Fahrtest: Yamaha MT-09 – der ganz große Wurf

Wieselflink und präzise flitzt sie um die Kurve – die neue Yamaha MT-09 behält ihren eigenständigen Charakter bei.
Fahrtest: Yamaha MT-09 – der ganz große Wurf
Fahrtest: Yamaha MT-09 – der ganz große Wurf
9 Bilder
02.01.2017
| Lesezeit ca. 4 Min.
Hanspeter Küffer
Alesessio Barbanti/Francesco Montero
Sie sind selten, die wirklich großen Würfe, die Meilensteine der Entwicklung in der Motorradbranche. Die Yamaha MT-09 ist so einer! Nach Jahren mit permanent sinkenden Verkaufszahlen leitete die Marke mit den gekreuzten Stimmgabeln im Signet im Jahr 2013 mit der Lancierung der MT-09 die Wende ein. Das erfolgreiche Konzept aus satter Power, agilem Handling und einzigartigem Preis-Leistungs-Verhältnis schlug ein wie eine Bombe. Weitere nach dem gleichen Konzept gebaute MT-Versionen folgten Schlag auf Schlag. Mit den fünf Modellen der aktuellen Hyper-Naked-Familie (MT-125, MT-03, MT-07, MT-09, MT-10) erzielt Yamaha heute fast die Hälfte des gesamten Verkaufsvolumens, das dadurch in den letzten drei Jahren nahezu verdoppelt werden konnte.
Yamaha MT-09 Farben
Die neue MT-09 in den drei Farbvarianten Tech Black, Night Fluo und Yamaha Blue

Die kleine Schwester der MT-10

Nach kleineren Retuschen zur Saison 2016 steht nun die erste vollumfänglich überarbeitete MT-09 am Start. In technischer Hinsicht betreffen die Optimierungen in erster Linie die Anpassungen auf die strengeren Euro-4-Abgasnormen. Wesentlich auffälliger sind jedoch die optischen Änderungen, insbesondere im Front- und Heckbereich. Die neue Gestaltung der Lampenmaske ist dem bösen Blick der großen Schwester MT-10 nachempfunden. Die zusammengekniffenen Augen der LED-Scheinwerfer und die darunter als Tagesfahrlichter angeordneten Lider wirken durch die feinere Ausführung zwar ebenfalls sehr aggressiv, gleichzeitig jedoch auch stimmiger und harmonischer. Und durch den neuen Kennzeichenträger, der nun an einem Ausleger des linken Schwingenarms befestigt ist, wirkt das Heck optisch kürzer und sportlicher.
Yamaha MT-09 Heck
Das Heck wirkt durch den neuen Kennzeichenträger optisch kürzer und somit auch sportlicher

Der eigenständige Charakter bleibt erhalten

Das übertrieben harte und oft als raubeinig empfundene Ansprechverhalten des Reihen-Dreizylinders der ersten Generation hat Yamaha bereits zur Saison 2016 leicht entschärft. Neben den erwähnten Euro-4-Anpassungen wurde diesbezüglich jetzt noch einmal nachgebessert. Der eigenständige Charakter bleibt indes unverändert. Gleiches gilt für die maximale Leistung von 115 PS, die nach wie vor bei 10.000 U/min erreicht und aufgrund der spontanen Kraftentfaltung subjektiv stets eher höher eingeschätzt wird. Die Gasannahme funktioniert zwar deutlich harmonischer, jedoch nach wie vor nicht komplett frei von Lastwechseln.
Yamaha MT-09 Motor
Wieselflink und messerscharf flitzt das Bike durch die Kurven dank des CP3-Motors (Cross-Plain 3, optional bestellbar)
Weiterhin mit an Bord sind die drei Motor-Modi A, B und Standard. Letzterer passt nach der Überarbeitung jetzt für weitgehend alle Bereiche sehr gut. Lediglich extrem sportlich Ambitionierte dürften die Stufe A mit der wirklich harten Gasannahme bevorzugen. Im Gegensatz dazu ist bei regennassen Straßen selbst für geübte Fahrer der sanfter ansprechende Modus B die beste Wahl. Dazu kommt, dass nun eine Anti-Hopping-Kupplung beim schnellen, hochtourigen Herunterschalten das Stempeln des Hinterrades verhindert und dadurch mehr Stabilität und Sicherheit gewährleistet. Ebenfalls neu ist die in zwei Stufen einstellbare Traktionskontrolle. Während Stufe 1 geringfügigen Schlupf des Hinterrades erlaubt und sogar Wheelies ermöglicht, werden in Stufe B alle unzulässigen Überdrehungen des Antriebs umgehend im Keim erstickt. Für Drifts und Burn-outs kann die Traktionskontrolle deaktivieret werden. Eine weitere Besonderheit für ein Bike dieser Preisklasse ist der Quickshifter, der das Hochschalten bei offenem Gasgriff ohne zu kuppeln ermöglicht.
Yamaha MT-09 Lenkergriff
Überschrift

Auch am Cockpit wurde gefeilt

Aufgesessen! Bezüglich der Ergonomie gab es ja eigentlich bislang schon nichts zu bemängeln und das ist trotz der um 5 mm höheren Sitzposition (820 mm) und weiteren feinen Anpassungen weiterhin so. Die weitgehend aufrechte, leicht nach vorne geneigte Sitzposition passt für unterschiedlich große Piloten gleichermaßen gut. Die Bedienungselemente an den Lenkerenden sind trotz der unüblichen Anordnung von Blinker und Hupe und des gewöhnungsbedürftigen kombinierten Start-/Killschalters gut zu bedienen. Die Digital-Armaturen sind weiter nach vorne gerückt und liegen dadurch nun besser im Sichtfeld des Fahrers. Tacho, Ganganzeige, Zeituhr und die diversen weiteren Anzeigen sind übersichtlich und kontrastreich dargestellt und – bis auf den Tourenzähler – gut ablesbar.
Auf der Straße bleibt die MT-09 das scharfe Messer, das sie bereits seit ihrem ersten Auftritt vor drei Jahren ist. Der überarbeitete CP3-Motor (Cross-Plain 3) liefert ab 4.000 U/min satten Druck und feuert im oberen Bereich ab 7.000 U/min aus allen Rohren. Wieselflink und präzise flitzt die MT-09 ohne nennenswerte Lenkmanöver durch Kurven unterschiedlicher Radien. Das Feedback ist sehr gut, das Handling und die Stabilität sind es ebenfalls. Dass die neue MT-09 jedoch nicht nur extrem schnell und supersportlich kann, erlebten wir anlässlich der ersten Testfahrten auf den regennassen und extrem rutschigen Straßen der Ferieninsel Mallorca. Die erwähnten Assistenzsysteme sowie die selbst unter diesen erschwerten Bedingungen präzise dosierbaren Bremsen sorgten stets für ein gutes, entspanntes und sicheres Gefühl.
Yamaha MT-09 Fahrbild

Die MT-09 setzt weiterhin Maßstäbe

Trotz der zahlreichen Modifikationen hat die MT-09 ihren eigenständigen Charakter beibehalten. Und das ist gut so: Motor, Fahrwerk, Handling und ganz besonders das nahezu unschlagbare Preis-Leistungs-Verhältnis dürften weiterhin den Maßstab in dieser Klasse setzen. Sogar der eigentlich kaum vorhandene Windschutz sowie die Sitzgelegenheit für die Sozia sind einigermaßen akzeptabel. Und wer sich damit oder mit anderen kleinen „Unzulänglichkeiten“ nicht anfreunden kann, findet im Sortiment von Yamaha unter den mehr als 50 Original Zubehörartikeln sicher das passende Teil – von der höheren Scheibe über die Komfortsitzbank bis hin zum Gepäcksystem und vielem mehr.
Bewertung abgeben
Deine Meinung zählt
Yamaha MT-09 - Baujahr: 2017
Deine Bewertung
Preis-/Leistungsverhältnis
Jetzt mitreden – deine Meinung zählt!
Schon dabei? und mitdiskutieren!
WYSIWYG-Editor, text_commentForm_686fe306dc5e6
Dein Kommentar wird gespeichert...