Ohne Radartechnik vorn oder hinten oder möglichst vorn und hinten brauchen sich Großenduro-Neuheiten eigentlich gar nicht mehr blicken zu lassen im Adventure-Segment, so sie einen Premiumanspruch verfolgen. KTM, Ducati, BMW Motorrad, Triumph – die Liste der Hersteller, die auf die in der Automobilwelt etablierte Technologie setzen, wird immer länger. Ab 2024 gehört neben Moto Morini auch Moto Guzzi dazu: Die neue Stelvio wird das erste Bike aus Mandello del Lario am Comer See, das an der Front und am Heck Augen hat und für den Fahrer den Verkehr (mit) überwacht.
90°-V-Twin aus der Moto Guzzi V100
Angetrieben wird die neue Stelvio vom famosen 90°-V-Twin aus der Moto Guzzi V100 Mandello. Das 1.042-ccm-Treibwerk leistet 115 PS bei 8.700 Touren und 105 Nm bei 6.750 Umdrehungen pro Minute. Seidenweicher Lauf, schöner Punch, distinguierter Sound – im Tourer V100 Mandello überzeugt der neue Guzzi-Twin uneingeschränkt. Schwer vorstellbar, dass es in der Stelvio anders sein wird.Verarbeitung sehr ordentlich bis akribisch
Mit 1.520 mm Radstand ist die neue Stelvio eine recht kompakte Vertreterin ihrer Klasse. Der Lenkkopfwinkel bekam bei 25,6° den Segen der leitenden Ingenieure. Der Stahlrohrrahmen wurde im Vergleich zur V100 Mandello überarbeitet und einsatzgebunden verstärkt. Moto Guzzi verspricht 20 Prozent mehr Steifigkeit. Der Fahrer sitzt schön „im Bike“. 830 mm Sitzhöhe und der breite Aluminiumlenker sprechen für eine entspannte Grundhaltung auf der gediegen anmutenden Maschine. Wie es sich für eine Moto Guzzi gehört, setzt das Bike rein optisch eher auf gestandene Fahrer als auf Heißsporne und Hallodris. Die Stelvio wirkt aufgeräumt in ihrer cleanen Formensprache. Die Verarbeitung macht auf den ersten Bildern einen sehr ordentlichen Eindruck.Mehr als 400 km Reichweite mit einem Tank
21 Liter fasst der Tank, der anders als bei der V100 Mandello keine ausfahrbaren Deflektoren beherbergt. Die braucht ein Adventure Bike nicht, haben die Strategen offenbar entschieden. Schließlich geht es hier in erster Linie um Nehmerqualitäten, nicht um ausgefeilte Aerodynamik. Mehr als 400 Kilometer Reichweite mit einer Tankfüllung sind rechnerisch möglich; der offizielle Verbrauch liegt bei 5,1 l/100 km. Zwei USB-Slots sorgen unterwegs für Ladestrom. Reifendrucksensoren informieren über die Befüllung der Pneus. Vorn sitzen die Enduroreifen auf einem 19-Zoll-Speichenrad, hinten (170/60) in der Aluschwinge auf einem mit 17 Zoll.170 mm Federweg und einstellbare Federung
Die massive Upside-Down Gabel (46 mm) ist in Federvorspannung und Zugstufendämpfung einstellbar. Ebenfalls mit Zugstufendämpfung kann die Federvorspannung des hinteren Monofederbeins justiert werden, easy per Dreh am Handrad. 170 Millimeter Federweg vorn und hinten verdeutlichen, dass die Stelvio gewillt ist, auch mal abseits asphaltierter Straßen unterwegs zu sein. Ihre Domäne bleibt aber die Straße. Eine Brembo-Bremsanlage mit 320-mm-Scheiben vorn und einer 280-mm-Scheibe hinten verspricht souveräne Verzögerung.Komplettes Elektronikpaket für die Stelvio

Fünf Fahrprogramme für Straße und Gelände
Full-LED-Scheinwerfer, Kurvenlicht, Kurven-ABS, schräglagenabhängige Traktionskontrolle sowie fünf Fahrprogramme runden das State-of-the-Art-Elektronikpaket samt 6-Achsen-IMU ab. Rain, Road, Sport, Tourism und Off-Road heißen die Fahrmodi auf Englisch. Sie wirken jeweils auf das Zusammenspiel und die Vehemenz von Motorbremse, Traktionskontrolle und Leistungsabgabe. Sitzbank und Griffe sind beheizbar, ein bidirektionaler Quickshifter (Blipper) erlaubt den schnellen Wechsel der sechs Gänge ohne Kupplung. Für zeitgemäße Vernetzung sorgt Moto Guzzis Multimediaplattform MIA. Alles wie es sein soll bei einem Gran-Turismo-Langstreckenbike mit SUV-Ambitionen.
Integrierte Gepäckhalter und reichlich Reisezubehör

