Katalonien und Aragón – Adventure-Bike-Paradiese in Spanien
Seit Jahren studiere ich beim Anflug auf Barcelona die hellbraunen Linien am Boden, die wie auf einem Gemälde von gigantischen Ausmaßen durch die katalanische Landschaft mäandern.
Ein Paradies für Adventure-Bikes! Mit der brandneuen GAS GAS 700 Enduro werde ich sie nun endlich auch mal fahren: 600 km on/off von Barcelona zur Laguna de Gallocanta im Aragón stehen auf dem Plan.
Passt die Vorarbeit mit Garmin Basecamp?
Der Einstieg in die erste Schotterstrecke erfolgt bei Albinyana, bis dahin war der Einzylinder auch auf der Autobahn überraschend komfortabel gelaufen. Da noch kein Gepäckträger aus dem Zubehör verfügbar war, kam die Gepäckrolle über den hinteren Kotflügel. Aber Achtung, dass sie nicht am extrem heißen Schalldämpfer verschmort! Auf den ersten Kilometern folgt der selbst gewählte Track einer Gasleitung und geht wie diese schnurgerade, mit Auf- und Abstiegen, eher für Wettbewerbsenduros geeignet, durch das felsige Massís de Bonastre. Alleine unterwegs mit einem ADV-Bike … mit Gepäck nicht wirklich ratsam. Also umdrehen und nach einer Alternative mit Autospuren suchen. Für den weiteren Verlauf meiner Tour wird das immer wieder zum Kriterium für die Pistenwahl: Strecken ohne Autospuren führen für Reisenduros ins Nichts! Meine Vorarbeit mit Garmin Basecamp erweist sich als gut. Lediglich um Stauseen und bei Windkraftanlagen sollte man in Spanien einen großen Bogen machen: Pisten, die vor drei Jahren noch zu befahren waren, sind inzwischen gesperrt und werden oft durch Kameras überwacht.
Starte deine Motorradtour: Infos zu Anreise, Reisezeiten, Übernachtung und mehr
Priorat: verwunschene Felsen und Rotweine von Weltruf
Der Einstieg in den Naturpark Serra de Montsant westlich von Tarragona erfolgt über die kurvige Bergstraße bei Villaplana, die im Rahmen der WRC als Sonderprüfung genutzt wird. Fast oben angekommen, belohnt eine der schönsten Kehren Spaniens mit einem fantastischen Blick aufs Meer, gegen Abend wird es aber kühl. Die Schotterstrecke über das Felsmassiv hilft beim Aufwärmen, aber nach rund 10 km versperrt ein Drahtseil den Weg. Vorbeikommen ist unmöglich, würde auch kaum Sinn machen, denn auf der baumlosen Hochebene ist ein Motorrad kilometerweit zu sehen. Schade, also umdrehen und die letzten Kilometer über faszinierende Kurvenstrecken zwischen monolithischen Felsformationen bis ins Quartier in Morera de Montsant, einem der schönsten Orte mit absoluter Stille auf der Tour. Auch am nächsten Morgen kann die Piste „Mas del Roger“ in Richtung Westen nicht komplett befahren werden, weil die Adler in den Wänden der Mayor-Felsküste ungestört brüten sollen. Deshalb ist beim Kartäuserkloster Escaladei aus dem 12. Jahrhundert Ende, eine winzige Nebenstraße führt durch endlose Oliven- und Mandelhaine nach Figuera. In Richtung Ebro-Fluss liegt ein verführerisch süßer Duft in der Luft: Die Orangenbäume sind am Blühen. Der Abstieg zum Ebrodelta geht über den Schotterpass Coll de Monetze sowie die Servicerouten der Windräder von El Perellò. Am Strand des Trabucador kann man noch legal fahren, die befahrbare Strecke ist aber auch hier erheblich verkürzt worden und der Zugang zum Meer ist nun durch Zäune eingeschränkt. Massentourismus und der Klimawandel, der immer mehr vom fragilen Delta verschlingt, haben die Maßnahmen nötig gemacht.
Ein vergessenes Naturparadies
In den Parc Natural dels Ports schraubt sich die 14 km lange Straße zum Mirador del Portell fast 1.000 m hoch, oben wird der umwerfende Ausblick auf die Ebene bis zum Meer von gigantischen Felsen umrahmt. Überraschenderweise ist nichts los! Gerade mal drei Hostels gibt es auf der verschlafenen Passhöhe und das, obwohl eine wunderbare, 36 km lange Schotterpiste durch den Naturpark in Richtung Süden führt. Eigentlich zu schön zum Motorradfahren, man sollte die Maschine wirklich stehen lassen und lieber einen Tag mit den Wanderern verbringen, die man beim Übernachten in den Berghütten kennenlernt. Am Morgen fahre ich die Piste durch die Wälder bis nach Beceite völlig alleine, auf der südlichen Seite folgt der Feldweg der Pena-Talsperre weiter nach Süden.
Ab Monroyo, inzwischen in Aragón, bekommt man das Gefühl, dass Spanien nur noch aus Feldwegen und Schotterpisten besteht. Zum Teil dienen sie als Hauptverbindungswege und sind in einem perfekten Zustand, sowohl durch die Berge als auch durch die kargen, zerklüfteten Ebenen, die mit terrassenförmigen Erhebungen durchsetzt sind. In der Region Cuenca Minerals werden im Tagebau Steinkohle, Braunkohle, Eisenerz, Gips, Blei und Salz abgebaut, die Landschaft ist ziemlich ausgemergelt. Auf den Feldwegen liegt oft zentimeterhoher dichter Staub, fast wie afrikanischer Fesh-Fesh, mit Erz beladene Lkw-Kolonnen heizen ziemlich rücksichtslos durch die Gegend. Zum Adventure-Bike-Fahren ist die Region dennoch ein Paradies: Man kann die Landschaft gut überblicken und sich relativ einfach orientieren.
Nichts für Warmduscher
Starker Regen mit Temperaturen im einstelligen Bereich machen die Ankunft auf der Hochebene der Lagune von Gallocanta wenig romantisch. Das kleine Hotel Las Grullas in Torno, im modernistischen Baustil vor rund 100 Jahren erbaut, hat aber glücklicherweise eine funktionierende Heizung. Auf einer Strecke von rund 30 km schlängelt sich eine perfekte Sandpiste immer dicht an der Lagune entlang, die in diesem Jahr randvoll gefüllt ist. Rallyefahren ist hier natürlich total out, im gemütlichen Bummeltempo geht es zu den Aussichtspunkten, um die Zugvögel zu beobachten. In diesem Jahr sollen sogar Flamingos vor Ort sein!
Hauptsache unterwegs!
Gekommen war ich, um die Stimmung der Hochebene wie in den südamerikanischen Anden aufzusaugen, so hatte ich sie in Erinnerung. Doch das Wetter hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, ich bin angekommen bei Nässe und Kälte in einem schottischen Hochland. Aber mein wirkliches Ziel war es, nach der Teilnahme an mehreren Hardalpitours das ADV-Biken mal selbst auszuprobieren. Alleine offroad ein Land durchqueren und dabei ganz auf sich alleine gestellt sein. Einfach die schönste Art, unterwegs zu sein …
Motorradtour Katalonien und Aragón – Adventure-Bike-Paradiese in Spanien – Infos
Seit Jahren studiere ich beim Anflug auf Barcelona die hellbraunen Linien am Boden, die wie auf einem Gemälde von gigantischen Ausmaßen durch die katalanische Landschaft mäandern. Ein Paradies für Adventure-Bikes! Mit der brandneuen GAS GAS 700 Enduro werde ich sie nun endlich auch mal fahren: 600 km on/off von Barcelona zur Laguna de Gallocanta im Aragón stehen auf dem Plan.
Allgemeine Infos
Katalonien im Nordosten Spaniens an der Grenze zu Frankreich ist eine landschaftlich äußerst abwechslungsreiche Region mit vielen ungeteerten Strecken, die sich zum Adventure-Bike-Fahren anbieten. Aber Vorsicht! Eine Inflation des Endurosports und -tourismus hat nach der Jahrtausendwende dazu geführt, dass Wege unter vier Metern Breite nicht mehr befahren werden dürfen, in den Hotspots nahe der Costa Brava greift die lokale Polizeibehörde „Mossos d’Esquadra“ deshalb immer mal wieder durch. Verbotsschilder verbreiten sich langsam auch in Spanien, in Richtung Süden nach Aragón wird die Situation entspannter. Aber oder gerade trotzdem: Bitte maximalen Respekt und Rücksichtnahme für Exkursionen im Off!
So lang ist diese Motorradtour: ca. 720 km
Der höchste Punkt der Strecke: 1.262 Meter über NN
Anreise
Von der deutsch-französischen Grenze Nähe Mulhouse sind es über 1.000 km über die Autobahnen. Glücklich schätzen kann sich, wer das Bike in einen Transporter verladen kann.
Beste Reisezeit
Man kann die beiden Regionen Katalonien und Aragón eigentlich ganzjährig bereisen. Am besten ist man im Frühjahr von März bis April und Im Herbst zwischen Oktober und November unterwegs.
Verpflegung
Clos Galena in El Mollar (Priorat) Ausgezeichnete, starke Rotweine aus dem Priorat, die sich zum Geheimtipp entwickelt haben. https://www.closgalena.com/
Weingut Avgvstvs Forvm in El Vendrell Das biologische Weingut ist spezialisiert auf hochklassige Weißweine und außergewöhnlichen Weinessig wie den mindestens 25 Jahre lang gereiften „Flavivs Reserva”, der bei Spitzenköchen weltweit beliebt ist. http://www.avgvstvsforvm.com/en/
Weingut Rimarts in Sant Sadurni d’Anoia Ein kleiner biologischer Familienbetrieb, der sich seit rund 30 Jahren auf die traditionelle Herstellung des weißen katalanischen Schaumweins „Cava” spezialisiert. http://www.rimarts.net/en/
Fahrtests: BMW R 1300 GS, Horex Regina Motorräder: Kawasaki Eliminator 500, BMW F 900 GS, Ducati DesertX Rally, MOTO GUZZI V85 TT, Suzuki GSX-S1000/950, Suzuki V-STROM 800, Honda Africa Twin, Royal Enfield Bullet 350, CFMoto 450NK, Kawasaki Ninja 7 Hybrid, Honda NT1100, Ducati Multistrada V4 S Grand Tour, Honda Dax Furiosa, Brixton Cromwell Touren: Erlebnismehr Uckermark – Zwischen Seen und Wäldern, Katalonien und Aragon – Adventure-Bike-Paradies, Graubünden – Rock ´N´ Roll in der Südostschweiz Tests: Zumo XT2 - Testupdate, Rukka Wilde-R, Held Sambia 2in1 EVO, Touratech Destino, Pharao Cedar WP, Rukka CityRace-R Magazin: Touratech Action Adventure, 20 Jahre Ducati Multistrada
Für die große Fahrt und kleine Abstecher. Die MARCO POLO Landkarten bestechen durch eine leicht lesbare Kartografie, in der durchgängig landschaftlich schöne Strecken und Orte markiert sind. Schon in der, im Kartendeckel befindlichen, ausklappbaren Übersichtskarte sind die schönsten Orte mit ""Marco Polo Highlight-Sternen"", sowie gelben oder grünen Markierungen unterlegt, um unterwegs auch wirklichmehr nichts zu verpassen. Die wichtigsten Ballungsraumkarten und Citypläne in den Karten sorgen zusammen mit dem praktischen Zoom-System für die beste Orientierung auch in den Städten." Mit den MARCO POLO Karten können Sie sich auch im Ausland so sicher orientieren wie in der Heimat!