M&R-PlusVuelta A España - Spanienrundfahrt

Spanien hat weit mehr zu bieten als Sandstrände, Hotelbunker und Ballermann-Discos. Die wahren Schätze der iberischen Halbinsel liegen im Landesinnern.
Vuelta A España - Spanienrundfahrt
Vuelta A España - Spanienrundfahrt
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Hanspeter Küffer
Hanspeter Küffer und F. Oswald
Die bedrohlich dunklen Regenwolken von gestern Abend haben sich verzogen. Zögernd drückt die aufgehende Sonne erste Strahlen durch die letzten Wolkenreste. Mit knapp 10 Grad erreicht einzig die Temperatur noch nicht so ganz den zu dieser Jahreszeit hierzulande üblichen Standardwert. Die klimatischen Bedingungen sind jedoch allemal wesentlich besser als alles, was wir im Frühling in Mitteleuropa und gestern auf der rund 800 Kilometer langen Anfahrt erlebt haben.

Dalí und der Surrealismus

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Deckenmalerei "Windpalast"

Während hier in Figueres, dem ersten größeren Ort nach dem Grenzübergang von Frankreich nach Spanien, sonnenhungrige Pauschaltouristen ihrem Ziel, den Sandstränden der Costa Brava, bereits sehr nahe sind, geht für uns die Reise erst so richtig los. Doch weil wir für die erste Übernachtung zufälligerweise im ehemaligen Wohnort von Salvador Dalí (1904 – 1989), einem der maßgebendsten surrealistischen Künstler des 20. Jahrhunderts sind, ist ein kurzer Besuch des nach ihm benannten Museums Pflicht. Zu den Erkennungsmerkmalen des Surrealisten zählen vor allem schmelzende Uhren, Krücken und brennende Giraffen. Salvador Dalís häufigste Themen waren neben der Welt des Traumes auch die des Rausches, Fiebers und der Religion. Seine Frau Gala stellte er in seinen Werken häufig dar. Neben der Malerei beschäftigte sich Dalí auch mit Bildhauerei, Bühnenbildnerei und Schriftstellerei.

Ohne geplante Route Richtung Süden

Hinterland von Barcelona

Eine eigentliche Route ist nicht geplant. Es geht erst einmal Richtung Süden, und es gilt dabei Küstenstraßen zu meiden und Touristenorte und große Städte weiträumig zu umfahren. Die grün markierte Schlangenlinie südlich von St. Feliu sieht auf der Straßenkarte jedoch dermaßen vielversprechend aus, dass wir einem kurzen Abstecher ans Meer nicht widerstehen können. Und weil auch das Navi diese Route vorschlägt, genießen wir das touristisch weitgehend unbehelligte Teilstück. Die Touristenhochburg Lloret de Mar tun wir uns jedoch nicht an und zweigen am Ortsanfang in Richtung Berge ab. Im rhythmischen Kurvenwechsel geht es über die Hügelkette von Montseny nach Tona. Hier, im Hinterland von Barcelona, tauchen kurz vor Manresa am Horizont die Gipfel der Sierra Montserrat auf. Auf einer übermäßig großzügig angelegten Schnellstraße umrunden wir die imposante Bergkulisse und finden in Igualada ein gemütliches Nachtlager.

Auf der Weiterfahrt in Richtung Süden zeigt die iberische Halbinsel ihre unvergleichbare Vielseitigkeit an Flora, Fauna und klimatischen Bedingungen. Nebel und Nieselregen am Morgen, strahlender Sonnenschein am Mittag und heftige Gewitter am Abend kennzeichnen die Strecke über Monestir de Poblet und Prades durch die Sierra de Montsant. Gab es bis dahin bereits kaum Verkehr, haben wir auf der Strecke von Gandesa über Valderrobles und Morella nach Vilafranca das Gefühl, als einzige unterwegs zu sein.

Schweizerisches Engadin in Spanien

Orangenplantage

Rund um Linares de Mora erinnern uns anderntags wohlriechende Föhren- und Pinienwälder stark ans schweizerische Engadin. Langgezogene Kurven führen hinauf auf die Hochebene von Badovar und auf der südlichen Seite wieder hinunter nach Tuéjar. Durch die fruchtbare Sierra Martes kommen wir zügig voran bis Almansa. Schnurgerade Straßen ziehen sich hier kilometerlang durch die weite Ebene, mit endlosen Kornfeldern, mattgrünen Olivenhainen und saftigen Orangenplantagen. Am Etappenziel in Caravaca de la Cruz lassen wir beim verdienten Bier den abwechslungsreichen Tag noch einmal Revue passieren.

Lange Geraden, schnelle Kurven, enge Spitzkehren – erneut erwartet uns ein volles Repertoire an Straßen. Zügig geht es weiter Richtung Süden nach Vélez Rubio und Albox. Auf der Strecke durch die Sierra de los Filabres reiht sich Kurve an Kurve – ein wahres Biker-Paradies, und alles ohne Verkehr. Am folgenden Tag ist der Besuch der Alhambra in Granada angesagt. Und deshalb wählen wir ab Tabernas die auf der Karte grün markierte Route südlich der Sierra Nevada über Trevélez und Lanjaron und auf der Autobahn bis zur andalusischen Hauptstadt.

Meistbesuchtes Kulturgut Europas, die Alhambra

Alhambra

Die Alhambra, ein beeindruckendes, maurisches Bauwerk, ist eines der meistbesuchten Kulturgüter Europas. Bereits um acht Uhr früh stehen wir in der Warteschlange, beschränken den anschließenden Besuch auf etwas mehr als zwei Stunden. Über Schnellstraßen entfliehen wir der städtischen Mittagshitze in nordwestlicher Richtung, wo uns anschließend das Navi auf attraktiven Wegen zielsicher zum kleinen, aber schmucken Ort La Carlota südlich von Cordoba leitet. Ebenen mit Olivenplantagen, Hügellandschaften mit weiten Stauseen, umrahmt von kräftig grünen Laubbäumen, der neue Tag bietet wiederum das volle Programm an landschaftlichen Reizen. Aber auch bezüglich attraktiver Straßen wird nichts ausgelassen. Besonders erwähnenswert sind das wirklich tolle Kurvenlabyrinth zwischen Las Navas de la Conception und Constantine, die 40 Kilometer lange Offroad-Passage von Alanis nach Argallon sowie die langen und schnellen Geraden zwischen Fuente Obejuna und Helechal.

Die perfekte Kulisse für einen Westernfilm

La Serena

Bei Cabeza del Buey durchqueren wir die Ebene von La Serena. Kein Baum, kein Hügel, kein Schatten. Wir ahnen, dass hier, im südöstlichen Zipfel der Extremadura im Hochsommer eine Glutofenhitze herrschen muss. Die wüstenähnliche Landschaft würde sich ideal als Kulisse für Westernfilme anbieten, mitsamt den zahlreichen Geiern, die beim Fotohalt über uns kreisen. Bäche und Flüsse dieser Gegend werden als riesige Wasserspeicher für die umliegenden Städte und für die Landwirtschaft in Stauseen gefasst. In der Sierra de Guadelupe finden wir im namensgebenden Ort unser Etappenziel und in der Klosterherberge eine nicht alltägliche Bleibe für die Nacht.
Geier

Sonnenschein, leichte Bewölkung, zwanzig Grad – die klimatischen Bedingungen sind weiterhin perfekt. Olivenhaine, Mandelplantagen und große Gebiete mit Kirschbäumen säumen die Straße Richtung Norden. Die Extremadura zeigt sich im Norden der Region äußerst fruchtbar. Kurz vor Navalmoral de la Mata überqueren wir den Rio Tajo, der rund 200 Kilometer weiter westlich als mächtiger Fluss Tejo bei Lissabon ins atlantische Meer mündet. Eine schmale, kurvenreiche Strecke führt uns ab Jaraiz durch dichte Eichenwälder über den westlichen Ausläufer der Sierra de Gredos. Entlang dieser imposanten Bergkette mit Gipfeln bis 2.600 Metern fahren wir durch karge Täler, über Pässe, Hochebenen und Hochgebirgsweiden mit Wildpferden in Richtung Westen.
Schotterstrecke

Gestärkt mit frisch frittierten Churros starten wir in Navalparal de Pinares zur abenteuerlichsten Etappe unserer Reise. Das Navi führt uns anfänglich durch die gepflegten Pinienwälder der Naherholungsgebiete von Madrid. Auf einer Alp oberhalb von Peguerinos endet der Asphalt und die nun folgende Schotterstrecke hat es wirklich in sich. Es folgen Schlaglöcher, steile Auf- und Abfahrten sowie abenteuerliche Bachquerungen – unsere Reiseenduros meistern alle Hindernisse jedoch mehr oder weniger problemlos. Über schmale Fahrwege geht es entlang der Sierra de Guadarrama. Wir sind froh, dank Navi den richtigen Weg für die Weiterfahrt zu finden, denn die Strecke durch die unberührte Naturlandschaft und über den Collado de la Quesera nach Riaza ist schlichtweg grandios.

„The Art of Motorcycle“ im Gugenheim-Museum

Nebel staut sich an den nahen Bergen von Quintanar de la Sierra und es ist empfindlich kühl. Unprofessionelle Straßenreparaturen und Rollsplitt erschweren die Fahrt an diesem Morgen zusätzlich. Die vielen ungepflegten Dörfer mit teils halbverfallenen Häusern in der Sierra de Castejón stimmen nachdenklich. Es scheint, als ob die südliche Rioja-Region vom Aussterben bedroht ist. Ganz anders dagegen in Logroño und noch weiter nördlich in Bilbao. Die pulsierende, aufstrebende Stadt nahe der Atlantikküste, fasziniert durch vielseitige Architektur mit alten, klassischen, modernen und teilweise sogar futuristischen Baustilen. Diesbezügliches Highlight ist das wirklich sehenswerte Guggenheim-Museum des kanadisch-US-amerikanischen Architekten Frank Gehry. Mit der unkonventionellen Wanderausstellung „The Art of Motorcycle“ erzielte das Museum im Jahr 2.000 Besucherrekorde.
 Rioja-Region

Nach zehn verkehrsarmen Tagen nerven die Staus und Tempo-30-Ortsdurchfahrten an der Atlantikküste. Wir programmieren das Navi kurz entschlossen neu und sind jetzt auf den wie gewohnt kurvenreichen Nebenstraßen über Tolosa nach Pamplona wieder so richtig im Element. Nach kurzem Boxenstopp mit Reifenwechsel geht es auf straßenähnlicher Couleur wieder Richtung Norden. Den Grenzübertritt in das Nachbarland Frankreich haben wir kaum bemerkt. In Banca zweigen wir in ein unberührtes Tal mit vielen Seitenarmen ab. Selbst das Navi hat hier Mühe, den richtigen Weg zu finden.
Pyrenäen

Eine anspruchsvolle Schotterstrecke führt uns nach Roncesvalles und Aribe und damit zurück nach Spanien. Für die abschließende Strecke durch die Pyrenäen gönnen wir uns zwei Tage. Und hier zeigt sich Spanien noch einmal von einer komplett anderen, wenig bekannten Seite. Schroffe Felsformationen, bewaldete Täler, unberührte Natur und schneebedeckte Gipfel erinnern stark an die Alpen. Markante Unterschiede: praktisch kein Verkehr, spärliche Besiedelung, keine Radarkontrollen und Kurven ohne Ende – und zwar vom Feinsten!

Passüberquerungen ohne Ende

Pyrenäen

Vor der Abfahrt in Aribe reparieren wir unter tatkräftiger Mithilfe des Gastwirtes notdürftig die gebrochene Rückholfeder am Seitenständer der Adventure. Die meisten Täler der spanischen Pyrenäen verlaufen von Norden nach Süden. Wir wollen jedoch von Westen nach Osten. Auf unserer Route gilt es also zwangsläufig, permanent größere und kleinere Pässe zu überwinden. Einzig bei Ainsa fahren wir auf der Schnellstraße dem erst kürzlich gefluteten See entlang Richtung Süden, umrunden in El Grado die Staumauer und schwenken wiederum ab nach Norden. Castejón de Sos erreichen wir, kurz bevor ein heftiges Gewitter niedergeht. In ganz ähnlichem Stil geht es am letzten rein spanischen Fahrtag weiter – traumhafte Landschaften, Kurven, Pässe, kein Verkehr. Den kurzen Abstecher ins Verkehrschaos von Andora hätten wir uns wirklich sparen können! Dafür werden wir auf der Fahrt über den Coll de Jou und weitere Pässe, über Berga und Ripol zum Etappenziel Camprodon kurz vor der französischen Grenze, abschließend mit der wahrscheinlich schönste Etappe der Pyrenäen und der ganzen Vuelta de España entschädigt.

Motorradtour Vuelta A España - Spanienrundreise – Infos

Allgemeine Infos

Während der zweiwöchigen Spanienrundreise haben wir an 15 Fahrtagen ziemlich genau 6.000 Kilometer zurückgelegt, je einen Satz Reifen abgerubbelt, und zusammen 708 Liter Benzin abgefackelt. Mit 5,8 Litern lag der Durchschnittsverbrauch der Versys um circa 0,3 Liter tiefer als derjenige der 1190 Adventure. Fürs Benzin haben wir zusammen umgerechnet 1.215,-- Euro ausgegeben – deutlich mehr als für die 14 Übernachtungen in den Doppelzimmern der meist einfachen Hotels und Gasthöfe, die insgesamt 1.071,-- Euro gekostet haben. Nahezu denselben Betrag (1.054,-- Euro) kostete die Verpflegung. Das ergibt pro Person und Tag respektive Nacht: rund 41,-- Euro für Benzin, 35,-- Euro für Verpflegung und 33,-- Euro für Unterkunft.

Sehens- und erlebenswert
Alhambra
Calle Real de la Alhambra
18009 Granada

Guggenheim-Museum
Abandoibarra Etorb. 2
48009 Bilbo

Unterkunft

Einfache Hotels und Gasthöfe bieten kostenkünstige Unterbringungen.

Routenverlauf

Tag 1: Figueres – Dalí-Museum – St. Feliu – Lloret de Mar – Hügelkette von Montseny – Tona – Manresa – Sierra Montserrat – Igualada
Tag 2: Igualada – Monestir de Poblet – Prades – Sierra de Montsant – Gandesa – Valderrobles – Morella – Vilafranca
Tag 3: Vilafranca – Linares de Mora – Hochebene von Badovar – Tuéjar – Sierra Martes – Almansa – Caravaca de la Cruz
Tag 4: Caravaca de la Cruz – Vélez Rubio – Albox – Sierra de los Filabres 
Tag 5: Sierra de los Filabres – Tabernas – Sierra Nevada – Trevélez – Lanjaron 
Tag 6: Lanjaron – Alhambra in Granada – La Carlota (südlich von Cordoba)
Tag 7: La Carlota – Las Navas de la Conception – Constantine – Alanis – Argallon – Fuente Obejuna – Helechal – Cabeza del Buey – Ebene von La Serena – Sierra de Guadelupe
Tag 8: Sierra de Guadelupe – Navalmoral – Rio Tajo – Jaraiz – Sierra de Gredos – Navalparal de Pinares – Madrid – Peguerinos – Sierra de Guadarrama – Collado de la Quesera – Riaza 
Tag 9: Riaza – Quintanar de la Sierra – Sierra de Castejón – Logroño – Bilbao – Guggenheim-Museum – Tolosa
Tag 10: Tolosa – Pamplona – Banca – Roncesvalles – Aribe 
Tag 11: Aribe – Ainsa – El Grado – Castejón de Sos
Tag 12: Castejón de Sos – Andora – Coll de Jou – Berga – Ripol – Camprodon – Figueres
  • So lang ist diese Motorradtour: ca. 3.960 km
  • Der höchste Punkt der Strecke: 1.861 Meter über NN

Anreise

Für die rund 800 Kilometer lange Anreise via Autobahn von Bern bis Figueres gönnten wir uns am ersten Tag rund 10 Stunden (inkl. Tankstopps und kurzen Zwischenhalten). Unterschiedliche Straßen und übrige Aktivitäten beeinflussten die täglichen Fahrdistanzen, die zwischen 220 km (Granada – La Carlota) und 470 km (Villafranca – Caravaca de la Cruz) betrugen.

Beste Reisezeit

Wir waren Anfang Juni unterwegs, es herrschten Temperaturen zwischen 25 und 35 °C. Einzig in der Extremadura kann es gelegentlich sogar etwas wärmer werden, sodass der Spaß am Motorradfahren irgendwann endet.

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