Adventure Bikes stehen bei Vielreisenden hoch im Kurs. Sie bieten in der Regel reichlich Zuladung, viel Platz für Gepäck und scheren sich nicht um den Straßenzustand. Lauter gute Gründe für diese Motorradgattung – es sei denn, man will gar nicht groß auf unbefestigten Wegen unterwegs sein. Und hat es gern etwas bodenständiger im Sinne von geringerer Sitzhöhe. 820 mm sind es im Falle der Honda NT1100. Das passt immer – ein Argument mehr für das gute alte Format des Tourers.
Bewährte Technik der Africa Twin
„Willkommen im Touring-Zeitalter“, begrüßt einen die NT-1100-Modellwebseite von Honda. Die mondäne NT1100 basiert bekanntlich auf der 2021er Honda CRF1100L Africa Twin. Gleicher Parallel-Twin mit 1.084 ccm Hubraum, 102 PS Leistung und 104 Nm Drehmoment, gleiche Getriebeauswahl (6-Gang-Schaltung oder DCT), gleich hohes Niveau an Fahrerassistenzsystemen (unter anderem Traktionskontrolle, Wheelie Control, fünf Fahrmodi) und Komfortmerkmalen (Notbremssignal, automatisch abschaltende Blinker, LED-Beleuchtung). Natürlich ist die NT1100 smart vernetzt. Sie beherrscht Apple CarPlay und Android Auto. Der 6,5-Zoll-Touchscreen ist individuell konfigurierbar, das Bedienmenü selbsterklärend.
Großartiger Wetterschutz
Klingt für ein modernes Motorrad der oberen Mittelklasse fast „normal“. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass die NT1100 immerhin auch schon drei Jahre auf dem Buckel hat. So gesehen war sie ihrer Zeit im Grunde voraus, speziell in puncto Vernetzung. Bei unserem ersten Test gab es eigentlich nichts zu bemängeln. Großartiger Wetterschutz, druckvoller Motor, easy Handling. Einzig die Bedienung des Windschilds gab Anlass für ein klitzekleines Meckerlein: Sie lässt sich nur im Stand verstellen, nicht während der Fahrt. Die Handhabung erinnert dabei ein wenig an den guten alten Kommoden-Sketch („Modell Trulleberg“) von Loriot. Mit beiden Händen leicht anheben, permanent rütteln und schieben – das können japanische Ingenieure bestimmt besser, wobei so eine simple und gewichtsreduzierte Mechanik natürlich auch was hat.
Modellwechsel im Herbst 2024
Ich prophezeie mal: Beim Nachfolgemodell dürfte es hierfür eine elegantere Lösung geben, sei es elektrisch oder zumindest „einhandtauglich“. Spätestens auf der Mailänder EICMA 2024 (4. bis 10. November) präsentiert Honda die neue Modellgeneration der NT1100. Wesentliche Änderungen am Konzept wird es nicht geben, auch in Sachen Optik dürften es eher Kleinigkeiten sein, die Honda anfasst. Neue Räder, andere Farben, sicher ein bisschen mehr Drehmoment. Die überarbeitete Africa Twin ist mittlerweile mit 112 Nm bei 5.500 Umdrehungen pro Minute unterwegs. Macht acht Newtonmeter mehr bei 750 Umdrehungen weniger. Auch der Verbrauch dürfte sich analog der Africa Twin verbessern von derzeit 5,0 Liter/100 Kilometer auf dann 4,9 Liter gemäß WMTP.
Letzte Runde durch den Alltag
Bevor es so weit ist, haben wir uns einen Vorführer von Honda Petrick in Hamburg-Stellingen geschnappt und ein paar „letzte Runden“ mit der ersten Modellgeneration durch die Hansestadt gedreht. Der rundum gute Eindruck, den sie dabei machte, bestätigt die Erfahrungen der ersten Testfahrt anno 2021. Honda-typische Verarbeitungs-Perfektion, butterweich schaltende „Dual Clutch Transmission“, sehr angenehme Sitzposition. Der Dauerregen der ersten Testfahrt blieb uns dieses Mal erspart. Bei herrlichstem Sonnenschein zelebrierte der Reisedampfer seine Alltagstauglichkeit. 248 Kilogramm wiegt die DCT-Variante, 238 kg sind es mit manueller Schaltung. Das Gewicht ist gut verteilt; die NT1100 fühlt sich leichter an, als sie es auf dem Papier ist.
Abschied mit dem Ur-Preis
14.690,-- Euro kostet die NT1100 laut Liste. Fürs DCT-Modell begehrt Honda 1.000,-- Euro mehr (ab 15.690,-- Euro). Aktuell gibt es auf beide Modelle im Zuge der „Golden Summer Weeks“ 800,-- Euro Preisnachlass. Damit kostet der Tourer am Ende seines ersten Modellzyklus exakt so viel, wie Honda auch anno 2021 aufgerufen hat: 13.890,-- Euro und 14.890,-- Euro mit DCT. Wie sich die neue Generation schlägt, erfahrt ihr „zeitnah“ bei Motorrad & Reisen.