M&R-PlusMotorräder, Pyramiden, Mayas und Mezcal in Mexiko

Von karibischen Stränden und Tequila-Touren bis zu atemberaubenden Dschungelabenteuern und antiken Maya-Ruinen erleben wir Mexikos Vielfalt auf dieser Motorradtour.
Motorräder, Pyramiden, Mayas und Mezcal in Mexiko
Motorräder, Pyramiden, Mayas und Mezcal in Mexiko Vom Kopfschmerzmittel mit Hütchen bis zu den weltweit besten Tequilas kommen sie alle von hier. Und das feiern wir und Unmengen feierwütiger Mexikaner in diesem kleinen Örtchen ausgiebig
20 Bilder
12.03.2025
| Lesezeit ca. 7 Min.
Tim & Jessy Tretter
Tim & Jessy Tretter
Mexikos Freude am Feiern konnten wir am Karneval schon miterleben und weil es uns so gut gefallen hat, waren wir länger unterwegs als gedacht. Also geht es am nächsten Tag erst leicht verspätet weiter, aber dafür auf einer der schönsten Motorradstrecken Mexikos: von der Küste hoch nach Durango.
Kurvenstrecke in Mexiko
Traumstraßen auf dem Weg nach Durango
Es geht Kurve um Kurve, immer weiter den Berg hoch und das auf über 300 km bestem Asphalt, ohne Schlaglöcher oder Rollsplitt. Es ist definitiv schon lange her, dass wir eine so schöne Kurvenstrecke gefahren sind.

Nomen est omen – Ankunft in Tequila

weltweit bester Tequila
Vom Kopfschmerzmittel mit Hütchen bis zu den weltweit besten Tequilas kommen sie alle von hier. Und das feiern wir und Unmengen feierwütiger Mexikaner in diesem kleinen Örtchen ausgiebig
Direkt danach geht’s aber schon zur nächsten Feier. Es ist zwar nicht als solche geplant, aber schon bei der Ankunft in der Stadt Tequila ist uns sofort klar, dass die Destillerie-Besichtigungen hier wohl auch einen hohen Trinkanteil beinhalten.
Eine halbe Stunde später sitzen wir auch in einem der vielen Touristentransporter in Holzfassoptik. Bei der Führung selbst wird uns die komplette Destillerie gezeigt, wir besuchen ein Agavenfeld, obwohl das jeder, der es in die Stadt geschafft hat, auch schon gesehen hat, denn rund um Tequila wird jeder freie Quadratmeter als Agavenfeld genutzt.
Tequila-Probe
Natürlich können wir Tequila, den Ort, nicht ohne Tequila im Kopf verlassen. Die Verkostung lohnt sich auf jeden Fall
Bei der Führung läuft alles, wie erwartet, bis es dann an das Probieren geht. Zunächst werden alle Sorten nach und nach in kleinen Portionen probiert – wie man es kennt. Nachdem das erledigt ist, geht es plötzlich zu einem Trinkspiel über und die Mengen steigen immer weiter. Spätestens jetzt ist uns klar, warum die Busse am Ende der Tour mit lauter Musik wieder in die Stadt einfahren und die Touristen, hauptsächlich Mexikaner, torkelnd aussteigen. Was für ein Riesenspaß, unsere Mitreisenden feiern in der Zwischenzeit laut zu mexikanischer Volksmusik. Und da heute Samstag ist, gibt es sogar noch einen traditionellen Hochseilakt mit Feuerwerk am Abend.
Ganz anders sieht die Sache dann am Sonntagmorgen aus. Wir kommen natürlich nicht so früh aus dem Bett wie sonst und beschließen, noch eine Nacht in Tequila zu bleiben. Aber dieses Mal ohne den Schnaps, um die Fahrtauglichkeit zumindest für den nächsten Tag wiederherzustellen. Sonntags zeigt sich die Stadt von einer ganz anderen Seite. Die Straßen werden geputzt und alles, was noch an Überresten vom Feiern übrig ist, wird aufgeräumt. Die Bars haben zu, es ist nur ein Bruchteil der Essensständchen da und weit und breit weder Touristen noch lustige Touristenbusse. Auch mal spannend, uns soll es recht sein, wir brauchen heute ohnehin keine Folklore.

Das UNESCO-Weltkulturerbe Guanajuato überzeugt

Guanajuato
Das wuselige Gewirr aus engen und verkehrsfreien Gässchen in Guanajuato zieht sich zu allen Seiten weit die steilen Berge hinauf
Wieder fit und frisch geht es dann für uns weiter in die mexikanischen Berge von Jalisco durch einige wunderschöne Dörfer bis nach Guanajuato. Die Stadt ist für uns eine der schönsten Mexikos, vor allem weil sie komplett untertunnelt ist. Die heutigen Straßen sind aus alten Flussbetten und Bergwerkschächten der Silberminen entstanden. Diese Tunnel sind beeindruckend und verleihen der Stadt einen ganz besonderen Charme, auch weil es dadurch zwischen den Gebäuden kaum Verkehr gibt. Außerdem gibt es in Guanajuato wahnsinnig viele bunte Häuser entlang der engen, steilen Gässchen. Nicht ohne Grund hat die Stadt den UNESCO-Weltkulturerbe-Status.

Ein Nachmittag unter Azteken

Kopfschmücke der indigenen Tänzer in San Miguel de Allende
Die sehr aufwendigen Kopfschmücke der indigenen Tänzer in San Miguel de Allende leuchten im Sonnenlicht
Aber nicht nur Guanajuato hat uns verzaubert, Mexiko ist voll mit wunderschönen Städten und Dörfern im Kolonialstil. Richtig Glück haben wir auch in San Miguel de Allende. Zufällig schauen wir uns die Stadt an genau dem einen Tag im Jahr an, an dem die ganze Stadt voller aztekischer Tänzer ist. Diese werden auch Concheros genannt und sind in jeder Altersklasse vertreten. Sie sind traditionell gekleidet, mit riesigem Kopfschmuck, Körperbemalung und Knöchelmanschetten aus Muscheln. Es wird laut getrommelt und über Stunden hinweg bei 40 Grad getanzt. Wir lassen uns von der Stimmung mitreißen und verbringen einen unvergesslichen Nachmittag.

Mhhhh Vanille

Pyramide von El Tajín
Die berühmte Pyramide von El Tajín, umgeben von wilden Vanillepflanzen, ist die erste von vielen Pyramiden auf unserer Reise
Weiter geht es mit der ersten Pyramide der Reise, in diesem Fall El Tajín. Ganz Zentralamerika wurde vor der Ankunft der Spanier von verschiedenen Völkern wie den Maya oder den Azteken beherrscht, die in ihren wichtigen Siedlungen stets Pyramiden erbaut haben. Eine davon steht auch neben der Stadt Papantla. Das trifft sich gut, denn so können wir nicht nur unsere erste Pyramide besichtigen, sondern auch die Hauptstadt der mexikanischen Vanille. Vanille und El Tajín sind Errungenschaften der Totonaken, des lokalen Volks dieser Region. Sie waren weltweit die Ersten, die mittels aufwendiger Trocknung und Fermentation aus den Orchideenschoten Vanille kreierten. Die Bedeutung dieser Erfindung spiegelt sich auch heute noch in der ganzen Stadt wider.
Pyramide von Tenam Puente
Die Pyramide von Tenam Puente, einer der zahlreichen unbekannteren Maya-Stätten, die man daher fast immer für sich alleine hat
Es gibt Denkmäler und Museen, die die Geschichte der Vanille aufzeigen und ihre Bedeutung als Ware im Handel mit anderen Völkern, die die Vanille für ihre zeremoniellen Kakaogetränke nutzen. Dieses Getränk hieß Xocoatl, Namensgeber für „unsere“ Schokolade. Außerdem liegt in der Stadt dauerhaft ein feines Vanillearoma in der Luft, an jeder Ecke wird frisches Vanilleeis verkauft, es gibt Vanilleschoten im Kilopack und auch alles andere, was man irgendwie mit und aus Vanille machen kann.

Karibikflair in Oaxaca

Santiago Matatlan ist die Welthauptstadt des Mezcal
Wer Tequila sagt, muss auch Mezcal sagen? Auf jeden Fall! Denn die Urform des Tequilas ist komplexer, rauchiger und schmeckt uns noch besser
Die Vielfalt Mexikos überrascht uns immer wieder, aus dem bergigen Hidalgo fahren wir über Veracruz mit Karibikflair weiter nach Oaxaca. Vorbei am dicksten Baum der Welt, dem Arbol del Tule in Oaxaca, gemessen an der Grundfläche mit knapp über 14 Metern Durchmesser.
Arbol del Tule
Arbol del Tule in Oaxaca
Wer sich mit mexikanischen Destilleriespezialitäten gut auskennt, hat den Namen vielleicht schon mal gehört, denn Oaxaca oder genauer das angrenzende Santiago Matatlan ist die Welthauptstadt des Mezcal. Entsprechend lassen wir es uns gut gehen, probieren den einen oder anderen Mezcal, schlendern durch die schönen Gässchen der Altstadt und probieren einige kulinarische Spezialitäten der Region im riesigen Essens- und Lebensmittelmarkt mit seinen berühmten und sehr rauchigen Grillständen. Die herausragende Küche Mexikos ist einer der Gründe, warum es uns hier so gut gefällt. Die Region Oaxaca ist unter anderem für Mole bekannt, eine sehr intensive Soße, die aus über 30 Zutaten, unter anderem Chilis, Nüssen, Schokolade, süßem Gebäck und Gewürzen, gekocht wird. Davon gibt es dann allerlei Varianten. Sieben dieser Abwandlungen sind in Oaxaca sehr verbreitet, die natürlich auch alle probiert werden müssen.

Wasserfälle und Brüllaffen

Wasserfälle der Grutas Tolantongo
Einer der unzähligen Wasserfälle der Grutas Tolantongo, die außer für Wasserfälle auch für ihre malerischen Thermalpools am Rande einer Schlucht bekannt sind
Weiter zieht es uns nach Chiapas und dort geht es endlich in den lang ersehnten und vermissten Dschungel. Wir besuchen Wasserfälle mit türkisblauem Wasser, bestaunen riesige Dschungelpflanzen, genießen Tropenfrüchte, die so viel intensiver schmecken als zu Hause, und lauschen den Geräuschen des Dschungels.
Es ist ein unbezahlbares Erlebnis, von einer Familie von Brüllaffen geweckt zu werden. Wenn man erst sieht, wie klein sie sind, ist der Radau, den sie veranstalten, noch beeindruckender. Der Dschungel überzeugt aber nicht nur mit Brüllaffen, hier leben natürlich unzählige Tierarten, unter anderem auch Spinnenaffen, Papageien und Krokodile.
Spinnenaffen
In den Dschungelgegenden von Mexikos Süden begegnen uns immer wieder verspielte Spinnenaffen. Teilweise sehen wir ganze Großfamilien durch die Baumkronen über uns hinweg schwingen
Wir verbringen Stunden damit, die Tiere zu beobachten und durch dichten Dschungel zu spazieren, wo es auch immer möglich ist. Im Süden Mexikos sind auch immer mehr Maya-Ruinen zu finden, teilweise sogar mitten im Dschungel. Wir besuchen einige von ihnen und stehen immer mit deutscher Pünktlichkeit rechtzeitig zur Öffnung am Eingang. So haben wir das Gelände für uns und auch die Tiere, die nachts die Ruinen einnehmen, sind noch da.
Verbindungshighway
Immer wieder überrascht einen Mexiko mit einer einsamen und traumhaften Schotterstraße. In diesem Fall war die Strecke als großer Verbindungshighway im Navi. Das soll uns recht sein!
Wir freuen uns trotzdem schon auf die nächste Etappe, denn da geht es endlich mal wieder offroad.

#Mexiko#Reise#Szene

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Kommentare (5)
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21.04.2025 20:27


Chapeau, für die Tour!!
Ein Fremder ist ein Freund, den Du nur noch nicht kennen gelernt hast.
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Wolfgang82
05.01.2025 13:14


Find's immer wieder beeindruckend, wie viel Abenteuer man auf zwei Rädern erleben kann. Pech mit der Technik gehört wohl dazu, aber das macht die Geschichten nur interessanter. Erholung ist wichtig, besonders nach so einem Sturz. Weiterhin eine gute Reise. Ich freue mich auf die nächsten Stories. 
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Metropolis66
31.10.2024 22:20


Als leidenschaftlicher Rollerfahrer, der auch mal von Langstreckenfahrten träumt, finde ich den Mut und die Abenteuerlust von Tim und Jessy beeindruckend. Die Entscheidung, alles hinter sich zu lassen und auf so eine epische Reise zu gehen, ist wirklich inspirierend. Es zeigt, dass das Motorradfahren mehr als nur ein Hobby ist; es ist eine Lebenseinstellung, die Freiheit und Selbstentdeckung ermöglicht. Die Vorstellung, fast den ganzen amerikanischen Kontinent zu durchqueren, weckt in mir den Wunsch, auch irgendwann meine eigenen Grenzen zu überschreiten. Besonders das Erlebnis mit dem Grizzly bei Alaska, zeigt, wie unmittelbar und intensiv die Begegnungen in der Wildnis sein können. Diese Story macht mir Mut, vielleicht doch mal eine längere Tour zu planen.
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Roadglide71
29.10.2024 10:40


Die pure Freude und Abenteuerlust, die aus jeder Zeile springt, fängt so authentisch das ein, was das Motorradfahren ausmacht – Freiheit und das Unbekannte. Einfach herrlich, diese Hingabe!
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HondaShadow
26.10.2024 13:30


crazy was die beiden erlebt haben, aber mit sandalen am gletscher is ja fast schon fahrlässig ;)  ich wünsche euch eine gute weiterfahrt und und mir mehr tolle eindrücke von eurem abentuer