Dänemarks längste Touristenattraktion - Margeritenroute

Es ist schon einige Jahre her, dass ich diese auffälligen Schilder mit der Margerite auf braunem Hintergrund inmitten der wundervollen Landschaft Dänemarks zum ersten Mal sah. D
Carsten Scheibe
Carsten Scheibe
Doch was sagen sie aus, die markanten Hinweise, die selbst an den kleinsten Straßen zu finden sind? Meine Neugierde war geweckt und so stieß ich auf der Suche nach neuen Motorradabenteuern auf die wohl längste Sehenswürdigkeit unseres nördlichen Nachbarlandes.
Dänemark liegt von der eigenen Haustür in Kiel aus nicht weit entfernt. Da kann man sich an einem verlängerten Wochenende gern einmal auf die Reiseenduro schwingen und Teile dieser über 3.500 Kilometer langen Strecke erkunden. Von der Internetseite der dänischen Forstbehörde lud ich mir die Tracks herunter und fand eine neue Übernachtungsmöglichkeit in der freien Natur. „Shelter“ ist das Stichwort, das ein wenig Abenteuer bedeutet: Einfache Unterschlüpfe laden zu einer Rast oder zum Übernachten in der freien Natur ein. Am Abend ein Lagerfeuer vor dem Windfang entfachen und einfach die Seele baumeln lassen in einem der nördlichsten Länder. Das ist es!

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Planungen abgeschlossen, Begleitung gefunden – auf geht‘s!

Ein guter Freund ist von der Idee auf Anhieb begeistert und sagt spontan zu. Wir packen also unser Outdoor-Equipment und Ende Oktober brechen wir zum ersten Mal auf. Der Herbst zeigt sich in wundervollen Farben, die Temperaturen sind noch angenehm. Ideale Voraussetzungen, um sich einfach nur treiben zu lassen und keinen Zeitdruck zu spüren. Die knapp 100 Kilometer bis zur deutsch-dänischen Grenze führen uns durch die wunderschöne Landschaft der Halbinsel Angeln und werden in vollen Zügen genossen. Auch der aufkommende leichte Nieselregen kann unsere Abenteuerlust nicht schmälern. Die Motorräder gleiten bei Kruså über die Grenze nach Dänemark. Erstes Ziel ist natürlich „Annies kiosk“, direkt an der traumhaften Flensburger Förde. Der Imbiss liegt unmittelbar am Wasser, mit Blick auf die (deutschen) Ochseninseln, die nur ungefähr 500 Meter von Dänemark entfernt in der Förde liegen. Unser Magen schreit förmlich nach einem leckeren Hotdog, und die sind hier wirklich zu empfehlen! Vorbei am Schloss Augustenborg finden wir die ersten Schotterwege und gelangen auf die erste Teilstrecke der Margeritenroute. Ziel ist der Nørreskov, auf der Halbinsel Als in der Nähe von Fynshav.
Lecker und heiß begehrt: dänische Hotdogs!
Lecker und heiß begehrt: dänische Hotdogs!

Indian Summer – in Dänemark!

Schöne ebene Schotterpisten – die man sogar befahren darf – führen durch einen Wald, der sich wie im Indian Summer zeigt. Das Laub leuchtet in den unterschiedlichsten Gelb-, Orange- und Rottönen. Die Zeit drängt, denn es gilt, einen Platz zum Übernachten zu suchen. Das Navi macht es uns leicht: Etwas abgelegen vom Weg finden wir einen Holzunterstand, etwa 50 Meter vom Wasser entfernt. Schnell brennt das Lagerfeuer und unsere Schlafsäcke liegen im Shelter. In der Dämmerung können wir beobachten, wie zwei Tümmler verspielt durch das ruhige Meer ziehen. Endlich Zeit, um Abenteuer- und Reisegeschichten auszutauschen, und bis in die Nacht zu erzählen.

Entlang der Küste gen Norden!

Morgens wecken uns die Geräusche des Waldes, der direkt hinter uns liegt. Der Himmel ist blutrot, ein Zeichen für einen schönen Sonnenaufgang. Ich frage mich, ob wir verzaubert sind. Schöner kann eine Reise nicht beginnen.
Zu einer Uhrzeit, wo Dänemark in den unzähligen kleinen, bunten Häuschen sanft erwacht, starten wir die Motoren und trennen uns nur schweren Herzens von diesem Zauberwald. Die weiß-braunen Schilder führen uns durch Sønderborg, wo wir den Als Sund queren und dann entlang der Küstenlinie weiter in Richtung Aabenraa cruisen. Wir durchstreifen eine typische Endmoränenlandschaft, die das Land an der Ostküste prägt und uns mit faszinierenden Aussichten belohnt. Wir atmen die kühle Luft und fühlen uns einfach nur wohl, während die Reifen über den Asphalt rollen. Nicht nur einmal sind wir von der sanften Schönheit der Küstenregion begeistert.
Kaum stehen die Motorräder in Aabenraa vor einem der kleinen Geschäfte, da werden wir auch schon angesprochen, wohin uns der Weg führt. Motorradfahren im Norden? Da sei doch alles flach ... weit gefehlt! Denn auch hier führen die kleinen Straßen ständig auf und ab. Für den Abend finden wir in einem kleinen Waldstück schnell einen nahe am Wasser gelegenen Ruheplatz. Wir machen es uns beim Kochen gemütlich und lassen den Abend in Ruhe ausklingen.

Nicht nur Dänemarks Küstenregion hat einiges zu bieten!

Am nächsten Tag fahren wir, immer mit einem herrlichen Blick auf das Wasser, zwei kleine Serpentinen entlang nach Vejle. Am Hafen holen wir uns zur Stärkung einen Lachsburger. Bestens gesättigt schwingen wir uns auf die Enduros und verlassen Vejle Richtung Nordwest in das landwirtschaftlich geprägte Hinterland. Eine Gegend mit sanften Hügeln und schönen, kleinen Gehöften in bunter Vielfalt. Die Straßen sind mit zahlreichen Kurven abwechslungsreich und lassen ein richtig schönes Fahrfeeling zu. Hin und wieder zeigen sich kleine, aber prachtvolle Herrenhäuser. Wir nähern uns der bewaldeten Region um Silkeborg, das vom längsten Fluss Dänemarks, der Gudenå, durchzogen wird. Die Landschaft erinnert mit ihren Hügeln an die deutschen Mittelgebirge – auch wenn die Anhöhen bei Weitem nicht so hoch sind. Immer wieder treffen wir auf kleine Bachläufe, die sich ihren Weg durch die Landschaft suchen, und kleine bunte Häuschen auf den Lichtungen säumen unsere Route. Pünktlich mit dem Einsetzen der Dämmerung finden wir in der Nähe der Ortschaft Ry unseren nächsten Shelter. Dieses Mal sind es gleich drei Hütten, in deren Mitte sich die Feuerstelle befindet. Der letzte Abend unserer ersten Margeritenrouten-Etappe bricht an und wir machen es uns ein vorerst letztes Mal am Feuer gemütlich.
Es sollte allerdings nicht das letzte Mal sein, dass ich in diesem Shelter kampiere. Denn ziemlich genau sechs Monate später beginne ich mit zwei anderen Freunden von hier aus die nächste Etappe der Margeritenroute.

Ein halbes Jahr später: Etappe Nummer zwei

Es ist Frühjahr und die ersten zarten Pflänzchen recken sich in die Frühlingsluft. Es ist ein schönes Gefühl, erneut auf der nun schon bekannten Strecke unterwegs zu sein. Auch meine beiden Weggefährten sind hellauf begeistert von all dem, was sich ihnen auf der Anfahrt zeigt.
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Morgennebel zieht vom See hinauf und so brennt schon zu früher Stunde das Feuer an der vorgesehenen Feuerstelle. Aufgewärmt und gestärkt folgen wir weiter der ausgeschilderten Margeritenroute. Diesmal jedoch nicht durch das Herbstlaub fahrend, sondern eingerahmt durch eine belebende Frühjahresfrische rollen die Maschinen ruhig durch die Landschaft. Die Forsythien blühen in ihrem kräftigen Gelb. Rechts von uns ist ein großer See, links der Wald. Ich sehe förmlich das Strahlen der Gesichter meiner beiden Weggefährten unter ihren Visieren, auch sie genießen ausgiebig.
Der Frühnebel und die aufgehende Sonne zaubern gemeinsam eine beeindruckende Kulisse
Der Frühnebel und die aufgehende Sonne zaubern gemeinsam eine beeindruckende Kulisse
Kilometer um Kilometer spulen wir die Strecke gemütlich und völlig entspannt ab. Man spürt regelrecht die landestypische Gemütlichkeit. „Hyggelig“, wie der Däne zu sagen pflegt! Das frische Grün der sich entwickelnden Natur bricht mehr und mehr durch, wir atmen durch das offene Visier den Fahrtwind ein und bewundern die beeindruckenden Landschaften: hinauf und hinab über die in der Eiszeit entstandenen Endmoränen.
Richtung Aarhus fahren wir weiter entlang der bewaldeten Steilküste. Auf einer Anhöhe der beiden Halbinseln direkt an der Ebeltoft Vig verspüren wir das Motorradfeeling und erliegen der Sucht des „Sich-Treiben-Lassens“. Die Sonne blinzelt uns an und in der Ferne erkennen wir, wie sie sich im Wasser spiegelt. Auf dem Weg nach Mellerup queren wir auf einer kleinen Fähre den Randers Fjord und kaufen im kleinen Supermarkt die Ration für das Abendessen ein. Ein Einweggrill und die Schmetterlingssteaks sind schnell verstaut. Am nächsten Shelter angekommen, dauert es auch nicht lange, bis der Grill glüht. Mit vollem Bauch krabbeln wir in unsere Daunenschlafsäcke und schlafen selig und entspannt ein.
Der Frühnebel lichtet sich, wir packen die Sachen und schon blubbern die Motoren wieder. Unsere Augen sehen sich noch einmal an der vorbeiziehenden Landschaft satt – es ist der letzte Tag, bevor die Rückfahrt nach Deutschland beginnt. Schnell sind Sebastian, Pawel und ich aus dem Waldweg heraus und gleiten weiter. Auf kleinen und kleinsten Straßen geht es über Randers und nördlich an Silkeborg vorbei gen Westen – einmal quer durch Østjylland. Nordöstlich von Viborg, etwa in Höhe des Mariager Fjords, erreichen wir den Wendepunkt der Frühjahrstour.

Teil drei der Margeritenroute: Dänemarks Norden

Frühjahr und Sommer vergehen wie im Fluge. Mittlerweile ist es wieder Oktober geworden, und meine dritte Teiletappe steht an – wie schon ein Jahr zuvor mit Frank. Mittlerweile sind wir zwei Weggefährten, die sich gut kennen und noch routinierter unterwegs sind. Nach einer zügigen Anreise steigen wir an der Stelle in die Tour ein, wo wir Ostern aufgehört haben. Der Ort Mariager mit seinem historischen Stadtkern und den altertümlichen, gelben Häuschen fasziniert uns. Direkt am Mariager Fjord gleiten wir durch eine ehemalige Arbeitersiedlung. Es dauert nicht lange, bis wir von einem betagten Dänen angesprochen werden und mit ihm über die Motorradwelt fachsimpeln. Ein Stück weiter reizt uns der Besuch eines alten Leuchtfeuers, das über einem Ensemble aus in die Jahre gekommenen Häusern thront.
Das Wetter ist uns in diesen Tagen nicht sonderlich wohlgesonnen, immer wieder brechen kurze, aber heftige Regenschauer über uns herein. Trotzdem lassen wir uns nicht beirren und fahren südlich von Aalborg entlang, bis wir über den Vildmosevej an die Aalborg Bucht gelangen. In Dokkedal fahren wir am Strand auf eine lange Mole, um dort eine Pause einzulegen und uns die frische Meeresluft des Kattegats um die Ohren wehen zu lassen. Um nach Hals zu gelangen, müssen wir den Aalborg Fjord mit einer Fähre überqueren. Nördlich der viertgrößten dänischen Stadt suchen wir nach einem geeigneten Lager für die Nacht. Dabei gilt es, nicht gerade einfache Waldstraßen zu passieren. Nach einer verregneten Nacht ist es am nächsten Morgen glücklicherweise wieder trocken und wir können pünktlich in Richtung Limfjorden aufbrechen. Die Landschaft wird flacher und seichter – und auch das übt auf uns einen gewissen Reiz aus. Darum halten wir hier und dort einfach kurz an und genießen dieses besondere Flair.
Kleine Fischerorte ziehen sich wie an einer Perlenschnur gereiht an der Küste des Limfjorden entlang. Bei Sundsøre fällt eine wunderschöne Bronzefigur an der Hafeneinfahrt ins Auge. Wir erledigen noch schnell den Einkauf für den Abend, bevor wir uns das nächste Nachtlager suchen.
Die Bronzefigur an der Hafeneinfahrt von Sundsøre
Die Bronzefigur an der Hafeneinfahrt von Sundsøre

Leider kein goldener Herbst ...

Nach längerer Suche werden wir schließlich in Fjordkær fündig. Der Abend bringt zwar noch etwas Sonne, doch das Holz ist leider zu nass für ein Feuer. Zu allem Überfluss werden wir mitten in der Nacht von einem Rascheln und Poltern geweckt! Im Halbschlaf bekommen wir mit, wie ein Waschbär versucht, Franks Wassersack aus unserem Quartier zu ziehen. Erst am nächsten Morgen bemerken wir, dass es der kleine Kerl tatsächlich geschafft hat, den Wassersack einige Meter vom Shelter wegzuschleppen. Respekt!
Am Morgen beginnt der Regen wieder heftig einzusetzen und zwingt uns zu einer längeren Pause in einem Café. Da die Wetteraussichten für die nächsten Tage nicht viel rosiger aussehen, beschließen wir, die Tour an dieser Stelle abzubrechen und die Rundreise im nächsten Jahr bei besserem Wetter weiterzuführen.

Fünen – eine märchenhafte Insel

Auch im nächsten Frühjahr zieht mich die Margeritenroute wieder magisch an. Doch warum ist das so? Ist es dieser wundervoll ungezwungene Lebensstil der Dänen oder ist es diese faszinierende Landschaft, die Zutritt zur Seele findet? Frank und Michael kommen mit auf die Tour und wollen mir helfen, eine Antwort auf diese Frage zu finden.
Unser Ziel ist die Märcheninsel Fünen, bekannt für ihre sanfte und leicht hügelige Landschaft. Überall findet man alte Schlösser und einsame Gutshöfe, bemalt in leuchtenden Farben. Wir nehmen den direkten Weg vom Limfjorden über die Brücke bei Middelfart. Der Duft des Meeres, der saftig grünen Wiesen und Felder, der strahlend blaue Himmel – ja, es ist Frühling! Unter der Brücke teilt der Kleine Belt mit einer starken Strömung das Festland von der großen Insel Fünen, die auf dänisch „Fyn“ heißt.
Die Reifen surren auf dem Asphalt und bringen uns südwärts, wir atmen die frische Frühsommerluft und fühlen uns einfach nur wohl. Auf dem Bauernhof Steensgaard bei Millinge machen wir den ersten Stopp und treffen dort Sandra, die tourismusbeauftragte „Fee“ der Insel. Sie lebt seit einigen Jahren auf Fünen und kommt ursprünglich aus dem Badischen. Sie hätte nie gedacht, dass die Insel so zauberhaft ist, und möchte nicht mehr mit der alten Heimat tauschen. Auch wenn hin und wieder schon die Sehnsucht nach den Bergen aufkommt.
Sie hat hier ihren „Wikinger“ gefunden und liebt die entspannte Gelassenheit der Dänen. Bei einem gemeinsamen Essen erzählt Sandra über die Entstehung von Steensgaard. Der aus Bayern stammende Henning Wiesinger und seine Frau bauten hier in den letzten Jahren einen Biohof mit einer eigenen Restauration auf. Wichtig ist es ihnen, die Rinder und Schweine besonders stressfrei zu halten. Und es wird nur so viel Vieh gehalten, wie mit eigenem Futter ernährt werden kann. Wir verkosten eine Aufschnittplatte mit frischen Wurst- und Fleischspezialitäten und sind begeistert von dem feinen, natürlichen Geschmack der Waren, denen keinerlei Konservierungsmittel beigefügt wurden. In Dänemark sind die Kontrollen sogar umfangreicher und strenger als in Deutschland.

Zwischen Sage und Geschichte

Die kleine Stärkung tat gut, danach soll das Schloss Egeskov unser nächstes Ziel sein. Irgendwie schickt uns mein Navi in die Irre, wir landen auf einer Schotterpiste im Wald und genießen die Staubfontänen hinter uns. Die etwas unvorhergesehenen Eindrücke sind unglaublich, und als wir auf dem Parkplatz des Schlosses ankommen, haben wir alle drei ein breites Grinsen im Gesicht. Was für ein Märchenschloss! Aus alten Schriften ist zu entnehmen, dass das Anwesen vom Großgrundbesitzer Frands Brockenhuus gebaut und im Jahr 1554 vollendet worden ist. Das Fundament wurde auf vielen Eichenstämmen in einem See gesetzt. Dem Vernehmen nach soll dabei ein kompletter Eichenwald draufgegangen sein. Wir drei Reisenden lassen uns bei dem Spaziergang im Schloss einfach nur verzaubern. Oben im Dachstuhl liegt ein hölzernes Männlein. Der Sage nach darf es niemals entfernt werden, da sonst das Schloss zur Weihnachtszeit im See versinkt. In einem großen Saal fühlen wir uns wie zur Ritterzeit. Eine der hier ausgestellten Rüstungen wiegt 35 kg. Die armen Kerle mussten damals ganz schön viel Gewicht als Schutz mit sich herumschleppen – wie das wohl auf einem Motorrad aussehen würde?
Das sagenumwobene Holzmännchen
Das sagenumwobene Holzmännchen
Zur Schloss- und Parkanlage Egeskov gehört auch ein historisches Museum mit einem Einkaufsladen, in dem man sich um Jahre zurückversetzt fühlt. Ein silberner DeLorean erinnert an den Film „Zurück in die Zukunft“, und die vielen historischen, bestens restaurierten Motorräder machen Lust auf eine Probefahrt. Ja, wir befinden uns hier in einem modernen Märchen ...

Die Margeritenroute trägt ihren Namen nicht umsonst

Die Weiterfahrt leitet uns an der bekannten Egeskov Mølle vorbei. Der wundervolle Tag neigt sich dem Ende entgegen, der frische Wind hält die Konzentration hoch und wir kommen auf der Insel Langeland an. Das Naturcamp Fuglsang Ferie erwartet uns schon mit einem Shelter – in Form eines einseitig geöffneten Windschutzes aus Holz. Dort verbringen wir unsere erste Nacht und genießen das Übernachten in freier Natur. Unsere „Prinzessin auf der Erbse“ (frei nach H. C. Andersen) ist sichtlich glücklich, hier sogar eine Dusche vorzufinden.

Der nächste Tag weckt uns mit warmen Sonnenstrahlen, wir packen unsere Sachen und schon brummen wieder die Motoren. Die Margeritenroute, die ihren Namen anlässlich des 50. Geburtstages von Königin Margrethe II. bekam, führt direkt am schön gelegenen Schloss Tranekær vorbei. Das rote Backsteinschloss thront über den Feldern Langelands und lädt zum Verweilen ein. Die Margerite finden wir immer wieder am Straßenrand, und erneut erkennen wir, dass es für die Route keinen passenderen Namen geben kann. Zwischen Fyn und Langeland befindet sich die kleine Insel Tåsinge mit dem direkt am Meer gelegenen Schloss Valdemar, das 1644 von König Christian IV. fertiggestellt worden ist.
In Svendborg genießen wir dann endlich den obligatorischen Hotdog. Nächstes Ziel ist Nyborg. Unterwegs beleben immer wieder bunte Häuschen als kleine Farbtupfer die ohnehin farbenfrohe Natur. Von Weitem sehen wir die gewaltige Storebæltsbroen im Hintergrund. Die 254 Meter hohe Brücke verbindet die Inseln Fünen und Seeland. Am südlichen Brückenfuß gewinnen wir einen Überblick über die gewaltigen Ausmaße der Brücke. In etwa einer Stunde kann man in Kopenhagen sein, so zentral liegt Fyn.
Mittlerweile brennt die Sonne auf unsere Helme und uns zieht es gen Norden. In Kerteminde genießen wir das Flair des Hafens, füllen unsere Provianttaschen und plaudern mit einigen Dänen, die unsere vollbepackten Reiseenduros bewundern. Einige fragen, wohin wir mit unserem vielen Gepäck noch reisen wollen. Sie ringen sich ein freundliches Schmunzeln ab, als wir sagen, dass wir nur die „Märcheninsel Fyn“ bereisen. Mit einem „God Tur“ verabschieden sie sich. Direkt am Wasser entlang beobachten wir das ruhige Strandleben. Das kühle Meerwasser ist bei diesen heißen Temperaturen sicherlich erfrischend. Unser Ziel für die Übernachtung ist ein traumhaft gelegener Shelter auf Fyns Hoved (der Kopf Fünens) auf der nordöstlichen Halbinsel Hindsholm, doch als wir dort ankommen, ist leider alles besetzt. Kurzerhand wählen wir den in der Nähe befindlichen Campingplatz Fyns Hoved Camping.

Auf den Spuren eines Nationalhelden

Am nächsten Morgen sind die Zelte schnell verpackt und ein aromatischer Kaffee sowie das Frühstück schnell verzehrt, denn die vorletzte Etappe ruft. Schon gegen 10 Uhr steigt das Thermometer auf 27 °Celsius und die Jacken bleiben erst einmal geöffnet, damit der Fahrtwind den Körper zumindest etwas kühlen kann.
Die Landschaft hier oben, im nördlichen Teil der Insel, ist die Getreidekammer Dänemarks. Die Motorräder gleiten über die Straße und wir erreichen Odense. Unser Ziel ist ein kurzer Halt in der Altstadt und ein Besuch des Hans-Christian-Andersen-Museums. Direkt gegenüber beeindruckt eine beachtliche Malerei über eine gesamte Häuserwand, mit dem Blick des berühmten Dichters und Schriftstellers auf das Museum. Von ihm, der in Dänemark fast wie ein National­held verehrt wird, stammen Märchen wie „Der standhafte Zinnsoldat“, „Das hässliche Entlein“, „Die Schneekönigin“, „Des Kaisers neue Kleider“ oder „Die Prinzessin auf der Erbse“.
An der Nordküste Fünens angekommen fahren wir am Schloss Gyldensteen vorbei. In der Nähe des Meeres duftet die Landschaft gleich ganz anders und wir gleiten gemächlich weiter durch das Märchenland. Zu dieser Jahreszeit säumen überall Mohnblumen die Feldränder und Straßen. Dazu ist es Sonntag, und die Dänen hissen ihren „Dannebrog“ auf ihren Grundstücken. Auch hier umgeben Teiche und kleine Seen die prächtigen Schlösser oder Gutshäuser, auf denen Schwäne majestätisch im Wasser treiben. Wer weiß, vielleicht fand H. C. Andersen hier seine Inspiration für das Märchen „Das hässliche Entlein“?

Lagerfeuer, Grillfleisch, dänisches Bier ...

Weiter geht unsere Reise wieder in südlichere Gefilde, in eine andere, weichere Landschaft. Überall sind Wälder und das Land wird leicht hügelig. In Glamsbjerg werden die Vorräte aufgefüllt. Heute ist unser letzter Abend und da wir ein Lagerfeuer haben, gehört Grillfleisch einfach dazu. Einweggrill, Fleisch, dänisches Bier und reichlich Wasser – wegen der hohen Temperaturen – werden eingekauft. Wir verteilen alles auf die Motorräder und schon geht es wieder voran.
Am Hafen in Faldsled stoppen wir erneut. Hier erleben wir ein reges Treiben an Seglern, sogar Fischerboote sind zu sehen. Gemütlich sitzen wir auf der Kaimauer und schauen dem geschäftigen Tun zu. Kleine Fischerboote kommen herein, andere fahren wieder hinaus, über allen kreisen kreischende Möwen.
In der Ferne erblicken wir die vorgelagerte Insel Helnæs. Ein typisches dänisches Premier-Eis kühlt uns etwas ab, schon wieder neigt sich ein Tag dem Ende entgegen und wir setzen unsere Tour fort. Langsam schließt sich der Kreis unserer Rundtour auf Fünen.

Entspannt klingt die Reise aus

Es sind gerade einmal noch fünf Minuten bis zu unserer Unterkunft. Ein Schild mit der Aufschrift „Leijrplads“ zeigt uns über eine sandige Piste den Weg zu etwas, das wir so noch nicht gesehen haben: eine völlig neue, futuristische Bauart von Sheltern, die an alte Wehrtürme erinnern. Es stehen einige auf dem Gelände, teilweise sogar mit zwei bis drei Stockwerken – oder wie bei uns, mit einer Aussichtsplattform mit Blick auf das Meer.
Zusätzlich gibt es vor jedem Shelter eine Feuerstelle. Auch eine Sauna kann man anmieten und Duschen sowie Waschbecken und WC gibt es auch. Erstmal abladen, einrichten, Holz sammeln und dann die Gegend erkunden. Nicht weit entfernt von uns ist das Meer. Dort erwartet uns obendrein ein großer Steg. Tatsächlich haben wir das Glück, einen wunderschönen Sonnenuntergang über der Insel Helnæs zu bewundern. Das Lagerfeuer ist schnell entzündet und das Fleisch liegt auf dem Grill. Die Seele baumeln lassen ... was will man mehr?
Morgens lassen wir uns Zeit und fahren noch auf einen Kaffee nach Faaborg und bummeln durch die Fußgängerzone. Anschließend wird es Zeit für die Fähre in Böjden, die stündlich auf die Halbinsel Als nach Fynshav fährt. Eine angriffslustige Möwe schießt am kleinen überschaubaren Fährhafen über unsere Köpfe hinweg. Kein Wunder, denn ihre Küken hocken dicht aneinandergedrängt auf dem Dach des alten Zahlhäuschens. Die Rückfahrt führt über Sønderborg, das wir noch mit einem Abstecher belohnen. Ich kenne die Stadt schon von anderen Besuchen, denn im Schloss gibt es immer wieder interessante Musikveranstaltungen. Letzter Halt vor der Grenze und dem Egernsund sind die Dybbøl Banke (Düppelner Schanzen), ein Denkmal und Museum. Hier lieferten sich die Preußen und die Dänen 1864 im Deutsch-Dänischen Krieg ein entscheidendes Gefecht. Ein Hotdog bei „Annies kiosk“ gegenüber der Ochseninsel in der Flensburg Förde beendet diese wundervolle Reise.
Blick auf den Hafen von Sønderborg und das Schloss
Blick auf den Hafen von Sønderborg und das Schloss
Alles hat hier seine Geschichte, wie beispielsweise die Schlacht auf den Düppelner Schanzen, die alten Schlösser und Häuser, die wundervolle Erzählungen liefern würden, wenn sie könnten. Und wenn das hässliche Entlein noch nicht gestorben ist, dann schwimmt es heute noch auf einem der etlichen Teiche der Märcheninsel Fyn, über die der Geist des Hans Christian Andersen schützend seine Hand hält.

Motorradtour Dänemarks längste Touristenattraktion - Margeritenroute – Infos

Allgemeine Infos

Die im Jahr 1991 von der dänischen Königin Margrethe II. eröffnete Margeritenroute schlängelt sich auf einer Länge von 3.540 Kilometern entlang herrlicher Landschaften und sehenswerter Attraktionen, meist abseits der Hauptstraßen, durch das recht kleine Königreich. Da die Route an manchen Stellen über enge Wege oder schmale Brücken führt, ist sie, dem Motorradfahrer zur Freude, nicht für Reisebusse oder Wohnwagengespanne geeignet. An fast jeder Kreuzung weist ein braunes Schild mit der charakteristischen Margeritenblüte den richtigen Weg.

Übernachten
Um die in der Tour beschriebenen Outdoor-Übernachtungsplätze wie Shelter oder Zeltplätze zu finden, empfiehlt sich das Handbuch: Overnatning i det fri, Autor: Fritlufts Radet, ISBN: 9788770415996. Ein nützliches Handbuch für alle Outdoor Fans, das sowohl GPS-Daten als auch Kontaktadressen und Rufnummern enthält. Man kann kurzfristig telefonisch reservieren und zahlt einen kleinen Obolus. Prädikat: sehr empfehlenswert.
Hilfreich ist die Seite des dänischen Tourismusverbandes:
www.visitdenmark.de und die Seite von Fünen: www.visitfyn.de
Nähere Informationen zu Übernachtungsmöglichkeiten, findet man auch unter: www.bookenshelter.dk

Sehens- und erlebenswert
Hier eine Auswahl zu treffen ist durchaus schwierig, denn die komplette Route verbindet rund 1.000 Sehenswürdigkeiten. Dazu zählen neben der herrlichen Natur unter anderem auch sehenswerte Attraktionen sowie malerische Bauerndörfer, Schlösser und Herrensitze.

Anreise

Die Margeritenroute startet praktisch direkt hinter der deutsch-dänischen Grenze. Die Anreise in den Norden erfolgt über die A 7 bis Dänemark – hinter der Grenze nimmt man die Abfahrt Richtung Kruså. Von hier aus kann man wahlweise in westliche oder östliche Richtung starten.

Beste Reisezeit

Je nach Geschmack kann man die Route von Ostern bis Herbst befahren. So bietet das Frühjahr zum Erwachen des Jahres sanfte Grüntöne, der Sommer fantastische Naturfarben, vor allen Dingen an der Ostseeküste, die sehr stark durch die hügelige Endmoränenlandschaft geprägt ist. Und der Herbst bietet einen typischen Indian
Summer mit seinem bunten Laub.

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