Fahrtest: Kawasaki Ninja 650 2017

Kawasaki wählt für die Nachfolgerin der ER-6f nicht nur den sportlichen Namen Ninja 650, das Bike kommt auch in rassiger Aufmachung mit durchtrainierter Figur.
Fahrtest: Kawasaki Ninja 650 2017
Fahrtest: Kawasaki Ninja 650 2017
10 Bilder
19.04.2017
| Lesezeit ca. 3 Min.
Dirk Bertram
Kawasaki
Kawasaki Ninja 650 Fahrbild

Im ersten Moment wirkt der Name von Kawasakis neuem Mittelklasse-Einstiegsmotorrad Ninja 650 irritierend, denn er sortiert die Neue in die hauseigene Supersportfamilie mit Ninja ZX-10R und ZX-6R ein. Auch die reißerische Lackierung der Vollverkleidung mit dem markanten Ninja-Gesicht in Form der beiden schlitzäugigen Scheinwerfer samt mittigem Lufteinlass spricht die gleiche, Ambitionen verheißende (Formen-)Sprache.
Doch dass es sich bei der Ninja 650 dann doch vielmehr um einen Allrounder handelt, der als Nachfolger des Mittelklassemodells ER-6f auf Neu- und Wiedereinsteiger setzt, macht sie beim Aufsitzen deutlich: Unerwartet unsportlich platziert sie den Fahrer tief im Motorrad auf dem 790 mm niedrigen Polster und sichert­ damit allen Körperstaturen einen stabilen Boden­kontakt. Sehr bequem und durchaus all­tags­tauglich fällt die Ergonomie mit aufrechtem Ober­körper aus; lediglich die Kniewinkel sind bei Lang­beinigen auf Dauer etwas zu spitz. Das Komfort-Arrangement macht die – allerdings nur mit Werkzeug und viel Aufwand – verstellbare Scheibe komplett, die zusammen mit der Verkleidung wirksam vor Wind und Wetter schützt.
Kawasaki Ninja 650 Cockpit

Technisch auf dem Stand der Schwester

Technisch entspricht die Ninja weitgehend ihrer unverkleideten Schwester Z650 und vertraut dem gleichen flüssigkeitsgekühlten Reihen-Zweizylinder. Dieser entstammt den Vorgängermodellen, hat wegen der Euro-4-Norm jedoch vier PS eingebüßt – aus 649 ccm Hubraum schöpft der Vierventiler maximal 68 PS und ein Drehmoment von 65,7 Nm und ist damit weit weg von den kraftstrotzenden Supersportlern. Statt mit brachialer Leistung überzeugt er mit einer sehr gleichmäßigen, harmonischen Leistungsabgabe, die jederzeit beherrschbar bleibt. Die Ninja lässt sich ohne zu murren auch bei 2.000 Touren bewegen. Verwertbarer, sich kontinuierlich steigender Schub setzt ab 2.500 Umdrehungen ein. Dieser Charakter fördert die Fahrbarkeit und schafft viel Vertrauen, gerade bei der anvisierten Neukundschaft.
Kawasaki Ninja 650 Lenker

Doch auch versierte Motorradfahrer kommen auf ihre Kosten, was zum einen an der kurzen Übersetzung des Sechsganggetriebes liegt, zum anderen an der imposanten Gewichtsreduzierung gegenüber der Vorgängerin ER-6f: Mit viel Detailarbeit am Motor, einer überarbeiteten Bananenschwinge und dem komplett neuen Gitterrohrrahmen hat die Ninja sage und schreibe fast 18 Kilogramm abgespeckt. Diese Vorgabe münzt die 650er in einen ebenso leichtfüßigen wie dynamischen Fahrspaß um. Handlich biegt die Kawa um alle möglichen Ecken und verlangt kaum Kraftaufwand zum Umlegen in Schräglage. Lenkbefehle setzt sie einigermaßen präzise und spontan um, weiter auseinanderstehende Lenkerhälften würden das Steuern zusätzlich erleichtern. Insgesamt fährt sie stets nachvollziehbar und ist auch bei höheren Geschwindigkeiten alles andere als nervös.
Kawasaki Ninja 650 Heck

Gemütlicher Charakter auch bei den Bremsen

Dieser gutmütige Charakter findet sich bei den Stoppern wieder. Die Doppelkolben-Schwimmsattelzangen im Vorderrad agieren recht defensiv und wollen mit viel Handkraft betätigt werden, dann verzögern sie aber effektiv.
Der angepeilten Zielgruppe kommt das genauso entgegen wie die harmonische Abstimmung der Federelemente. Hier gibt es bis auf die Anpassung der Federbeinvorspannung keine Einstellmöglichkeiten, doch für die erwartete moderate Fahrweise sind Federung und Dämpfung gut gewählt.
Kawasaki Ninja 650 Front

Gute Funktionalität trotz Basisausstattung

Im Bemühen um einen günstigen Preis bleibt für die Ninja nur eine Basisausstattung übrig, was jedoch nicht zulasten der Funktionalität geht: Einstellbare Hebeleien, eine leichtgängige Rutschkupplung sowie ein gut ablesbares Multifunktionsinstrument mit praktischer Ganganzeige dokumentieren die Alltagstauglichkeit. Leider fehlt eine Bedienungsmöglichkeit vom Lenker aus, und als weiterer Schönheitsfehler lässt die schmale hintere Radabdeckung vom Hinterrad aufgewirbeltes Schmutzwasser bis zum Fahrerrücken gelangen.
Kawasaki Ninja 650 Fahrbild

Doch sind dies Kleinigkeiten angesichts des stimmigen Pakets aus handlichem Fahrwerk und lässiger Zweizylinder-Power, das durch den günstigen Preis von 7.195,-- Euro nur noch attraktiver wird. Wer sich von der irritierenden Namensgebung nicht ins Bockshorn jagen lässt, bekommt mit der Ninja 650 ein unkompliziertes, vollwertiges Mittelklassemotorrad – Ehrfurcht gebietender Name hin, sportive Ausstrahlung her.
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Kawasaki Ninja 650 - Baujahr: 2017
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