Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel – so ein Sportgruß der Segler. Für meine Reise formuliere ich den Spruch in „Immer eine Handbreit Asphalt unter dem Rad“ um. Denn auf dieser Reise hat das Motorradfahren einen direkten Bezug zur Schifffahrt. Erst einmal muss aber der „sichere“ Hafen in Opatija – Kroatien – erreicht werden. Die Anreise über die Alpen ist schon ein Höhepunkt. Dazu plant man mehrere Tage mit Zwischenübernachtung im M&R-Motorradhotel „Hotel Sonnegg“ in Saalbach-Hinterglem ein. Das Motorrad kann gut geschützt in der Garage abgestellt werden. Tagsüber lassen sich traumhafte Tagesetappen unter die Räder nehmen oder es lässt sich der hoteleigene Wellnessbereich nutzen. Georg, der Hotelvater, steht auch immer gerne für Tourentipps bereit oder bietet selbst an, geführte Touren zum Großglockner zu fahren.
Entlang der schönsten Alpenstraßen
Die Anreise nach Opatija hat mich vom Sonnegg erst einmal Richtung Mittersill geführt. Ab hier kann man im Prinzip mittig zum Großvenediger und Großglockner durch den Nationalpark Hohe Tauern fahren. Und eines ist gewiss, die Felbertauernstraße (B108) ist eine der schönsten Bergstraßen in den Alpen. Entlang an Klippen und Wasserfällen führt sie durch mehrere schön zu fahrende Kurven, bis Matrei in Osttirol erreicht wird. Von hier aus kommt man über Lienz und Kötschach-Mauthen zum Plöckenpass, der an seinem Scheitelpunkt über die italienische Grenze führt. Über die A23, auch Alpen-Adria-Autobahn genannt, werden dann erst einmal Kilometer gefressen, denn die ungefähre Anreisezeit „später Nachmittag“ scheint auf einmal relativ knapp bemessen zu sein. Nahe der slowenischen Grenze wird auf die A4 und später auf die E61 gewechselt, die direkt bis nach Opatija führt und mit einer sehr ansprechenden Landschaft verwöhnt. Zum Glück bin ich doch noch pünktlich zum Einschiffen eingetroffen.
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Einschiffen, Kennenlernen & das Fahren in einer Gruppe
Da liegt sie – die Vapor. Unser „Kreuzfahrtschiff“ für die nächste Woche. Ja, richtig gelesen – Kreuzfahrtschiff. Die nächste Woche wird das Schiff eine relativ große Rolle auf dieser Reise einnehmen. Die „Croatia-Bike-Cruise“ ist eine Kreuzfahrt auf zwei Rädern. Das heißt, dass wir unser Gepäck wie in einem Hotel auf dem Schiff lassen können. Für die jeweiligen Fahrtage muss nur das Nötigste, eben zum Motorradfahren, eingepackt werden. Das wirklich Grandiose dabei ist, dass jeden Abend ein anderer Hafen unser Schlafplatz sein wird. Die Vapor fährt nämlich an der Küste hinter uns her, während wir die mehr als abwechslungsreiche Landschaft Kroatiens erfahren können. Nach der Ankunft wird sich erst einmal begrüßt und vorgestellt, danach geht es ans Kajütebeziehen. Sehr zu meiner Freude sind die Zimmer für ein Schiff äußerst geräumig und meines verfügt über einen direkten Blick aufs Meer. Aber letztlich wollen wir ja alle die schöne Zeit nicht auf dem Zimmer verbringen, sondern Kroatien entdecken. Allerdings fehlt noch eine Sache, bevor die Reise starten kann. Wie auf jeder Kreuzfahrt muss auch hier eine Sicherheitseinweisung stattfinden, auch wenn wir nur zum Übernachten an Bord sind. Das wesentlich interessantere bei der Ansprache ist die Tourvorstellung unseres Reiseleiters Patrick. Dabei werden wir auch über das Verhalten beim Fahren in der Gruppe unterrichtet, dazu zählt das versetzte Fahren und das Überholverbot in der Gruppe.
Schnell oder gemütlich – jeder kommt auf seine Kosten
Zu guter Letzt werden zwei Fahrgruppen eingeteilt. Eine wird von Patrick begleitet und ist eine eher flotte Runde, in der es etwas schneller und sportlicher zur Sache geht, die andere Gruppe wird von Harald, unserem zweiten Guide und Patricks Onkel, angeführt. Bei „Harri“ wird eine gemütliche Fahrweise bevorzugt. Patricks Mama Margarete und ihre Freundin, die Edith, fahren im Begleitfahrzeug mit Anhänger hinterher. Die zwei sind die gute Seele der Reise und einfach herzlich. Nach unserem Sicherheitsexkurs ist mit dem ersten Abendessen die Reise eröffnet. Durch das gemeinsame Thema „Motorrad“ sind gleich alle auf einem Nenner und können bei ausreichend Gesprächsstoff das Essen genießen. Zwischendurch wird sich immer wieder über die Fußgänger im Hafen amüsiert, die posierend neben den Motorrädern Fotos schießen. Diese stehen nämlich jeden Abend direkt im Hafen an unserem schwimmenden Hotel, sodass jedes Schätzchen auch im unmittelbaren Blickfeld ist.
Die erste gemeinsame Etappe beginnt
Frisch ausgeruht beginnt der nächste Tag für uns pünktlich um 8 Uhr mit einem Frühstück. Heute liegen knapp 200 Kilometer vor uns, die es, wie sich später herausstellt, wirklich in sich haben. Aber erst einmal verlassen wir auf entspanntem Wege den Hafen von Opatija und rollen Richtung Rijeka, der Industriestadt an der Kvarna-Bucht. Wenige Kilometer hinter der Stadt beginnt der Traum eines jeden Motorradfahrers. Die Jadranska Magistrala, die kroatische Küstenstraße, beginnt. Mehrere Hundert Kilometer zieht sich diese an der Küste entlang. Heute folgen wir ihr bis nach Senj, ab hier wird das Hinterland angesteuert. Vorher legen wir aber noch eine kleine Kaffeepause in dem Örtchen ein, um mit neuer Energie weiterfahren zu können.
Traurig sein, dass die Küstenregion verlassen wird, muss keiner, denn vor uns liegen die Berge. Und Berge heißt nicht gerade hinauf, sondern über unzählige Serpentinen und Kehren diesen immer weiter nach oben zu folgen. Nach den ersten Kurven auf der D23 wird die Euphorie immer größer. Mit der wunderschönen Aussicht auf die Küste kommt ein komplett anderes Fahrgefühl auf als beispielsweise in den Alpen. Und gerade aufgrund dieser engen Kehren habe ich mich relativ schnell dazu entschieden, den Sport-Modus an meiner 1090 Adventure R einzuschalten. Mit einer knackigen Gasannahme fährt es sich gleich viel präziser. Kurz bevor wir die eher karge Vegetation in bewaldetes Gebiet verlassen, stoppt Patrick an einer Parkbucht, um das Küstenpanorama auch auf Fotos festhalten zu können. Die Aussicht ist wirklich grandios. Der „anstrengende“ Part sollte aber erst noch kommen.
Wo die Kurven vorher mit den steilen Klippen für einen Adrenalinpegel der Superlative gesorgt haben, warten jetzt noch engere Kehren und Serpentinen auf uns, die nach jedem Turn mit einer nächsten Links-Rechts-Kombination überraschen. Für Kurvenjunkies also genau das Richtige, aber auch mit der Harley oder Indian – davon haben wir einige dabei – lassen sich die Kurven angenehm und – wer mag – auch sehr sportlich unter die Räder nehmen.
Unterschiedlichste Landschaften werden entdeckt
Am Ende der Bergstraße sind wir im Hinterland angekommen. Wirklich beeindruckend ist hier, wie sehr sich die Landschaft binnen weniger Kilometern verändern kann. Vorerst noch Fels und Stein, fahren wir hier durch grüne Wälder und Wiesen, bis ein Abzweig auf die D50 erreicht ist. Hier machen wir in einem gemütlichen Restaurant direkt an der Straße halt und steuern dem Hungergefühl entgegen. Wer das erste Mal in Kroatien unterwegs ist, dem werden die vielen Restaurants am Straßenrand auffallen. Bei so gut wie jedem kann man hier anhalten und ausgezeichnetes Essen, meist aus der regionalen Küche, genießen. Nachdem jeder neue Kraft gesammelt hat, machen wir uns wieder auf den Weg, denn es warten noch einige schöne Kurvenkilometer auf uns.
Ein Kurventanz der seinesgleichen sucht
Durch das Gebirge hindurch führt uns Partick auf Insiderstrecken Richtung Süden. Auf mehreren Kilometern wird eine Straße passiert, die sich wie eine Sinuskurve durch ein Waldgebiet schlängelt. Nach wenigen Kurven sind die Kombinationen so verinnerlicht, dass die Motorräder fast von allein dem Kurventanz folgen. Gekürt wird die Strecke zum Schluss mit einem sagenhaften Ausblick auf die Küstenregion Kroatiens. Ungefähr zwei Stunden dauert es, bis wir ein nettes Café erreichen und eine Weile verschnaufen können, ehe die Küstenstraße über verlassene Straßen und eine weitere Kurvenpartie in Sveti Juraj erreicht ist. Der letzte Tagesabschnitt verläuft entlang der Jadranska Magistrala, von Stinica wird dann das erste Mal mit der Fähre auf eine Insel, heute auf Rab, hinüber gesetzt. Auf der Insel sind es dann noch 15 Kilometer, bis der Hafen erreicht ist und Antonio, unser Barmann, das Essen und ein kühles Blondes im Speiseraum kredenzt.
In allerbester Laune wird Rab verlassen
Mit einem wunderschönen Sonnenaufgang über der Adria beginnt der nächste Morgen mit allerbester Laune. Nach ein paar Toasts und mehreren Tassen Kaffee wird die KTM für den Tag vorbereitet, also Wasser einpacken und die Kamera verstauen. Noch schnell Helm und Motorradklamotten geschnappt und es kann losgehen. Alle sind motiviert und eine Viertelstunde vor Abfahrt startklar. Wir warten aber noch bis 9 Uhr am Schiff, da es hier Schatten gibt. Am Fährhafen würden wir sonst in der prallen Sonne warten, die ist auch am Morgen mit schon knapp 25 °C gut am einheizen. Sobald das Festland erreicht ist, heißt es wieder Kurven satt. Bis nach Karlobag, ungefähr 30 Kilometer entfernt, können die Maschine und natürlich der Fahrer warm gefahren werden, während die Adria an einem vorbeizieht. Bei 0 Meter ü. NN fahren wir ab Karlobag bis auf knapp 950 Meter ü. NN die D25 in den Velebit Nationalpark hinauf. Kurz vor Gospic legen wir an einem netten Restaurant unseren Mittagsstopp ein. Die Speisekarte verspricht nationale Gerichte, die in Riesenportionen angereicht werden und äußerst lecker sind.
Der Mittag ist geprägt von der kroatischen Vergangenheit. Ab Gospic kann man am Straßenrand mehrere Häuser sehen, die auch heute noch immer Einschusslöcher aufweisen. Vom 31. März 1991 bis zum 07. August 1995 befand sich die kroatische Armee im Krieg mit der Republik Serbische Krajina. Nach einem Referendum im Jahr 1995 sprachen sich damals 94,7 Prozent der Bevölkerung für eine Loslösung der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien aus. Vor allem von den Serben wurde dieses Referendum boykottiert, da sie in der neuen Verfassung Kroatiens nicht mehr explizit erwähnt wurden und sich zu einer nationalen Minderheit degradiert fühlten. Letztlich konnte sich die kroatische Armee mit einem militärischen Sieg durchsetzen und eine Integrität Kroatiens innerhalb der internationalen Staatsgrenzen erwirken. Da heute aber immer noch Unklarheiten in den Besitzverhältnissen von Grundstücken und Bauwerken herrschen, werden die sichtbaren Einschusslöcher nicht beseitigt und die Vergangenheit bleibt allgegenwärtig. Bis nach Gracac führt uns der Geschichtsexkurs quer durch den Velebit und später den Paklenica Nationalpark.
Ab Gracac erfreuen dann wieder spektakuläre Ausblicke das Motorradfahrerherz. Die D27 ist eine wahre Kurvenorgie. Allerdings werde ich für meinen Teil von einem ungewohnten Fahrgefühl überrascht. An einigen Stellen ist in Kroatien aus nicht ersichtlichen Gründen der Asphalt aufgefräst. Eigentlich würde man denken, dass hier ein neuer Straßenbelag aufgetragen wird, aber Patrick hat diese Annahme im Winde verfliegen lassen, da sich schon seit mehreren Jahren nichts verändert hat. Die Kombination aus der Straßendecke und dem grob- stolligen Reifenprofil hat zu einem sehr schwammigen Fahrverhalten geführt, fast schon so, als wenn man Offroad unterwegs ist und der Reifen mehr oder weniger guten Grip hat. Bei höheren Geschwindigkeiten kein wirklich vertrauenserweckendes Gefühl. Also wird das Tempo etwas reduziert und sich vorsichtig, die eigentlich wunderschönen Kurven, hinuntergetastet. Im Tal angekommen, führt die D54 Richtung Zadar. Dabei überqueren wir die Maslenica-Brücke, in deren Mitte eine Plattform für Bungeespringer aufgebaut ist. Nach einigen weiteren Fahrminuten wird dann Zadar am anderen Ende der Landzunge erreicht.
Weißer Marmor weit und breit
Die Altstadt von Zadar ist nach einem anstrengenden Fahrtag der richtige Ort zum Verweilen. Hier lässt sich das Verkehrschaos der relativ großen Stadt vergessen und durch die schmalen Gassen schlendern. Immer wieder kann man versteckte und äußerst gemütliche Lokale ausfindig machen. Inmitten des historischen Umfeldes steht die alte katholische Kirche St. Donat, die Anfang des 9. Jahrhunderts erbaut wurde und als am besten erhaltenes kroatisches Baudenkmal aus altchristlicher Zeit gilt. Auf dem Außengelände um die zweigeschossige Rundkirche werden Ausgrabungen von Mauerresten und Säulen präsentiert. In Zadar wird auch auffallen, dass die Altstadt komplett aus weißem Marmor besteht. An vielen Häusern und besonders auf dem Boden ist dieser zu bestaunen. Nach dem Flanieren durch die Altstadt hat sich so langsam der Magen gemeldet und so bin ich froh, als Antonio kurz nach meiner Rückkehr auf dem Schiff die Glocke läutet und somit zum Abendessen ruft. Später am Abend hat sich eine kleine Band von Straßenmusikern auf einer nahe gelegenen Brücke direkt am Hafen eingefunden, die mit hervorragender Musik für ein passendes Ambiente sorgt. Einfach klasse, in einer solchen Umgebung zu nächtigen.
Ein entspannter Tag liegt vor uns
Raus aus den Federn, anständig gefrühstückt und die Biker-Kluft übergezogen, startet der Tag heute relativ gemütlich. Der kürzeste Tag liegt vor uns. Knappe 110 Kilometer und ungefähr drei Stunden weniger Fahrzeit als die restlichen Tage – aber keineswegs mit weniger schönen Strecken. Grund für den kurzen Tag ist der Folgende, dieser wird nämlich mit 260 Kilometern der längste der Reise. Zadar wird nun aber erst einmal hinter uns gelassen und das nächste Ziel liegt in einem kleinen Küstenort namens Vir. Mit guter Laune hat Bruno, Teilnehmer der Reise, für einen Augenblick seine Indian Roadmaster gegen einen Drahtesel eingetauscht und ist ein paar Runden über die Promenade gedreht – das Gelächter ist groß und gut gelaunt und mit dem motorisierten Zweirad geht es weiter. Über viele Hügel und schön lange Kurven fahren wir über die Landzunge und erreichen die Pag-Brücke. Mit 301 Metern Länge und neun Metern in der Breite verbindet sie die Insel Pag mit dem Festland. Unter der Brücke geht es an Steilklippen mehrere Meter in die Tiefe. Die Aussicht von hier ist natürlich einen Stopp wert, man kann nämlich das Velebit-Gebirge und die schon zurückgelegte Strecke bestens verfolgen.
Von Kroatien nach Schottland und zurück
Über die Insel fahren wir nach unserer kleinen Pause auf einer Nebenstraße vom Ort Simuni nach Mandre, die das Gefühl aufkommen lässt, dass wir uns nicht mehr in Kroatien, sondern in Schottland befinden. Kleine Steinmauern säumen den Weg und führen an den Kurven der Straße entlang. Der Fahrtag ist hier in Mandre schon geschafft. Also wird im winzigen Hafen eingeparkt, während die Vapor gerade eintrifft und ihren Liegeplatz einnimmt. Allerdings nur kurz, denn heute fahren wir ein Stück aufs Meer hinaus, damit wir uns in der Adria abkühlen können. Während wir alle im kalten Nass den Nachmittag genießen, kann man aus der Küche schon vorzüglich den Duft des Abendessens vernehmen. Heute steht das Captains-Dinner an. Um 19 Uhr heißt es also, chic im Speisesaal zu erscheinen. Unser Kapitän Zoran hält vor dem Essen eine kleine Ansprache und geleitet dann alle hinein. Die Crew hat den Raum in maritimem Ambiente dekoriert und serviert nach und nach die verschiedenen Menügänge. Als Hauptspeise gibt es heute eines der besten Rindersteaks, die ich je gegessen habe – es ist schon unglaublich, was in der kleinen Küche für Leckereien gezaubert werden.
Freie Fahrt bis Senj
Frisch ausgeruht kehren wir dem Hafen von Pag-Mandre den Rücken zu und fahren über die Insel zurück über die Pag-Brücke. Entlang der D106 kommen wir auch relativ schnell wieder zur Maslenica-Brücke, die mit einer Plattform für die Bungeespringer. Hier wird ein kurzer Stopp eingelegt. Vor uns wartet die Jadranska Magistrala mit ihren unzähligen Kurven. Allerdings fahren wir heute nicht in der Gruppe, sondern können die 150 Küstenkilometer für uns allein genießen. Patrick entlässt uns nämlich in eine freie Fahrt. Treffpunkt ist in dreieinhalb Stunden ein Restaurant in Senj. Bis hierhin kann sich jeder seine Zeit selbst gestalten und nach eigenem Ermessen seine Pausen einteilen. Die Strecke entlang der Küstenstraße ist ein Traum eines jeden Motorradfahrers. Gäbe es einen Motorradhimmel, sähe er wahrscheinlich genau so aus. Entlang der Steilklippen steuert man sein Motorrad direkt auf die Adria zu, um im allerletzten Moment in eine lang gezogene 90-Grad-Kurve einzulenken – einfach gigantisch. Noch perfekter wird das Ganze durch den zumindest heute nicht existierenden Verkehr. Bis nach Karlobag, ungefähr die Hälfte der Strecke, kann ich ohne Autoverkehr die Straße komplett für mich allein genießen. Kaum zu glauben, würde ich es nicht selbst erleben.
Ab Karlobag verläuft die Straße etwas abseits der Küste, aber immer noch mit dem Meer im Blickfeld. So langsam sind auch wieder einige Verkehrsteilnehmer auf der Straße anzutreffen, aber immer noch in einem angenehmen Rahmen. In Senj angekommen, trudeln so langsam die weiteren Teilnehmer ein. Nach einem kleinen Kaffeepäuschen machen wir uns gemeinsam auf den weiteren Weg Richtung Krk. Der Weg dorthin führt uns fast wieder die gesamte Küstenstraße bis nach Rijeka hinauf. Bei Šmrika wird auf die D102 abgebogen und es geht über die relativ neue Krk-Brücke auf die gleichnamige Insel. Im Hafen der Inselhauptstadt findet die Tour heute ihren Abschluss. Die Einfahrt ist heute allerdings eine Besondere. Durch die Verkehrspoller fahren wir direkt durch die Fußgängerzone zu unseren Sonderparkplätzen am Schiff. Dabei gibt es strahlende Blicke und lobende Daumen von den Passanten, eine solche Truppe sieht man wohl nicht allzu oft durch die Stadt fahren. Wie auch schon Zadar verfügt Krk über eine wunderschöne Altstadt mit verwinkelten Gassen. Ein kleiner Spaziergang muss also gemacht werden. Überall kann man nette Cafés und Restaurants entdecken, oder einfach in einem kleinen Park an der Stadtmauer den Blick auf das Meer genießen.
Von Insel zu Insel
„Krk-Ahoi”, heißt es in den Morgenstunden. Nach dem tagesgleichen Morgenritual wird der Zündschlüssel umgedreht, die Motoren blubbern und wir verlassen den Hafen von Krk und nehmen Kurs auf den Fährhafen Valbiska, um auf die Insel Cres überzusetzen. Im Hafen warten schon Margarete und Edith mit unseren Tickets auf uns, sodass wir auch relativ schnell auf die Fähre fahren können. Heute steht Inselhopping auf dem Programm. Wir setzen von einer auf die nächste Insel in der Kvarner-Bucht über und schauen uns nebenbei viele schöne Ecken an. In Merag auf der Insel Cres eingelaufen, warten wir ein paar Minuten, bis die Autofraktion verschwunden ist, damit wir die Kurven auch fahren können und nicht hinter der Kolonne herschleichen müssen.
Nur eine Straße quer über die Insel
Nach zehn Minuten Wartezeit werden die Motoren gestartet und wir können endlich wieder einige Kurven unter die Räder nehmen. Ungefähr drei Kilometer Kurvenspaß besänftigen erst einmal wieder das Bikerherz. Am Ende der Zufahrtsstraße zum Fährhafen angekommen, wechseln wir auf die D100, übrigens die einzige größere Straße der Insel. Sie führt von Norden nach Süden und hat kleine Abzweigungen in die Orte links und rechts von ihr. Von der Straße aus kann man auch die schöne Landschaft der Insel bestaunen, da man an einigen Punkten eine ausgezeichnete Weitsicht hat. An ihrem Ende, auf Cres, führt eine kleine Brücke im Ort Osor auf die Insel Lošinj. Hier steuern wir mit unseren Motorrädern nach Nerezine, wo wir uns in einem gemütlichen Hotelcafé im Hafen einen leckeren Kaffee und ein Mittagessen genehmigen.
Dank Insiderwissens werden versteckte Orte entdeckt
Zurück auf der Hauptverkehrsader der Insel, fahren wir auf Cres wieder gen Norden. Ein gutes Stück vor dem Ort Cres biegt Patrick nach links auf eine schmale Inselstraße ab. Durch schöne Kurven fahren wir an einigen Klippen entlang, ehe wir in einen in sich verwundenen Abschnitt einbiegen. Hier benötigt man wirklich in jeder Sekunde die volle Aufmerksamkeit. Wunderschön zu fahren, aber tückisch, da hinter der nächsten Kurve Gegenverkehr lauern könnte. Auto und Motorrad passen hier nicht an jeder Stelle aneinander vorbei. Am Ende der „Achterbahnfahrt“ kommen wir in einem kleinen Ort namens Lubenice an. Von hier aus kann man Istrien sehen und idyllisch durch die Gässchen schlendern. Hierher verirren sich nur wenige Menschen, trotzdem lebt das Dorf teilweise vom Tourismus. Ein Blick auf die Uhr kündigt aber schon an, dass wir uns auf den Weg machen müssen, um die Fähre von Porozina nicht zu verpassen, damit die Region Istrien erreicht wird. Die Fahrt dorthin verwöhnt, wie es in diesem Land kaum anders sein kann, mit Kurven der Extraklasse. Wer unterwegs mit einer feinen Nase fährt, kann mit etwas Glück Curry-Geruch wahrnehmen, dieser wird hier an einigen Stellen auf Cres angebaut. Die letzte halbe Stunde des Fahrtages ziehen die Orte Brestova und Plomin an uns vorbei, bis die Küstenstadt Rabac, in der die Vapor schon auf uns wartet, erreicht ist.
Ein letztes Mal gemeinsam unterwegs
Der letzte Fahrtag unserer Reise bricht an. Patrick stellt wie gewohnt den Tagesablauf vor und verspricht uns noch, dass wir heute einen besonderen Mittagsstopp einlegen werden. Die Küstenregion hinter uns gelassen, fahren wir ab Labin durch die wunderschöne und üppig bewaldete Landschaft Istriens. Zwischen den Wäldern und Grasflächen werden wieder viele Kurven angesteuert und natürlich durchfahren. In Pazin, der Hauptstadt der Gespanschaft Istriens, wird an einem Cafe oberhalb der Stadt eine Pause eingelegt. Hier kann man auf der Außenterrasse bei einem Panoramablick über die Altstadt einige Minuten verweilen, bis es wieder heißt: Noch zwei Minuten, dann geht’s weiter.
Keine Zeit für Vampirismus
Unseren Mittagstermin im Hinterkopf rollen wir im angemessenen Tempo durch die Landschaft. Allerdings lässt es sich Patrick nicht nehmen, mitten im Nirgendwo an einer Einbuchtung mit Blick auf ein wunderschönes Dörfchen zu stoppen. Auf dem Ortsschild am Straßenrand steht Draguc. Wie wir erfahren, wurden hier einige Filmszenen für die Vampirsaga mit Hauptdarsteller Robert Pattinson gedreht. Da wir aber lieber Motorrad fahren wollen und heute nicht als Mittagssnack für die Vampire herhalten möchten, machen wir uns weiter Richtung Buzet.
Trüffelhochburg Buzet
Durch spektakuläre Serpentinen mit roten Markierungen, fast schon wie auf der Rennstrecke, tänzeln wir den Hang hinunter und erreichen die Trüffelhochburg Buzet. Und Trüffel ist das Stichwort. Inmitten der Stadt befindet sich ein Steinmassiv, auf dessen Spitze die Altstadt thront. Dort haben wir einen Tisch im Restaurant „Stara Ostarija“ reserviert. Von einem Sternekoch wird uns hier ein Mittagessen für äußerst delikate Gaumenfreunde kredenzt. Die Zeit und der heiße Sommer meinen es wirklich gut mit uns. Sogar der Weiße Trüffel steht schon auf der Speisekarte, eigentlich ist dieser erst ab Oktober in Istrien aufzufinden. Nach diesem äußerst leckeren Mittagessen schlendern wir noch ein wenig durch die alten Mauern der Stadt und machen uns dann auf den letzten Abschnitt unserer Kreuzfahrt auf zwei Rädern. Zu unserem Heimathafen in Opatija haben wir aber noch ein Hindernis vor uns liegen – den Ucka-Naturpark. Mit vielen engen Kehren und spitzen Kurven sorgt er noch einmal für eine Euphorie der Superlative. Das Gebirge sorgt übrigens für die Niederschläge in Umland von Opatija und die damit verbundenen kühlen Fallwinde am Abend. Der höchste Punkt liegt bei 1.401 Metern auf dem Vojak und verfügt über eine Startrampe für Gleitschirmflieger.
Vom „Tourhöhepunkt” in den Heimathafen
Mit einem atemberaubenden Ausblick bei der Abfahrt unseres „Tourhöhepunktes“ genießen wir den Ausblick der immer näher kommenden Riviera Opatija. Kurz vor der Einfahrt in den Hafen warten wir auf die Truppe von Harri, damit wir die Reise so beenden können, wie wir sie begonnen haben. Mit einer gemeinsamen Einreise im Hafen von Opatija. Auch wenn es an dieser Stelle Lebewohl heißt, sind wir alle froh, wieder im Heimathafen angekommen zu sein. Froh darüber, dass keinem etwas passiert ist. Froh darüber, dass es das Wetter gut mit uns meinte. Froh darüber, dass alles so reibungslos geklappt hat. Froh darüber, dass wir in einer so tollen Gruppe fahren konnten. Und vor allem froh darüber, dass wir mit einer Menge positiver Eindrücke und neuen Freunden im Gepäck die Heimreise antreten können. Croatia Bike Cruise – du wirst uns lange im Gedächtnis bleiben.
Ahoi Vapor. Ahoi Opatija. Ahoi Kroatien.
Motorradtour Motorradkreuzfahrt an der Adriaküste: Croatia Bike Cruise – Infos
Auf der Tour entlang der Küste Kroatiens sehen wir viele wunderschöne Strände,Häfen und Städte. Jedes Ziel der Reise ist einen Besuch wert und es werden versteckte Orte im Landes- bzw. Inselinneren entdeckt. Die Bergstraßen und natürlich die Küstenstraße sind gerade für Motorradfahrer schon eines der größten Erlebnisse der Tour.
Allgemeine Infos
Als mitteleuropäisches Land liegt Kroatien am Adriatischen Meer zwischen Slowenien im Nord-Westen, Ungarn im Norden, Serbien und Montenegro sowie Bosnien und Herzegowina im Osten. Mit einem sehr guten geografisch ausgebauten Straßennetz ist es mühelos zu erreichen. Als „Land der 1.000 Inseln“ ist Kroatien eines der beliebtesten Urlaubsziele in Europa. Die größten Inseln sind Krk und Cres. Gerade für Motorradfahrer ist es durch zahlreiche Bergstraßen und die wunderschöne Küstenstraße mit unzähligen Kurven und einem warmen Klima ein gern besuchtes Land.
Anreise
Die Anreise nach Opatija kann auf unterschiedliche Arten erfolgen. Im besten Fall plant man dafür mehrere Tage mit Zwischenübernachtungen ein. Dadurch lassen sich schon mehrere Pässe in den Alpen unter die Räder nehmen. Wer schnell ans Ziel kommen will, sollte über die Autobahn A 8 nach Salzburg und die A 10 nach Ljubljana anfahren. Dann folgt man der E61 bis nach Opatija.
Beste Reisezeit
Die Reise in Kroatien kann das ganze Jahr über erfahren werden. Im Landesinneren betragen die durchschnittlichen Temperaturen im Januar ungefähr 0 bis 2°C, im Sommer 19 bis 23°C. An der Küste herrscht das ganze Jahr über ein mildes Klima von nicht weniger als 6 bis 11°C im Januar und 21 bis 27°C im August.
Verpflegung
In Kroatien lässt es sich stets in einem der landestypischen und leckeren Restaurants dinieren. In Istrien lässt sich während der Tour auch ein besonderes Essen mit Trüffeln genießen.
Motorräder: BMW R 1250 GS, 3.000 Kilometer Tourentest: KTM 1090 Adventure R, BMW R 1250 RT, Harley-Davidson FXDR 114, Benelli Leoncino, Ducati Scrambler Icon
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Ausgabe 89/2018 von Motorrad & Reisen als PDF mit folgendem Inhalt:
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