Katalonien und Aragón – Adventure-Bike-Paradiese in Spanien

Seit Jahren studiere ich beim Anflug auf Barcelona die hellbraunen Linien am Boden, die wie auf einem Gemälde von gigantischen Ausmaßen durch die katalanische Landschaft mäandern.
Katalonien und Aragón – Adventure-Bike-Paradiese in Spanien
Katalonien und Aragón – Adventure-Bike-Paradiese in Spanien Das gleichnamige Dorf an der Lagune von einem Beobachtungposten für Zugvögel fotografiert
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Klaus Nennewitz
Klaus Nennewitz
Ein Paradies für Adventure-Bikes! Mit der brandneuen GAS GAS 700 Enduro werde ich sie nun endlich auch mal fahren: 600 km on/off von Barcelona zur Laguna de Gallocanta im Aragón stehen auf dem Plan.
Lagune von Gallocanta
Über der Lagune von Gallocanta in der Region Aragón glänzt ein besonderes Licht

Passt die Vorarbeit mit Garmin Basecamp?

Der Einstieg in die erste Schotterstrecke erfolgt bei Albinyana, bis dahin war der Einzylinder auch auf der Autobahn überraschend komfortabel gelaufen. Da noch kein Gepäckträger aus dem Zubehör verfügbar war, kam die Gepäckrolle über den hinteren Kotflügel. Aber Achtung, dass sie nicht am extrem heißen Schalldämpfer verschmort! Auf den ersten Kilometern folgt der selbst gewählte Track einer Gasleitung und geht wie diese schnurgerade, mit Auf- und Abstiegen, eher für Wettbewerbsenduros geeignet, durch das felsige Massís de Bonastre.
Schotterpisten
Immer wieder verlaufen parallel zu den Asphaltbändern bestens gepflegte Schotterpisten
Alleine unterwegs mit einem ADV-Bike … mit Gepäck nicht wirklich ratsam. Also umdrehen und nach einer Alternative mit Autospuren suchen. Für den weiteren Verlauf meiner Tour wird das immer wieder zum Kriterium für die Pistenwahl: Strecken ohne Autospuren führen für Reisenduros ins Nichts! Meine Vorarbeit mit Garmin Basecamp erweist sich als gut. Lediglich um Stauseen und bei Windkraftanlagen sollte man in Spanien einen großen Bogen machen: Pisten, die vor drei Jahren noch zu befahren waren, sind inzwischen gesperrt und werden oft durch Kameras überwacht.
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Priorat: verwunschene Felsen und Rotweine von Weltruf

Felsbrücke
Natursteinbrücke in einem paradiesischen Felsengarten bei Aguaviva in Aragón
Der Einstieg in den Naturpark Serra de Montsant westlich von Tarragona erfolgt über die kurvige Bergstraße bei Villaplana, die im Rahmen der WRC als Sonderprüfung genutzt wird. Fast oben angekommen, belohnt eine der schönsten Kehren Spaniens mit einem fantastischen Blick aufs Meer, gegen Abend wird es aber kühl. Die Schotterstrecke über das Felsmassiv hilft beim Aufwärmen, aber nach rund 10 km versperrt ein Drahtseil den Weg. Vorbeikommen ist unmöglich, würde auch kaum Sinn machen, denn auf der baumlosen Hochebene ist ein Motorrad kilometerweit zu sehen. Schade, also umdrehen und die letzten Kilometer über faszinierende Kurvenstrecken zwischen monolithischen Felsformationen bis ins Quartier in Morera de Montsant, einem der schönsten Orte mit absoluter Stille auf der Tour. Auch am nächsten Morgen kann die Piste „Mas del Roger“ in Richtung Westen nicht komplett befahren werden, weil die Adler in den Wänden der Mayor-Felsküste ungestört brüten sollen. Deshalb ist beim Kartäuserkloster Escaladei aus dem 12. Jahrhundert Ende, eine winzige Nebenstraße führt durch endlose Oliven- und Mandelhaine nach Figuera.
Ebrodeltas - Massiv dels Parc Natural des Ports
Endloser Weitblick auf die katalanische Ebene des Ebrodeltas vom Massiv dels Parc Natural des Ports
In Richtung Ebro-Fluss liegt ein verführerisch süßer Duft in der Luft: Die Orangenbäume sind am Blühen. Der Abstieg zum Ebrodelta geht über den Schotterpass Coll de Monetze sowie die Servicerouten der Windräder von El Perellò.
Ebrodelta
Im Ebrodelta direkt am Mittelmeer kann man noch legal den Sandstrand unter die Räder nehmen.
Am Strand des Trabucador kann man noch legal fahren, die befahrbare Strecke ist aber auch hier erheblich verkürzt worden und der Zugang zum Meer ist nun durch Zäune eingeschränkt. Massentourismus und der Klimawandel, der immer mehr vom fragilen Delta verschlingt, haben die Maßnahmen nötig gemacht.

Ein vergessenes Naturparadies

Quadverbot
Wir müssen draußen bleiben: Bitte keine Quads im Naturpark!
In den Parc Natural dels Ports schraubt sich die 14 km lange Straße zum Mirador del Portell fast 1.000 m hoch, oben wird der umwerfende Ausblick auf die Ebene bis zum Meer von gigantischen Felsen umrahmt. Überraschenderweise ist nichts los! Gerade mal drei Hostels gibt es auf der verschlafenen Passhöhe und das, obwohl eine wunderbare, 36 km lange Schotterpiste durch den Naturpark in Richtung Süden führt.
 Parc Natural dels Ports
Eigentlich eine perfekte Rallyepiste im Parc Natural dels Ports, das Speedlimit beträgt aber 30 km/h
Eigentlich zu schön zum Motorradfahren, man sollte die Maschine wirklich stehen lassen und lieber einen Tag mit den Wanderern verbringen, die man beim Übernachten in den Berghütten kennenlernt. Am Morgen fahre ich die Piste durch die Wälder bis nach Beceite völlig alleine, auf der südlichen Seite folgt der Feldweg der Pena-Talsperre weiter nach Süden.

Aragón präsentiert sich karger

Ab Monroyo, inzwischen in Aragón, bekommt man das Gefühl, dass Spanien nur noch aus Feldwegen und Schotterpisten besteht. Zum Teil dienen sie als Hauptverbindungswege und sind in einem perfekten Zustand, sowohl durch die Berge als auch durch die kargen, zerklüfteten Ebenen, die mit terrassenförmigen Erhebungen durchsetzt sind. In der Region Cuenca Minerals werden im Tagebau Steinkohle, Braunkohle, Eisenerz, Gips, Blei und Salz abgebaut, die Landschaft ist ziemlich ausgemergelt. Auf den Feldwegen liegt oft zentimeterhoher dichter Staub, fast wie afrikanischer Fesh-Fesh, mit Erz beladene Lkw-Kolonnen heizen ziemlich rücksichtslos durch die Gegend. Zum Adventure-Bike-Fahren ist die Region dennoch ein Paradies: Man kann die Landschaft gut überblicken und sich relativ einfach orientieren.

Nichts für Warmduscher

Lagune von Gallocanta
Die Lagune von Gallocanta: Sitzen und beobachten, mehr braucht es eigentlich nicht.
Starker Regen mit Temperaturen im einstelligen Bereich machen die Ankunft auf der Hochebene der Lagune von Gallocanta wenig romantisch. Das kleine Hotel Las Grullas in Torno, im modernistischen Baustil vor rund 100 Jahren erbaut, hat aber glücklicherweise eine funktionierende Heizung.
Pass Aragon
Genauso wie am Pass, der nach der Überwindung von 1.000 Höhenmetern auf 14 km Strecke in den Parc dels Ports führt
Auf einer Strecke von rund 30 km schlängelt sich eine perfekte Sandpiste immer dicht an der Lagune entlang, die in diesem Jahr randvoll gefüllt ist. Rallyefahren ist hier natürlich total out, im gemütlichen Bummeltempo geht es zu den Aussichtspunkten, um die Zugvögel zu beobachten. In diesem Jahr sollen sogar Flamingos vor Ort sein!

Hauptsache unterwegs!

Gekommen war ich, um die Stimmung der Hochebene wie in den südamerikanischen Anden aufzusaugen, so hatte ich sie in Erinnerung. Doch das Wetter hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, ich bin angekommen bei Nässe und Kälte in einem schottischen Hochland. Aber mein wirkliches Ziel war es, nach der Teilnahme an mehreren Hardalpitours das ADV-Biken mal selbst auszuprobieren. Alleine offroad ein Land durchqueren und dabei ganz auf sich alleine gestellt sein. Einfach die schönste Art, unterwegs zu sein …

Motorradtour Katalonien und Aragón – Adventure-Bike-Paradiese in Spanien – Infos

Seit Jahren studiere ich beim Anflug auf Barcelona die hellbraunen Linien am Boden, die wie auf einem Gemälde von gigantischen Ausmaßen durch die katalanische Landschaft mäandern. Ein Paradies für Adventure-Bikes! Mit der brandneuen GAS GAS 700 Enduro werde ich sie nun endlich auch mal fahren: 600 km on/off von Barcelona zur Laguna de Gallocanta im Aragón stehen auf dem Plan.

Allgemeine Infos

Katalonien im Nordosten Spaniens an der Grenze zu Frankreich ist eine landschaftlich äußerst abwechslungsreiche Region mit vielen ungeteerten Strecken, die sich zum Adventure-Bike-Fahren anbieten. Aber Vorsicht! Eine Inflation des Endurosports und -tourismus hat nach der Jahrtausendwende dazu geführt, dass Wege unter vier Metern Breite nicht mehr befahren werden dürfen, in den Hotspots nahe der Costa Brava greift die lokale Polizeibehörde „Mossos d’Esquadra“ deshalb immer mal wieder durch. Verbotsschilder verbreiten sich langsam auch in Spanien, in Richtung Süden nach Aragón wird die Situation entspannter. Aber oder gerade trotzdem: Bitte maximalen Respekt und Rücksichtnahme für Exkursionen im Off!
  • So lang ist diese Motorradtour: ca. 720 km
  • Der höchste Punkt der Strecke: 1.262 Meter über NN

Anreise

Von der deutsch-französischen Grenze Nähe Mulhouse sind es über 1.000 km über die Autobahnen. Glücklich schätzen kann sich, wer das Bike in einen Transporter verladen kann.

Beste Reisezeit

Man kann die beiden Regionen Katalonien und Aragón eigentlich ganzjährig bereisen. Am besten ist man im Frühjahr von März bis April und Im Herbst zwischen Oktober und November unterwegs.

Verpflegung

Clos Galena in El Mollar (Priorat)
Ausgezeichnete, starke Rotweine aus dem Priorat, die sich zum Geheimtipp entwickelt haben.
https://www.closgalena.com/

Weingut Avgvstvs Forvm in El Vendrell
Das biologische Weingut ist spezialisiert auf hochklassige Weißweine und außergewöhnlichen Weinessig wie den mindestens 25 Jahre lang gereiften „Flavivs Reserva”, der bei Spitzenköchen weltweit beliebt ist.
http://www.avgvstvsforvm.com/en/

Weingut Rimarts in Sant Sadurni d’Anoia
Ein kleiner biologischer Familienbetrieb, der sich seit rund 30 Jahren auf die traditionelle Herstellung des weißen katalanischen Schaumweins „Cava” spezialisiert.
http://www.rimarts.net/en/

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