Dass sie Kult ist, ist keine Frage. Ich habe auf der „Ur-Schwalbe“ fahren gelernt – auf der abgeschiedenen Panzerstraße hinter der Kaserne. Hackenschaltung, Vollgas, die Straße rauf und wieder zurück. Stundenlang und überhaupt keine Motivation aufzuhören. Flüsterleiste war sie damals nicht, aber sei es drum – mit der E-Schwalbe kommt der Klassiker zurück, elektrisch betrieben und mit 90 km/h Spitze.
Vor sechs Jahren brachte Govecs die erste große eSchwalbe L3e auf den Markt – gedacht als elektrische Alternative zu einem klassischen 125er-Roller. Zur Saison 2025 geht die zweite Generation an den Start: Optisch bleibt sie sich treu, technisch hat sich vieles getan. Besonders auffällig: Das Antriebssystem wurde überarbeitet und bringt jetzt mehr Leistung und Effizienz.
Gebaut wird die neue eSchwalbe im polnischen Breslau, der Unternehmenssitz von Govecs liegt in München. Gefertigt wird damit vollständig in Europa. Der 48-Volt-Mittelmotor leistet 6 kW Dauer- und 8,5 kW Spitzenleistung. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 90 km/h, der Antrieb erfolgt per Zahnriemen.
Auch beim Energiespeicher wurde aufgerüstet: Zwei entnehmbare Lithium-Ionen-Akkus aus deutscher Produktion sitzen im Mitteltunnel und bringen es gemeinsam auf 4,6 kWh. Geladen wird entweder direkt am Fahrzeug mit einem 14-Ampere-Ladegerät oder extern – zum Beispiel an der Haushaltssteckdose, per Typ-2-Kabel an der Wallbox oder über eine optional erhältliche Dockingstation. In zwei Stunden sind die Akkus zu 80 % voll. Die Reichweite liegt laut WMTC bei 129 km – je nach Wetter, Fahrweise und Beladung kann sie variieren.
Ein besonderes Detail: Die eSchwalbe rekuperiert aktiv – also Rückgewinnung von Energie beim Verzögern. Gesteuert wird das direkt über den Gasgriff. Wer vom Strom geht, bremst wie mit einer Motorbremse – und schont dabei die mechanischen Komponenten. Drei Fahrmodi stehen zur Wahl und verändern das Fahrverhalten spürbar.
16-Zoll-Räder und ein Gesamtgewicht von nur 136 Kilogramm inklusive Akkus sorgen für ein stabiles Fahrgefühl. Gebremst wird über ein hydraulisches CBS-System, das beide Räder gleichzeitig anspricht.
Ein 5-Zoll-TFT-Farbdisplay liefert alle wichtigen Infos auf einen Blick, die Beleuchtung rundum setzt auf LED-Technik.
Unter der Sitzbank gibt’s fünf Liter Stauraum – für mehr Platz lässt sich ein Topcase nachrüsten. Mit der App lässt sich nicht nur das eigene Fahrverhalten auslesen, sondern auch das Fahrzeug unkompliziert mit anderen teilen.
Für Wartung und Reparatur steht ein bundesweites Netz mit lediglich rund 60 Partnerwerkstätten bereit. Ersatzteile kommen bei Bedarf innerhalb von 24 bis 48 Stunden aus dem europäischen Zentrallager, verspricht der Hersteller. Die eSchwalbe mit 90 km/h Höchstgeschwindigkeit ist ab sofort in den Farben Dschungelgrün und Kreidegrau erhältlich. Der Einführungspreis liegt bei 8.990,-- Euro. Weitere Informationen gibt es unter www.my-schwalbe.com. Die Simson Schwalbe KR 61 kostete seinerzeit rund 1.180 Mark in der DDR. Das entsprach rund 3–4 Monatsgehältern – preislich betrachtet führt die eSchwalbe die Tradition somit fort. Ob die Fangemeinde heutzutage jedoch bereit ist, diesen Preis in großen Stückzahlen aufzurufen, darf bezweifelt werden.