
Der aus der Z1000 stammende Motor leistet gute Dienste
Heute ist das alles ganz anders. Die Z-Baureihe wurde in den letzten Jahren zum wichtigsten Standbein von Kawasaki weiterentwickelt. Bis auf den Namen hat die neue Z900 mit dem einstigen Urgestein nichts mehr gemeinsam. Selbst mit dem äußerst beliebten Vorgängermodell, der Z800, gibt es so gut wie keine Gemeinsamkeiten mehr. Eine gewisse Verwandtschaft besteht dagegen zur Z1000, von der der flüssigkeitsgekühlte Motor abstammt. Geringere Zylinderbohrungen reduzieren den Hubraum auf 948 ccm und die maximale Leistung auf 125 PS. Letztere erreicht die Z900 jedoch bereits bei 9.500 U/min und damit 500 Umdrehungen früher als die Z1000 ihre 142 PS.Solchermaßen modifiziert, gewährleistet das vibrationsarm laufende Aggregat nun weitgehend gleichmäßigen Schub von ganz tief unten bis weit nach oben, wo es ab rund 7.000 U/min so etwas wie den Nachbrenner zündet. Untermalt wird das Ganze von einem attraktiven Akustikprogramm, das sich vom diskreten Säuseln im Standgas über gierig schlürfende Ansauggeräusche bis hin zum bösen Schreien in den obersten Drehzahlregionen entwickelt. Übertrieben laut ist die Z900 jedoch nie. Gasannahme und -dosierung funktionieren vorbildlich und gänzlich frei von Lastwechseln. Die Bedienung der Assist- und Rutsch-Kupplung erfordert wenig Kraftaufwand am Handhebel, sie verhindert zudem ein Stuckern des Hinterrades, wenn versehentlich einmal extrem heftig heruntergeschaltet wird. Der durchzugsstarke Charakter des Reihenvierers und die relativ kurz gewählte Übersetzung der Gänge eins bis fünf ermöglichen betont schaltfaules Fahren, wogegen die sechste Stufe als Overdrive für drehzahlschonendes Fahren bei gleichmäßig hohen Geschwindigkeiten ausgelegt ist.

Der bedeutsamste Unterschied im Vergleich zur Vorgängerin betrifft jedoch das Gewicht. Die 800er war beachtliche 21 Kilogramm schwerer. Mit vollem Tank wiegt die neue Z900 210 Kilogramm, das ist im Vergleich zu den maßgebenden Mitbewerbern eigentlich ganz okay. Den wesentlichsten Beitrag zur Gewichtsreduktion leistet der neue, lediglich 13,5 Kilogramm schwere Stahl-Gitterrohr-Rahmen, der den Motor als mittragendes Element integriert und ganz ähnlich aufgebaut ist wie jener der ebenfalls rundum neuen Z650. Das Basis-Setup der Upside-down-Gabel und des tief und nahezu horizontal eingebauten Zentralfederbeins ist sportlich straff. Bei beiden Federelementen können die Vorspannung und die Zugstufe reguliert werden.

Harte Fahrwerksabstimmung und gut zupackende Bremsen
Auf gut asphaltierten Straßen funktioniert die Abstimmung hervorragend. Die Z900 glänzt hier mit hoher Präzision. Zielgenau und stabil trifft sie die gewählte Linie, egal, ob in schnellen oder langsam gefahrenen Kurven. Sie ist sehr handlich und fordert selbst bei schnellen Kurvenwechseln kaum Körpereinsatz. Auf Störeinflüsse wie Schlaglöcher, schlechten Asphalt und Unebenheiten reagiert jedoch die eher hart abgestimmte Hinterradfederung relativ unwirsch. Großes Lob gibt es hingegen für die Bremsen. Die beiden 300 Millimeter großen, mit Vierkolbenzangen bestückten Scheibenbremsen im Vorderrad sind gut dosierbar. Sie vermitteln viel Vertrauen, um mit lediglich sehr geringem Aufstellmoment bis tief in Kurven hinein bremsen zu können.