Shinya Kimura, auch bekannt als „The King of Customizing“, wurde als Sohn einer Familie geboren, die eine kleine Nietfabrik in der Innenstadt von Tokio betrieb. Stets von Gerüchen nach Stahl und Öl sowie dem Geräusch von Maschinen und Metallen umgeben, ist er der Vater des sogenannten „Zero Style“-Motorrads. Internationale Bekanntheit erlangte Kimura während der 1990er-Jahre mit seinem Custombike „Samurai Chopper“ auf Basis einer Harley-Davidson, die bereits seinem charakteristischen Wabi-Sabi-beeinflussten Stil folgte.
Aus Tokio nach Kalifornien
Auf der Suche nach neuer Inspiration zog Kimura später nach Kalifornien, wo der gefragte Customizer heute nur noch eine Handvoll Motorräder pro Jahr fertigt – ausschließlich für Kunden, bei denen er gegenseitiges Verständnis und keinen Zeitdruck verspürt. Bis vor Kurzem arbeitete er hauptsächlich an älteren Motorrädern. Nun wagte er sich an eine fabrikneue BMW.
BMW R 18 im Wabi-Sabi-Stil
„Die Basis ist die R 18, angetrieben vom neuesten und größten Motor, an dem ich je gearbeitet habe“, erzählt Shinya Kimura. „Als ich die serienmäßige R 18 gefahren bin, dachte ich, dass sie vielleicht besser zu meiner Statur und zu meinen fahrerischen Vorlieben passt, wenn ich sie mit einer Verkleidung etwas frontorientierter konzipiere.“ Da der Customizer an Rahmen, Rädern, Federelementen und Bremsen nichts auszusetzen hat, belässt er sie im Serienzustand. „Ich wollte, dass ich mit meiner R 18 auch lange Strecken fahren kann, während ich den legendären Boxermotor spüre und genieße. Sehr wichtig war mir, die beiden Charaktere der R 18 zu erhalten, so wie ich sie beim Fahren erlebt habe. Dank ihres gewaltigen Motors ist sie einerseits wild und von nahezu unerschöpflicher Kraft, andererseits aber doch völlig gutmütig. Wie ein Wal eben, daher der deutsche Tiername für diese R 18, die für mich so etwas wie ein 'Sports Endurancer' ist“, erklärt der Customizer die Idee hinter seinem Projekt.
Etwas mehr als vier Monate genügten dem Japaner, um sein Custombike auf die Räder zu stellen. Kimuras Motorräder entstehen ausschließlich in Handarbeit. Vielen Anbauteilen sieht man an, dass ihre Formen mit Hammer und Sandsack ins Metall getrieben werden. Während des Bauprozesses gibt es weder Skizzen, Zeichnungen noch Blaupausen oder Modelle. Wohl aber gibt es eine präzise Vorstellung dessen, was der Kunde beziehungsweise in diesem Fall der Customizer selbst möchte. „Die R 18 habe ich ganz für mich selbst gebaut“, gesteht Kimura.
Herausforderungen der Neuzeit
„Am besten gefällt mir an meiner Version der R 18, dass ich den Stil und die Sitzposition nach meinen Wünschen ändern konnte, ohne die hervorragende ursprüngliche Funktionalität der R 18 zu zerstören. Aber die drastische Änderung der Sitzposition sowie das Hinzufügen meines eigenen Stils und Geschmacks waren eine große Herausforderung. Außerdem waren all diese computergestützten Systeme und Verkabelungen ziemlich neu für mich und ich habe viel gelernt“, freut sich Kimura über das Ergebnis seiner Arbeit. „Es gab noch einige mechanische Probleme, die mich rund zwei Wochen beschäftigten“, fährt er fort.
Eine BMW R 18 als Sports Endurancer mit Halbschalenverkleidung
Der „Sports Endurancer“ tritt bei Kimuras R 18 formensprachlich unmissverständlich zutage. Dafür sorgen ein größerer und gegenüber dem Original vollkommen anders gestalteter Tank, ein langgestreckter, harmonisch gerundeter Sitzbankhöcker sowie eine Halbschalenverkleidung. Sie beherbergt zwei asymmetrisch angeordnete Scheinwerfer, die fast wie Augen anmuten und Kimuras R 18 zusammen mit den darunter eingearbeiteten „Barten“ mit etwas Fantasie tatsächlich das Gesicht eines Wals verleihen.
Grundlegend überarbeitete Ergonomie
„Außerdem verlegte ich die Fußrasten um etwa zwei Zoll nach hinten, um mehr Flexibilität für die Position der Beine zu erhalten. Gleichzeitig senkte ich die Position des Lenkers ab und änderte die Sitzbank nach meinem Geschmack. Das Sitzpolster wurde ebenfalls von mir entworfen und dann von Backdrop Leathers in Japan handgefertigt. Alles zusammen ergab schließlich die sehr natürliche Körperhaltung, die ich mag“, führt Kimura weiter aus. Passend zum Thema „The Wal“ sind auch die Farbgebung und die grob strukturierte Oberfläche der pulverbeschichteten Lackteile gewählt – eine tierische BMW R 18. Kraftvoll, gewaltig und gutmütig zugleich.
Die japanische Interpretation des „SoulFuel“-Themas
Einzigartig und anders ist dadurch die BMW R 18 des Japaners Shinya Kimura. Nach Roland Sands und Dirk Oehlerking ist er der dritte Customizer, der die R 18 in ein außergewöhnliches Unikat für die „SoulFuel“-Reihe verwandelte – eine Zusammenarbeit von BMW Motorrad mit ausgewählten Customizern.
Highlights der BMW R 18 „The Wal“
neue Lenkerposition: 8 Zoll schmaler und 6 Zoll niedriger
längerer Kraftstofftank mit größerem Volumen (ca. 4 Liter), um die Sitzposition nach hinten zu verschieben und die Reichweite zu erhöhen
selbst entworfenes Sitzpolster, handgefertigt von Backdrop Leathers in Japan
Einmannhöcker, der einen natürlichen Fluss vom Sitzpolster zum runden Rücklicht erzeugt
Halbschalenverkleidung für komfortablen Windschutz bei hohen Geschwindigkeiten
handgefertigte Seitendeckel, die die Optik des Originalrahmens erhalten
bronzefarbene Pulverbeschichtung der Verkleidungsteile, um den Hammerschlag-Oberflächen eine Textur zu verleihen