Es wird enger im Motorradoberhaus. Honda stürmt mit der CB1000 Hornet heran. Kawasaki wappnet sich mit der rundum verbesserten Z900. Erster Fahrbericht.
Heidewitzka, das wird kesseln dieses Jahr im Oberhaus der deutschen Neuzulassungs-Hitliste! Ganz oben sitzt die große GS in alter Kanzler(innen)-Manier wacker alle Anlaufschwierigkeiten aus, dahinter kratzt beharrlich die Kawasaki Z900 an der Zulassungskrone und Honda schwingt angriffslustig die Doppelkeule: Oberhalb der CB750 Hornet tritt pünktlich zum Saisonstart 2025 die neue CB1000 Hornet an – wahlweise mit 152 PS oder 157 PS (Hornet SP). Der perfekte Nippon-Dreikampf zur Klärung der Frage: Wer baut fortan die begehrteste Nackte?! Weiterhin Kawasaki? Schau’n wir mal!
Knackig: Die Kawasaki Z900 bleibt ihrer Formensprache treu, auch im Modelljahr 2025. Das typische Sugomi-Design haben die Japaner fein überarbeitet Meistverkauftes Naked Bike bleiben. Und damit Platz 2 in der deutschen Zulassungshitliste verteidigen – um jeden Preis. Den senkt Kawa deshalb auf knackige 9.995,-- Euro inklusive Nebenkosten. Für den Schnapperpreis fährt die neue Z900 in der Basisfarbe Metallic Spark Black/Metallic Carbon Gray/Ebony vor. Unser Testbike trägt zur schnieken grauschwarzen Robe einen Rahmen in Kawasaki-Grün (Candy Lime Green). Das macht sie 250,-- Euro teurer, lässt sie aber immer noch ein paar Taler günstiger dastehen als die neue CB1000 Hornet: Die große Hornisse übergibt der Honda-Händler ab 10.290,-- Euro (inklusive Nebenkosten) an Kunden – mit verheißungsvollen 28 PS beziehungsweise 33 PS (Hornet SP) mehr, als die neue Z900 bietet. Kawa-Fans sei an dieser Stelle vorsorglich versichert: Den nominell deutlichen Leistungsunterschied fahren vermutlich nur gestandene Profis raus. Die neu abgestimmte Z900 ist nach wie vor sauschnell unterwegs. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 234 km/h.
Das bietet die neue Z900
Flüssigkeitsgekühlt, 16 Ventile, 948 ccm Hubraum: Der Reihenvierzylinder der Z900 ist ein Musterbeispiel an Elastizität und explosiver Leistungsentfaltung Einen fulminant beschleunigenden, umfassend überarbeiteten Vierzylinder-Reihenmotor mit jetzt 124 PS bei 9.500 Touren und 97,4 Nm bei 7.700 Umdrehungen pro Minute. Macht auf dem Papier eine Pferdestärke und ein Newtonmeter weniger im Vergleich zur Vorgängerin – geschenkt. Die neue Z900 fegt durch ihre sechs Gänge, als müsste sie dem Teufel persönlich entkommen. Dabei unterstützt sie der neue serienmäßige Quickshifter (Option bei der 70-kW-Variante) ganz vortrefflich. Rauf funktioniert er tadellos – sehr präzise, schön soft. Runter ermöglicht er Gangwechsel, ohne die Kupplung zu ziehen, allerdings nur, wenn man kurz das Gas zumacht. Gleiches gilt fürs Einlegen der Fahrmodi.
Vorn federt eine Upside-down-Gabel mit 41 mm Gabelrohrdurchmesser. Zugstufe und Federbasis sind einstellbar Neu an Bord ist eine 6-Achsen-Sensormesseinheit (IMU). Damit katapultiert Kawasaki die Z900 in den Olymp der Fahrdynamik: Sie hat jetzt Kurven-ABS und eine schräglagenabhängig arbeitende Traktionskontrolle – ein großes Sicherheits- und Vertrauensplus. Hinzu kommen drei Fahrmodi (Road, Sport, Rain) und ein denkbar einfach zu bedienender Tempomat. Der sitzt wie bei fast allen Bikes links am Lenker: Aktivieren per Knopf, Tempo festlegen per Minus-Taste, dann bei Bedarf per Plus- oder Minus-Taste Tempo anheben oder reduzieren. Kupplung ziehen oder Bremsen deaktiviert das System, das von 30 km/h bis 200 km/h funktionieren soll.
Klare Sache: das neue 5-Zoll-Farbdisplay. Der TFT-Bildschirm bedient unterschiedliche Anzeigemodi Das neue 5-Zoll-Farbdisplay bietet Smart Connectivity via Rideology-App (unter anderem Turn-by-Turn-Navigation und Sprachbedienung) und zwei coole Ansichten. Die sportlich Anmutende davon informiert den Fahrer unter anderem über den Schräglagenwinkel. 45 Grad links, 43 Grad rechts werfe ich hiermit in die Waagschale. Einige Kollegen kamen mit den aufgezogenen Dunlop Sportmax Q5A auf 52 Grad und 48 Grad. Grmpfl.
Das kann die neue Z900
Schlankes Heck, hoch aufragender Soziussitz: So dürften die meisten die Kawasaki Z900 auf Landstraßen zu sehen bekommen. Das Überholpotenzial ist enorm. Zugstufe und Federbasis hinten sind einstellbar Famosen Sound freisetzen beim Beschleunigen und Runterschalten. Und prächtig ankern dank hochwertiger Bremsanlagen: Bei der Z900 Standard greifen jetzt radial montierte 4-Kolben-Bremssättel von Nissin nach dem Vorderrad, bei der Z900 SE (stand noch nicht für Testfahrten zur Verfügung) stammen sie von Brembo (M4.32).
Das Handling ist wie eh und je eine Wucht: Die Z900 lässt sich gnadenlos durch Kurven scheuchen und bleibt dabei immer schön neutral und problemlos zu beherrschen. Sie hängt präzise am elektronischen Gasgriff (Ride-by-wire) und dreht ohne Verschnaufpause rauf bis 11.000 Touren, wenn man es darauf anlegt. Auch Schaltfaule sind bestens aufgehoben auf der Kawa: Dem Vierzylinder ist es in guter alter Tradition weitgehend egal, in welchem Gang man ihn bewegt. Er dreht immer willig und wirklich nachdrücklich hoch. Schleichfahrt beherrscht er natürlich auch. Die Sitzhöhe beträgt moderate 830 mm (Standard) oder 810 mm (niedrige Sitzbank).
Das bleibt in Erinnerung
Zackig: das neue LED-Rücklicht der Kawasaki Z900. Die Form erinnert an die Steuerhörner eines Flugzeugs Das zerknirschte Gefühl, zig Kilometer mit Dauerblinken (und geflissentlichem Übersehen der eigentlich recht plakativen Blinkeranzeige) meine Mitfahrer genervt zu haben. Auch bei der neuen Z900 verzichtet Kawasaki auf selbsttätige Blinker. Ganz ehrlich: Auf die Idee kam ich gar nicht. Bei Herstellern wie Triumph, Ducati, BMW Motorrad und Harley-Davidson sind automatisch abschaltende Blinker seit Langem Standard. Honda versieht nahezu alle neuen Modelle damit (Ausnahme: die NC750X). Und ausgerechnet die neue Z900, jetzt IMU-gesegnet, in puncto haueigenem Sugomi-Design fein modernisiert (unter anderem neuer LED-Scheinwerfer, neues LED-Rücklicht) und in Kürze mit futuristischer Sprachbedienung („Hey Kawasaki“) versehen, beherrscht dieses kleine Alltags-Kunststück nicht?
Fazit Kawasaki Z900 2025
Die Z900 kommt als Standard und als SE (ab 12.145,-- Euro inklusive Überführung). Für beide Varianten gibt es optional ein Performance-Paket (unter anderem Soziussitzabdeckung, Akrapovič-Sportauspuff) Kawasaki hat sehr, sehr viel richtig gemacht bei und mit der neuen Z900. Sie ist bestens gewappnet, um ihren Spitzenplatz im Segment zu verteidigen – nicht nur in Deutschland. Und ja, ich weiß: Blinken kann man lernen. Generationen von Bikern beweisen es.
Pro
fulminante Beschleunigung
tolles Handling
umfangreiche Assistenzsysteme
smarte Konnektivität
Contra
keine selbsttätigen Blinker
Blipper-Funktion runter nur bei geschlossenem Gasgriff