„B&B“ heißt auf unserer Tour durch den nordöstlichen Teil der Fränkischen Schweiz nicht etwa „Bed & Breakfast“, nein, nein. Für uns bedeutet B&B ganz einfach: „Burgen und Brauereien“. Nachdem wir am Vorabend bei einem leckeren und süffigen dunklen Landbier im M&R-Partnerhotel „Goldner Stern“ in Muggendorf gemeinsam mit Andreas, dem Chef des Hauses, die Route geplant haben, geht am nächsten Morgen unsere Reise los. Muggendorf liegt im Tal des Flüsschens Wiesent, das gleichzeitig der Namensgeber der Marktgemeinde Wiesenttal ist, zu der auch der kleine Ort gehört. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass diese Region in früheren Zeiten als „Muggendorfer Gebürg“ bezeichnet wurde, ehe der Name „Fränkische Schweiz“ entstand.

Vorbild für eine Wagner-Oper
Wir verlassen das Dorf, überqueren die Wiesent und fahren oberhalb des Tales bis nach Gößweinstein. Schon von Weitem ist die hoch über dem Tal und der Marktgemeinde thronende und von der Sonne heute ins rechte Licht gesetzte Burg Gößweinstein zu sehen. Die erstmals im Jahre 1076 urkundlich erwähnte Burg wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört und immer wieder aufgebaut. Sie soll dem Komponisten Richard Wagner als Vorbild für die Gralsburg in seiner Oper „Parsifal“ gedient haben. Weitaus bekannter ist jedoch die Wallfahrtskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit, die nach Plänen von Balthasar Neumann, des bedeutendsten Baumeisters des Barock und des Rokoko, erbaut wurde. Wir halten kurz an und werfen einen Blick in die Basilica minor. Die prunkvolle Gestaltung des Kirchenraumes ist überwältigend und entlockt mir ein spontanes „Meine Güte, was für eine Pracht!“Früher gang und gäbe: privates Brauen in kommunalen Häusern
Zurück auf dem Vorplatz der Basilika blicken wir noch einmal zurück zur Burg, ehe wir unsere Tour fortsetzen. Wir meiden die B 470 und fahren über eine Anhöhe hinüber Richtung Pottenstein. Schon bei der Abfahrt hinunter ins Tal entdecken wir die auf einem Bergsporn auf der gegenüberliegenden Talseite erbaute Burg Pottenstein. Natürlich lassen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen und stürmen die schmale Straße zu einer der ältesten Burgen in der Fränkischen Schweiz hinauf. Auch Pottenstein wurde in den kriegerischen Auseinandersetzungen des Mittelalters mehrfach beschädigt und teilweise zerstört. Heute ist die Burg ein privat geführtes und bewohntes Museum. Leider bleibt uns das Tor zur Burg verschlossen.Das wunderschöne Ensemble von Brunnen und den alten, gut erhaltenen Fachwerkhäusern lässt uns kurz verweilen, ehe es über einige kurvenreiche und gut ausgebaute Staatsstraßen über Hohenmirsberg, Trockau und Schwürz weiter nach Creußen geht. Wie in Pottenstein statten wir dem Marktplatz dieser kleinen Stadt einen Besuch ab, denn auch hier lohnt sich der kurze Stopp. Neben dem Brunnen und dem Pfarramt weckt nämlich das Gemeindehaus unser Interesse. Dieses wurde ursprünglich als „Kommunbrauhaus“ genutzt, ein von der Gemeinde eingerichtetes Brauhaus, in dem die ortsansässigen Bürger ihr eigenes Bier brauen konnten. Es gibt noch heute Orte, die die Tradition der Kommunbrauhäuser fortsetzen, wie zum Beispiel Seßlach in Oberfranken. Ganz in der Nähe des Marktplatzes beherbergt ein Krügemuseum sehenswerte Steinzeugkrüge aus Creußen.
Apropos Bier: Die Fränkische Schweiz ist die Region mit der höchsten Brauereidichte der Welt. Das dunkle Land- oder Kellerbier ist für diesen Landstrich typisch. Meistens sind es kleine Brauereien in Privatbesitz, die nur ein- oder zweimal in der Woche brauen und deren Bier nur in ausgesuchten Gasthöfen ausgeschenkt wird. Die größeren Brauereien haben ihr Sortiment inzwischen auch auf ein breiteres Sortiment wie Weißbier oder Pils erweitert.
Nordwärts bis unmittelbar an die Landesgrenze
Von Creußen aus fahren wir weiter, genießen die kurvenreiche Strecke auf dem Weg über Seybothenreuth nach Weidenberg. Hier wechseln wir von der Fränkischen Schweiz ins Fichtelgebirge. Warmensteinbach und Bischofsgrün sind die nächsten Stationen auf unserer Route bis nach Bad Berneck. Von hier aus nutzen wir die kurvenreiche B2 und genießen die zügige Fahrt durch eine wunderschöne Mittelgebirgslandschaft. Bei Gefrees verlassen wir die Bundesstraße und rollen in flottem Tempo auf Staatsstraßen weiter bis zum nördlichsten Punkt unserer Tagestour. Marktschorgast, Gundlitz, Marktleugast, Schwarzenbach am Wald und Geroldsgrün sind die Namen der Orte, die wir auf dem Weg nach Nordhalben passieren. Die Grenze zwischen Bayern und Thüringen ist hier nur wenige Hundert Meter entfernt. Nun ändern wir die Fahrtrichtung in Richtung Südwesten und gelangen nach Kronach. Neben der Altstadt mit schmalen Gassen und wunderschönen Fachwerkhäusern zieht uns besonders die Festung Rosenberg in ihren Bann. Walter ist sichtlich beeindruckt von der Höhenburg hoch über der oberfränkischen Kreisstadt. Die Anlage gilt als eines der am besten erhaltenen Festungsbauwerke in Bayern. Im Laufe ihrer langen Geschichte wurde sie mehrfach umgebaut und erweitert, bis sie sich, einschließlich der früheren Erdwerke im Vorfeld, über eine Fläche von 23,6 Hektar erstreckte. Von hier aus ließen sich die wichtigen Handelswege nach Thüringen und in den Frankenwald schützen und nötigenfalls auch sperren, um Zölle zu erheben.Kulmbach – Stadt mit langer Brautradition
Nachdem Walters Respekt vor dem ehrwürdigen Gemäuer abgeklungen ist, können wir unsere Fahrt zurück in die Fränkische Schweiz fortsetzen. Erneut kennzeichnen schmale Nebenstraßen unsere Weiterfahrt Richtung Süden. Aber schon nach kurzer Zeit erreichen wir die nächste Stadt mit einer Menge an Sehenswürdigkeiten: Kulmbach, weltweit bekannt wegen seiner Brauereien, aber auch durch seine schöne Altstadt und nicht zuletzt durch die über der Stadt thronende Plassenburg. Wir fahren hinauf zur Festung und stellen unsere Motorräder im Vorhof der Burganlage ab. Nach einem kleinen Spaziergang hinauf zur westlichen Bastion genießen wir die Sonne und werfen einen Blick über die malerische Altstadt bis hinüber zu den riesigen Industrieflächen des Gewerbegebietes.Langsam wird es aber Zeit, nun auch den Rest unserer Tagestour in Angriff zu nehmen. Von Festungen haben wir eigentlich genug gesehen, doch auf unserem weiteren Weg über Thurnau und Plankenfels sollten wir nicht von weiteren „B's“, sprich Burgen, verschont bleiben. Schloss Thurnau lassen wir links liegen und auch an Schloss Plankenfels fahren wir noch vorbei, doch dem braunen Hinweisschild mit der Aufschrift „Burg Waischenfeld“ können wir nicht widerstehen. Also Blinker gesetzt und hinauf auf den Burgberg.
Von der einstigen Höhenburg, die vor mehr als tausend Jahren entstanden ist, haben die mittelalterlichen Kampfhandlungen nicht viel übrig gelassen. Einsam und allein steht der 13 Meter hohe Rundturm – „Steinerner Beutel“ genannt – neben den Überresten des Schlosses. Woher wir das alles wissen? Ein dienstbarer Geist, der gerade den Hof fegt, erzählt uns ein bisschen was über das Wahrzeichen der Stadt Waischenfeld. Und er gibt uns einen weiteren Tipp: Auf der gegenüberliegenden Seite des Tales gibt es zwei weitere Burgen, die viel besser erhalten sind und sicher einen Besuch lohnen. Walter und ich schauen uns an und nicken nur. Dem Rat von Einheimischen zu folgen, ist selten ein Fehler.
Eine Falknerei als Attraktion auf der Burg Rabenstein
Gesagt, getan! Als Erstes nehmen wir die Burg Rabenstein in Augenschein. Sie liegt auf einem Hochplateau über dem benachbarten Ailsbachtal und präsentiert sich in einem guten Zustand. Kein Wunder, denn nicht nur die Burg ist ein Anziehungspunkt. Der vorgelagerte Gutshof mit Gaststätte und Biergarten und nicht zuletzt die Burg selbst mit Hotel und Gastronomie bilden die wirtschaftliche Grundlage für die Erhaltung der Burg. Darüber hinaus zieht eine Falknerei, in der man Greifvögel bei diversen Vorführungen bestaunen kann, die Gäste in ihren Bann.Nur wenige Kilometer weiter und nur über einen gut befahrbaren Waldweg zu erreichen, finden wir dann die Burg Rabeneck, sie liegt versteckt im Wald auf einem Dolomitfelsen hoch über dem Wiesenttal. In der in Privatbesitz befindlichen Burg kann man übernachten oder sogar zünftige Ritterfeste feiern. Für eine Besichtigung bleibt uns aber heute keine Zeit, denn die Sonne steht schon tief. Also schwingen wir uns wieder auf die Motorräder und machen uns auf den Weg zurück nach Muggendorf. Im M&R-Hotel „Goldner Stern“ wartet schon ein kühles dunkles Landbier auf uns.
Nach den vielen Burgen und Festungen haben wir uns das zweite „B“ von „Burgen & Brauereien“ mehr als redlich verdient, ebenso den köstlichen Rehrücken mit Rosenkohl und Kroketten. Walter und ich sind uns einig: Die Tour durch die Fränkische Schweiz bis hinauf ins Fichtelgebirge und nach Thüringen hat Spaß gemacht und verlangt nach weiteren Touren durch diese Region und die benachbarten Landstriche.
Wer Lust hat, uns auf den Touren zu begleiten, kann sich gerne noch zu unserem M&R-Lesertreffen vom 29. August bis 5. September 2021 im M&R-Partnerhotel „Goldner Stern“ in Muggendorf anmelden. Oder einfach mal so hinfahren!
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