Kerstin Sommer
Kerstin Sommer
Einen Bericht von Kerstin Sommer; M&R Leserin, zum Thema Motorradgottesdienst möchten wir euch nicht vorenthalten. Dabei Informiert sie über das Planen und Durchführen einer solchen Aktion und welche positiven Einflüsse ein MoGo hat. Von Nah und Fern sind dabei mehrere motorradbegeisterte Fahrer nach Lohne, bei Oldenburg, aufgebrochen. Beginn der gemeinsamen Ausfahrt
Es ist kurz vor zehn Uhr morgens. Das Event startet in wenigen Minuten mit einem Frühstück auf dem Parkplatz eines großen Supermarktes. Bierzeltgarnituren sind aufgebaut, es duftet nach Kaffee und das Frühstücksbuffet sieht verlockend aus.
Da kommen die ersten Biker. Ein wunderbarer Sound am Sonntagmorgen. Gerd blubbert auf seiner Harley heran, ihm folgen Holger und Jörg auf Honda und BMW. Meine Honda steht schon in Ausfahrtrichtung geparkt auf dem Abfahrtspunkt für Gruppe Vier. Alle Tourguides tragen blaue Westen über ihren Kombis, damit man sie besser erkennt. – Der Landkreis hat vorgegeben, dass in „kleinen Gruppen“ gefahren werden muss.
Hier sei ein kleiner Rückblick gestattet, denn so ein „MoGo“ braucht seine Zeit. – Das MoGo Orgateam trifft sich seit über einem Jahr, um das Event zu planen. Pfarrer Christian Jaeger, evangelisch, der selbst einen Motorroller fährt, hatte die Idee. MoGo-erfahrene Mitorganisatoren zu finden, gelang zügig. Zu bedenken gibt es viel: Sponsoren für die Aktion, ein großer (Park)Platz, an dem sich alle versammeln können, ein Unternehmen, dass das Catering für Frühstück vor und Kuchenbuffet nach der Ausfahrt übernimmt. Zusätzlich müssen Polizei und Landkreis über die Veranstaltung informiert werden. Und selbstverständlich muss eine für alle Biker fahr- und genießbare Tour her. – Im Orgateam wurden die Zuständigkeiten verteilt, und allmählich ruckelte sich alles zurecht.
Mittlerweile ist es halb elf. Gut 150 Bikes, Quads und sogar ein paar Schwalben sind eingetroffen, und es werden immer noch mehr. Übrigens, auch etliche selbstfahrende Bikerinnen sind dabei. Brunhild stammt aus einer Bikerfamilie und hat sich mit ihrer Ducati Streetfighter einen langgehegten Traum erfüllt.
Der Gottesdienst beginnt planmäßig um 12 Uhr. Pfarrer Jaeger hält mit seinem katholischen Kollegen Jan Tasler einen ökumenischen Gottesdienst, in dem er das befreiende Gefühl des Motorradfahrens und die herzliche Gemeinschaft der Biker und Bikerinnen betont.
Kurz vor 13 Uhr. Ich habe inzwischen nicht nur gezählt, sondern die Motorradfahrer und Fahrerinnen gefragt, woher sie kommen. Wildeshausen, etwa 45 km im Norden und Osnabrück, über 50km im Süden von Lohne dominieren das Einzugsgebiet der MoGo-Begeisterten. Einige sind aber auch aus dem über 100 km entfernten Bielefeld, Herford oder Brake angereist. Mittlerweile gibt Gerd vom Orgateam letzte Informationen zur Ausfahrt. – Einteilung der Gruppen auf vier Guides, die am Vortag die Strecke von etwa 75 km abgefahren sind. Versetztes Fahren, nicht überholen, auf Landstraßen 90 km/h, ansonsten an die Verkehrsregeln halten. – Und, ganz wichtig, jeder ist für sich allein verantwortlich!
Im Minutentakt starten die Gruppen. Es gilt, vor der Senkung der Bahnschranken den Kreisel mit folgender Abbiegung geschafft zu haben. Der erste von elf Kreiseln wird noch von der Polizei freigehalten. Danach müssen sich die BikerInnen selbst organisieren, um eine Trennung ihrer Gruppe zu vermeiden.
Ich bin gut mit meiner Gruppe von etwa 30 Motorrädern gestartet. Die Tour geht zunächst in den Süden des Landkreises über Holdorf, Damme und Osterfeine. Gerd hat die Route fantastisch geplant. Alle Guides haben sie auf ihren Navis. – Ich wusste gar nicht, dass es so herrliche Kurven und Landschaften in unserer Umgebung gibt. Aber auch ich muss auf meinen Streckenverlauf achten, rechtzeitig die Fahrtrichtung angeben und unbedingt vor gelben Ampeln bremsen, damit die Gruppe zusammenbleibt. Eine kleine Herausforderung, wenn Frau das noch nie gemacht hat. Nun weiß ich, wie wichtig ein gut eingestellter, sauberer Rückspiegel ist!
Wir cruisen über Landstraßen und schmale Ortsdurchfahrten. Dabei spielt das Wetter perfekt mit. Es ist sonnig und nicht zu warm.
Ein Traktor verlässt den heimatlichen Hof im Schneckentempo, ohne sich von der Motorradgruppe mit Vorfahrt beeindrucken zu lassen. Glücklicherweise biegt er schon bald auf sein Feld ab, so dass wir ihn nicht überholen müssen.
Kurz vor Damme stehen Störche auf einer gerade wieder durchgrünenden Weide. Ein kurzes Zeichen, und alle haben sie gesehen. Eine Baustelle kurz vor Steinfeld hält uns nicht auf. – Wir haben alles abgefahren und wissen, wir kommen durch.
Nur noch 15 km bis zu unserem Start- und Zielpunkt. Nun kommt Gerds Tourhit: Wir durchfahren einen der letzten Kreisel und kehren alle wieder auf demselben Weg zurück. – So kommen wir aus dem Grüßen gar nicht mehr heraus. Die ganzen MoGo-Ausfahrtgruppen begegnen sich auf diese Weise fahrend.
Viele Motorradfahrer nahmen an der Ausfahrt teil
Nach ein paar Abbiegungen sind wir zurück auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt. Alle strecken die Beine aus und genießen Kaffee und Kuchen. Erste Stimmen: „Schöne Ausfahrt mit netten Leuten, wir wollen das öfter machen. Gemeinsam fahren ist doch richtig schön!“ Philipp, 26, der eigentlich zügiges Kurvenfahren liebt, ist voll des Lobes für die Auswahl der Fahrtstrecke und die Organisation.
Meine anfängliche Skepsis gegenüber Motorradgottesdiensten ist auch verflogen. – Die Motorräder werden nicht gesegnet. – Aber alle geben aufeinander Acht und fahren mit größter Umsicht. Man kommt mit Alt und Jung ins Gespräch, tauscht sich nicht nur über Motorraddetails aus und wünscht sich eine Wiederholung im nächsten Jahr. – Antwort der des Orgateams um Pfarrer Jaeger: „Von heute an ist der erste Sonntag im September für unsere Ausfahrt mit Gottesdienst fest eingeplant.“
Einen Bericht von Kerstin Sommer; M&R Leserin, zum Thema Motorradgottesdienst möchten wir euch nicht vorenthalten. Dabei Informiert sie über das Planen und Durchführen einer solchen Aktion und welche positiven Einflüsse ein MoGo hat. Von Nah und Fern sind dabei mehrere motorradbegeisterte Fahrer nach Lohne, bei Oldenburg, aufgebrochen.