrieb. Auf der Geraden marschiert sie in Nullkommanichts von 0 auf 100. Insgesamt ist sie ein Motorrad mit einem nachhaltigen Charakter, der sich neben Motorrädern derselben Leistungsklasse trotz mangelnder Ausstattung durchaus sehen lassen kann. Lässt sich nur hoffen, dass Kawasaki hier in naher Zukunft auf den Zahn der Zeit aufspringt und Motormappings oder aber eine Traktionskontrolle verbaut. Immerhin kostet die Z1000R mit 13.895,-- Euro ähnlich viel wie die BMW S 1000 R (13.950,-- Euro) oder aber die Honda CB 1000 R (13.290,-- Euro). Letztere kommen beide mit mehreren Fahrmodi und einer Traktionskontrolle daher.