Wäre die BMW R 12 S ein „männliches“ Fahrzeug, würde unsere Überschrift „Le Beau“ lauten. „Beau“ steht für „Schönling“. Wirkung, Schönheit, Ausstrahlung – das sind die hervorstechenden Eigenschaften der R 12 S, einer Beinahe-Schwester der R 12 nineT, aber mit Cockpit-Verkleidung, Sitzbank-Höcker und der Sonderlackierung Lavaorange. Die Markenikone R 90 S lässt grüßen.
Ein echt extravaganter Auftritt
Da schau her: Die linke Fahrzeugseite mit dem verchromten Doppel-Endtopf ist die „Schokoladenseite“ der BMW R 12 S Es ist keine Frage: Sich NICHT nach der BMW R 12 S umzudrehen, ist für Motorradfahrerinnen und auch -fahrer unmöglich. Zu extravagant ist ihr Auftritt: die Lackierung in Lavaorange mit roter Doppellinierung und gebürstetem Aluminium an Tank und Sitzbankhöcker, die silbernen Speichenräder mit feinsten Alufelgen vom Typ „Option 719 Rad Classic II“, die rot-orangefarbenen Kontrastnähte der Sitzbank, die stilsichere lenkerfeste Cockpitverkleidung des LED-Rundscheinwerfers. Und natürlich die zahlreichen Frästeile aus Aluminium; Zylinderhauben, Handhebel, Ausgleichsbehälterdeckel für Vorderradbremse und Kupplung, Fußrasten, Brems- und Schalthebel, Zündspulenabdeckungen, die Öleinfüllschraube und die Lenkerendenspiegel. Dieses Schönheitselixier verfehlt seine Wirkung auf Betrachter (und stolze Besitzer) nicht.
Auch hier Sonderteile: Insbesondere die Zylinderhauben sind aufwändig gestaltet Hochgezogene Augenbrauen stellen sich freilich in dem Moment ein, in dem der Einstandspreis bekannt wird: 22.000,-- Euro. Echt viele Taler – nämlich ein Plus von 4.590,-- Euro gegenüber einer R 12 nineT in Basisausstattung. Natürlich lässt sich nicht bemessen, ob so viel Geld vielleicht zu viel Geld für die R 12 S ist. Uns kommt es allerdings so vor, dass BMW bei diesem Modell sein Exklusivitäten-Füllhorn zwar restlos ausgeschüttet hat, aber dennoch ein wenig knauserig war: Das schlüssellose Startsystem Keyless Ride ist nämlich eine arge Sparversion; Tankdeckel und Lenkschloss erfordern das Hervorkramen des Schlüssels und das Auskappen dessen Barts. Bei einem Preis von 22 Mille dürfte man sich das eigentlich ein bisschen anders vorstellen …
Der Kniewinkel auf der BMW R 12 S ist gemäßigt sportlich und macht auch längere Fahrten gut möglich Aber egal: So oft wird der Schlüssel ja nicht benötigt. In der heimischen Garage – ein Muss für dieses feine Bike – braucht’s keinen und tanken muss man auch nicht übertrieben oft: Die Ur-Ur-Enkelin der legendären R 90 S von 1973 ist mit einem Landstraßenverbrauch von 4,6 Litern laut Bordcomputer ein genügsames Bike. Natürlich wird dabei das enorm druckvolle Triebwerk nur sporadisch in höhere Drehzahlregionen getrieben – aber wozu auch? Kraft ist bekanntlich einfach da, und zwar permanent. Das ist ja einer der Reize dieses 1,2 Liter großen Boxermotors. Und spritfressende Tempi jenseits der 150 km/h legt man aus Gründen des begrenzten Windschutzes auch nicht gerne an.
Edel sei der Antrieb, wartungsfrei und ohne Spiel: Einarmschwinge mit Momentabstützung und schönem Speichenrad Das Unterwegssein auf der R 12 S gestaltet sich ganz überwiegend erfreulich: Die Fahrwerksabstimmung ist gelungen, die vielfältigen Einstellmöglichkeiten an der kräftigen 45er-USD-Gabel (alle Parameter) und am Zentralfederbein (Vorspannung per Handrad, Zugstufendämpfung) stellen auch Fahrwerksfreaks zufrieden. Die R 12 S lenkt auch dank ihrer breiten Lenkstange superleicht ein, durcheilt Biegungen aller Radien auf den Metzeler Sportec M9 stabil und selbstverständlich zügig, die Schräglagenfreiheit ist großzügig. Das Ansprechverhalten der Federung ist für ein sportlich ausgelegtes Motorrad feinfühlig, schlechte Straßen arten nicht zu einer Tortur für den Fahrer aus. Die Gesamtwertung lautet „sportlich-komfortabel“. Schalter und Hebel lassen sich mit angemessenen Kräften bedienen, die gut zur Hand liegenden, gefrästen Handhebel sind selbstverständlich mehrfach einstellbar. An der Dreischeiben-Bremsanlage gibt es ebenfalls nichts zu mäkeln; die vorderen Monobloc-Vierkolben-Festsättel beißen von Anbeginn vehement zu und bieten dabei eine glasklare Rückmeldung. Das ABS Pro in Teilintegral-Version (bei Frontbremseneinsatz wird hinten zugebremst) regelt bei Bedarf tadellos.
Der Quickshifter funktioniert oben raus richtig gut
Nicht wirklich zufrieden kann man in den Gängen eins bis drei mit dem serienmäßigen Quickshifter sein, im BMW-Sprech Schaltassistent genannt. Die großen Einzelhubräume des Boxers verhindern geschmeidige Gangwechsel ohne Zuhilfenahme der Kupplung ziemlich zuverlässig; mehr oder minder große Rucke sind die fast zwangsläufige Folge. Versierte Fahrer sind sicher besser, nämlich angenehmer unterwegs, wenn sie den Einsatz der Schalthilfe auf die Gangstufen vier bis sechs beschränken. Zumal die Kupplung sich einwandfrei dosieren lässt und auch keinen nennenswerten Krafteinsatz erfordert. Und auf die letzte hundertstel Sekunde wird’s auf der gediegenen R 12 S ja nicht ankommen.
Im Ton niemals lästig, aber doch stets präsent: Der Sound aus der Chrom-Doppeltüte überzeugt Ebenfalls zum Aspekt Fahren gehört die akustische Wahrnehmung des Boxermotors und seiner Abgasanlage. Der Flattwin brummt im Leerlauf sonor und bestens gedämpft vor sich hin und liefert sein schönstes Klangbild zwischen 2.500 und 5.000 Touren. In diesem Bereich von Schub auf Zug zu wechseln, ist ein echter Genuss. Doch auch in höheren Drehzahlen, die dem Shift-Cam-Boxer bekanntlich leichtfallen, ist das Klangbild aus den doppelten Endtöpfen souverän-dumpf, niemals kreischend lästig. Das gilt auch für Vorbeifahrt. Der Titan-Akra ist insofern ein Kann, bestimmt kein Muss. Dass die Schalldämpferanlage von vorn bis hinten verchromt ist, versteht sich angesichts des Fahrzeugpreises von selbst.
Der Zeitgeist liebt die füllig ausgestattete R 12 S
Auch von vorne sehr stimmig: Der Querbalken als Tagfahrlicht setzt einen Akzent Am Fahrtziel angekommen, lässt sich während des prickelnden Auspuffknisterns wunderbar über die Reize der R 12 S philosophieren. Die leicht schrille Lackierung passt zum ziemlich aufgeregten Zeitgeist unserer Tage, die Frästeile-Vollausstattung ebenfalls. Doch auch im nicht ohne Weiteres sichtbaren Bereich hat BMW (mit der schon erwähnten Ausnahme des unvollständigen Keyless Ride) in die Vollen gegriffen: Griffheizung, Hill Start Control, Tempomat, die fein gezeichneten Doppel-Rundinstrumente mit gut bestückter Info-Vielfalt in den zwei LC-Displays – das passt. Zumal das adaptive Kurvenlicht das Unterwegssein bei Dunkelheit deutlich erleichtert, wie dies auch die Winkelventile beim Luftnachfüllen tun (Kontrolle via LCD-Anzeige). Ein wenig fummelig ist zumindest anfangs das Einstöpseln des USB-C-Steckers in die sehr dezent untergebrachte, aber nicht ideal zugängliche Buchse auf der linken Fahrzeugseite.
Für ein Alltagsbike erscheint die BMW R 12 S zu schade – und zu teuer
So schön kann das Fahren der BMW R 12 S nur an einem Frühlingstag sein! Als „Eine für alles“ erscheint die BMW R 12 S einerseits zu teuer, andererseits aber auch zu schade. Zudem ist ihr Nutzungsspektrum natürlicherweise beschränkt: Außer einem Tankrucksack und ein wenig Softgepäck geht nichts. Sie ist ein Ausflugsmotorrad, das gerne auch dynamisch bewegt werden will. Besonders viel Spaß macht sie, wenn man zu jener Spezies gehört, die sich über 22.000,-- Euro zzgl. Fracht zusätzliche Ausgaben nicht wirklich den Kopf zerbrechen muss.
Der Preis ist heiß!!!!!
Erinnerung an der schönen 90 S der siebziiiger Jahre
Warum muß das hintere Schutzblech so hoch vom Hinterrad weg sein????
Oder garnicht vorhanden ist .Bei nasser Straße überhapt nach hinten keine
Wirkung.Aber warscheinlich muß es so.Es muß ja Kuuuuhl aussehen
Moin
Ich fahre die R NINET -
Da ist das mit der Hinterradabdeckung gleich und das Wasser läuft dir von Hinten in den Stiefel .
Also habe ich eine Extra Hinterradabdeckung verbaut ! Aus dem Zubehörhandel
Rein optisch macht sie schon mal eine gute Figur, obwohl die endrohre mir nicht so zusagen. Die kleine Cockpit verkleidung sieht auch klasse aus und läuft in einer Linie wie die tankbemalung
Über den Motor und die restlichen Komponenten braucht man sich bei BMW wohl keine Gedanken machen.
Ein Fremder ist ein Freund, den Du nur noch nicht kennen gelernt hast.
Die neue R 12 S ist ein wirklich schönes Motorrad. Luftgekühlter und mittlerweile ausgereifter Boxermotor, genügend Leistung und Drehmoment, gut ausgestattet, nicht zu schwer...aber....für einen Einstiegspreis von 22.000 Euro jenseits von Gut und Böse.