Die X-Ride sollte ein Eintopf alter Schule werden und dabei zugleich bezahlbar bleiben. Um den Charme der großen Singles perfekt einzufangen kam deshalb kein neumodischer Hightech-Motor in Frage. Mash diente stattdessen der Antrieb der Honda NX 650 Dominator als Inspiration. Im Gegensatz zu seinem Vorbild ist der 644 ccm große Mash-Einzylinder aber nicht nur luft- sondern auch ölgekühlt und erfüllt dank elektronischer Delphi-Einspritzung ab 2021 die Abgasnorm Euro 5. Unser Testmotorrad des Baujahres 2020 ist noch nach Euro 4 homologiert. Den Lackteilen der neuen Mash X-Ride 650 Classic ist hingegen eine Ähnlichkeit zu Yamahas Kulteisen XT 500 aus dem Jahre 1978 nicht abzusprechen. Die X-Ride ist sozusagen eine Kreuzung der beliebtesten Einzylinder-Klassiker einer vergangenen Epoche.
Wie viel China steckt in der Mash X-Ride 650 Classic?
Um einen Preis von unter 6.000 Euro für die X-Ride Classic realisieren zu können, führte kein Weg an einer Fertigung in China vorbei – wohlgemerkt nach den Vorstellungen der Franzosen. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit kann sich durchaus sehen lassen. Mittlerweile laufen die ersten Serienmaschinen vom Fließband und an der Qualität der Mash X-Ride 650 Classic gibt es nur wenig auszusetzen. Allenfalls Details wie ihre Gasgriffarmatur, die zwar tadellos funktioniert, aber aussieht, als hätte ein Pocketbike sie gespendet, sollen laut Hersteller noch nachgebessert werden. Auch die eine oder andere extra dicke Schweißnaht bekommt man heutzutage sicherlich schöner hin. Oder ist das etwa Teil der Hommage an die Vorbilder aus den 1980er Jahren? Wer bei einem alten Japaner mal unter die Sitzbank geschaut hat, wird wissen, was ich meine...
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132 Seiten, u. a. mit folgenden Themen:
Motorräder: Mit sieben Adventure-Bikes durch Griechenland, Fahrtest: Ducati Multistrada V4, Motorrad-Neuheiten 2021, Dauertest: BMW F 850 GS, Fahrtest: KTM 890 Adventure, Retro: Mash X-Ride 650 Classic; Neuvorstellung: BMW R 18 Classic, Ausprobiert: BMW R 18
Touren: Auf den Spuren von Xavier Kieffer: Luxemburg; Sächsisch-böhmische mehr Silberstraße: Durch Oberfranken ins Erzgebirge; Kurs Nordost: Finnland und Russland
Zuletzt aktualisiert: 01.12.2020
6 Seiten Fahrtest als PDF
Zuletzt aktualisiert: 31.01.2023
Motorräder: BMW R 1250 RT, Ducati Multistrada V4, Royal Enfield Meteor 350, Kawasaki Ninja ZX-10R/RR, BMW R nineT Modelle, BMW G 310 R, Ducati XDiavel- und Scrambler-Modelle, BMW S 1000 R, KTM 890 Adventure, BMW F 850 GS, Mash X-Ride 650 Classic, Mega-Test: 7 Adventure-Bikes im Vergleich (BMW R 1250 GS Exclusive, Honda Africa Twin Adventure Sports DCT, Suzuki V-Strom 1050 XT, mehr Triumph Tiger 900 Rally Pro, 701 Rally Edition, Yamaha Ténéré 700, KTM 790 Adventure R), BMW R 18 & BMW R 18 Classic
Reisen: Auf den Spuren von Xavier Kieffer: Luxemburg; Sächsisch-böhmische Silberstraße: Durch Oberfranken ins Erzgebirge, Kurs Nordost: Finnland und Russland Die Verarbeitung wirkt solide
Ansonsten schmeicheln eine solide Materialanmutung und schöne Details dem Auge. Der Rahmen besteht aus Stahlprofilen und bunkert wie anno dazumal das Motoröl. Auf dem Blechtank thront außermittig ein verchromter Tankdeckel. Rundscheinwerfer, Rücklicht und Blinker erstrahlen in LED-Technik. Edel wirkt der schwarz verchromte Endurolenker mit Verstärkungsstrebe. Minimalistisch und zugleich klassisch wirkt das Cockpit aus analogem Drehzahlmesser mit digitaler Geschwindigkeitsanzeige. Anbauteile wie der lediglich schwarz beschichtete Auspuff, der sich im Bereich der Krümmer schnell hellbraun verfärben dürfte, sind wiederum ein Zugeständnis an den Rotstift.
Nicht ideal: Die Erstbereifung von Kenda
Keinen Gefallen tut sich Mash mit der Erstbereifung der X-Ride, die zwar in Sachen Profildesign aussieht wie Pirellis Scorpion Rally STR, aber von Kenda stammt. Der Reifenhersteller, der seine Gummis in Taiwan, China und Vietnam produziert, kann mittlerweile auf 50 Jahre Motorradreifenfertigung zurückblicken. In Sachen Grip und Handling hält der Kenda-Pneu dennoch nicht annähernd mit dem brillanten Alleskönner von Pirelli mit. Indifferent im Einlenkverhalten, wirkt die Front kippelig und beim Herausbeschleunigen aus engen Ecken fehlt es dem Heck an Grip. Schade, könnte das stabile Fahrwerk doch deutlich mehr. Vor allem die Gabel gefällt mit sauberem Ansprechverhalten. Lange Federwege vorn wie hinten bügeln Unebenheiten elegant glatt und dennoch ist die X-Ride straff genug, um flott und ohne zu schaukeln um Kurven zu flitzen. Der lediglich 8,3:1 verdichtende Einzylinder mit seinen 40 PS ist dabei kräftig genug, um die trocken 163 kg leichte Mash flott voran zu treiben. 3.000 Touren sollte der Drehzahlmesser dabei mindestens anzeigen. Das maximale Drehmoment von 49 Nm steht bei 4.500/min zur Verfügung und bietet eine durchaus saftige Mitte. Noch besser könnte man den Single mit einem größeren Kettenblatt genießen. Nur mit einer ellenlangen Sekundärübersetzung und dem entsprechend gesenkten Drehzahlniveau ließ er sich ins 2020er Emissionskorsett zwängen.
Stahlflexbremsleitungen und Bosch-ABS
Keinen Anlass zur Kritik bieten dafür die kräftig verzögernden Bremsen. Die 320 Millimeter große Scheibe an der Front wird von einem radial verschraubten Vierkolben-Festsattel in die Zange genommen. Er kann mit guter Dosierbarkeit und einem klaren Druckpunkt glänzen. Am Heck arbeitet ebenfalls eine Scheibenbremse. Stahlflexleitungen gibt es ab Werk, ebenso wie das sauber regelnde Bosch-ABS, das am Hinterrad für Ausflüge ins Gelände abschaltbar ist.
Wen spricht die Mash X-Ride an?
Nostalgiker und Liebhaber von 80er-Jahre-Enduros, die ein unkompliziertes Alltagsmotorrad suchen, werden sie lieben. Die Kreuzung aus XT500-Optik und Honda-Dominator-Motor, garniert mit Scheibenbremsen, ABS und elektronischer Einspritzung, sprüht vor Charme. Im August 2020 lief ihre Serienproduktion an. Die Zahl der Vorbestellungen übersteigt jedoch bereits jetzt das gesamte Kontingent an Maschinen, das noch bis zum Jahresende produziert werden wird. Für 2021 wird die X-Ride deshalb Verstärkung bekommen. Bereits im Frühjahr soll ihr eine Trial-Version zur Seite gestellt werden. Schrittweise wird sich die X-Ride dann zu einer eigenständigen Modellfamilie mit unterschiedlichen Hubräumen auswachsen. Die entsprechenden Motoren mit 125, 250 und 400 Kubik finden sich bereits in der Modellpalette von Mash.