Oh, Du schöner Westerwald

M&R Archiv
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Da uns der Himmel gleich am ersten Morgen seine Küsse – äh Regentropfen – schickt, legen wir erst mal den R-Tag ein. Gegen Mittag bessert sich die Laune dann, denn die Sonne kommt raus und so schwingen sich ein paar Mitfahrer, die den Tag nicht komplett im Hotel mit Schwimmbad und Sauna verbringen möchten, auf die Moppeds.

So sausen wir also flott über die Hochebene des Westerwalds, um anschließend durch das Sayntal in Richtung Rhein zu kurven. Wer das kennt, der weiß, dass die Streckenführung dort Kurvenspaß vom Feinsten bietet. Am Rhein angekommen düsen wir zunächst nach Lahnstein, wo wir eine Höhenpartie ins Heilbad Bad Ems starten. Auch im vielerorts verregneten Frühling 2013 macht Motorradfahren so einfach nur richtig Spaß. Bald geht es dann an der Spielbank und imposanten Gebäuden aus der Blütezeit der Stadt vorbei, die sie aber längst hinter sich hat. Dennoch gönnen wir uns eine kleine Pause am Ufer der Lahn. Das Café Weber lockt nämlich mit leckerem Kuchen und „frischgepresstem“ Cappuccino. Das gehört zu einer akkuraten Motorradtour auch dazu!

Mit ein paar leckeren Kalorien im Bauch, geht es dann weiter. Das wundervolle Lahntal weist zunächst den Weg nach Nassaun. In Gelbachtal bremst uns nur kurz ein sehnsüchtiger Tourist aus einem unserer befreundeten Nachbarländer – jedenfalls, solange es nicht um Fußball geht – ein. Aber Überholen darf auch mal sein und so pfeilen wir zügig wieder in Richtung Nistertal. Dort angekommen, wollen wir dann doch noch nass werden und gönnen uns vor dem Abendessen einen Sprung – war das nicht untersagt? - in den hoteleigenen Pool. So jedenfalls haben wir diesen ersten Tag noch mal gerettet und freuen uns darauf, dass wir morgen dann richtig durchstarten können. Beim Abendessen wird daher strengstens darauf geachtet, dass jeder seinen Teller leer isst, damit Petrus auch ja keinen Grund findet, uns schlechtes Wetter zu schicken.

Anscheinend hat der liebe Gott doch ein Herz für Motorradfahrer

Am nächsten Morgen können wir bald auf trockenen Straßen unsere erste richtige Tour fahren, und zwar die „Koblenzer Runde“. In vier Gruppen – von Blümchenpflückern bis zu flotten Kurvenaspiranten – steuern wir erneut den Rhein an. Präsentieren sich die Straßen des Westerwaldes auf den Höhen oft als Geradeauspisten, so schaut das in den Tälern ganz anders aus, hier geht es ständig um die Ecke. Außerdem warten gleich hinter Koblenz noch ein paar exquisite Höhenstraßen.

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Immer wieder geht es rauf und runter. Die Streckenführung ähnelt einem jener Korkenzieher, die man abends im Hotel benötigt, um edle rote Tröpfchen zu öffnen. Aber bis dahin dauert es noch ein wenig, denn nun geht es erst einmal am Rhein entlang. Das kann man flott gestalten, jedenfalls wenn die Tourteilnehmer sich einig sind und Sightseeing lieber gegen flotten Kurvenspaß tauschen. Man kann sich hier aber auch die Hacken rund laufen, denn immer wieder tauchen höchst interessante Burgen als Relikte des Mittelalters vor dem Visier auf. Wollte man allen einen Besuch abstatten, dann müsste man dafür mindestens eine Woche Zeit mehr einplanen. Die meisten verzichten daher großzügig auf ausgiebige Besichtigungstouren und beschränken sich auf die Loreley.
Sayntal
Sayntal

Die Legende der Loreley

Der Legende nach handelt es sich dabei um eine Nixe, die im 19. Jahrhundert auf dem Felsen bei Sankt Goarshausen stets ihre langen blonden Haare kämmte und mit ihrem Gesang die Schiffer in ihren Bann zog. Diese achteten trotz gefährlicher Strömung nicht mehr auf ihren Kurs und zerschellten am Ende an den Felsenriffen im Rhein. Aber wir wissen schon lange, dass weiblicher Liebreiz auch seine Tücken haben kann. Kümmern wir uns also lieber wieder um Kurven, und zwar jene, die der Rhein-Taunus in seinen wundervollen Tälern bereithält. Wir düsen von einer Rechtskurve in die nächste Linkskurve und erleben so einen Rhythmus, dass jeder mit muss. Fragt man am Ende des Tages nach der Anzahl der Kurven, gibt es eine einschlägige Antwort: Unzählbar!

Der dritte Tag im Zeichen des Sauerlandes

Der dritte Tag steht im Zeichen des Sauerlandes, wenigstens für die schnellen Gruppen. Unsere Blümchenpflücker kümmern sich derweil schon mal um den Kurvengarten, dazu später mehr. Aber, wieso Sauerland? Sind wir nicht im Westerwald? Schon, aber das Sauerland ist eben nicht weit weg. Wer Nistertal als Ausgangspunkt für seinen Tour-Urlaub wählt, der kann von dort aus den Taunus, den Hunsrück, die Eifel, den Westerwald (logisch) und das Sauerland unter die Räder nehmen. Steuern wir also mal den Kahlen Asten an. Bevor wir da unser kleines Gruppenfoto schießen, warten aber noch flotte Schräglagenpartien, die es in sich haben.

Die Westerwälder Kult-Tour

Kommen wir also zur Westerwälder Kult-Tour, dem fast schon sagenumwobenen Kurvengarten. Obwohl bereits die letzten Tage überdurchschnittlich viele Kurven pro Kilometer unter die Räder kamen, so erleben wir jetzt nochmals eine ganz wundervolle Steigerung. Hier müssen selbst die Geraden in Schräglage genommen werden! Aber starten wir durch, genug der Vorrede.

Armin und Wolfgang, die Tourguides, haben diese Tour erarbeitet und sie versprechen, dass keine Ampel – außer eventuelle Baustellenampeln – den Fahrspaß trüben werden. Immer wieder führt uns die Tour deshalb weg von Hauptstraßen, kleinste Sträßchen mit unzähligen Schräglagen stehen auf dem Programm. So kommen wir völlig begeistert wieder in die Nähe der Loreley, jedoch halten wir uns dieses Mal Richtung Patersberg, wo sich eine Serpentinenstrecke findet, die den Alpen entliehen scheint. Strohballen säumen den Straßenrand und Armin klärt uns auf: „Diese Strecke wird für Bergrennen genutzt, das Letzte liegt gerade mal eine Woche zurück“. Wirft man einen Blick auf den Belag, dürfte so mancher Teilnehmer nach dem Rennen den Reifensatz wechseln.

Was wir unseren Mitstreitern vorher nicht verraten: Bei dieser Strecke handelt es sich um eine Sackgasse, die allerdings am Wendepunkt einen herrlichen Blick über das Rheintal eröffnet. Von dort schaut alles aus wie auf einer Modelleisenbahnplatte. Nach einem angemessenen Stopp – die Fotoapparate klicken nur so – heißt es also auf der unglaublichen Strecke wieder zurückzufahren.

Zwischen den unendlich vielen Kurven der Rücktour wird dann noch ein Stopp in Holzhausen, dem Geburtsort von Nicolaus August Otto, fällig. Gemeinhin gilt er als Erfinder des Viertaktmotors (Otto-Motor), obwohl ihm seine Patente per Gericht zugunsten von Christian Reithmann später wieder entzogen wurden.

Der nächste Tag

Der nächste Tag steht dann ganz im Zeichen der Kultur, schließlich wollen wir ja nicht nur Kurven räubern, jeder soll doch die Region mit seiner Geschichte auch etwas näher kennenlernen. Von Nistertal rollen wir also wieder einmal durch das bekannte Sayntal zum Rhein. Bevor wir dem Fluss stromabwärts folgen, setzen wir die Blinker noch einmal rechts und düsen durch das traumhafte Wiedtal. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Auf einer Sonnenterrasse pausieren wir neben einem ruhig dahin drehendem Wasserrad, schauen den Fischen im Fluss zu und schlürfen einen Cappuccino.

Nach der Pause geht es dann weiter nach Linz am Rhein und anschließend immer am Strom entlang. So kommen wir zur historischen Brücke von Remagen, bekannt aus dem 2. Weltkrieg. Aber wir wollen uns nicht lange mit der düstersten Zeit Deutschlands befassen und „satteln“ wieder die Möps. Weiter geht es, und zwar nach Königswinter, wo wir zunächst den Drachenfels mit der zugehörigen Burgruine bestaunen. Anschließend verlassen wir den Rhein für einen Abstecher auf den bekannten Petersberg, wo sich das Gästehaus der Bundesrepublik Deutschland findet.

Da wir nun „schon mal in Politik“ machen, düsen wir zügig über den Rhein weiter nach Bonn ins ehemalige Regierungsviertel. Per Pedes lassen sich hier noch die alten Einrichtungen, wie Bundestag und Kanzleramt zumindest von außen besichtigen. Alles ganz interessant, aber wir wollen einfach Motorrad fahren. So pfeilen wir bald weiter nach Remagen, wo per Fähre der Rhein noch einmal gequert wird und dann steuern wir ziemlich direkt – Besichtigungen halten eben auf – zurück ins Hotel .
Am Rhein finden sich viele historische Bauwerke, wie die Reste der Brücke von Remagen
Am Rhein finden sich viele historische Bauwerke, wie die Reste der Brücke von Remagen

Der letzte Tourentag

Und es kommt, wie es immer kommen muss: Das Schönste an einer Reisewoche ist sicher der Anfang, aber wenn denn das Ende naht, merkt man, wie schnell eine Woche sozusagen vorbeifliegt. Also, der letzte Tourentag steht an. Bei schönstem Wetter geht es in den Hochtaunus. Grob gesagt orientieren wir uns heute am Verlauf der Lahn und steuern Runkel an, ein Ort, wo auch heute das Mittelalter noch überaus präsent ist.

Anschließend säumt gelb blühender Raps die Strecke. Auf dem Feldberg stoppen wir dann für eine kleine Pause und werden vom zuständigen Ordnungsamt in Empfang genommen. Es gibt aber kein Ticket, wir werden nur höflich gebeten unsere Motorräder doch woanders abzustellen. Ordnung muss eben sein! Wie auch immer, vom Feldberg düsen wir ins traumhafte Wispertal, wo Motorräder auf 60 km/h eingebremst werden.
Westerwald
Wie war das doch gleich mit der Ordnung? Aber lassen wir das. Die Mischung aus Sonnenschein und einem nahezu perfektem Fahrbahnzustand wiegt schwerer als bürokratische Fesseln und lassen das Motorradfahrerherz einfach höher schlagen. Auf fast autofreien Strecken geht es dann wieder Richtung Bad Ems. Dort folgen wir der Lahn ein Stück, bevor wir wieder in Richtung Nistertal – das Gelbachtal lässt mal wieder grüßen – düsen. Da kommt nochmals richtig Fahrspaß auf und das ist dann auch ein würdiger Abschied aus der Region, denn mit den letzten Kurven endet diese Tour. Aber eins steht schon jetzt fest, wir kommen wieder!

Motorradtour Oh, Du schöner Westerwald – Infos

Motorradtour Oh, Du schöner Westerwald
Nach einer Woche im Westerwald und Umgebung beruhigt sich der Brummkreisel langsam wieder. Denkt man jedoch noch einige Tage zurück, verfolgten einen die Schräglagen noch bis in den Schlaf. Im Traum legt man sich dann immer wieder von Rechts nach Links und umgekehrt in die Kurven.

Allgemeine Infos

Die rechtsrheinisch gelegenen Mittelgebirge namens Westerwald und Taunus finden sich in Hessen, Rheinland-Pfalz und Nord­rhein-Westfalen. Da­bei erstrecken sich ihre Hochflächen grob gesagt zwischen den Flusstälern von Rhein, Lahn, Sieg und Dill. Geomorphologisch gehören beide Mittelgebirge zum Rheinischen Schiefergebirge. Die höchste Erhebung des Westerwaldes bildet dabei die Fuchskaute mit 657 Metern Seehöhe. Im Taunus überragt der Große Feldberg mit 881 Metern Seehöhe alle anderen Gipfel und eröffnet eine wundervolle Aussicht auf das Rhein-Main-Gebiet. Im Tourengebiet liegen dann auch noch Eifel und Hunsrück (linksrheinisch), so dass man hier eine wundervolle Tourenauswahl geboten bekommt.

Anreise

Alle Touren starten im Nistertal. Das liegt zwischen Siegen (A 45), Herborn (A 45) und Montabaur (A 3).

Beste Reisezeit

Für Touren im Rheinischen Schiefergebirge bietet sich der Zeitraum von April bis Oktober bestens an.

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