Friedel Reisbacher
Buenos Dias
Gut sechs Monate nach der Präsentation auf der Mailänder Motorradmesse EICMA hat sich die anfängliche Verwunderung über Hondas neu erschaffenes „Neo Sports Café“-Design erheblich abgeschwächt. Blickt man heute auf die eben erst nach Deutschland gekommene CB300R, so steht sie harmonisch zwischen der nochmals zierlicheren CB125R und der doch vergleichsweise muskulösen CB1000R – ein ausgewogen gestaltetes kleines Motorrad mit einem allerdings vergleichsweise zu groß geratenen Auspuffendtopf. Die ersten Proberunden zeigen deutlich: Es gibt eine „typische“ Honda mehr im Programm der japanischen Erfolgsmarke.
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Ausgabe 87/2018 von Motorrad & Reisen als PDF mit folgendem Inhalt:
Motorräder: Yamaha Niken, Vergleich: Triumph Speedmaster vs. Honda Gold Wing GL1800, Honda CB300R, Royal Enfield Himalayan, Iron 1200 & Forty-Eight Special
Touren: 2.500 km Kurvenspaß: Alpentour, Odenwald, Reisetagebuch: Jakobsweg, Südost-Schweden, Portugal
Zuletzt aktualisiert: 20.11.2018
Motorräder:
Yamaha Niken, Vergleich: Triumph Speedmaster vs. Honda Gold Wing GL1800, Honda CB300R, Royal Enfield Himalayan, Iron 1200 & Forty-Eight SpecialTouren:
2.500 km Kurvenspaß: Alpentour, Odenwald, Reisetagebuch: Jakobsweg, Südost-Schweden, Portugal Konsequenter Leichtbau
Mit fahrfertigen 145 Kilogramm ist die CB300R im Zuge des Homologationsprozesses zwar um zwei Kilogramm schwerer geworden, als sie es vor einem halben Jahr bei der Vorstellung war, doch damit ist sie im Feld der Wettbewerber noch immer die Leichteste: Sowohl die KTM 390 Duke wie die BMW G 310 R oder die Yamaha MT-03 wiegen mehr, teils sogar um die 20 Kilogramm.
Die Honda profitiert vom enormen Aufwand der Entwicklungsabteilung, den man in Japan betrieben hat, wurden doch das Leichtkraftrad CB125R und die CB300R gemeinsam entwickelt. So sind auch zahlreiche Komponenten identisch: Rahmen, Räder, Bremsen, Cockpit und vieles mehr. Leichtbau war angesagt, und zwar konsequent: So ist beispielsweise das Anzeigeinstrument im Cockpit kaum schwerer als zwei Tafeln Schokolade und die Stahlschwinge beider Bikes weist in Abhängigkeit von den Belastungsspitzen unterschiedliche Wandstärken auf: Maximal sind es 2,3 Millimeter, minimal aber nur 1,2 Millimeter – bei erhöhter Steifigkeit der Schwinge.
Eine ausgeglichene Gewichtsverteilung
Die weitreichenden Bemühungen der Entwickler um leichte Bedienbarkeit, spürt man bereits beim ersten Starten der Honda CB300R in Form ausgezeichneter Handlichkeit: Die Gewichtsverteilung vorne/hinten ist nahezu ausgeglichen, der Massenschwerpunkt liegt dank vieler Konstruktionskniffe günstig, der Wendekreis ist dank 40-Grad-Einschlagwinkel des konifizierten Lenkers mit nur 4,6 Metern gering, die Sitzhöhe liegt knapp unter 80 Zentimetern. Wohlfühlen im Sattel und am Lenker ist für Menschen zwischen 1,65 und 1,90 Meter Körpergröße gleichermaßen angesagt, weil zudem die Maße für Lenkerbreite und Fußrastenhöhe gut gewählt sind. Das gegenüber der CB125R etwas breitere und längere Heck bietet einer Sozia ein ganzes Stück mehr Raum.
Bewährungsprobe bestanden
Der Motor der Beinahe-Dreihunderter hat seine Bewährungsprobe bereits bestanden, und zwar im zuvor gebauten „Einsteiger-Renner“ CBR300R. Wasserkühlung, vier Ventile und zwei oben liegende Nockenwellen sind die technischen Kennzeichen des 286 Kubikzentimeter großen Aggregats. Es leistet auch in seiner gegenwärtigen Euro-4-Ausbaustufe 31 PS/23,1 kW bei 8.500 U/min und ist damit nicht das kräftigste im Wettbewerb. Doch angesichts des relativ geringen Gewichts der Honda relativiert sich das, denn das Paket stimmt – und im „Neo Sports Café“-Stil geht’s ja ohnehin nicht um die letzte Zehntelsekunde, sondern eher um Coolness. Laufkultur und Leistungsentwicklung des Motors gefallen, zudem ist seine Drehfreude gut. Auch Übersetzung und Schaltbarkeit des Sechsganggetriebes passen bestens. Ebenfalls Zufriedenheit herrscht beim Verbrauch: Die 3,1 Liter pro 100 Kilometer, gemessen im recht realitätsnahen WMTC-Test, scheinen annähernd erreichbar, womit der 10-Liter-Tank für eine Praxisreichweite von rund 300 Kilometern gut ist.
Gutes Fahrwerk, reichlich Federweg & einwandfreie Bremsanlage
Gut gefallen kann das Fahrwerk der Honda CB300R, denn sie gehört zu den besonders wendigen Motorrädern. Die 41-Millimeter-USD-Gabel, ähnlich derjenigen des 750er Offroad-Rollers X-ADV, überzeugt durch gutes Ansprechverhalten wie durch geringes Gewicht dank geringer Wandstärken, zudem bietet sie reichlich Federweg. Das neue Federbein gefällt mit je einer Kammer für Gas und Öl und spricht ausreichend sensibel auf Unebenheiten an; 107 Millimeter Federweg sind nun mal nicht die Welt... Die Stabilität der CB300R ist auch auf schlechten Straßen gut, der Komfort leidet freilich, wenn der Asphalt nicht mehr wenigstens der Kategorie zweikommafünf entspricht. Das ist jedoch klassentypisch. Absolut einwandfrei verzögert die vordere Bremse mit Vierkolben-Radialbremszange und 296 Millimeter großer Bremsscheibe; die hintere Bremse ist – segmenttypisch – eher Beiwerk. Das Zweikanal-ABS ist neuester Bauart und regelt sehr sauber, sofern man mal richtig reinlangen muss.
Konkurrenzfähiges Motorrad – Verkaufserfolg garantiert?
Recht vollständig ist die Ausstattung: Angesichts des Preises von 5.090,-- Euro inklusive der Nebenkosten sind LED-Beleuchtung vorne und hinten, Aluminium-Fußrastenhalter für Fahrer und Sozius sowie ein recht umfänglicher Bordcomputer positiv zu werten. Ungewöhnlich und deshalb gewöhnungsbedürftig ist die vertauschte Anordnung von Hupe und Blinker links am Lenker, aber Honda zieht das bei allen Modellen durch. Unterm Strich überzeugt Hondas jüngstes Nakedbike: Seine Technik ist aktuell, die Optik – es stehen vier Farben zur Auswahl – eigenständig und die Anmutung durchaus wertig. Angesichts des absolut konkurrenzfähigen Preises wäre ein Verkaufserfolg der CB300R in ihrem Segment keine Überraschung.