Rainer Friedmann
Metzeler
Reifen gehören wohl zu den spannendsten Teilen am Motorrad. Sie beeinflussen entscheidend die Freude am Fahren und das Erlebnis Motorrad. Somit ist es umso wichtiger, dass dieses schwarze Gold der Motorradentwicklung standhält. Denn so eine aktuelle Traktionskontrolle, dazu ein sportliches Kurven-ABS und Leistung satt können dem Gummi auf einer chilligen Tour ordentlich fordern und einiges abverlangen. Dazu kommen noch die gestiegenen Kundenwünsche ans große Abenteuer, die Reise bei jedem Wetter, mit viel Gepäck und Sozius oder eben auch mal nach einer sportlichen Hausstreckenrunde. Mit dem neuen Roadtec 02 will Metzeler genau diesen Spagat schaffen. Wir konnten den neuen Sprössling aus Breuberg für euch auf der wohl legendärsten Motorrad-Insel der Welt testen – der Isle of Man.
Zwei zum Preis von einem
Nehm ich den Sporttouring- oder doch eher einen Supersport-Pneu? Eigentlich fahr ich ja mehr Touren, aber eigentlich will ich doch auch den Grip wie beim Sportler? Quälende Fragen, die man sich immer wieder aufs Neue bei der Wahl des richtigen Reifens stellt. Metzeler hat nun die beiden Eigenschaften innovativ vereint mit einem adaptiven Design des Laufflächenprofils. Die patentierte Technik nennt sich Dynatread – „Adaptive-Tread-Pattern“. Geht’s mal sportlicher zur Sache, dann legen sich die Flanken der schmalen Profilrillen in der Mitte zusammen, sorgen so für Kompaktheit, Stabilität in den Profilblöcken und vergrößern die Lauffläche, somit erhöht sich auch der Grip. Cruist man chillig dahin oder kommt ins Nasse, so sorgt genügend Negativprofil für Sicherheit und nötigen Komfort.
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Fahrtests: Moto Guzzi Stelvio, Triumph Daytona 660, Honda CB650R & CBR650R – E-Clutch, BMW R 1300 GS, Yamaha Ténéré Extreme, Moto Guzzi V85, Kawasaki Z500 & Ninja 500 SE, Suzuki V-Strom 1050DE
Touren/Reisen: Smoky Mountains, Hohe Tauern, Westschweden, 15 Mittelgebirgs-Tagestouren
Motorräder: KTM 1390 Super Duke GT, CFMoto 450CL-C, Triumph Trident-Triple-Tribute, GasGas Prototyp, Indian Scout
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Tests: NEXX X.WST3, Metzeler Roadtec 02, Michelin Power 6, Michelin Power GP2, Michelin Anakee Road, Spidi Frontier, Modeka Valyant, HJC F31, Spidi Hoodie II H2Out, Touratech Discovery2, Touratech Guardo Ultimate GTX, Schuberth S3
Magazin: Schweizer Bußgelder, Absatzprobleme – E-Motorrad, Tilsberk mit neuen Funktionen
Zuletzt
aktualisiert: 19.04.2024
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Erst möglich wurde dies durch einen tiefen Griff in die Chemiekiste. Hier wurde eine neuartige innovative Voll-Silica-Mischung zusammengemixt, die Aufwärmverhalten und Elastizität des Gummis maßgeblich beeinflussen. Als Grundgerüst dient weiterhin der traditionelle 0-Grad-Stahlgürtel. Gepaart mit der ebenfalls bekannten Dual-Compound-Technik, bei der die Lauffläche auf Haltbarkeit und die Flanken mit anteiligem Slick-Bereich auf Grip ausgerichtet sind. Dazu geht Metzeler mit dem Roadtec 02 auch gleich in Richtung CO₂-Neutralität und verwendet mindestens 43 % regeneratives und recyceltes Material. Optisch unterscheidet sich der Roadtec 02 deutlich vom Vorgänger Roadtec 01. So ähnelt das Profilbild eher dem früheren Interact Z8 und nicht mehr einem Regenreifen. Auf jeden Fall schmückt er jedes Bike und bringt den gewissen sportlichen Touch mit.
Mehr Nass-Grip-Erfahrung geht wohl nicht
Technisch gesehen, ist alles schon mal für einen grandiosen Tour-Tag auf der legendären Isle of Man angerichtet. Bewusst gewählt wurde der Präsentationsort, da man hier irgendwie alles innerhalb einer Stunde erlebt kann. Schnelle Landstraßen – man darf außerorts ordentlich ans Gas, da es keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt –, enge und verschlungene Ecken, Dreck und Sand auf der Strecke vom letzten Wolkenbruch und eben auch mal Regen. Also das klassische Szenario, was einen auf der Reise erwarten kann. Wir hatten uns wohl den Tag ausgesucht, an dem Sturm und Regen die vornehmliche Wetterbeschreibung waren. Dazu noch teils überflutete Straßen und Temperaturen im einstelligen Bereich. Und so ging es bei 6 Grad, Sturm und Dauerregen am Morgen los in den Süden der Insel – Ziel war „The Sound Café Isle of Man“. Aber okay, fangen wir gleich mit der Hardcorebedingung an! Nach wenigen Kilometern ging es raus aus der Stadt und etwas flotter ans Gas. Hier stellte sich sofort ein wohliges Gefühl der Sicherheit ein. Der Grip war sofort da und im Regenmodus der Triumph Street Triple RS griff die Traktionskontrolle quasi nie ein. Das Vorderrad gab selbst bei optimistischen Bremsmanövern bis rein in den ABS-Regelbereich eine brillant klare Rückmeldung mit mächtig Grip. Selbst tiefe Wasserlachen konnten die Linie nicht beeinflussen und das Bike aus der Ruhe bringen. Nach gut 50 Kilometern im Extremregen war das Vertrauen irre, sodass wir gedanklich eigentlich auf trockenen Straßen unterwegs waren. Wer schon einmal in den Genuss eines Rennregenreifens auf der Rennstrecke gekommen ist, der wird dieses Gefühl beim Roadtec 02 auf der Straße wiederfinden – klasse.
Supersport-Feeling auf Abruf
Der Nachmittag wurde dann doch tatsächlich trockener und wir konnten einige Kilometer auf trocknender Strecke genießen. Sehr positiv fiel gleich das Verhalten auf Bitumenstreifen und anderen glitschig feuchten Stellen auf. Der Pneu bügelt einfach darüber, ohne irgendwelche komischen Momente. Schnelles Umlegen war spielerisch und äußerst präzise möglich. Vorder- und Hinterhand agierten sehr harmonisch und gleichermaßen als „ein Reifen“. Der Gummi fühlt sich selbst bei härteren Bremsmanövern sehr straff und direkt an, ohne aber unkomfortabel zu werden. Die Vermutung, dass die sich ändernden Profilrillen ein schwammiges Gefühl erzeugen könnten, bestätigte sich zu keiner Zeit. Abzuwarten bleibt allerdings, wie sich der Reifen im Abnutzungsfall verhält. Metzeler geht von 8.000 bis 11.000 Kilometern vorne und gut tausend mehr hinten aus. Ja, hinten hält er länger als vorne, wobei ich immer beide Pneus zusammen wechseln würde! Denn verringert sich die Gummidicke, so wird auch der Effekt der sich aneinanderlegenden Profilflanken geringer, da sich das Verhältnis von Tiefe der Profilrille zur Breite ändert. Auf dem Streckenabschnitt des Mountain Course, der eigens für uns einige Kilometer gesperrt wurde, durften wir es auch mal richtig sportlich angehen. Mit der Ninja ZX-6R eine echte Freude. Die Jungs bei der Isle of Man TT bewundert man nach solch einer Fahrt noch mehr. Hatte ich gerade mal knapp 180 drauf, brettern sie dauerhaft jenseits der 250 km/h mehrere Runden auf diesen engen Landstraßen entlang. Es ist unfassbar, welch Eindrücke man bekommt, diese vermittelt das TV-Gerät nur teilweise. An die Grenzen konnten wir das Hinterrad nicht bringen. Aber selbst auf der schwereren und mächtig starken Kawasaki Ninja H2 machte der Roadtec 02 eine super Figur. Sehr leichtfüßig im Handling und nachdrücklicher im Umsetzen der Kraft in Vortrieb. Der Pneu baut sehr viel mechanischen Grip vom Stand weg (auch bei einstelligen Temperaturen) auf. Ein Urteil, ob der Reifen nun deutlich leiser geworden ist – man spricht von bis zu 6 dB(A) –, möchte ich mir nicht erlauben, denn wir hatten durch die Wetterbedingungen ganz andere Geräusche um uns herum.
Fazit
Da wurde doch wirklich eine neue Reifengattung erfunden – Supersport-Touring. Egal auf welchem Bike und bei welchem Wetter, der Roadtec 02 harmoniert hervorragend. Zwar hatten wir mehr Wet-Experience, doch auch auf den paar trockenen Abschnitten zeigte der Roadtec 02 sein supersporttaugliches Gesicht. Im Nassen überzeugt er auf ganzer Linie mit hohem Gripniveau. Egal, welche Leistung übertragen werden soll, er baut schnell den notwendigen Grip auf, selbst bei einstelligen Außentemperaturen.