Ducati Panigale V4 R – Doping für die Panigale

Das Wettrüsten geht weiter: Ducati schickt die neue Panigale V4 R mit einem neuen Hochleistungsöl auf die Rennstrecke – und kitzelt so mehr als 240 PS aus seinem neuen Über-Superbike.
Ducati Panigale V4 R – Doping für die Panigale Pärchentanz: So sieht es aus, wenn 87.980,-- Euro in die Luft gehen. Ducati feiert sich dafür, „seinen Enthusiasten die ausgefeiltesten und raffiniertesten technologischen Lösungen anzubieten“, mit dem neuen Superbike. Startpreis für die neue V4 R: ab 43.990,-- Euro
Ducati Panigale V4 R – Doping für die Panigale Die neue Trockenkupplung spart 800 Gramm Gewicht. Das Know-how dahinter stammt aus der Superbike-WM
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17.10.2022
| Lesezeit ca. 4 Min.
Als Konstrukteurs-Weltmeister der MotoGP darf man es auch mal auf der Straße krachen lassen, scheinen die Granden in Borgo Panigale beschlossen zu haben. Ducati schickt die neue Panigale V4 R als nummerierte Serie ins Modelljahr 2023 – und dopt sie für die Rennstrecke: Zusammen mit Ölmulti Shell haben die Italiener ein neues Spezialöl kreiert. Das Hochleistungswundermittelchen garantiert bei der V4 R laut Ducati eine zehnprozentige Reduzierung der mechanischen Reibung und steigert die Maximalleistung mit Rennauspuff auf 240,5 PS. Mehr Power dürfte momentan nur das kompressorgepimpte Hyperbike Kawasaki Ninja H2R (326 PS) auf die Rennstrecke bringen. Die Japanerin allerdings hat keine Straßenzulassung.

Mit Rennauspuff und Spezialöl kommt die V4 R auf 240,5 PS

218 PS bei 15.500 U/min liefert Ducatis neuer Desmosedici Stradale R Motor im Alltag. Damit sei er „die absolute Benchmark im Segment der supersportlichen Motorräder mit maximal 1.000 ccm Hubraum“, frohlocken die Italiener. Im sechsten Gang ist eine Höchstdrehzahl von 16.500 U/min möglich, in den übrigen müssen 16.000 Touren reichen. Die neue Auspuffanlage erfüllt die Euro-5-Norm, kostet die V4 R aber 3 PS im Vergleich zum Vorgängermodell (221 PS). Mit Rennauspuff dreht Ducati den Spieß dann um und legt 3 PS drauf. 237 PS liegen jetzt im Rennstreckenoutfit an. Mit dem Shell Spezialöl steigt sie um weitere 3,5 PS an beziehungsweise im Bereich des Drehzahlbegrenzers sogar kurzzeitig um 4,5 PS.

Feinste MotoGP-Technik zwischen den Rädern

Wie viele V4-R-Neukunden diesen Bereich jemals auskosten werden, sei dahingestellt. So oder so dürfen sie sich über feinste MotoGP-Technik zwischen ihren Rädern freuen: Die Kolben des Desmosedici Stradale R beispielsweise verfügen über eine sogenannte DLC-Oberflächenbeschichtung. Das Kürzel steht für „Diamond Like Carbon“ – eine Technologie, die bislang MotoGP-Bikes und Formel-1-Autos vorbehalten ist und jetzt erstmals bei einem Straßenmotor zum Einsatz kommt. DLC soll helfen, die Reibung zwischen Kolben und Laufbuchse zu verringern. Die Kolben haben außerdem eine neue Form, die sie um fünf Gramm leichter macht und die Zuverlässigkeit erhöhen soll.

Pleuel-Premiere und Trockenkupplung aus der Superbike-WM

Premiere bei einem Serienmotorrad feiern laut Ducati auch die in Längsrichtung gebohrten Pleuel aus Titan (Lochdurchmesser 1,6 mm). Diese Lösung ermögliche den Durchgang des Öls vom Pleuelkopf zum Pleuelfuß und verbessere Schmierung sowie Zuverlässigkeit unter extremen Bedingungen. Die neue Trockenkupplung der V4 R basiert auf den Erfahrungen des Ducati-Werksteams in der Superbike-WM. Der Durchmesser und die Kupplungspaketstärke wurden reduziert. Das spart 800 Gramm ein.

Effizientere Funktionsweise des „Ducati Quick Shift“-Schaltautomats

Wie schon bei der Panigale V4 S wurden auch bei der V4 R die gleichen Übersetzungsverhältnisse übernommen wie bei den Motorrädern der Superbike-WM, um die Performance auf der Rennstrecke zu verbessern. Der erste (+ 11,6 %), zweite (+ 5,6 %) und sechste Gang (+ 1,8 %) wurden im Vergleich zum Vorgängermodell verlängert. Dadurch sei der erste Gang auf der Rennstrecke besser nutzbar. Der geringere Sprung zwischen dem ersten und dem zweiten Gang ermögliche außerdem eine effizientere Funktionsweise des Schaltautomats Ducati Quick Shift. Bei Schaltvorgängen bei teilweise geöffneter Drosselklappe, wie sie vorwiegend beim Einsatz im Straßenverkehr vorkommen, werden abrupte Zündunterbrechungen verhindert, indem die Einspritzung gestoppt wird, erklärt Ducati.

Höheres Heck für mehr Wendigkeit

Das elektronische Fahrwerk ist Ducati-typisch vom Allerfeinsten. Vorn verfügt die Öhlins NPX25/30 Druckgabel über 5 mm mehr Federweg im Vergleich zur vorherigen „R“, hinten wurde das Öhlins TTX36-Federbein von 312 auf 316 mm verlängert. Diese technische Lösung erhöht das Heck – in Verbindung mit der serienmäßigen Einstellung des Schwingendrehpunkts auf die Position +1 – um 20 mm. Resultat: ein höherer Schwerpunkt und damit eine größere Wendigkeit bei Kurveneingängen und Richtungswechseln.

Startpreis der Ducati V4 R

Sämtliche elektronischen Helfer samt Motorstrategie und Aerodynamik wurden überarbeitet und speziell auf die neue „R“ abgestimmt, um die Maschine „noch schneller und renntauglicher zu machen“, so Ducati. Wie bei der aktuellen V4 S beherrscht das verbesserte Display jetzt neben den Anzeige-Optionen „Road“ und „Track“ auch den von den MotoGP-Fahrern entwickelten Info-Modus „Track Evo“. Die Preise für die 2023er Ducati V4 R starten ab 43.990,-- Euro. Zum Vergleich: Los geht es beim Panigale-Quartett mit 25.490,-- Euro für die V4. Die V4 S kostet ab 31.990,-- Euro, die V4 SP ab 40.890,-- Euro. Alle drei leisten jeweils 215,5 PS und 123,6 Nm. Die V4 R kommt „nur“ auf 111,3 Nm. Dafür nimmt das 172-kg-Bike (trocken) ihren Geschwistern – je nach Modell – ein bis drei Kilogramm ab.
Technische Daten Ducati Panigale V4 R 2023
Motor
Bohrung x Hub 81 x 53,5 mm
Hubraum 988 ccm
Zylinder, Kühlung, Ventile Vierzylinder, flüssigkeitsgekühlt, vier Ventile pro Zylinder
Abgasreinigung/-norm Euro 5
Leistung 218 PS (160 kW) bei 15.500 U/min
Drehmoment 111,3 Nm bei 12.000 U/min
Verdichtung 14:1
Höchstgeschwindigkeit über 200 km/h
Wartungsintervalle alle 12.000 km oder alle 12 Monate
Kraftübertragung
Kupplung Trockenkupplung
Schaltung 6-Gang
Antrieb Kette
Fahrwerk & Bremsen
Rahmen Aluminiumrahmen
Federelemente vorn Öhlins 43-mm-Upside-down-Gabel, Zug- und Druckstufe einstellbar, Öhlins Smart EC 2.0 Fahrwerk, dynamische Dämpfungsveränderung
Federelemente hinten Öhlins Federbein, voll einstellbar, Zug- und Druckstufe einstellbar, Öhlins Smart EC 2.0, dynamische Dämpfungsveränderung
Federweg v/h 125 mm/130 mm
Radstand 1.471 mm
Nachlauf 100 mm
Lenkkopfwinkel 24,5 °
Räder Aluminiumguss
Reifen vorn 120/70 ZR17
Reifen hinten 200/60 ZR17
Bremse vorn 330-mm-Doppelscheibenbremse, radial montierte Monoblock Bremssättel, Vierkolben-Bremszangen
Bremse hinten 245-mm-Scheibenbremse, Zweikolben-Bremssattel
Maße & Gewicht
Gewicht 193,5 kg
Sitzhöhe 850 mm
Tankinhalt 17 Liter
Weitere Baujahre 2020
Fahrerassistenzsysteme
Kurven-ABS
Wheelie-Kontrolle
Traktionskontrolle
Fahrmodi
Reifendruckkontrollsystem
Slide-Control
Schaltassistent
Fahrzeugpreis ab 43.990,-- Euro
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