Honda CL500 – einfach mal Motorrad fahren

Die Honda CL500 ist das vielleicht einfachste Motorrad in Hondas Bike-Family und genau das macht es so attraktiv. Ab auf die Scrambler, jetzt wird getestet.
05.04.2023
| Lesezeit ca. 5 Min.
Wenn man Ende März aus dem grauen, verregneten Deutschland zum Testen in das sonnige Herz Andalusiens, nach Sevilla, um genau zu sein, geschickt wird, sind es die einfachen Dinge, die einen zum Strahlen bringen. Die Sonne, die Wärme, ein frisch gepresster Orangensaft und ein Motorrad, auf das man bloß aufsteigen und losfahren muss. Kein Gedanke wird verschwendet an die richtige Auswahl der Bekleidung, denn bis auf die Rennkombi passt alles irgendwie zu diesem Motorrad.

Zeitloser Stil, moderne Technik

Der Ur-Ahn der Honda CL500: CL72, Baujahr 1962
Der Urahn der Honda CL500: CL72, Baujahr 1962
Die CL500 ist ein stilistischer Rückgriff auf den Scrambler-Urahn CL72 aus dem Jahre des Herren 1962 und zeigt das schon von Weitem. Der Auspuff hoch oben neben der Sitzbank, runde LED-Scheinwerfer und ein abgesetztes Rücklicht machen deutlich, wo die Ursprünge des Motorrads liegen. Honda gibt der CL500 den modernen 471-ccm-Motor mit 47 PS aus der Rebel und der CBR 500 R mit und möchte mit dem 19-Zoll-Vorder- und 17-Zoll-Hinterrad sowohl auf der Straße als auch bei gelegentlichen Ausflügen auf unbefestigten Wegen die ins Visier genommene Kundschaft überzeugen.
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Der Motor schnurrt, die Kupplung federweich

471 ccm, 47 PS und 43 Nm Drehmoment für 192 Kilogramm Motorrad sorgen für Fahrspaß und Agilität
Fakten zum Motor: 471 ccm, 47 PS und 43 Nm Drehmoment
Damit das gelingt, ist der Motor gefällig abgestimmt. Die Gasannahme und das Ansprechverhalten der CL500 sind dabei direkt, aber sehr gutmütig. Zu keinem Zeitpunkt lässt sich die Scrambler auf Hauruckaktionen am Gasgriff ein, sondern lässt den Motor einfach das tun, was er am besten kann: spritzig und berechenbar die Kraft von bis zu 43 Nm aufs Hinterrad übertragen. Durch eine im Vergleich zur Rebel überarbeitete Luftzufuhr lässt sich der Zweizylinder auch bei niedrigen Drehzahlen angemessen kraftvoll beschleunigen. Die Suche nach dem richtigen Gang ist dadurch deutlich entspannter und kommt Schaltmuffeln entgegen. Den von Honda angegebenen Verbrauch von 3,6 Litern auf 100 Kilometern habe ich während der Testfahrt über Land (zügig) und durch die Stadt (viel Stop-and-go) mit 3,8 Litern auf 100 Kilometern nur knapp verfehlt. Sehr auffällig: die Leichtgängigkeit der Kupplung. Die lässt sich durch die Leichtbauweise im Inneren auch mit einem Finger ziehen, Honda nennt das „Assist-/Slipper-Funktion“. Wer die Kraft trotzdem nicht so lange aufbringen kann oder abrutscht, den rettet die Anti-Hopping-Kupplung vor ungewolltem Stempeln und Blockade des Hinterrads. Während unter einem der Motor sein Zweizylinder-Säuseln verlautbart und die Kupplung federleicht die Gänge wechseln lässt, reduzieren Auspuff und Abgasanlage die Lautstärke auf ein jederzeit angenehmes Maß. Zumindest durch übermäßige Lautstärke wird man mit der Scrambler also nicht auffallen.
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Schmaler Rahmen und angenehme Ergonomie

Wie schon beim Motor der CL500, kommen auch bei Rahmen und Fahrwerk einige Teile aus der Honda Rebel zum Einsatz. Der Hauptrahmen aus 45 mm Stahlrohr ist identisch, der Heckrahmen, ebenfalls aus Stahlrohr, hingegen nur für die CL500 entwickelt worden. Dadurch erreicht sie eine im Vergleich zur Rebel um 100 mm höhere Sitzhöhe von 790 mm und ermöglicht eine durchgängige Sitzbank. Der Rahmen ist für einen angenehmen Sitzbogen schmal gehalten und dürfte auch Menschen mit kürzeren Beinen einen sicheren Stand möglich machen.

Auf der Suche nach der richtigen Härte

Die Federbeine am Hinterrad sind von Showa und in fünf Stufen einstellbar.
Die Federbeine am Hinterrad sind von Showa und in fünf Stufen einstellbar
Das Vorderrad arbeitet an einer sehr weich abgestimmten 41-mm-Teleskopgabel mit ordentlichen 150 Millimetern Federweg. Die Federbeine am Hinterrad sind von Showa und können von Hand in der Vorspannung eingestellt werden. Das war ehrlicherweise auch nötig, denn in der Werkseinstellung fühlte sich das Fahrwerk, zumindest mit den 86 Kilogramm Lebendgewicht des Redakteurs, schon sehr weich an. Wie gut, dass insgesamt fünf verschiedene Einstellungen der Vorspannung zur Verfügung stehen. Danach war das Fahrwerk besser. Egal, ob bei zügiger Fahrweise auf bestem andalusischen Asphalt, vorsichtiger Liniensuche auf den Staubpisten oder kräftigeren Verzögerungen – das Fahrwerk der CL500 arbeitete nach der Justierung unauffällig und gab jederzeit ein gutes Feedback.

Wie fühlt sich die Honda CL500 an?

Mit einem fahrfertigen Gewicht von 192 Kilogramm ist das Zusammenspiel von Motor, Fahrwerk und einem Fahrer, der in Kurven gerne Schräglage mag, manchmal ein bisschen wie Fahrradfahren. Schnell kann man Vertrauen und auch jede Menge Fahrspaß entwickeln, wenn man die einfachen Dinge am Motorradfahren schätzt: Kurven, Bremsen, Beschleunigen ohne Exzesse oder Überraschungen.
Fahrspaß in jeder Lage, auch in Schräglage.
Fahrspaß in jeder Lage, auch in Schräglage
Auch das Manövrieren während langsamer Passagen oder in der Stadt fühlt sich sehr leicht an und macht die CL500 zu einer echten Alternative zu Großrollern und Autos in der Stadt. Wer scharf bremsen muss, der kann das tun. Um das relativ geringe Gewicht und die Gutmütigkeit der Scrambler bei Bedarf angemessen zu bremsen, arbeitet vorne und hinten jeweils eine Bremsscheibe; vorne mit 310 mm Durchmesser und einer Zweikolben-Bremszange, hinten mit 240 mm Durchmesser und einer Einkolben-Bremszange, beide von Nissin, einfach und vollkommen ausreichend.
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Das Display ist leider kein Lichtblick

Das LCD-Display ist leider nicht gut ablesbar
Das LCD-Display ist leider nicht gut ablesbar
Was Honda so gar nicht gelungen ist, ist das runde negative LCD-Display. Das einfache Display zeigt Informationen über den eingelegten Gang, den aktuellen und durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch, den Tankfüllstand, die Uhrzeit sowie die Kilometeranzeige an. Ablesbar sind die Informationen bei hellen Lichtverhältnissen nur schwierig, bei direkter Sonneneinstrahlung überhaupt nicht mehr.

Ausstattung, Varianten, Preise

„Keep it simple“, so hieß es bei der Präsentation der Honda CL500, sei die Idee für das Motorrad gewesen und so hält Honda es auch bei der elektronischen Ausstattung. Es gibt ein einfaches ABS, ein Notbremssignal, das bei starken Bremsvorgängen kurz die Warnblinker aufleuchten lässt, und auf Wunsch eine 12-Volt-Steckdose und eine Griffheizung.
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Außerdem bietet Honda drei Ausstattungspakete an. Das Travel-Paket mit Seitentasche, 12-Volt-Steckdose und Griffheizung, das Adventure-Paket mit Handprotektoren, breiteren Fußrasten und einem Schnabel als zusätzlichen Kotflügel und das Style-Paket mit Scheinwerferblende, höherer Sitzbank und einer Seitenblende. Allerdings lässt sich das Zubehör auch frei kombinieren und zubuchen – Individualisierung ausdrücklich erwünscht.
Der Grundpreis für die Honda CL500 liegt bei 6.990,-- Euro inklusive Überführung. Für die Pakete werden 405,-- Euro (Adventure-Paket), 412,-- Euro (Style-Paket) oder 572,-- Euro (Travel-Paket) fällig.

Fazit

Honda möchte mit der CL500 Kunden fürs Motorradfahren gewinnen. Entweder Menschen, die gerade damit beginnen und nun A2-konform die Welt auf zwei Rädern entdecken wollen, oder Menschen, die nach langer Zeit mal wieder auf ein Motorrad steigen. Beiden macht es Honda mit der CL500 einfach, denn dieses Motorrad ist nahbar, leicht und agil. Es fühlt sich auf Landstraßen genauso wohl wie in der Stadt und auch Ausflüge in leichtes Gelände sind keine größere Herausforderung. Daraufsetzen, losfahren, Spaß haben.
 Pro
  • einfaches Handling
  • ansprechender Motor
  • angenehmer Sound
  • schlanke Linie
 Contra
  • schlechtes LCD-Display
  • Fahrwerk zu weich
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Honda CL500 - Baujahr: 2023
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Technische Daten Honda CL500 2023
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Motor
Bohrung x Hub 67 x 66,8 mm
Hubraum 471 ccm
Zylinder, Kühlung, Ventile flüssigkeitsgekühlt, Parallel-Zweizylinder, vier Ventile pro Zylinder
Abgasreinigung/-norm Euro 5
CO2 Emissionen 86,1 g CO2/km
Leistung 47 PS (34 kW) bei 8500 U/min
Drehmoment 43 Nm bei 6.000 U/min
Verdichtung 10,7:1
Höchstgeschwindigkeit 154 km/h
Wartungsintervalle Erstinspektion nach 1.000 km, danach jährlich oder alle 12.000 km
Verbrauch pro 100 km 3,7 Liter
Kraftübertragung
Kupplung Mehrscheiben-Ölbad mit Anti-Hopping-Funktion
Schaltung 6-Gang
Sekundärantrieb Kette
Fahrwerk & Bremsen
Rahmen Stahlrohrrahmen
Federelemente vorn 41-mm-Teleskopgabel
Federelemente hinten 46-mm-Rundrohr-Schwinge
Federweg v/h 150 mm / 145 mm
Radstand 1.485 mm
Nachlauf 108 mm
Lenkkopfwinkel 63 °
Räder Aluminiumgussräder
Reifen vorn 110/80-R19 M/C 59H
Reifen hinten 150/70-R17 M/C 69H
Bremse vorn 310-mm-Bremsscheibe
Bremse hinten 240-mm-Bremsscheibe
Maße & Gewicht
Länge 2.175 mm
Breite 831 mm
Höhe 1.135 mm
Gewicht 191 kg (fahrfertiges Gewicht)
zul. Gesamtgewicht 371 kg
Maximale Zuladung 179 kg
Sitzhöhe 790 mm
Standgeräusch 89 dB(A)
Fahrgeräusch 73 dB(A)
Tankinhalt 12 Liter
Fahrerassistenzsysteme ABS
Fahrzeugpreis ab 7.090 €
Sonstiges LCD-Anzeige mit Tachometer, zwei Tageskilometernzählern, Kraftstoffstandsanzeige, Verbrauchsanzeige, Uhr, Gangpositionsanzeige, Schaltanzeige | Einspritzung. PGM-FI.
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Kommentare (1)
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Müller Lothar
18.02.2024 16:22


Lotharmueller53@gmx.de
Aus altersgründen ist mir die Deauville zu schwer geworden. Ich habe zwar auch mehrere Gespanne möchte aber weiter solo fahren. Nach der Probefahrt war sofort klar:" die ist es". Heute erste längere Tour durch die Vulkaneifel gemacht. Kleine Straßen auf und ab, einfach nur GEIL.An das unverkleidete muß ich mich erst noch gewöhnen(winddruck und so).Zur Federung kann ich sagen für mich genau richtig ich mag es weich. Werde allerdings ihrem Hinweis zum Härterstellen einmal nachgehen.
Einen Hauptständer hätte man ruhig spendieren können( zum Service).Ansonsten unterschreibe ich alles oben dargestellte. Kann ich nur empfehlen.
Viel Spaß(mit Sicherheit)
Lothar