
Die BMW F 850 GS zieht stoisch ihre Bahnen
Auf der Autobahn bleibt es bis zu einem Tempo von 120 km/h angenehm ruhig hinter dem höhenverstellbaren Windschild. Die BMW zieht stoisch ihre Bahn, egal bei welcher Geschwindigkeit. Zu verdanken hat sie ihre Stabilität, neben dem 21-Zoll-Vorderrad, ihrem straff abgestimmten, elektronisch verstellbaren ESA-Fahrwerk. Das lässt sich auf unebenen Strecken in den Road-Modus versetzen, das Federbein verliert dann jedoch spürbar an Dämpfung und schwingt auf langen Bodenwellen nach. Die übelsten Stöße erspart die GS ihrem Fahrer mit dieser Abstimmung, zur Sänfte wird sie trotzdem nie. Im Modus „Dynamik“ ist das Nachschwingen verschwunden, sehr detailliert informiert das Fahrwerk dann allerdings über den Zustand der Fahrbahnoberflächen.

Sportliches Fahrwerk
Wird die BMW nicht als Lastenesel missbraucht, zeigt sich auf den Passstraßen das sportliche Talent der 850er. Der straffe Fahrwerksmodus „Dynamik“ sorgt trotz langer Federwege für erstaunlich wenig Bewegung im Gebälk. In Verbindung mit dem drehfreudigen Twin kommt der Wunsch nach einem agileren Untersatz am Urlaubsziel garantiert nicht auf. Hervorragend harmonieren dabei die aufgezogenen Bridgestone AX41 mit der BMW F 850 GS. Auf nasser wie trockener Straße bieten sie satten Grip und ausgezeichnetes Feedback. Ihren breiten Grenzbereich kündigen sie transparent an, beginnen lediglich leicht zu schmieren, während sie die BMW sicher durch die Kehre führen. Neutral, handlich und bockstabil zirkelt die F 850 GS so durch Serpentinen und Schräglagen jeder Gattung. Da passt selbst der Quickshifter für kupplungsfreies Schalten perfekt ins Bild und macht die Gangwechsel zum Vergnügen. Allerdings erst ab mittleren Drehzahlen. Untertourig flutschen die Gänge nur unter Zuhilfenahme der Kupplung geschmeidig rein.

Hervorragende Bremsen
Ein weiteres Lob gilt der hervorragenden Bremsanlage der BMW, die von einem Kurven-ABS unterstützt wird. In den Regelbereich bekommt man es fast nie, zu gut sind Dosierbarkeit und Gripniveau am Vorderrad. Ein Aufstellmoment in Schräglage ist ebenfalls nicht feststellbar. Unterstützt wird die Front von einer sehr wirkungsvollen und perfekt dosierbaren Hinterradbremse.
Fazit
Neben tourentauglicher Ergonomie überzeugt die BMW F 850 GS mit durchdachten Details, wie einem robusten und variablen Koffersystem, gut ablesbaren Instrumenten und tadellosem Startverhalten. An ihrem sportlichen Charakter scheiden sich die Geister. Manchen ist sie zu straff abgestimmt. Was auf Straßen mit perfektem Asphalt auch bis in tiefe Schräglagen hinein grandiosen Fahrspaß garantiert, fordert auf zerfurchtem Asphalt Nehmerqualitäten. Über Schlaglöcher poltert die kleine GS teilweise rüde hinweg. Selbst im aufpreispflichtigen ESA findet sich kein verträglicher Kompromiss, um den ganzen Tag von A nach B zu fahren. Der Reihenzweizylindermotor passt wiederum zum sportlichen Dynamik-Modus des ESA-Fahrwerks. Der Twin legt eine wunderbare Drehfreude an den Tag und stellt dabei mehr als genug Leistung zur Verfügung. Per Quickshifter durchs Getriebe gescheucht, kann man die 850er wunderbar geschmeidig durch die Radien treiben. Wird der Fahrer müde – die GS wird es garantiert nicht –, fehlt es der kleinen GS dafür etwas an Schwungmasse, um die letzten Kilometer der Tagesetappe entspannt abzubummeln. Dann kommt er doch wieder auf, der Wunsch nach dem drehmomentstarken Boxer der 1250er.
- drehfreudiger Motor
- sportlich straffes Fahrwerk
- universell einsetzbar
- untertourig wenig souverän
- unkomfortabel auf schlechten Straßen