Es hat etwas gedauert, aber dieses Adventure Bike beweist dann doch: Chinesische Motorräder muss man langsam ernst nehmen. Zumindest die CFMoto 800 MT.
Vorurteile haben in der politisch korrekten Open-Minded-Welt von heute natürlich keine Daseinsberechtigung mehr. In puncto Motorräder aus China indes darf und muss eine gewisse Skepsis erlaubt sein: Zu dreist kopiert und zu mies konzipiert waren anfangs die Zweiräder, die es aus dem Reich der Mitte auf die europäischen Straßen geschafft haben. Optisch nah an den erfolgreichen Originalen, aber qualitativ und fahrdynamisch erbärmlich. Ein Trauerspiel, gefährlich noch dazu: Das Abschneiden chinesischer Pneus bei Reifentests ist bis heute meist desaströs.
Vom Baumarkt in die Zulassungsstatistik
Hersteller und Marken wie Quingqi, Shineray, Sym Sanyang oder Zhejiang ebneten mit kleinen Rollern und lütten Motorrädern aus dem Baumarkt den Weg für China-Bikes. Mittlerweile feiern unter chinesischer Führung einst klangvolle Namen wie Zündapp oder F.B Mondial ihr Revival. Neue Marken wie Niu und Voge haben sich erfolgreich etabliert. Volumenhersteller wie Brixton aus Österreich und Benelli aus Italien setzen auf Motoren „Made in China“, steuern aber europäisches Design bei sowie namhafte Komponenten von Brembo bis Pirelli. Das Ergebnis kann sich meist sehen lassen und durchaus überzeugen. So auch bei CFMoto.
Motorräder: Aprilia RSV4 XTrenta & Yamaha R1 GYTR, Triumph Speed Triple 1200 RR Bond Edition, Honda CB750 Hornet, Rückkehr der Transe: Honda Transalp, Honda GL1800 Gold Wing 2023, Fahrtest: CFMoto 800MT Touring, Reiseenduros im Vergleichstest:Aprilia Tuareg 660 vs. Yamaha Ténéré 700, Suzuki V-Strom 1050 & 1050DE, Mash X-Ride 650 Trail,mehr Kawasaki Neuheiten für 2023, Moto Guzzi V100 Mandello, CFMoto NK-C22-Konzept, Ducati Monster SP, Multistrada V4 Rally & Streetfighter V4 Lamborghini, KTM 890 Adventure R 2023, Dauertest: Harley-Davidson Pan America, BMW M 1000 R, BMW S1000 RR 2023, Zero DSR/X im Test, Horex Regina Evo
Roller: Suzuki Burgman Street 125EX, Fahrtest: Vespa GTS 300 SuperSport
Touren & Reisen: Oberösterreich & Salzkammergut: Reise zum Mittelpunkt der Alpen; Historische Festungen & Städte von Malta: Am Set von Jurassic World: Ein neues Zeitalter; Affe auf Bike in Island: Vulkane, heiße Quellen & Polarlichter
Tests: Dometic Boracay FTC 301 TC, Modeka Brandon, High Peak Kingfisher 2 LW, Acht Endurostiefel im Vergleich, Marushin M-410
Magazin: Unter Freunden: Intermot 2022, Goodwood Revival, BMW Motorrad International GS Trophy 2022
Preis: 5,90 €
„Multi Terrain“-Bike mit Zweizylinder aus Österreich
Der chinesische Vertriebs- und Produktionspartner von KTM schickt mit der CFMoto 800MT erstmals ein Bike in die obere Mittelklasse. Importeur ist die österreichische KSR-Gruppe (unter anderem Royal Enfield, Malaguti, Brixton). Die neue 800er-Reiseenduro spielt in jeglicher Hinsicht in einer höheren Liga als die zuvor eingeführte 650MT (56 PS). Top verarbeitet, optisch ein Mix aus BMW GS, Ducati Multistrada und Triumph Tiger, technisch auf der Höhe der Zeit – das neue „Multi Terrain“-Bike von CFMoto macht wirklich was her.
Die CFMoto 800MT kommt mit 91 PS auf 195 km/h Spitze
Der Motor ist ein guter Bekannter: Der flüssigkeitsgekühlte Reihenzweizylinder stammt samt Getriebe und elektronischen Assistenzsystemen aus der nicht mehr angebotenen KTM 790, die mittlerweile als KTM 890 antritt. Für den Einsatz im Chinakracher 800MT musste das alte 790er-Triebwerk Federn lassen: Die Leistung wurde zum Erreichen der EU-5-Norm um vier PS gekappt auf jetzt 91 PS (67 kW). Das Drehmoment sank von 89 Nm bei 6.600 U/min auf nun maximal 77 Nm bei 8.000 U/min. Bedeutet: weniger Schmackes bei höheren Touren.
Die kernige Durchschlagskraft der KTM 790 lässt die CFMoto MT800 daher vermissen, gleichwohl kann die Leistung überzeugen. Die MT800 hängt kooperativ am Gas. Sie zieht munter durch, erlaubt sich allerdings im mittleren Drehzahlbereich eine leichte Schwäche. Überholmanöver spult sie gleichwohl souverän ab. Die Höchstgeschwindigkeit gibt CFMoto mit 195 km/h an. Zum Vergleich: Im Datenblatt der abgelösten KTM 790 Adventure stehen 200 km/h, bei der KTM 790 Duke sogar 235 km/h. Auf Tempo 100 sprintet die 800MT in rund vier Sekunden. Alles klassenkonform und sehr solide. Der Sound klingt angenehm dumpf, aber nie prollig. Für vernünftigen Windschutz sorgt der manuell verstellbare Windschild.
Die 800MT Touring kommt mit Vollausstattung
Zwei Ausstattungsversionen gibt CFMoto seiner 800MT mit auf den Weg: Sport und Touring. Beide haben serienmäßig Cruise Control für lange Strecken sowie Kofferträger am Heck und an der Seite. Damit hat es sich dann weitgehend bei der Sport. Die Touring punktet im Vergleich dazu mit Vollausstattung. Quickshifter, Reifendruckkontrollsystem, Lenkungsdämpfer, Handprotektoren, beheizte Griffe samt Sitzheizung (beides dreistufig regelbar), Motorschutz, Hauptständer, Alu-Kofferset – alles ohne Aufpreis an Bord, nebst Speichenrädern. Die 800 MT Sport fährt auf Aluguss-Rädern vor. Koffer gibt es hier nur optional, aber immerhin: Die anderen Touringzutaten sind nicht mal gegen Aufpreis erhältlich für die „nackte“ 800MT Sport. Zwei Ausstattungsversionen gibt CFMoto seiner 800MT mit auf den Weg: Sport und Touring. Beide haben serienmäßig Cruise Control für lange Strecken sowie Kofferträger am Heck und an der Seite. Damit hat es sich dann weitgehend bei der Sport. Die Touring punktet im Vergleich dazu mit Vollausstattung. Quickshifter, Reifendruckkontrollsystem, Lenkungsdämpfer, Handprotektoren, beheizte Griffe samt Sitzheizung (beides dreistufig regelbar), Motorschutz, Hauptständer, Alu-Kofferset – alles ohne Aufpreis an Bord, nebst Speichenrädern. Die 800 MT Sport fährt auf Aluguss-Rädern vor. Koffer gibt es hier nur optional, aber immerhin: Die anderen Touringzutaten sind nicht mal gegen Aufpreis erhältlich für die „nackte“ 800MT Sport.
7-Zoll-TFT-Display und voll einstellbares Fahrwerk
Das sehr gut ablesbare, übersichtlich aufgeteilte 7-Zoll-TFT-Display samt USB-Steckdose im Cockpit und selbst rückstellende Blinker spendiert CFMoto beiden Versionen, ebenso die Fahrmodi Sport und Rain. Auf ein Enduro-Programm verzichten die Chinesen; der eigentliche Zweck der CFMoto 800MT ist das Reisen, nicht das Wildern im Gelände. 160 Millimeter Federweg vorn, 150 mm hinten, dazu 190 mm Bodenfreiheit – Feld- und Schotterwege nimmt die 800MT mit dieser Auslegung gelassen. Kletterpassagen wie einer GS sollte man ihr aber ersparen, dafür reicht es dann doch nicht, trotz des guten Fahrwerks. Die Upside-down-Telegabel vorn und das Zentralfederbein hinten sind vollständig einstellbar.
Das Smartphone lässt sich problemlos koppeln. Musik, Anrufe, Messages, dazu Navigation – wie bei den Premiumanbietern funktioniert all das unaufgeregt und intuitiv. Die gesamte Bedienung macht einen sehr aufgeräumten Eindruck. Gestartet wird die 800MT nach guter alter Tradition per Schlüssel. Der Tank fasst 19 Liter. Fünf Liter auf 100 Kilometer gibt CFMoto als Verbrauch an. Bei den zeitlich ambitionierten Testfahrten waren es unterm Strich rund 5,3 l/100 km. Das reicht locker für 350 Kilometer und mehr ohne Tankstopp.
2.600,-- Euro Aufpreis für die Touringausstattung
Die Sitzposition lässt solche Entfernungen problemlos zu. Breiter Lenker, aufrechter Oberkörper, entspannter Kniewinkel bei knapp 1,80 Meter Größe. Die CFMoto 800MT „passt“ sehr gut. Die Sitzbank ist erfreulich hart, ohne ungemütlich zu sein. Der Beifahrer thront erhöht hinterm Fahrer und schaut nahezu ungestört nach vorn. Bei der Touring kann er sich bequem gegen ein Rückenpolster am Topcase lehnen. 36 Liter passen hinein, plus 28 und 35 Liter in den Seitenkoffern. Macht 99 Liter insgesamt. Nicht die Welt, aber mehr als genug angesichts der Zuladung von übersichtlichen 182 kg. Das Bike selbst bringt es fahrbereit auf 231 kg. Leicht geht anders, aber ein Leichtgewicht will die schicke CFMoto 800MT ja gar nicht sein. Im Gegenteil. Die Preise starten bei 9.899,-- Euro für die 800MT Sport. Die Touring kostet 2.600,-- Euro mehr. Ein lohnender Aufschlag angesichts der Mehrausstattung.