Schnell und komfortabel lange Strecken abreißen, das kann die Yamaha Tracer 9 schon lange. Jetzt bekommt sie mit der Tracer 9 GT+ ein neues smartes Topmodell. Technik-Highlight ist der neue, adaptive Tempomat. Per Radar hält er von 30 bis 160 km/h den Abstand zum Vordermann konstant, verzögert und beschleunigt automatisch – und unterstützt aktiv beim harten Bremsen.
Das will sie
Als Premium-Sporttourer überzeugen und eilig Reisende begeistern. Jede fünfte Maschine verkauft Yamaha in diesem Segment; die größten Märkte sind Italien, Frankreich und Deutschland. LED-Beleuchtung und Kurvenlicht gibt es serienmäßig. Das neue 7-Zoll-Farbdisplay mit Joystick-Bedienung ist wie bei der modellgepflegten Niken GT über die Yamaha MyRide-App mit dem Smartphone vernetzt. Apple- und Android-Geräte können somit aufs Display gespiegelt werden. Gegen eine monatliche Gebühr kann man sich alternativ die Garmin-Navigations-App vollflächig aufs Display zaubern.
Das bietet sie
Erstmals eine radargestützte, adaptive Temporegelung im Hause Yamaha – und dann gleich so eine! Die „Adaptive Cruise Control“ (ACC) misst und steuert – wie von Autos bekannt – die frei wählbare Reisegeschwindigkeit und den konstanten, vierfach einstellbaren Abstand zum Vordermann. Abbremsen und Beschleunigen übernimmt das System im ACC-Modus selbst, zwei Tastenklicks reichen dafür. Auch ohne ACC erkennt der Radar beim Bremsen, ob die aufgewandte Bremskraft und die Distanz zum Hindernis in Einklang stehen. Wenn nicht, langt das System mit bis zu 0,3 G mit zu – was sich überraschend natürlich anfühlt und nicht die Bohne irritiert. Die Bremskaft wird über eine Hydraulikeinheit automatisch auf beide Räder verteilt. Das optimierte Quick-Shift-System (rauf/runter) für schnelles, kupplungsfreies Schalten ist serienmäßig und konfigurierbar.
Das kann sie
Sauschnell und sportlich-komfortabel ans Ziel preschen. 119 PS und 93 Nm entfacht der CP3-Motor in der Tracer 9 GT+. Der Durchzug ist formidabel, das Dreizylinder-Pfeifen eine Schau. Die neu geformte und besser aufgepolsterte Sitzbank stützt den Fahrerpöter seitlich und nach hinten schön ab. Wer sich etwas duckt (und etwa 1,80 m groß ist), taucht hinter dem verstellbaren Windschild komplett vor dem Fahrwind ab und jagt nahezu geräuschlos über die 200-km/h-Marke. Bei (leichtem) Regen bleiben Brust und Schultern lange trocken. Die Seitenkoffer schlucken jeweils 30 Liter. Beidseitig passt ein Integralhelm hinein. Dadurch stehen sie allerdings recht weit ab. Gewöhnungssache.
Das bleibt in Erinnerung
Die Leichtigkeit des Seins auf der Tracer 9 GT+. Aufsteigen, Gas geben, Spaß haben – und zwar richtig! Dieses Bike ist herrlich unkompliziert, trotz der komplexen Technik. Mit ihren 223 Kilogramm (ohne Koffer) wiegt sie für ein Sport-Touring-Bike dieser Leistungsklasse nicht zu viel. Trotz Packesel-Genen hat sie eine athletische Ausstrahlung. Das elektronische Fahrwerk ist eine kleine Sensation. Der CP3-Motor feuert richtig schön durch und hat Dampf in allen Lebenslagen. Wie bei der Niken GT blieb mein Testverbrauch unter der offiziellen Angabe: 5,0 l/100 km gibt Yamaha an. 4,9 l/100 km errechnete der Bordcomputer. Kollegen lagen teils deutlich darüber (bis 5,8 l/100 km).
Fazit Yamaha Tracer 9 GT+
Radartechnologie an Motorrädern stellt ein echtes Sicherheitsplus dar, das beweist die Tracer 9 GT+ auf beeindruckende Weise. Abstandstempomat und Bremsunterstützung sind in dieser Kombination neu am Markt. Die Yamaha-Entwickler dürfen sich für das Alleinstellungsmerkmal vorerst auf die Schultern klopfen; fraglos zieht der Wettbewerb in absehbarer Zeit peu à peu nach. Warum es bei so viel Technikexpertise – und dieser Preisklasse – nicht für selbst zurückstellende Blinker reicht, bleibt Yamahas Betriebsgeheimnis. Und mir ein Rätsel.