Die Geschichte MV Agustas ist eine bewegte. Die zwischenzeitliche Übernahme durch Harley-Davidson, die Partnerschaft mit Mercedes-AMG, sowie der symbolische Kaufpreis von einem Euro, für den Claudio Castiglioni die Marke im Jahr 2010 zurück in italienische Eigentümerschaft holte, zeigen das mehr als deutlich. Doch auch der Kauf der Marke Cagivas und die Zugehörigkeit zur MV-Agusta-Gruppe, die lange mehrheitlich in Händen der Castiglioni-Familie war, hinterließen deutliche Spuren. Und den Ruf, die legendäre Cagiva Elefant wieder aufleben zu lassen. Lange hatte sich MV Agusta dagegen gewehrt und Rufe nach einem Revival der legendären Elefant ungehört verhallen lassen.
So richtig überraschend kommt es also nicht, dass MV Agusta nun mit einer neuen Reiseenduro aufwarten möchte, die einige Anleihen an dem berühmten Vorbild nimmt. Umso überraschender sind jedoch die Feinheiten der neuen MV Agusta LXP Orioli.
Da wäre zunächst die Stückzahl. MV Agusta kündigt für die erste Serie eine limitierte Stückzahl von nur 500 Einheiten an. MV Agusta sieht in der nach dem viermaligen Dakar-Gewinner Edi Orioli benannten Maschine vor allem einen Prestige- und Technologieträger. Außerdem soll sie im Markt als „All-Terrain“ Luxus-Motorrad platziert werden und keinen direkten Angriff auf vergleichbare Groß-Enduros einläuten. So weit, so gut, doch was steckt in der LXP Orioli?
Neu entwickelter Dreizylinder aus Italien
Das Triebwerk wurde vollständig im Stammwerk in Varese, Italien entwickelt und leistet aus drei Zylindern mit 931 ccm maximal 124 PS Leistung bei 10.000 U/Min und 102 Nm Drehmoment bei 7.000 U/min. Komplett neu entwickelt wurden dabei laut MV Agusta das Kurbelwellengehäuse, die Schmierung und die Wasserkühlung. Kupplung, Getriebe und Zündung wurden im Vergleich zu anderen MV Agusta Modellen ebenfalls deutlich überarbeitet. Um die durch die hohen Drehzahlen entstehenden Rotationskräfte des Motors auszugleichen und divenhaftem Ruckeln den Gar auszumachen, wurde eine Ausgleichswelle installiert.
Elektronisch auf dem Stand der Technik
Ein 6-Achsen-Sensor füttert das Steuergerät mit den nötigen Informationen und regelt den elektronischen Gasgriff je nach eingestelltem Fahrmodus ein. Derer gibt es gleich vier. Urban, Touring, Off-Road und Custom All Terrain nennt MV Agusta die verschiedenen Modi, die die Fahreigenschaften den Bedingungen anpassen und dem Fahrer jederzeit helfen sollen. Davon unabhängig kann die Traktionskontrolle insgesamt achtstufig eingestellt werden und bietet fünf On-, zwei Offroad- und einen Rainmodus an, mit denen der Schlupf am Hinterrad geregelt werden kann. Auch die komplette Deaktivierung der Traktionskontrolle und des ABS ist auf Wunsch und Knopfdruck möglich. Integriert ist auch ein Kurven-ABS, das, MV Agusta nennt es RLM (Rear Wheel Lift-Up Mitigation), den Grip des Hinterrades beim Bremsen in der Kurve bestimmt und die Bremskraft des integralen Bremssystems automatisch optimieren soll.
7-Zoll-TFT Display und Pfeilnavigation
Bedient und eingestellt werden die Systeme über ein neues 7-Zoll-TFT-Display in HD-Auflösung. Es gibt zwei unterschiedliche Ansichten sowie die Möglichkeit, sein Smartphone und die obligatorische App per Bluetooth und/oder Wi-Fi mit dem Display zu verbinden. Darüber lassen sich Navigation, Einstellungen und Fahrmodi steuern. Serienmäßig an Bord ist ein Mobisat Diebstahl-Schutz, der per App jederzeit den Standort des Motorrads abrufen lässt.
Um so viel Technik geländetauglich zu machen, arbeitet eine Sachs-Gabel mit 210 mm Federweg am Vorderrad. Diese ist vollständig einstellbar in Druck- und Zugstufe sowie der Federvorspannung. Auch die Hinterradschwinge aus Aluminium arbeitet mit einer Sachs-Federung mit 210 mm Federweg und ist vollständig justierbar.
Insgesamt kommt die MV Agusta LXP Orioli so auf 230 mm Bodenfreiheit.
Die Bremsanlage kommt aus dem Hause Brembo und sorgt mit zwei 320-mm-Bremsscheiben und schwimmend gelagerten Bremssätteln am Vorderrad und einer Einscheibenbremse mit 265 mm Durchmesser am Hinterrad für die nötige Verzögerung.
Typische Reise-Enduro, Ergonomie und viel Serienausstattung
Ergonomisch ist die MV Agusta eine typische Reiseenduro – aufrechte Sitzposition, relativ stumpfer Kniewinkel und hohe Lenkerposition. Die Sitzhöhe ist in zwei Stufen auf 850 und 870 mm verstellbar und der Windschild soll durch seine recht steile, hohe Form den größten Druck vom Fahrer nehmen.
Ausgestattet ist die MV Agusta LXP Orioli bereits serienmäßig mit vielem, was bei der Konkurrenz per Häkchen bestellt werden muss. Dazu gehören die Speichenfelgen für das 21-Zoll-Vorderrad ebenso wie die Aluminiumkoffer, die 32 Liter rechts und 39 Liter links der Mitte fassen. Auch ein Hauptständer, Motorschutz und Sturzbügel sind ab Werk an Bord.
Farben, Preis und Verfügbarkeit
Erhältlich sein wird die MV Agusta LXP Orioli in exakt einer Farbvariante – der Reminiszenz an die Lucky-Explorer-Lackierung der Cagiva Elefant. MV Agusta gibt an, dass ab März 2024 die ersten Modelle ausgeliefert werden können. Ein genauer Preis wird noch bekannt gegeben, bestätigt ist aber, dass der Preis um die 30.000,-- Euro sein wird.