Die Enduro Veloce würdigt eine fast achtzigjährige Tradition. Der erste Rennsieg gelang dem Unternehmen mit Vincenzo Nencionis 98er-Modell beim „Golfo di La Spezia“-Offroad-Rennen am 8. Oktober 1946. Drei Jahre später feierte MV Agusta mit Carlo Ubbiali beim British Six Days seinen ersten internationalen Erfolg. Die „Neue“ soll die Werte von MV Agusta fortführen: italienische Fertigung, Handwerkskunst, Ingenieurskunst und hohe Leistungswerte (124 PS).
Design
Jedes MV-Motorrad soll auf den ersten Blick erkennbar sein. Das klappt zumeist problemlos und ist bei der Enduro Veloce nicht anders, obwohl sie sich optisch deutlich näher an vorhandenen Adventure-Bikes orientiert als ihre extravaganten, sportlichen Geschwister. Taktgeber für das Design ist die Aerodynamik. Die Frontgestaltung soll den Luftstrom zum Kühler verbessern, während die Seitenverkleidungen so geformt sind, dass sie den Fahrkomfort erhöhen. Die schlanke Heckpartie steht im Kontrast zur Front, die den Fahrer schützen und eine bequeme sowie kontrollierte Sitzposition ermöglichen soll. Die Verkleidungen schließen mit einer transparenten Oberseite ab, die Turbulenzen reduziert.
Motor
Der Motor der MV Agusta Enduro Veloce, ein 931-ccm-Dreizylinder, integriert eine gegenläufige Kurbelwelle, eine Besonderheit, die in der aktuellen Generation von MV Agusta-Motoren zu finden ist. Diese Konstruktion trägt dazu bei, das Gewicht des Motors auf 57 kg zu beschränken und seine Abmessungen zu minimieren, was für die Kompaktheit des Motorrads insgesamt vorteilhaft ist. Die gegenläufige Kurbelwelle wirkt dem gyroskopischen Effekt des Vorderrads entgegen, was die Handhabung des Motorrads verbessert und schnelle Richtungsänderungen erleichtert – ein nützliches Merkmal, insbesondere für ein Motorrad mit einem 21-Zoll-Vorderrad, wie es für Offroad-Designs üblich ist.
Der Motor liefert eine Leistung von 124 PS bei 10.000 U/min und ein Drehmoment von 102 Nm bei 7.000 U/min, mit dem Hinweis, dass bereits bei 3.000 U/min 85 % des maximalen Drehmoments verfügbar sein sollen.
Elektronik
Ein 6-Achsen-Inertialmesssystem erfasst wichtige dynamische Daten in Echtzeit. Auf dieser Grundlage bestimmt die Elektronik, wann und wie sie eingreift. Das Motorrad passt sich dadurch Fahrbedingungen und Vorlieben des Fahrers an. Es gibt vier Fahrmodi: Urban für die Stadt, Touring für lange Strecken, Off-Road für Geländefahrten und Custom All-Terrain, ein anpassbarer Modus.
Traktionskontrolle
Die Traktionskontrolle, die bei Bedarf deaktiviert werden kann, verfügt über acht Einstellstufen: fünf für den Straßengebrauch, zwei für das Fahren im Gelände und eine für nasse oder rutschige Oberflächen. Zudem kann über das Hauptmenü die elektronische Reaktion des Motorsteuergeräts (ECU) je nach montierten Reifen angepasst werden.
Motorbremse
Es gibt zwei Stufen der Motorbremsintervention, die unabhängig vom ausgewählten Fahrmodus angepasst werden können: eine reduzierte Motorbremse und eine vollaktive Motorbremse. Zudem ist die Enduro Veloce mit einer Launch Control ausgestattet, die über einen Schalter aktiviert wird und dem Fahrer die Kontrolle über die Beschleunigung (0 auf 100 km/h in 3,7 Sekunden) gibt, wobei auch die Front Lift Control (FLC) zum Einsatz kommt.
ABS
Das ABS kann in zwei Modi verwendet werden: ein weniger invasiver für sportliches und Offroad-Fahren, bei dem das Kurven-ABS deaktiviert ist, und eine vollständige ABS-Intervention für Front und Heck. ABS kann nur in den Off-Road und Custom All-Terrain-Fahrmodi deaktiviert werden.
Tempomat
Die Enduro Veloce ist außerdem mit einem Tempomat ausgestattet, der in Schritten von 1 oder 5 km/h über einen Schalter am Lenker eingestellt werden kann und über das Gaspedal durch Gegendrehung deaktiviert wird, was eine optimale Kontrolle und Komfort bei langen Fahrten ermöglicht.
Fahrwerk, Sitzhöhe und Bremsen
Der Rahmen der Enduro Veloce nutzt eine moderne perimetrale Struktur mit einem geschlossenen Alu-Doppelschwingen-Design. Die Sachs-Gabel mit 48 mm ist in Kompression, Zugstufe und Vorspannung einstellbar, mit einem Federweg von 210 mm. Das einstellbare Sachs-Monoshock garantiert einen Hinterradfederweg von 210 mm und ist über eine progressive Verbindung mit der Federung verbunden. Die Vorspannung kann über einen speziellen Knopf angepasst werden.
Die Sitzhöhe beträgt 870 mm, kann aber auf 850 mm gesenkt werden. Form und Polsterung des Sitzes wurden auf Komfort und Langstreckentauglichkeit optimiert, einschließlich Langstreckenautobahnreisen. Die Bodenfreiheit beträgt 230 mm.
Das Brembo-Bremssystem verfügt über 320-mm-Stylema-Bremssättel an 320-mm-Scheiben vorne. Hinten verrichtet ein Zweikolbenbremssattel mit 265-mm-Scheibe sein Werk.
Ausstattung & Reifen
Die Enduro Veloce ist mit einem vollständigen LED-Front- und Rücklichtsystem ausgestattet. Standardmäßig montiert sind Bridgestone Battlax A41-Reifen in den Größen 90/90-21 und 150/70-18 auf schlauchlosen Rädern mit einem schwarzen Finish. Bridgestone Battlax AX41-Reifen sind ebenfalls homologiert für diejenigen, die das Motorrad hauptsächlich im Offroad-Einsatz nutzen. Das Mobisat-Diebstahlschutzsystem mit integrierter Geolokalisierung wird nur im ersten Jahr kostenlos mitgeliefert.
Zubehör
Eine Palette an Zubehör wird für die Enduro Veloce bereitgehalten. Dazu gehören MV-branded starre Aluminiumseitenkoffer, ausgestattet mit Schnellverschluss und mit einem jeweiligen Fassungsvermögen von 39 und 32 Litern. Für diejenigen, die der Enduro Veloce einen stärkeren Offroad-Look verleihen möchten, hat MV Agusta Schutzbügel, eine verstärkte Aluminium-Unterfahrschutzplatte, Zusatzleuchten und den Termignoni-Titan-Auspuff im Angebot.
MV Ride App
Die Enduro Veloce nutzt die kostenlose MV Ride App für verbesserte Konnektivität und personalisierte Fahrerlebnisse. Die App bietet Navigation, Trip-Aufzeichnung und die Möglichkeit, Daten zu teilen. So kann beispielsweise eine „Toskana“-Karte erstellt und dann anderen Enduro-Veloce-Besitzern zur Verfügung gestellt werden. MV versucht auf diese Weise, ein Gemeinschaftsgefühl aufzubauen.
Preis, Farbe und Verfügbarkeit
Die MV Agusta LXP Enduro Veloce wurde in der Farbkombination Ago Rot und Silber vorgestellt. Über Liefertermine und Preise wird sich in Schweigen gehüllt. Die limitierte Sonderauflage LXP Orioli lag zur Vorstellung auf der EICMA bei rund 30.000,-- Euro. Die MV Agusta LXP Enduro Veloce dürfte etwas günstiger werden. Bereits bekannt: Die Enduro Veloce kommt mit einer vierjährigen Garantie daher.