Honda bringt wieder einen „echten“ Tourer. Während des Fahrtests erleben wir eine NT1100 mit nahezu perfektem Wetterschutz, eleganten Formen und den Langstreckengenen der Africa Twin, DCT inklusive.
Regen. Jede Menge Regen. Das muss ja nun wirklich nicht sein auf einer Motorradpräsentation. Einzig vertretbare Gattung an solchen Tagen: Tourenmaschinen, bei denen es nicht zuletzt um den Wetterschutz geht. So gesehen mag Honda das Schietwetter in Tarragona ganz gut in den Kram passen für die Fahrvorstellung der neuen NT1100.
Die NT1100 teilt sich viele Komponenten mit der Honda Africa Twin
Der ideelle Nachfolger der bis 2005 gebauten Honda Deauville basiert auf der Honda Africa Twin CRF1100L. Damit bestehen an der grundsätzlichen Langstreckentauglichkeit der Touren-Neuheit schon mal keine Zweifel. Rahmen und Tank wurden mit leichten Modellierungen übernommen. Cockpit (6,5-Zoll-Touchscreen), Connectivity, Bedienelemente und Blinker sind identisch, mithin großserienerprobt und Honda-Fahrern vertraut. Neu sind die aufgeräumte, schön technisch wirkende Front mit taghellen LED-Scheinwerfern und natürlich die Fahrwerksabstimmung.
Hondas neuer Tourer bietet 65 Liter Stauraum plus Topcase
Vorn und hinten übernehmen Showa–Elemente mit 150 mm Federweg die Dämpfung. Die Federvorspannung samt Zugstufen-Dämpfung der Upside-down-Gabel (43 mm) kann 20-fach verstellt werden. Das Einzelfederbein mit Prolink-Umlenkung hinten lässt sich per Handdrehrad hydraulisch 36-fach vorspannen. Es sitzt in einer neuen Aluminiumschwinge. Der Radstand beträgt kommode 1.535 mm, das Fahrgewicht 238 Kilogramm, mit DCT 248 kg. Die flachen, serienmäßigen Seitenkoffer fassen 33 bzw. 32 (rechts) Liter, optional gibt es noch ein 50-Liter-Topcase. Dann mal rauf da.
Ruhiges Gleiten ist auf der NT1100 garantiert
820 mm Sitzhöhe wecken Vertrauen. Bei meiner Größe (knapp 1,80 Meter) erreichen beide Füße vollflächig den Boden. Die zweiteilige Sitzbank gefällt – nicht zu hart, nicht zu weich, angenehm breit. Noch besser sitzt man auf den optionalen Komfortsitzen. Sie sind breiter am Pöter, der Beifahrer thront hier etwas höher, folglich kann sich der Fahrer gut an der Soziuskante abstemmen, sollte ihm danach gelüsten. Startknopf drücken, mit 94 dB(A) brummt der Zweizylinder selbstbewusst vor sich hin. Das Fahrgeräusch gibt Honda mit 74 bis 78 dB(A) an, je nach Fahrmodus. Ruhiges Gleiten ist somit garantiert – für Passagiere und Umgebung gleichermaßen.
Honda erwartet bei der NT1100 einen DCT-Anteil von über 50 Prozent
Alle Testbikes haben DCT an Bord. Das Schalten übernimmt somit Hondas intelligenter Schaltautomat. Links am Lenker finden sich wie üblich die beiden Taster fürs manuelle Rauf- und Runterschalten. Das klappt auch hier ganz famos. Mehr als jedes zweite Honda-Modell, das mit DCT angeboten wird, wird auch mit DCT gekauft. „Das wird bei der NT1100 nicht anders sein“, sagt Christopher Schmidt, Leiter Marketing und Produktmanagement Honda Deutschland. „Einziges Kriterium, was meiner Ansicht nach für das 6-Gang-Getriebe spricht, ist die Preisersparnis von 1.000,-- Euro.“ 13.899,-- Euro kostet die NT1100 inkl. Nebenkosten, 14.899,-- Euro sind es mit DCT. Damit liegt die Honda NT1100 jeweils rund 800,-- Euro unter der Africa Twin.
Bewährter Honda-Zweizylinder mit 102 PS und 104 Nm
Auf der Straße schlägt sie sich erwartet souverän. 102 PS und 104 Nm leistet der Zweizylinder. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Honda mit 200 km/h an, den Verbrauch mit 5,0 l/100 km. Bei den Testfahrten im Hinterland von Tarragona landeten die meisten bei 5,5 bis 6,0 l/100 km. Der 20,4-Liter-Tank reicht somit je nach Fahrweise für rund 330 bis 400 km ohne Tankstopp.
Perfekter Wetterschutz auf der Honda NT1100, auch für die Stiefel
Wirklich großartig gelöst hat Honda den Wetterschutz. Der Windschild ist fünffach verstellbar, wenn auch nur von Hand und nicht während der Fahrt. Die recht simple Schiebekonstruktion spart dafür Gewicht. Transparente Deflektoren schirmen die Hände ab, Heizgriffe sind serienmäßig. Die Stiefel bleiben erstaunlicherweise auch bei Dauerregen trocken. Gleiches gilt für die Schienbeine. Beides ist der filigranen Motorverkleidung zu verdanken.
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Fünf Fahrprogramme und DCT mit dreistufigem „S“-Modus
Fünf Fahrmodi hat Honda für die NT1100 komponiert. Drei sind konfiguriert (Urban, Tour, Rain), zwei kann sich der Fahrer selbst zusammenmixen. Dafür hat er beispielsweise dreistufig Zugriff auf Motorbremse und Motorleistung. Das DCT hat wie üblich einen „D“-Modus und einen dreistufigen „S“-Modus. Mein Favorit in den Bergen war „Tour“ und S2. Flinke Gasannahme, zügiges Runterschalten beim Bremsen vor Kehren, munteres Hochdrehen – je nach Gasgriffstellung macht das DCT-Getriebe das alles ganz allein.
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