Da lassen wir den Blick auch schweifen. Rings herum erheben sich majestätische Berge, welche sich intensiv mit lebendigem Grün überzogen präsentieren. Außerdem weht die frische Tiroler Bergluft uns um die Nase. Hier könnte man stundenlang bleiben, aber die Lust auf Kurven treibt uns weiter. Wir folgen einer aufregenden Schräglagenstrecke am markanten Wilden Kaiser, dessen Höhe 2.344 Meter beträgt, entlang in Richtung Walchsee. Dort findet sich ein schöner Platz für den Mittagsstopp. Als wir in der empfehlenswerten Seeterrasse aufs Essen warten, erzählt Frank uns die Sage der zwei Bauern vom Walchsee: „Vor etlichen Jahren gab es dort, wo heute der Walchsee liegt, einst einen großen kostbaren Wald, der viele Tiere und Pflanzen in sich barg. An den jeweiligen Rändern des Waldes lebten zwei Bauern, welche beide die Meinung vertraten, der Wald gehöre ihnen. Deswegen stritten sie viele Jahre, bis sie sich irgendwann nur noch anschwiegen. Einmal trafen die Bauern sich dann in „Ihrem“ Wald und es entfachte sich ein großer Streit. Sie kämpften miteinander und schrien immer lauter, sodass es überall zu hören war. Plötzlich verdunkelte sich der Himmel und es gab einen großen Knall. An der Stelle, an der die Bauern so rücksichtslos kämpften, entstand eine kleine Quelle. Schon bald verschwand der ganze Wald. Seinen Platz nahm der Walchsee ein und die Bauern sah man nie wieder.“ Doch ziemlich beeindruckt von dieser sagenhaften Geschichte zeigt uns unser liebenswerter Tourguide Georg noch den Bruder des Wilden Kaisers, nämlich den „Zahmen Kaiser“, der sich auf der südlichen Seite vom Walchsee in den heute mal wieder azurblauen Himmel reckt. Dann erklärt er die weitere Streckenführung und dieses Mal ist es er, der uns antreibt, also rauf auf die Motorräder und weiter geht’s!

Die Abfahrt gehen wir dann ruhiger an. Nicht, dass der Pass Thurn plötzlich zur fahrtechnischen Herausforderung mutiert, nein, es liegt schlicht und ergreifend an der fantastischen Aussicht auf die imposanten Hohen Tauern mit ihren Gletschern. Zu Füßen des mächtigen Gebirges, das hier auch den Alpenhauptkamm zwischen Nord- und Südeuropa markiert, verläuft das Salzachtal. Dem folgen wir bald, und zwar in Richtung Kaprun zur Siegmund-Thun-Klamm. Alle freuen sich auf die willkommene Abkühlung in der engen Schlucht. Schon vom Eingang hören wir das Rauschen der Wassermassen. Auf einem schmalen Holzsteg kraxeln wir durch die Klamm nach oben – über uns hängen bedrohliche Felsen und unter uns brodelt das wilde Wasser. Dazu kommen überall kleine Wasserfälle, nur gut, dass unsere Motorradjacken - made in Germany – kein Wasser durchlassen. Äußerlich leicht angefeuchtet starten wir anschließend wieder unsere Boliden. Georg kennt hier natürlich wieder alles, was man als sehenswert bezeichnen kann. So stoppen wir bald an der nicht weit entfernten Burg Kaprun. Etwa um das Jahr 1200 errichteten die Falkensteiner, ein bayerisches Fürstengeschlecht, die Burg Kaprun. Ganz klarer Zweck: Man wollte den Handelsweg durch das Salzachtal kontrollieren und sichern. Natürlich war dieser Service nicht ganz billig. Ekke von Velben, irgendwann Schloßherr in Kaprun, trieb es auf die Spitze. Die gebotene Sicherheit war so teuer, dass die Kaufleute sämtliche Ware abgeben mussten. Das war der festgeschriebene Anfang der Wegelagerei in Salzburg. Ohne rot zu werden, kann behauptet werden, dass man in Österreich gut von seinen Vorfahren gelernt hat, siehe Maut und Ähnliches. Von der Burg aus sehen wir unser nächstes Ziel, den Zeller See. Auch hier gibt Georg nähere Informationen: Der 68 Meter tiefe See hat eine Länge von 3,8 Kilometern und ist bis zu 1,5 Kilometer breit. Im glitzernden, rund 24 Grad warmen Wasser mit Trinkwasserqualität und mit Blick auf die umliegenden Alpen lässt es sich wunderbar schwimmen.

So wie sich die Traumstrecke hinauf zur Postalm gezwirbelt hat, so begeistert ebenso die Abfahrt ins Salzkammergut. Kurven und Kehren der Extraklasse sorgen dafür, dass wir schnell an Höhe verlieren. So wird bald der Fuschlsee erreicht, wo Georg uns verspricht, dass er auch noch eine Strecke in petto hat, die Preißn nicht kennen dürften. Also übernimmt er das Kommando und lotst uns zur Strubklamm. Ein äußerst schmales und recht waghalsig gebautes Sträßchen führt uns mitten in die Schlucht. Rechts begrenzen senkrechte wie schroffe Felswände die Fahrbahn. Links, von einer kleinen Mauer gesichert, gähnt die Tiefe. Genau hier muss man auch einen Felsentunnel passieren, der mitten im Kurvenwirrwarr liegt und man eventuellen Gegenverkehr kaum sieht. Wie auch immer, auch diese Partie wird bestens gemeistert und so erreichen wir bald Hallein an der Salzach, wo der nächste Gipfelsturm wartet. Über Bad Dürrnberg düsen wir hinüber nach Berchtesgaden, eine geniale Kurverei mit tollem Ausblick auf Watzmann und Steinernes Meer. Das begeistert so sehr, dass es uns noch tiefer in die Berge zieht. Also auf zur Lamprechtshöhle, die über eine Gesamtausdehnung von rund 56 Kilometern verfügt. Für Freizeit-Höhlenforscher geht es über sichere Wege, Treppen und Stege mit einer Höhendifferenz von 70 Metern rund 700 Meter in die Höhle hinein. Wir freuen uns das endlich mal ausprobieren zu können, bevor wir zurück zum Hotel düsen, wo diese spannende Tour standesgemäß an einem leckeren Grillbuffet endet.
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