Aus Alt mach' Neu – das Classic Superbikes Museum im Glockenpalast

Ein Besuch im Classic Superbikes Museum macht nostalgisch, eine Tour durch den Harz vor allem Spaß! Gut, dass sich beides hervorragend kombinieren lässt.
Aus Alt mach Neu – das Classic Superbikes Museum im Glockenpalast
Aus Alt mach Neu – das Classic Superbikes Museum im Glockenpalast Der Stausee wurde in den Jahren 1952 bis 1956 erbaut und hat eine ganze Reihe von Funktionen wie  Hochwasserschutz, Wasserstandsregulierung bei Niedrigwasser, Trinkwassergewinnung und nicht zuletzt die Stromerzeugung
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Sabine und Jost G. Martin
Jost G. Martin
Der Harz ist für viele Biker aus dem nördlichen und östlichen Deutschland das Kurven-Eldorado, das für sie am schnellsten und leichtesten erreichbar ist, gut zugänglich durch Autobahnen und Schnellstraßen. Aber was macht man, wenn man mal an einem Tag etwas anderes sehen und erleben will, als den ganzen Tag von einer Kurve zur nächsten zu surfen? Okay, man kann eine Wanderung unternehmen, was sich aber eigentlich für Motorradfahrer aufgrund der ungewohnten Fortbewegungsart ausschließt. Oder man kann ein Bergbaumuseum besuchen. Oder .... man kann auch drei Dinge miteinander verbinden: Kurven kratzen, Landstraßen surfen und ein Museum besuchen, das das Thema Motorrad in den Mittelpunkt stellt. Also rauf aufs Bike und mir nach!

Nostalgische Gefühle kommen auf – das Classic Superbikes Museum

Motorrad im Harz
Die Fahrt durch den Harz zum Classic Superbikes Museum gestaltet sich kurvig
Als wir wieder einmal mit den Mopeds im Harz waren, das Wochenende bevorstand und die Wettervorhersage Sonne und angenehme Temperaturen angekündigt hatte, standen wir vor der Frage: Was machen wir? Kurven wir mit Hunderten von anderen Motorradfahrern durch den Harz, von einer Location zur nächsten? Oder machen wir mal was ganz anderes? Die Entscheidung fiel zugunsten des „Mal was ganz anderes“ aus. Wir wussten, dass es im nur hundert Kilometer entfernten Gifhorn ein Mühlenmuseum gibt. Bei einem Blick auf die Seite von Motorrad & Reisen entdeckte ich dann, dass es da noch ein Museum gibt, das „Classic Superbikes Museum“. Bei dem Begriff Superbikes wurden natürlich sofort Erinnerungen wach an vergangene Tage, als ich selbst noch mit Motorrädern dieser Kategorie unterwegs war, sei es innerhalb der Limits auf Deutschlands Landstraßen oder auf abgesperrten Rundkursen, gemeinhin auch Rennstrecken genannt, ohne Geschwindigkeitsbeschränkungen und Gegenverkehr. Sabine konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie meinen Augen ansah, wie ich gedanklich in dieser Vergangenheit abtauchte. Und da sie, ebenso wie ich, auch alte Motorräder liebt, war der Entschluss, nach Gifhorn zu fahren, kein Gegenstand von langen Diskussionen.

Entlang der Oker

Okertalsperre
Der Weg aus dem Harz zum Glockenpalast und Classic Superbikes Museum führt unter anderem entlang der Oker und der Okertalsperre
Wir starten unsere Tour in Clausthal-Zellerfeld und fahren über die K 38 vorbei an einem großen Solarpark hinunter zur Okertalsperre. Auf der B 498 rollen wir anschließend am Ufer des Stausees entlang, passieren den Anleger Weißwasser der Okersee-Schifffahrt, ehe wir über die Weißwasserbrücke fahren und schließlich die Staumauer der Okertalsperre erreichen. Noch ist auf den Straßen nicht viel los, kaum Autos und nur ein oder zwei Motorräder. Der Stausee ist noch nicht voll, es fehlen vielleicht zwei Meter. Der Stausee wurde in den Jahren 1952 bis 1956 erbaut und hat eine ganze Reihe von Funktionen wie Hochwasserschutz, Wasserstandregulierung bei Niedrigwasser, Trinkwassergewinnung und nicht zuletzt die Stromerzeugung.
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Aber wir wollen ja weiter zu unserem Ziel, auch wenn der Weg ein Teil des Zieles ist. Immer entlang der Oker rollen wir talwärts bis in den Ort Oker, um dann in der Ebene auf wenig befahrenen Landstraßen Richtung Norden zu fahren. Osterwiek und den Großen Fallstein – immerhin 288 Meter hoch – lassen wir rechts liegen. Hinter Hornburg schwenken wir Richtung Osten und erspähen bei Hedeper eine kleine Mühle auf einer Anhöhe. Ein kleiner Abstecher in den Ort und zur Mühle zeigt uns, was man aus einer fast abbruchreifen alten Mühle noch machen kann, wenn man eine Idee und den Elan hat, Altes zu erhalten und einem neuen Zweck zuzuführen. Wir setzen unsere Fahrt fort und überqueren zwischen Groß Dahlum und Königslutter den Höhenzug des Elm auf gut ausgebauten Landesstraßen. Auf Nebenstraßen mogeln wir uns zwischen Braunschweig und Wolfsburg durch verkehrsreiche Städte und erreichen schließlich Gifhorn. Die K 114 und die anschließende B 188 führen uns direkt zu dem Areal, auf dem sich auch das Classic Superbikes Museum befindet.

Der Glockenpalast

Glockenpalast Gifhorn
Schon vom Parkplatz aus kann man den knapp 300 Meter entfernt liegenden Glockenpalast erkennen
Schon vom Parkplatz aus kann man den knapp 300 Meter entfernt liegenden Glockenpalast erkennen. Für Biker sind zwar 400 Meter Fußweg so gerade noch im Bereich des Zumutbaren – man muss einen kleinen Umweg machen -, doch was einen dann erwartet, stellt alle Erwartungen in den Schatten. Der Glockenpalast entstand im Stil eines mittelalterlichen Klosters nach den Plänen des Gifhorners Horst Wrobel, der auch das angrenzende Mühlenmuseum geschaffen hat, in 14-jähriger Bauzeit zwischen 1996 und 2010. Man kann sich kaum vorstellen, dass hier ein Museum für Classic Superbikes untergebracht ist, aber wie heißt es: Nichts ist unmöglich! Ursprünglich zur Unterbringung der Ateliers von Kunsthandwerkern gedacht, erwarb die Stadt Gifhorn Anfang 2022 das gesamte Areal mit Glockenpalast und Mühlenmuseum und startete eine Ausschreibung, um neue Betreiber zu finden. Für den Glockenpalast erhielt Horst Edler, Inhaber der Team Metisse GmbH, den Zuschlag für das Classic Superbikes Museum. Was der dann daraus gemacht hat, haben wir nach einem kurzen Plausch mit dem Chef dort in Augenschein genommen.
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Von Bikern für Biker – auf der Suche nach der alten Liebe

Motorräder im Classic Superbikes Museum
Über hundert erstklassig restaurierte Exponate aus den 70ern bis zu den 2000er-Jahren finden sich auf den 3.400 Quadratmetern Ausstellungsfläche
nsere Helme und Tankrucksäcke haben wir in den abschließbaren Spinden (insgesamt 120) im Garderobenraum verstaut und uns dann auf die Reise durch das Labyrinth der Ausstellungsräume begeben. Für das Labyrinth gibt es einen Wegweiser, an den man sich halten sollte, denn es geht über drei Etagen und durch insgesamt fünfzehn Sektionen. Wir arbeiten uns langsam durch die Räume, bleiben stehen und schauen uns die einzelnen Bikes an, alle wunderschön restauriert und vor allem präsentiert, denn man kann die Motorräder von allen Seiten bewundern. Auf dem Weg von einer Station zur nächsten entstand bei mir auch ein bisschen Spannung. Finde ich etwa eines meiner Motorräder in der Sammlung? Oder eines, das ich mir gerne zugelegt hätte?
Honda VTR 1000 SP1
Ein Mann und sein Traummotorrad – eine Honda VTR 1000 SP1 im Originalzustand, Baujahr 2000
Tatsächlich, „meine“ Honda Fireblade SC28 kann ich entdecken und noch einmal von allen Seiten betrachten. Auch mein Traummotorrad aus dem Jahre 2000, eine Honda VTR 1000 SP1 im Originalzustand, ist zu bewundern. Ich bin aber nicht der einzige Besucher, der „sein“ Motorrad in den Ausstellungsräumen sucht und auch findet. Ein Ehepaar, beide kurz vor dem 85. Lebensjahr, bewegt sich langsam durch die Gänge. Und Wir laufen uns immer wieder über den Weg und tauschen Erinnerungen zu den Motorrädern aus. Man kann sich gar nicht sattsehen an den über hundert erstklassig restaurierten Exponaten aus den 70ern bis zu den 2000er-Jahren auf den 3.400 Quadratmetern Ausstellungsfläche.

Biergarten und Mühlenmuseum

Information des Museums
Vom 27. März bis 27. Oktober hat das Museum im Glockenpalast Gifhorn geöffnet. Die Öffnungszeiten sind von Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt beträgt 14,90 Euro, für Besucher unter 16 Jahre ist der Eintritt in Begleitung eines Elternteils frei
Ein bisschen erschöpft von dem Rundgang über die drei Etagen, gönnen wir uns noch einen Kaffee im zum Biergarten gestalteten Innenhof des Glockenpalastes, ehe wir den kurzen Rückmarsch zu unseren Motorrädern antreten. Das ebenfalls in diesem Areal befindliche Internationale Mühlenmuseum heben wir uns für ein anderes Mal auf, denn von der Zeit im Classic Superbikes Museum sollte man nicht eine Minute für etwas anderes abknabbern.

Mit Schwung zurück in den Harz

Und in den Harz zurück wollen wir schließlich auch noch vor Einbruch der Dunkelheit. Also schwingen wir uns auf unsere Motorräder und verlassen Gifhorn über die B 4 bis Rötgesbüttel, wo wir wieder auf die weniger befahrenen Kreis- und Landesstraßen wechseln. Adenbüttel, Groß Schwülper, Wendeburg, Wedtlenstedt und Groß Gleidingen heißen die Ortschaften, die wir auf unserem Weg um die Großstadt Braunschweig herum durchfahren. Salzgitter mit dem VW-Werk und der Salzgitter Flachstahl GmbH streifen wir nur und rollen über Straßen, die mit „K“ oder „L“ beginnen, dem Harz entgegen. Bei Langelsheim steigen wir wieder in die Mittelgebirgslandschaft des Harzes ein. Nun sind wieder richtige Kurven angesagt, das also, was den Harz für Motorradfahrer ausmacht. Vorbei an der Innerste-Talsperre bis nach Lautenthal geht es erst einmal in langen Schwüngen, ehe dann die Flanken unserer Reifen wegen größerer Schräglagen ein bisschen mehr in Anspruch genommen werden. Von Wildemann – so heißt der Ort tatsächlich – bis nach Clausthal-Zellerfeld sind es nur noch acht Kilometer.
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Kurven-Eldorado oder Museumsbesuch? Beides!

Motorrad vor See
Die Frage Kurven oder Museumsbesuch ist beantwortet: beides!
Wir haben den Ausgangspunkt unserer Tour erreicht. Nach jeder Tour stellt sich natürlich die Frage: Hat es Spaß gemacht? Was hat mehr Spaß gemacht, das Kurven-Eldorado Harz oder das Classic Superbikes Museum in Gifhorn? Die Frage ist eigentlich schnell beantwortet: das eine wie das andere. Kurvenfahren mit dem Motorrad ist einfach toll und wenn man sich dann auch noch die Highlights der wunderschön restaurierten Superbikes aus mehreren Jahrzehnten in einer außergewöhnlichen Location anschauen kann, ist das ein doppelter Genuss.

Motorradtour Vom Harz zum Classic Superbike Museum im Glockenpalast – Infos

Der Harz ist für viele Biker aus dem nördlichen und östlichen Deutschland das Kurven-Eldorado, das für sie am schnellsten und leichtesten erreichbar ist, gut zugänglich durch Autobahnen und Schnellstraßen. Aber was macht man, wenn man mal an einem Tag etwas anderes sehen und erleben will, als den ganzen Tag von einer Kurve zur nächsten zu surfen? Okay, man kann eine Wanderung unternehmen, was sich aber eigentlich für Motorradfahrer aufgrund der ungewohnten Fortbewegungsart ausschließt. Oder man kann ein Bergbaumuseum besuchen. Oder .... man kann auch drei Dinge miteinander verbinden: Kurven kratzen, Landstraßen surfen und ein Museum besuchen, dass das Thema Motorrad in den Mittelpunkt stellt. Also rauf aufs Bike und mir nach!

Allgemeine Infos

Der Harz erstreckt sich über eine Fläche von 2.226 Quadratkilometern. Der höchste Berg ist der Brocken mit insgesamt 1.141 Metern ü. NN. Die Region teilt sich in mehrere Teilbereiche auf. Dazu zählen die Naturparks Harz Niedersachsen, Harz Sachsen-Anhalt und Südharz. Am wohl bekanntesten ist der Nationalpark Harz. Als einer der größten Waldnationalparks in Deutschland umfasst er eine Fläche von 247 Quadratkilometern, die sich über Niedersachsen und Sachsen-Anhalt erstreckt und rund 10 Prozent des gesamten Harzes ausmacht.

Sehens- und erlebenswert
Neben der in der Reisereportage vorgestellten Sehenswürdigkeit des Classic Superbike Museum im Glockenpalast in Gifhorn gibt es im gleichen Areal das internationale Mühlenmuseum. Einen Abstecher in die VW-Autostadt in Wolfsburg ist ebenfalls nicht weit. Das Bergbaumuseum Lautenthal liegt ebenfalls unmittelbar an der Route.
  • So lang ist diese Motorradtour: ca. 250 km
  • Der höchste Punkt der Strecke: 602 Meter über NN

Anreise

Den Harz erreicht man aus allen vier Himmelsrichtungen. Von der A7 kommend, sollte aus Richtung Norden die Abfahrt Seesen genommen werden. „Südländer“ wählen die Ausfahrt Nörten-Hardenberg. Am südöstlichen Rand der Region verläuft die A38, die Abfahrt Nordhausen bringt einen direkt in den Südharz und über die B243 und B241 zum Startpunkt. Aus Nordosten kommend ist eine Anreise über den Motorradtreffpunkt Torfhaus via B4 möglich.

Beste Reisezeit

Die beste Reisezeit für erlebnisreiche Motorradtouren in den Harz und aus dem Harz heraus ist von April bis Ende Oktober.

Verpflegung

Die wohl bekanntesten Harzer Köstlichkeiten sind der Käse „Harzer Roller“ und der Schnaps „Schierker Feuerstein“. Einheimische schwören zu dem auf das „Harzer Grubenlicht“. Viele Brauereien wie die „Altenauer“ Brauerei sind zudem im Harz angesiedelt, stark vertreten ist das Bier dar Marke „Einbecker“. Wer regionale Speisen oder Getränke zu sich nehmen will, sollte auf die Auszeichnung „Typisch Harz“ achten. Informationen zu den Produkten findet ihr unter: www.harzinfo.de

GPS-Daten, Karten & Reiseführer passend zur Tour

MARCO POLO
Deutschland Blatt 3, Niedersachsen
Maßstab 1:200.000
Preis: je 9,99 Euro
M&R-Roadbooks Harz
Preis: 9,95 Euro

FolyMaps Motorradkarten
Deutschland, Maßstab: 1:300.000
Preis: 19,95 Euro


Karte Vom Harz zum Classic Superbike Museum im Glockenpalast
Routenverlauf
Clausthal-Zellerfeld - Bergstadt Altenau  Oker - Bettingerode - Lochtum - Stötterlingen - Hoppenstedt - Hornburg - Seinstedt - Hedeper - Winnigstedt - Königslutter am Elm - Bornum - Wendhausen - Essenrode - Isenbüttel - Gifhorn - Ausbüttel - Rötgesbüttel - Adenbüttel - Groß Schwülper - Wendeburg - Wedtlenstedt - Groß Gleidingen - Salzgitter - Groß Flöthe - Liebenburg - Othfresen - Ostharingen - Langelsheim - Lautenthal - Wildemann - Clausthal-Zellerfeld

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Kommentare (2)
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ThomasW
29.03.2024 16:40


Ein Muss für Motorrad-Enthusiasten
Das Classic Superbikes Museum klingt nach einem absoluten Muss für jeden Motorrad-Fan! Kann es kaum erwarten, selbst mal hinzufahren.
avatar
Thomas
29.03.2024 09:40


Eine tolle Kombi aus Fahrt und Nostalgie!
Die Idee, eine Motorradtour mit einem Besuch im Classic Superbikes Museum zu kombinieren, finde ich grandios! Gerade für uns Biker, die die Strecken im Harz lieben und gleichzeitig ein Faible für klassische Motorräder haben, ist das ein perfekter Tipp.