Bernd Ahrens, Till Gruschka, Hersteller
Er ist ja doch recht milde bislang, der Winter in Hamburg, das muss man ihm lassen. Der Januar neigt sich dem Ende zu. Unter null Grad fällt das Thermometer meist erst in der Nacht, tagsüber sind es vier bis sieben Grad Celisus. Der Schneefall hält sich vornehm zurück. Dafür regnet es gern und viel, was auf einem "Urban Scrambler" wie der Yamaha XSR700 XTribute kein ausgewiesenes Vergnügen ist, so gänzlich frei von jeglichem Wetterschutz. Aber nun, dafür hat sie andere Stärken. Und davon gar nicht mal so wenig.
Verbrauch unter 5 l/100 km
Fangen wir mal mit dem Verbrauch an. 4,8 Liter auf 100 Kilometer sind es bislang im Durchschnitt. Das kann sich durchaus sehen lassen für ein 75-PS-Bike. Der geneigte Leser weiß ob dieser Leistungsangabe: Ich bewege noch die "alte" Euro-4-Version durch die Winterlande. Der zum Modelljahrwechsel auf Euro 5 getrimmte CP2-Motor leistet 73,4 PS. Auch das Drehmoment gab nominal nach: von 68 auf 67 Nm bei 6500 U/min. Der Fahrdynamik schaden die Leistungsmarginalien sicher nicht: Der CP2 drückt in jeder Lebenslage. Hängt schön geschmeidig am Gas. Und gibt dir jederzeit das Gefühl: Dreh ruhig noch höher. Da geht noch was, wenn du magst.
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132 Seiten, u. a. mit folgenden Themen:
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Touren: Alpenquerung; Nordböhmen; Eastern Sierra Zuletzt aktualisiert: 03.02.2022
6 Seiten Wintertest der Yamaha XSR700 XTribute als PDF
Zuletzt aktualisiert: 07.02.2022
Motorräder: Fahrbericht: Triumph Tiger Sport 660, Wintertest: Wacker durch den Winter, Indian Scout Rogue, Ducati MotoE, Die Rückkehr der Tourenmaschinen, Wer baut das beste Adventure-Bike?, Honda CRF1100L Africa Twin, KTM 1290 Super Adventure S, BMW R 1250 GS, Harley-Davidson Pan America, Ducati Multistrada V4, Suzuki V-Strom 1050XT, Triumph Tiger 1200, Acht neue Harley-Modelle mehr mit 117 cui
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Magazin: Omega-1: Revolutionäres Motorenkonzept, Motorradmessen & Events, Zulassungszahlen, Keine Zeit zu sterben: James Bond
inkl. 100-seitigem Touren- & Hotelspecial 2022 LED-Scheinwerfer fürs 2022er Modell
Kommen wir zur Optik: Yamaha hat der XSR700 und der XSR700 XTribute für 2022 ein paar Optik-Updates spendiert. Da wäre zum Beispiel der Scheinwerfer. Meine Maschine (Erstzulassung Mai 2019) hat noch den – wie ich finde – schöneren, länglichen Scheinwerfer. Er sieht aus wie ein seidenmatt lackiertes Ofenrohr. Sehr stilvoll und markant. Die Lichtausbeute ist okay, aber sicher nicht überragend. Spötter könnten jetzt sagen "wie bei der alten XT 500". Aber das wäre gar zu böse, auch wenn die blässliche Lichtfärbung ähnlich sein dürfte. Der neue Scheinwerfer arbeitet mit zeitgemäßer LED-Technologie und leuchtet die Straße folglich heller und homogener aus.
Anachronistische Fahrtrichtungsanzeiger
Die Form des Scheinwerfergehäuses ist jetzt deutlich kompakter: kürzer, vermutlich etwas größer – fast als hätte man dem alten Ofenrohr eins mit der gusseisernen Bratpfanne vor die Linse gegeben und es dabei zusammengeschoben wie eine Ziehharmonika. Auch die Blinker wurden ersetzt: Statt der klassischen, gelb-orange-farbenen Briketts kommen jetzt schmale LED-Blinkerlein zum Einsatz. Die sehen natürlich deutlich moderner aus. Zum nostalgischen Charme der XSR700 XTribute passten die alten fast besser; irgendwie plausibler, solche anachronistischen Fahrtrichtungsanzeiger.
Kippschalter statt Blindstopfen
Das Rundinstrument hat Yamaha jetzt etwas weiter nach vorn versetzt und vor allem vom Rechts- zum Linksausleger gemacht. Ein cleverer Schachzug: Zuvor war die Bedienung bei der Fahrt ziemlich umständlich. Sollte die rechte Hand am Gasgriff bleiben (wünschenswert), musste man überkreuz mit links nach zwei nicht sonderlich sensitiven, unbeleuchteten Tastern tasten. Beim Fahren in der Dunkelheit – zumal mit Winterhandschuhen – nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Jetzt gibt es auf der linken Lenkerarmatur einen Kippschalter fürs Hopping durchs Menü. Sehr clever. Das erleichtert die Bedienung ungemein. Beim meiner XSR sitzt da noch ein Blindstopfen.
Lenkerstange und Offroad-Fußrasten
Geblieben und stilprägend sind der konifizierte Lenker mit Lenkerstange und die gezackten Offroad-Fußrasten. Beides betont den Dirt-Bike-Look der XSR700 XTribute und zahlt auf die gute Manövrierfähigkeit ein. Überhaupt ist die Mittelklasse-XSR sehr handlich, was das Alltagsleben mit ihr erleichtert. Auf dem derzeit meist nassen Kopfsteinpflaster auf dem Weg zu meinem Büro beispielsweise fühlt sich ein Motorrad mit nicht einmal 190 Kilogramm Fahrgewicht einfach besser an als ein Adventure-Trumm. Die XTribute dreht auf kleinstem Raum. Spielerisch lässt sie sich durch den Verkehr zirkeln. Ein echter Spaßbolzen.
Angenehm straff gepolsterte Sitzbank
Beifahrer sind im Winter natürgemäß nicht leicht zu finden. Meine grundsätzlich motorradbegeisterten Töchter winken entgeistert ab, wenn ich ihnen vorschlage, sie auf dem Motorrad zur Schule zu bringen oder abzuholen. "Papa, das ist doch viel zu kalt", sagen sie dann mit diesem Unterton, der ü50-Jährigen schmerzhaft klarmacht, dass ihr eigener Nachwuchs sie für reichlich sonderbar, wenn nicht für meschugge hält. Dabei säßen sie ganz gut hinten auf der Yamaha XSR700 XTribute. Die Sitzbank ist plan, schön straff gepolstert und durchaus komfortabel, wie ja bereits die Überführung aus Neuss bewies. Zum Festhalten gibt es eine Schlaufe oder Vaters Hüftgold. Die geriffelten Soziusfußrasten haben eine angenehme Höhe. Aber nun, ich will ja niemanden zu seinem Glück zwingen.
Allein auf weiter Flur
Andere Motorradfahrer begegnen mir derzeit so gut wie nie hier oben im Norden. Das war letztes Jahr beim Winterfahrtest mit dem Honda X-ADV nicht anders. Gestern kam mir dann mal eine Ténéré 700 entgegen. Der Fahrer bedachte mich mit einem Daumen. Vermutlich für die XTribute. Vielleicht auch, weil er mir bedeuten wollte: Cool, du lässt dich also auch nicht vom Winter aufhalten. Fahr weiter, Bruder. Mehr dazu in Teil 3. Und in Ausgabe 109 von Motorrad & Reisen.
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