Es ist die Szene, in der Dr. Emmett Brown ein paar Abfälle in den Einfüllstutzen des Delorean schmeißt, damit der Fluxkompensator auf Touren kommt und Marty und er sich auf zu ihrem nächsten Abenteuer machen, die mir in den Sinn kommt, während ich diese Meldung lese. Energie aus Müll – das ist natürlich möglich, vor allem wenn es sich um Biomasse handelt und man der Forschung freie Hand lässt. Die EU hat mit dem Verbrennerverbot versucht, planwirtschaftlich die CO₂-Reduktion festzuschreiben und nebenher in gewisser Weise auch zu bestimmen, wie und durch welche Technologien dies geschehen müsse. Darüber kann man denken, was man mag, aber sämtliche CO₂-Pläne waren letztlich schon überholt, bevor sie gedruckt waren und Technologie lässt sich ohnehin nicht verbieten oder einschränken, nur weil die EU dies gerne so hätte.
Technologie schlägt Sparsamkeit
Somit waren es nun US-Forscher – was wenig überraschend ist – die einen Weg gefunden haben wollen, Biosprit kostengünstig und CO₂-neutral zu produzieren. Und das Ganze ist offenbar auch effizient. Während man in Good-Old-Europe noch am Diskutieren war, ob es denn jemals eine Möglichkeit dazu gäbe – natürlich war man der Meinung, dass dies nicht der Fall ist –, wurde in Amerika also bereits geforscht. Mit Erfolg. Die Frage nach der Vorbildfunktion der EU-Bürger, die bei Gasknappheit lieber zum Waschlappen greifen und den dicken Pullover überstreifen sollen, darf gestellt werden, wenn man hört, dass die USA davon ausgehen, dass sie mit einer einzigen neuen Technologie rund 30 % ihres Erdölverbrauchs ersetzen können. Angesichts des ohnehin hohen Verbrauchs der USA pro Kopf wird das in gewisser Weise relativiert, aber zumindest wäre dann ein Fortschritt zu erkennen. In Deutschland ist der Erdölverbrauch dagegen seit 2020 zuletzt eher konstant geblieben. Technologie und Fortschritt dürfte Sparsamkeit auf Dauer in jedem Fall übertreffen. Sparsamkeit und Fortschritt kombiniert wären dann unschlagbar.
Produktion aus Abfall und Holz
Für die Produktion von Biosprit und Biokerosin verwenden die Wissenschaftler ein sogenanntes CELF-Verfahren (Co-Solvent Enhanced Lignocellulose Fractionation). Dieses wird notwendig bei der Nutzung von Lignin. Lignin ist einer der Hauptbestandteile pflanzlicher Zellwände. Es verleiht Pflanzen eine größere strukturelle Integrität und Widerstandsfähigkeit gegen mikrobielle Angriffe. Diese natürlichen Eigenschaften von Lignin erschweren jedoch auch die Extraktion und Nutzung aus der Pflanzenmasse, auch Biomasse genannt.
Beim CELF-Verfahren wird die Biomasse mit Lösungsmittel behandelt, was die notwendigen Temperaturen reduziert und somit die Energieeffizienz verbessert. Verwendete Rohstoffe sind Holzrückstände aus Mühlenbetrieben, Zuckerrohrbagasse oder Maisstroh, aber auch Holz von Pappeln hat im Test funktioniert. Je nach Kohlenstoffdichte ist das Verfahren mehr oder weniger effizient. Das verwendete Lösungsmittel nennt sich Tetrahydrofuran (THF). Der Witz dabei ist, dass dieses ebenfalls aus Biomassezuckern hergestellt werden kann. Kalkulationen zufolge ist es möglich, die Produktion von Kerosin deutlich unter dem derzeitigen Marktwert zu ermöglichen. Bisherige Biomassekraftwerke bezeichnet der Forschungsprofessor Charles Cai, der die CELF-Technologie entwickelt hat, dagegen als „kostspieliges Unterfangen“. Der Grund dafür ist, dass das wertvolle Lignin zumeist einfach verbrannt wird, um einen Heizwert zu erzielen. Eine Technologie, die in Deutschland dazu beitragen soll, fossile Energieträger abzulösen, ist also bereits überholt, wenn es nach Professor Cai geht.
USA bauen CELF-Pilotanlage, Deutschland sucht Ressourcen
Angesichts der jüngsten Erfolge des Teams hat das Büro des US-Energieministeriums den Forschern einen Zuschuss in Höhe von 2 Millionen Dollar für den Bau einer kleinen CELF-Pilotanlage gewährt. Cai hofft, dass die Demonstration der Pilotanlage zu größeren Investitionen in die Technologie führen wird. Sollte dies klappen, soll das nicht unser Schaden sein. Drücken wir Herrn Cai kräftig die Daumen, würde eine Technologie wie diese doch mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen und Preisstabilität im Sektor der Kraftstoffversorgung garantieren. Viel Hoffnung, dass die Bundesrepublik auf den CELF-Zug aufspringt, besteht derweil nicht – das Thünen-Institut für Waldwirtschaft vermeldet: Deutschland habe nicht genug Potenziale an holziger Biomasse. Das lassen wir jetzt einfach mal unkommentiert so stehen.
Was bedeutet das für Motorradfahrer?
Im Prinzip kann nur Gutes dabei herauskommen, insofern das Pilotprojekt Erfolge vorweisen kann. Egal, ob die Technologie in Europa Fuß fassen wird oder nicht, ist es zumindest möglich, dass zukünftig in großem Stil CO₂-neutraler Sprit zu vernünftigen Preisen hergestellt wird. Würde es so kommen, dürfte dies auch langfristig dem Thema Verbrennerverbot den Wind aus den Segeln nehmen, für Preisstabilität auf dem Weltmarkt sorgen und eine nachhaltige Versorgung in der Zukunft garantieren. Eine weitere wichtige Information, die wir aus dieser Meldung mitnehmen können ist, dass andere Länder das Thema synthetisches Benzin und die Forschung daran bislang nicht aufgegeben haben.