Knapp 100.000 MT-09 hat Yamaha seit 2013 in Europa verkauft, weltweit kommt noch einmal die gleiche Anzahl hinzu. Ein Mega-Erfolg, den sich auch sämtliche Geschwister von MT-125 bis MT-10 SP auf den breiten Tank schreiben dürfen: Yamaha hat 2023 mehr als 360.000 Hyper Naked Bikes in Europa verkauft. Das entspricht 38 Prozent aller abgesetzten Yamahas – Platz eins im internen Ranking. Meistverkauftes Hyper-Modell ist die MT-07, „aber die neue MT-09 gibt die Richtung vor, wo es künftig hingehen soll“, so Wouter Buningh, Department Manager Brand Marketing Yamaha Motor Europe.
Das will sie
Deine dunkle Seite entfesseln, wie alle „Master of Torque“-Bikes. Straffere Federung, sportlicheres Sitz-Dreieck, bissigere Bremsen, optimierte Motoraufhängung – Yamaha hat technisch an nahezu allen Stellschrauben gedreht. Und die Optik überarbeitet: Der neue Scheinwerfer hat jetzt zwei LED-Linsen direkt nebeneinander, dazu Tagfahrleuchten im „Downforce-Look“ (waagerecht statt senkrecht). Der Tank ist jetzt etwas flacher und breiter. Verbessertes Fahrerlebnis, neuartige Einstellmöglichkeiten, Premium-Identität – die vierte Generation der MT-09 will es wissen. Neukunden dürfen sich über frische Features und Bedienelemente freuen. Unter anderem haben sich die Japaner für die Bedieneinheit links am Lenker eine neue Blinkertaste einfallen lassen. Links ist sie flach, rechts ragt sie gewölbt auf. Wie eine asymmetrische Wippe. Zartes Antippen führt zu dreimaligem Blinken, länger drücken zu normalem Blinken. Nach 15 Sekunden oder 150 Meter schalten sich die Blinker selbsttätig ab – zumindest in der Theorie. Gefühlt hat es meist etwas länger gedauert, aber das mag Einbildung sein. Erneutes Drücken schaltet sie wie üblich manuell aus.
Erstmals ist bei der MT-09 ein Tempomat an Bord. Auch der glänzt mit simpler Bedienung: freistehende Tempomat-Taste drücken, „Set“-Hebelchen einmal runterziehen, gut is’. Über die gleiche Taste lässt sich das Tempo in 1-km/h-Schritten erhöhen oder senken. Aber Obacht: Nicht nur das Betätigen der Bremsen, auch Schaltvorgänge kappen die Cruise Control.
Das kann sie
Richtig böse über Landstraßen fegen. Der CP3-Motor ist ein alter Bekannter, der jetzt Euro 5+ erfüllt. 119 PS, 93 Nm, 890 ccm – daran hat sich nichts geändert. Dafür an der Allmacht des Quickshifters. Die mittlerweile dritte Generation bezeichnet Yamaha als „All Quadrant Quickshift System“ – es funktioniert rauf und runter, beim Beschleunigen und beim Verzögern. Der Einsatzbereich wurde erweitert: Ab 15 km/h kann jetzt ohne Betätigen der Kupplung geschaltet werden. Rauf funktioniert das ab Drehzahlen über 2.000 Touren, runter bis 1.600 Umdrehungen pro Minute. Beim Beschleunigen kann auch unter Last zurückgeschaltet werden – butterweich, präzise, schnell. Besser geht es nicht.
5,0 l/100 km gibt Yamaha als Verbrauch an. 14 Liter passen in den Tank, macht rein rechnerisch 280 km Reichweite. Meine Testmaschine begnügte sich erstaunlicherweise mit 4,9 l/100 km, Kollegen lagen bei 5,3 bis 5,6 Liter. Drei Fahrmodi (Rain, Street, Sport) regeln das Ansprechverhalten und die Leistungscharakteristik des Motors sowie der Assistenzsysteme (zum Beispiel Traktionskontrolle und Wheelie-Kontrolle). Zusätzlich können zwei Custom-Modi individuell konfiguriert werden. Für intuitive Bedienung sorgt der neue 5-Wege-Joystick links am Lenker.
Das bietet sie
Radikale Sportlichkeit, hohe Alltagstauglichkeit und moderne Konnektivität. Wer es darauf anlegt, reißt mit der neuen MT-09 den Asphalt auf und verbringt viel Zeit auf dem Hinterrad. Besonnenere Gemüter bewegen sich dynamisch und sicher durch die Freuden des Motorradalltags: präzises Einlenken, hohe Kurventempi, einwandfreie Bremsen mit schräglagenabhängigem ABS samt Traktionskontrolle. Zwischensprints erledigt die MT-09 im berühmten Wimpernschlagtempo. Dazu verführt auch die neue Sitzposition. Lenker flacher und weiter nach hinten geneigt, Fußrasten höher und weiter hinten positioniert – die Fahrposition ist jetzt stärker aufs Vorderrad ausgerichtet. Laut Yamaha bietet sie „das beste und engagierteste Fahrerlebnis der Hyper Naked Reihe“. Und das modernste: Das neue 5-Zoll-TFT-Instrument lässt sich zeitgemäß mit dem Smartphone koppeln. Über die „Yamaha My Ride“-App landet die Routenführung plakativ auf dem Display. Drückt man die Home-Taste links am Lenker etwas länger, dreht sich die Karte weg und die Ansicht wechselt auf Drehzahlmesser, Geschwindigkeit, Ganganzeige etc.
Das bleibt in Erinnerung
Die spielerische Leichtigkeit, mit der die MT-09 ihre Power auf die Straße bringt. Und die souveräne Performance des CP3-Motors. Der Dreizylinder dreht grandios hoch und ist stets präsent. Schub ohne Ende, dazu dieses, ähem, saugeile Ansaug- und Auspuffgeräusch – so geht Hyper Naked. Für 11.199,-- Euro steht die neue MT-09 fix und fertig ab März beim Händler. Das sind moderate, fair kalkulierte 300,-- Euro mehr als bislang. Alle 10.000 km ruft Yamaha zur Wartung.
Fazit
Der Erfolg der Hype Naked Bikes von Yamaha kommt nicht von ungefähr. Die MT-09 steht für radikales Design, fährt sich ausgezeichnet und punktet mit modernen Assistenzsystemen. Die dritte Quickshifter-Generation ist der Knaller. Die neue lackierte Lampenmaske wirkt in meinen Augen harmonischer als das Kunststoff-gerahmte Zyklopenauge des Vorgängermodells. Die Topversion MT-09 SP steht bereits in den Startlöchern. Für 2.000,-- Euro mehr lockt sie mit spezieller Lackierung, Öhlins-Fahrwerk, Brembo Stylema Monoblock-Bremszangen, individuellen Track-Einstellungen und schlüssellosem Starten (Smart Key System).