Offiziell ist die Ténéré Extreme die jüngste der insgesamt fünf Ténéré-Geschwister. In der Ausstattung ist sie der World Raid deutlich näher als der
Standard T7.
Unter anderem KYB-Federelemente an Front und Heck, breite Titanfußrasten, Schnabel-Fender und eine einteilige, auf 910 mm Sitzhöhe aufgepolsterte Rallye-Sitzbank machen aus der Standard-Ténéré 700 die Extreme Edition.
Wie zum Teufel kommt man dann auf die Idee, ein solches Motorrad auf Alltagstauglichkeit zu prüfen? Diese Frage wird am besten zum Schluss beantwortet.
Die Ténéré Extreme im Vergleich mit ihren Geschwistern
Doch der Reihe nach. Mit der
World Raid teilt sich die Ténéré Extreme unter anderem das ausgezeichnete und voll einstellbare KYB-Fahrwerk. Dazu gehören eine 43-mm-Upside-down-Gabel von KYB mit Kashima-Beschichtung und 230 mm Federweg sowie das Zentralfederbein, ebenfalls von KYB, mit Ausgleichsbehälter und 220 mm Federweg. Mit der Standard-T7 vereint sie das geringe Gewicht (Ténéré Extreme 205 kg fahrfertig, Ténéré 700 204 kg fahrfertig) und der 16-Liter-Tank. Die World Raid kommt durch den Doppeltank auf satte 23 Liter Tankvolumen.
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Fahrtests: Moto Guzzi Stelvio, Triumph Daytona 660, Honda CB650R & CBR650R – E-Clutch, BMW R 1300 GS, Yamaha Ténéré Extreme, Moto Guzzi V85, Kawasaki Z500 & Ninja 500 SE, Suzuki V-Strom 1050DE
Touren/Reisen: Smoky Mountains, Hohe Tauern, Westschweden, 15 Mittelgebirgs-Tagestouren
Motorräder: KTM 1390 Super Duke GT, CFMoto 450CL-C, Triumph Trident-Triple-Tribute, GasGas Prototyp, Indian Scout
mehrTests: NEXX X.WST3, Metzeler Roadtec 02, Michelin Power 6, Michelin Power GP2, Michelin Anakee Road, Spidi Frontier, Modeka Valyant, HJC F31, Spidi Hoodie II H2Out, Touratech Discovery2, Touratech Guardo Ultimate GTX, Schuberth S3
Magazin: Schweizer Bußgelder, Absatzprobleme – E-Motorrad, Tilsberk mit neuen Funktionen
Zuletzt aktualisiert: 19.04.2024
Fahrtests: Moto Guzzi Stelvio, Triumph Daytona 660, Honda CB650R & CBR650R – E-Clutch, BMW R 1300 GS, Yamaha Ténéré Extreme, Moto Guzzi V85, Kawasaki Z500 & Ninja 500 SE, Suzuki V-Strom 1050DE
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Magazin: Schweizer Bußgelder, Absatzprobleme – E-Motorrad, Tilsberk mit neuen Funktionen Allen drei Varianten gemein ist der viel besungene CP2-Motor mit 73 PS Leistung und 68 Nm Drehmoment. Und ja, es gibt Konkurrenz aus nah und fern, deren Motoren stärker sind, mehr Drehmoment leisten, die verschiedensten Fahrmodi, Assistenzsysteme und Kontrollen haben. Trotzdem habe ich noch keinen Fahrer erlebt, der von seiner Ténéré, in welcher Ausführung auch immer, steigt und sich über fehlende Leistung oder Drehmoment beschwert hätte oder dass er an der besonders kniffeligen Stelle zu wenig Knöpfchen hatte, um diese besser zu überwinden.
Grüße von oben – Fahrwerk und Ergonomie
Ab dem ersten Kilometer merkt man, dass das KYB-Fahrwerk der Ténéré Extreme im Vergleich zur Standardversion guttut. Es ist in der Werkseinstellung spürbar weicher und lässt Unebenheiten und Schlaglöcher kaum noch spürbar verschwinden, vermittelt aber dennoch genügend Feedback an Stellen, Stichworte Rollsplitt und glatter Asphalt, die besondere Aufmerksamkeit des Fahrers verlangen. Auch das Eintauchen bei starken Bremsmanövern hält sich in Grenzen. Hervorragend ist die einteilige und um 20 mm aufgepolsterte Sitzbank. Auf ihr lässt es sich nicht nur wunderbar ganztägig gut Platz nehmen, sondern die weiterhin schmale Form bleibt auch im Gelände und bei der Fahrt im Stehen die Bewegungsfreiheit erhalten. Der leicht erhöhte und verstellbare Lenker sowie die breiten Titan-Fußrasten runden den insgesamt sehr guten ergonomischen Eindruck im Fahrerdreieck ab. Übrigens ist die Sitzbank, obwohl einteilig und durchgängig, durchaus soziustauglich und lässt Ganztagestouren ohne Gepäck ohne Weiteres zu. Für einen mehrtägigen Trip müssten jedoch gutes Sitzfleisch und ein sehr geringer Wäschebedarf gegeben sein.
Braucht man das im Alltag? Jein.
Der Weg zur Arbeit, die kurze Erledigung im Supermarkt, der Stadt oder eine kurze Fahrt zu Freunden steht an. Der hohe Schnabel, die Halbstollen (Pirelli Scorpion Rallye STR) und die 910 mm Sitzhöhe sprechen gegen die Verwendung einer Reiseenduro, mit der Betonung auf Enduro. Dafür sprechen der hohe Komfort, das fantastische KYB-Fahrwerk und der im Test fast durchgängig erreichte Verbrauch von 4,2 Litern auf 100 Kilometer. Einzige Ausnahme: Lange Strecken auf der Autobahn bei zügiger Geschwindigkeit lassen den Verbrauch sofort auf über 7 Liter pro 100 Kilometer hochschnellen. Das ist kein Wunder und erwartbar, aber bei einem 16-Liter-Tank und einer äußerst nervösen Tankanzeige, die Leiste im Display fängt ab ca. 5 Liter im Tank an zu blinken, ist man bereits nach 200 Kilometern wieder auf der Suche nach der nächsten Tankstelle. Wen das nicht aus der Ruhe bringt, der kann sich darauf einstellen, aber da hat die World Raid bei annähernd gleichem Verbrauch mit dem 7 Liter größeren Tank deutliche Vorteile.
Gepäck – Darfs ein bisschen mehr sein?
Der Wochenendeinkauf lässt sich jedoch nur dann erledigen, wenn man genügend Stauraum zur Verfügung hat. Dafür kann man bei Neubestellung oder nachträglich auf die Gepäcklösungen in Yamahas Zubehörsortiment zurückgreifen. Zum einen bietet der Hersteller stabile und robuste Alu-Koffer an. Diese haben ein Fassungsvermögen von insgesamt 72 Litern (35 Litern rechts, 37 Litern links), sind mit jedoch 453,95 Euro pro Seite kein Schnäppchen. Zudem kommt noch die zwingend erforderliche Halterung für noch mal 369,95 Euro hinzu. Wem das zu viel (Geld oder Gepäckvolumen) ist, hat die Möglichkeit, entweder auf das Softgepäck von Yamaha oder auf Gepäcklösungen anderer Zubehörhersteller zurückzugreifen. Für Yamahas Softgepäck-Set mit insgesamt 44 Litern Gepäckvolumen werden 372,95 Euro fällig. Jedoch ist auch hier die Seitenhalterung für die Koffer nötig, sowie ein zusätzlicher Adapter für 33,95 Euro. Wem auch das noch zu viel ist, wird bei einigen anderen Anbietern fündig, deren Lösungen ohne die Seitenhalter für die Koffer auskommen und auf Riemen zur Befestigung setzen, wie etwa das Softgepäcksystem
Discovery2 von Touratech.
Fazit – Im Gespräch bleiben
Eines muss einem jedoch klar sein, wenn man mit der Ténéré Extreme auch im Alltag unterwegs ist: Man wird angesprochen. Oft angesprochen. Motorradfahrer geraten beim Anblick des Schnabels in nostalgisches Erzählen vom Urlaub auf der alten XT, Kinder und Passanten bewundern die Form und stellen Fragen nach Leistung und Sound. Ob einem der Schnabel gefällt oder nicht, er zieht die Blicke und die Aufmerksamkeit auf sich. Dass die Ténéré Extreme mit der verbesserten Geländetauglichkeit (Fahrwerk, Fußrasten, Sitzbank) offroad performt, ist keine Überraschung. Aber wer seine Reiseenduro auch an einem Dienstagmittag oder Donnerstagnachmittag zum Supermarkt, zum Kino oder dem Café ausführen möchte, wird an der Yamaha Ténéré Extreme ganz sicher seine Freude haben.
Pro - sehr gutes KYB-Fahrwerk
- gute Ergonomie
- komfortable Sitzbank
- breite Titan-Fußrasten
Contra - kleiner Tank
- hoher Verbrauch auf Autobahnetappen