Mit oder ohne Radar – Welche Yamaha Tracer 9 darf es denn sein?
Yamaha hat sein Leuchtturmbike Tracer 9 mit Matrix-LED, Assistenzsystemen und Y-AMT-Getriebe mächtig aufgewertet. So fahren die neuen 9-GT-Geschwister.
Yamaha hat zur ersten Fahrpräsentation der neuen Generation Tracer 9 GT und 9 GT+ geladen. Das technische Vorzeigemotorrad der Marke setzt in vielen Belangen Maßstäbe und kommt als erstes Serienbike mit adaptivem Matrix-LED-Scheinwerfer. Bedeutet: Die neue Tracer 9 GT hat eine Armada von beweglichen LEDs in der Front, die gemeinsam einen extrem hellen Lichtteppich erzeugen, den man so wohl noch an – beziehungsweise vor – keinem anderen Motorrad gesehen hat. Als Tracer 9 GT+
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mit serienmäßigem Y-AMT-Getriebe bringt der Dreizylinder-Sporttourer im Grunde alles mit, was es dazu braucht, um teilautomatisiert zu fahren. Zehn Assistenzsysteme spielen sich dabei in die Hände. Das sind deutlich mehr als bei der Vorgängerin und logischerweise auch mehr als bei der 3.200,-- Euro günstigeren Tracer 9 GT ohne Radar, die serienmäßig mit 6-Gang-Schaltgetriebe und großartigem Quickshifter (Blipper) vorfährt. Der automatisierte Schaltassistent Y-AMT schlägt hier mit 1.200,-- Euro Aufpreis zu Buche.
So viel Licht war noch nie
Hier gut zu sehen: Der adaptive Matrix-LED-Scheinwerfer leuchtet Fahrbahn und Kurven je nach Fahrsituation unterschiedlich aus. Kommt Gegenverkehr, blenden einzelne Fernlichtsegmente automatisch ab Absolutes Highlight der neuen Modellgeneration ist und bleibt die neue Scheinwerferbatterie. Im Stil von Autos mit Matrix-LED-Technik sorgt die adaptive Tracer-Matrix immer für die bestmögliche Ausleuchtung der Fahrbahn und der Fahrzeugumgebung. Über eine Kamera in der Frontverkleidung erfasst sie entgegenkommende und vor dem Bike fahrende Autos, Busse, Lkw und Motorräder. Um die nicht zu blenden, knipst die Matrixtechnik einzelne (Fern-)Lichtelemente aus, leuchtet aber weiter den Bereich vor dem Motorrad samt Straßenrand perfekt aus und dazu in Kurven hinein. Das Ganze mit einer Helligkeit, Gleichmäßigkeit und Weite (bis zu 175 Meter), die wirklich beeindrucken. Ach was, verblüffen.
Garmin-Navigation inklusive
Das neue TFT-Farbdisplay in vertrauter Größe (7 Zoll) versorgt den Fahrer der Tracer 9 GT und GT+ mit opulent aufbereiteten Infos. Über die Garmin LinkBox kann die Kartennavigation Motorize kostenlos genutzt und nahezu bildschirmfüllend dargestellt werden Großes Kino bietet auch das neue TFT-Display mit seinen drei Darstellungs-Layouts. 7 Zoll misst die Bildschirmdiagonale, das sind fast 18 Zentimeter. Über die Yamaha MyRide-App können Anrufe und Nachrichten empfangen sowie Musik gehört werden. Zusätzlich zur klassischen Smartphone-Konnektivität gibt es noch die Garmin-LinkBox mit integriertem Navigationssystem (Motorize). Tracer-9-Käufer bekommen die Navi-Funktion kostenlos. Die Routenführung läuft großflächig auf dem Farbdisplay. Äußerst praktisch: Drückt man die Hometaste an der linken Lenkerbedieneinheit etwas länger, wechselt der Bildschirm den Darstellungsmodus: Routenführung oder normale Cockpitanzeige – das kennen wir auch schon von anderen Yamaha-Modellneuheiten wie MT-09 & Co.
Hartschalenkoffer und umfangreiches Elektronikpaket
Immer an den Beifahrer denken: Darf es ein bisschen mehr Stauraum sein? Wem die serienmäßigen Seitenkoffer (30 Liter pro Seite) nicht reichen, der kann als Originalzubehör ein Topcase samt Rückenpolster montierenFürs Smartphone gibt es rechts am Tank ein praktisches Ablage- und Ladefach (USB-C). Darin kann alternativ auch der Smart-Key geparkt werden, dessen Anwesenheit zudem den Tank und die serienmäßigen Hartschalenkoffer entsperrt. 30 Liter gehen hinein rechts und links, beleuchtet sind sie auch – smart gemacht. 19 Liter fasst der Tank, macht rein rechnerisch 380 Kilometer Reichweite. 5,0 Liter auf 100 km gibt Yamaha an für die Tracer 9 GT. Mein Testbike begnügte sich bei durchaus sportlicher Testfahrt mit 4,9 Litern. Löblich. Zwei Farben gibt es für die GT-Variante: Ceramic Grey und Tech Black. Wer Cobalt Blue oder Icon Performance bevorzugt, muss zum Topmodell GT+ greifen. Elektronisch sind beide Versionen dank 6-Achsen-IMU auf der Höhe der Zeit: schräglagenabhängig arbeitende Traktionskontrolle, Kurven-ABS, Slide Control, Wheelie Control, Bremskontrolle – alles serienmäßig an Bord, dazu Fahrmodi, Fahrzeughalteassistent (nur GT+ und GT mit Y-AMT), Notbremssignal und selbstrückstellende Blinker. Teils handelt es sich hierbei um alte Bekannte, teils um neue elektronische Mitstreiter. Gehen wir die Fahrassistenten einfach mal durch.
Frontradar und ACC
Über die Mode-Taste rechts am Lenker lassen sich die Fahrprogramme anwählen und aktivieren. Dafür muss der Gasgriff kurz geschlossen werden. Schräg links daneben: die Taste fürs Einstellen des Abstands zum Vordermann beim Fahren mit Abstandstempomat (Active Cruise Control/ACC, nur Tracer 9 GT+) Da wäre zum einen das Milimeterwellen-Radar vorn in der Front der Tracer 9 GT+. Das hatte die Vorgängerin auch schon, stimmt. Aber jetzt geht der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage, die daran gekoppelt ist, zusätzlich ein Überholassistent zur Hand. Setzt der Fahrer den Blinker und dann zum Überholen an, beschleunigt die Tracer 9 GT+ sanfter als sonst, wenn sie aufs eingestellte Tempo eilt. Das soll verhindern, dass man dem Vordermann zu sehr auf die Pelle rückt beim Herausziehen. Der konstante Abstand zum Vorausfahrenden lässt sich über eine Taste rechts am Lenker vierstufig einstellen. Faustregel: Je weniger Balken das TFT-Display anzeigt, desto geringer der Abstand. Ändert der sich, beschleunigt die Adaptive Cruise Control (ACC) selbstständig oder bremst – erst per Motorbremse, dann auch per realem Bremseingriff, beides wohldosiert und effektiv, aber nicht bis zum Stillstand.
Neuer Bremsassistent mit zahlreichen Funktionen
Fürs generelle Ankern ist jetzt das neue radargestützte Unified Brake System (UBS) zuständig. Dieser neue Bremsassistent nutzt wie die ACC die Daten des Frontradars und dazu die Informationen der 6-Achsen-Sensormesseinheit (IMU), die sämtliche Aktionen des Yamaha-Flaggschiffs orchestriert. Das neue Bremssystem unterstützt und reguliert die Bremskräfte an Vorder- und Hinterrad über ein Hydraulikaggregat von Bosch, das die Steuerung und Bremskraftverteilung des Bremssystems optimieren soll. Die radargestützte Kombibremse funktioniert zusätzlich zur Bremskontrolle, die auch die Tracer 9 GT ohne Radar hat. Und: Sie arbeitet auch, wenn das ACC nicht eingeschaltet ist. Erkennt das Frontradar vor dem Bike ein plötzliches Hindernis, zum Beispiel ein langsam fahrendes oder abgestelltes Fahrzeug, schlägt es unübersehbar Alarm auf dem 7-Zoll-Bildschirm – und bereitet schon mal die Bremsleitung vor für einen beherzten Eingriff. Bremst der Fahrer aus Sicht des Systems zu zögerlich, hilft es nach, um eine Kollision möglichst auszuschließen. Wichtig dabei: Es ist ausdrücklich kein Kollisionsvermeidungs- oder Notbremssystem, betont Yamaha.
Kombibremse mit Kurvenbremskontrolle
Bei der Bereifung herrscht Einigkeit innerhalb der Tracer-9-GT-Familie: 120/70 ZR 17 M/C (58W) vorn, 180/55 ZR 17 M/C (73W) hinten. In beiden Fällen schlauchlos und von Bridgestone – und ganz hervorragend mit den Bikes harmonierend Ein weiteres Bremsfeature ist die Bremskraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterrad. Benutzt der Fahrer nur die Vorderradbremse, bremst die Hydraulikeinheit automatisch auch das Hinterrad mit ab. Wie stark dies geschieht, wird anhand der IMU-Daten berechnet, die Informationen zu Beschleunigungsänderungen und Schräglagenwinkel liefern. Wird nur die hintere 267-mm-Scheibe bemüht, bremst das System manchmal – aber nicht immer – auch das Vorderrad (2 x 298-mm-Scheiben) mit ein, je nach Betätigungskraft des Bremspedals und IMU-Datenlage über den Fahrzustand des Motorrads. Über die Kurvenbremskontrolle passt das System zudem die Bremskräfte des Fahrers augenblicklich an, um ein Reifenrutschen zu verhindern. On top ist die radargestützte Kombibremse auch mit den bei beiden GT-Modellen elektronisch gesteuerten KYB-Federelementen verbunden: Sie unterstützt und reguliert die Bremskräfte vorne und hinten und passt die Dämpfung der vorderen und hinteren Federelemente an, damit das ABS immer optimal arbeitet, unabhängig davon, ob die Bremsensteuerung (BC) eingeschaltet oder ausgeschaltet ist.
Toter-Winkel-Erkennung übers Heckradar
Gesehen? Zwischen Rücklicht und Kennzeichenhalter sitzt bei der Tracer 9 GT+ der Heckradar und beobachtet den rückwärtigen Verkehr. Sollte sich ein anderer Verkehrsteilnehmer im toten Winkel der Yamaha bewegen oder sich rasant nähern, warnt das System den Fahrer per Symbol im Rückspiegel Neu unter dem Rücklicht der Tracer 9 GT+ ist das Heck-Millimeterwellen-Radar. Nähert sich von hinten ein Fahrzeug im toten Winkel, leuchtet im Seitenspiegel ein kleines orangenes Symbol auf. Kommt der Hintermann zügig angerauscht, blinkt das Warnsymbol zusätzlich auf, damit der Fahrer jetzt bloß nicht ausschert. Das funktioniert einwandfrei und nervt erfreulicherweise nicht die Bohne. Die hintergrundbeleuchtete Bedieneinheit wirkt auf den ersten Blick recht komplex, lässt sich aber easy steuern: oben Adaptive Cruise Control (Tracer 9 GT+) beziehungsweise Tempomat inklusive Geschwindigkeitsbegrenzer (Tracer 9 GT), in der Mitte der Fünfwege-Joystick samt Home-Taste, darunter Yamahas neuer Blinkerknubbel (flacher Anschlag nach links, große Wippe nach rechts) samt Hupe und Warnblinker.
Elektrisch einstellbarer Windschild
Der Windschild der neuen Tracer 9 GT und GT+ ist serienmäßig elektrisch einstellbar. Auf Tastendruck fährt er bis zu 100 mm in die Höhe und sorgt für angenehme Ruhe hinter der großen Scheibe. Darunter: die großartige, optisch sehr präsente Matrix-LED-Scheinwerfereinheit Der breite Touring-Windschild lässt sich elektrisch in die Höhe fahren: 100 mm geht es rauf beziehungsweise runter. Ordentlich Druck von der Brust nimmt er schon in der Ausgangseinstellung. Auf höchster Stufe unterbindet er dann Fahrtwindgeräusche am Helm nahezu komplett (bei meiner Durchschnittsgröße von knapp 1,80 m jedenfalls). Ohnehin ist die Tracer 9 ein leises Bike: 94 dB(A) Standgeräusch klingen zwar amtlich, aber beim Fahren hält sich der Sporttourer vornehm zurück – es sei denn, man reißt beherzt am Gas. Dann schmettert die Tracer 9 GT/GT+ Japans Interpretation des Walkürenritts. Eins plus mit Sternchen fürs Sounddesign.
Komfortsitze und elektronisches Fahrwerk
Hurtig auf großer Fahrt: Das elektronische Fahrwerk macht die Tracer 9 GT+ und ihre Schwester ohne Radar (GT) zu großartigen Kilometerfressern. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Yamaha mit 218 km/h an, den Durchschnittsverbrauch mit 5,0 Litern Die Sitzposition ist ausgezeichnet: breiter Lenker, angenehme Sitzhöhe, entspannter Kniewinkel – das passt. Die neue zweiteilige Sitzbank ist besser gepolstert als beim Vorgängermodell. Der Fahrersitz lässt sich auf zwei Höhen einstellen: 845 mm und 860 mm. Dank der Verschlankung am Übergang Tank/Sitzbank erreicht man auch als mittelgroßes Männeken bei beiden Höhen solide den Boden. Im Zubehör gibt es alternativ Komfortsitze für Fahrer und Beifahrer. Die für lange Strecken und Ganzjahresfahrten empfehlenswerte Variante mit Heizfunktion kostet 434,95 Euro für den Fahrer und 381,95 Euro als Beifahrerwarmhaltebank. Das voll einstellbare, elektronische KYB-Fahrwerk passt die Dämpfung dynamisch an und macht erwartungsgemäß einen hervorragenden Job. Sänftenartig bügelt die 9 GT über schlechte Strecken. Die Rückmeldung bei sportlicher Fahrt ist exzellent, das 17-Zoll-Vorderrad flößt ab den ersten Metern viel Vertrauen ein. Ein Reifendruckkontrollsystem spendiert Yamaha nur der 9 GT+ serienmäßig, bei der GT kostet es Aufpreis (208,95 Euro).
Sparsamer Verbrauch, sportliche Leistung
Deine Welt sind die Berge? Dann ab aufs Bike und hin da! Tracer 9 GT und GT+ schaffen mit einer Tankfüllung (19 Liter) knapp 400 Kilometer Der Spritverbrauch überrascht: 4,9 Liter auf 100 km genehmigte sich mein Testbike. Laut Datenblatt veranschlagt Yamaha 5,0 Liter/100 km. Angesichts der bekannten CP3-Performance der Tracer 9 ist das aller Ehren wert. 119 PS und 93 Nm stehen zur Verfügung. Bei den umverkleideten CP3-Geschwistern MT-09 und XSR900 liegt die Triple-Power für meinen Geschmack etwas explosiver an. Da spürt man dann den fehlenden Windschutz und das geringere Gewicht. Das Y-AMT-Getriebe macht seine Sache sehr gut: In 85 bis 90 Prozent der meist schön sanften Schaltvorgänge im AT-Modus hätte ich vermutlich auch den Gang gewechselt. Wer im Automatikmodus manuell nachhelfen will, kann jederzeit per Schaltwippe das Kommando übernehmen.
Fazit Yamaha Tracer 9 GT & GT+
Aller guten Dinge sind drei? Nicht in Deutschland. Auf unseren Markt schaffen es nur die Tracer 9 GT (links) und die Tracer 9 GT+ (Mitte). Die konventionelle Tracer 9 ohne semi-aktive Federung kommt bei uns nicht in die Läden – zu wenig Nachfrage, sagt Yamaha Yamaha hat seinen ohnehin guten Sporttourer punktgenau verbessert. Schon die Schaltvariante bietet hohen Reisekomfort und sehr sportliche Fahreigenschaften. Das Matrix-LED-Licht setzt fraglos Maßstäbe. Allein das ist ein Kaufargument. Wer sich die Schaltarbeit gern mal abnehmen lässt, wird den Schaltassistenten Y-AMT lieben lernen. Er passt hervorragend zum Gran-Turismo-Charakter der Tracer 9 GT/GT+. Die Radartechnologie überzeugt. Wer nicht auf den Euro schauen muss, bekommt mit der GT+ State-of-the-Art-Technologie.
Auch mit automatisiertem Schaltgetriebe Y-AMT für 17.249,-- Euro inkl. Nebenkosten (Aufpreis 1.200,-- Euro) erhältlich. Gewicht fahrbereit mit Y-AMT: 231 kg. Zulässiges Gesamtgewicht: 430 kg. Maximale Zuladung: 199 kg. Berganfahrhilfe nur in Kombination mit Y-AMT.