Schweizer Bußgeldbescheide und EU-weite Fahrverbote

Die Reisewelle rollt – auch ins Ausland. Neben der Vollstreckung Schweizer Bescheide werden auch EU-weite Fahrverbote vorangetrieben. Ein paar Tipps …
07.08.2024
| Lesezeit ca. 3 Min.
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Aufgepasst – auch wenn es auf dem Zweirad nicht immer zu einer Bestrafung kommt, so gilt auch für Motorradfahrer ab sofort, dass auch die Schweiz deutsche Fahrer belangen kann. Was innerhalb der EU ohnehin schon „normal“ war, wurde weiter ausgeweitet.
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Abkommen auf Gegenseitigkeit gilt mittlerweile auch für Nicht-EU-Länder

Denn schon lange nicht mehr bleiben Bescheide einer ausländischen Behörde in Deutschland folgenlos. Konnten schon bisher durch das zwischen den EU-Mitgliedern geschlossene Abkommen auf Gegenseitigkeit im Ausland verhängte Bußen auch in Deutschland eingetrieben werden, so gilt das nun auch für Nicht-EU-Länder wie die Schweiz.

Bis zur deutschen Bußgeld-Obergrenze gibt es Post von dem BfJ

Seit Mai dieses Jahres gilt der neue deutsch-schweizerische Polizeivertrag. Demnach muss, wer in der Kantonsrepublik geblitzt wird oder falsch parkt, damit rechnen, künftig unter Mithilfe des Deutschen Bundesamtes für Justiz (BfJ) in Deutschland Bußgelder zahlen zu müssen. Und das kann teuer werden. Beträge von mindestens 80,-- Franken oder 70,-- Euro bilden hier die Untergrenze. Und erst ab Überschreiten der gesetzlichen deutschen Obergrenze für Verkehrsgeldbußen von 2.000,-- Euro soll die Unverhältnismäßigkeit der Vollstreckung geprüft werden.

Das Bundesamt für Justiz prüft die Rechtmäßigkeit

Dem BfJ in Bonn ist in Deutschland für EU-Länder und die Schweiz die Aufgabe zugewiesen, die ausländischen Bescheide zu bearbeiten und Bußgelder einzutreiben. Diese werden formal überprüft, ob sie vollständig und korrekt sind, wobei die ausländische Behörde einen rechtskräftigen Bescheid vorlegen muss. Kontrolliert wird dann, ob der Adressat die wesentlichen Verfahrensdokumente in seiner eigenen Landessprache erhalten hat und ob er ausreichend Gelegenheit erhielt, sich gegen die Vorwürfe zu wehren. Ist das gegeben, erhalten die Betroffenen Post vom BfJ.

Wichtig: Schon ab der ersten Zahlungsaufforderung tätig werden!

Diese sollte die Zahlungsaufforderung gewissenhaft prüfen. Es ist ratsam, Einwände dem BfJ immer schriftlich darzulegen. Wer nicht selbst gefahren ist oder vorher keine Gelegenheit zur Stellungnahme gegenüber den Stellen im Ausland hatte, kann das vortragen. Wichtig: Das Amt ist lediglich für die Vollstreckung zuständig, das vorausgegangene Bußgeldverfahren im Ausland ist zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen. Das ist auch der Grund, warum Auto- und Motorradfahrer auf Schriftstücke aus dem Ausland immer antworten sollten. Vielfach machen Behörden aus dem Ausland Unterlagen auf entsprechenden Homepages per Codenummer in der Sprache des Betroffenen einsehbar. So verfahren etwa die Niederlande, Italien oder Frankreich. In jedem Fall sollten die eingegangenen Schriftstücke immer sorgfältig aufbewahrt werden.

Schwarze Schafe, nicht nur an der Adria

Allerdings gibt es viele Berichte über Inkassounternehmen oder Anwälte, die unter Berechnung hoher Zusatzgebühren, Gelder beitreiben wollen. Bekannt sind kroatische Notare, die ausländischen Urlaubern hohe Gebühren im Zusammenhang mit dem Parken in Rechnung gestellt hatten. Nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) sind solche Praktiken im Zusammenhang mit Parkforderungen in Kroatien rechtswidrig.

Fahrzeughalter müssen aber beachten, dass Parkgebühren, ob in Kroatien oder in anderen Ländern, rechtlich zulässig und, wenn angefallen, auch zu zahlen sind. Ein europäischer Mahnbescheid kann mit der Begründung erlassen werden, dass Gelder für Parken beigetrieben werden, die nichts mit einer Bußgeldvollstreckung zu tun haben. Ein Grund mehr, sich vor Ort an die erkennbaren Vorgaben zu halten.

EU-weite Fahrverbote

Zurzeit bereitet die EU außerdem eine Richtlinie vor, die im Ausland verhängte Fahrverbote gegen einen in Deutschland wohnenden Kraftfahrer wirksam werden lassen. Im Rahmen des sogenannten Road Safety Package sollen demnach Führerscheinsanktionen von mindestens einem Monat EU-weit umgesetzt werden können.

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Top-Kommentare
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14.05.2025 07:47


Sei mal dahingestellt ob die Schweizer Strafen Verhältnismäßig sind, aber auch DE schickt schon seit Jahren die Bescheide in die  Schweiz um die in Deutschland erwischten Schweizer zu strafen. Regeln, egal wie Schwachsinning sein mögen, muss man sich halt dran halten. Und ja Schweiz war bei mir auch immer das Land, bei dem ich auf der durchreise immer paar KM unterm Tempo limit blieb.
Ich wünsch dir immer ne Hand breit Asphalt unterm Gummi.
1 Antwort
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14.05.2025 14:26


Genau, in der Schweiz lieber mehr als defensiv fahren. Ein unachtsamer Moment kann die Urlaubskasse schnell leeren und das war es dann.
Dasgleiche gilt natürlich auch für Skandinavien. Dort ist man auch schnell mal eine Stange Geld los, wenn man zu eilig unterwegs ist. 
Einfach an die Regeln halten und dann hat man doch seine Ruhe.
Wenn die Zeit zum Erreichen der Fähre oder des Ziels nicht reicht, dann hat man halt nicht richtig geplant. ( Pannen ausgenommen)
Ein Fremder ist ein Freund, den Du nur noch nicht kennen gelernt hast.
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14.05.2025 15:07


Sozusagen ein Abschuss mit Ankündigung. Starke Geste von Politi.
Ein Fremder ist ein Freund, den Du nur noch nicht kennen gelernt hast.
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14.05.2025 14:53


Es stimmt natürlich,  dass es in Skandinavien bei Nichteinhaltung der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit sehr teuer werden kann. Andererseits habe ich es erlebt, dass einem dann sogar die LKW-Fahrer fast in die Hacken fahren. Wie unangenehm. Ein bisschen Spielraum gibt der Tacho her. Ein gutes richtiges Maß, finde ich, ist die Geschwindigkeitsanzeige im Navi. Die festen Blitzer werden in Skandinavien auch angekündigt. Einmal habe ich es auch erlebt,  dass in der Nähe von Alta eine manuelle Geschwindigkeitskontrolle durchgeführt wurde, der Polizist jedoch schon von weitem durch seine gelbe Warnweste auffiel. Das erlebst du in Deutschland nicht.
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15.05.2025 16:52



Prinzipiell schon sinnvoll - vor allem für diejenigen, die meinen im Ausland rasen oder sich wie Sau benehmen zu müssen. Das Geld kann gut weh tun, aber viel schlimmer ist es für die meisten, wenn der Lappen mal eine Weile weg ist. Und das passiert (korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege) nicht wegen Lapalien - auch nicht in der Schweiz. Folglich alles im grünen Bereich.
Geduld ist eine Tugend, die so wenige noch besitzen. 
1 Antwort
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15.05.2025 17:04


Ich bin der Meinung, dass die, welche bei der Raserei bspw geblitzt werden so richtig gegriffen werden. Monatelang nicht fahren und einen "Idiotentest" machen dürfen, könnte heilsam sein oder es gar nicht mehr zu einer Wiederzulassung kommen. Wir müssen uns vor denen schützen, welche unseren Ruf beschädigen und Menschen in Gefahr bringen. Dies mag zwar nicht jeder so sehen, ist meine eigene Sichtweise.
7 Antworten
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15.05.2025 19:16


In Italien werden die Karren der heftigen verkehrssünder eingezogen und versteigert.
Ein Fremder ist ein Freund, den Du nur noch nicht kennen gelernt hast.
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15.05.2025 17:34


Solche Leuten bekommst Du nur über monitäre Maßnahmen, verbunden mit Fahrverboten erzogen. Wenn ich mir das teilweise ansehe, wie so manch ein Organspender an unübersichtlichen Stellen mit einem Affenzahn um die Ecke geflogen kommt, wird mir Angst und Bange. Einmal ist mir so ein Kandidat schon verdammt nahe gekommen, weil er seine Fahrkünst einfach überschätzt hat und ich habe echt keine Lust wegen solchen Eskapen anderer bestenfalls noch im Rollstuhl zu landen.
Ein Fremder ist ein Freund, den Du nur noch nicht kennen gelernt hast.
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15.05.2025 20:22


Raser versauen alles, da wird man über einen Kamm geschert. Wenn man Motorrad fährt will man doch die Fahrt genießen, ist bei mir so.
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14.05.2025 10:07


Ich habe auch etwas gegen Raser und Leute, die sich verkehrsgefährdend für andere verhalten, ergo ist es grundsätzlich in Ordnung.
Da dieses aber auch für kleinere Vergehen gilt ,ist es wie bei uns:
Das Raubrittertum der Behörden nimmt weiterhin zu. 
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14.05.2025 14:19


Wenn ich mir die Örtlichkeiten so anschaue an denen in unserer Gegend geblitzt wird, frage ich mich wirklich nach dem Sinn dieser Maßnahmen. Zum Teil handelt es sich um abschüssige Straßen, die natürlich dazu einladen das Fahrzeug rollen zu lassen und da kommt man leicht über die Geschwindigkeitsbegrenzung. Aber es sind keine Stellen, die jemals als Unfallschwerpunkt aufgefallen sind. Einfach nur freie Pampa. Da sehe ich nur eine reine Geldmacherei der Kommune. 
Anders ist es natürlich vor Schulen, Kitas und Altenheimen. Wer dort vorbei kachelt hat es nicht anders verdient, als das man Ihm das Spritbudget kürzt. 
Es hilft einfach nur die Augen auf zu halten, dass man erstens die entsprechende Schilder registriert und andererseits die Blitzbüchsen rechtzeitig erspäht. (Notfalls hilft auch ein Ooono)
Ein Fremder ist ein Freund, den Du nur noch nicht kennen gelernt hast.
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14.05.2025 15:34


Ich sehe es genauso. Die Krachbüchsen und Raser schädigen den Ruf aller Motorradfahrer. Am Ende sind alle Motorradfahrer unter Generalverdacht.
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13.05.2025 22:14


Das mit der Erweiterung war zu erwarten. Da bleibt nur "Hand vom Gas" und versuchen sich an die Regeln zu halten!
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Alpenkurver
14.08.2024 14:38


Die Ausweitung auf Nicht-EU-Länder wie die Schweiz zeigt, wie eng das Netz der Verkehrsregelüberwachung wird. Irgendwann folgt die Vollüberwachung jedes Verkehrsteilnehmers mit monatlicher Rechnung.... 
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GoldWingBernhard
15.08.2024 19:41


Interessant, dass jetzt sogar Bußgelder aus der Schweiz in Deutschland eingetrieben werden können. Als jemand, der oft mit dem Motorrad in die Alpen fährt, mache ich mir schon Gedanken über die neuen Regelungen. Ich frage mich, wie das in der Praxis aussieht, besonders bei kleineren Vergehen wie Falschparken. Wie streng wird das kontrolliert und vollstreckt? Auf meinen Touren durch die Berge versuche ich immer, mich an die Regeln zu halten, aber man weiß ja nie. Hat jemand Erfahrung, wie kulant oder streng die Schweizer Behörden bei der Umsetzung sind?
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Philippe
18.08.2024 08:35


Schweizer hier Cool! Kulanz gibt es ev. direkt am "Tatort" und im freundlichen Gespräch mit der Amtsperson. Ist die Busse ausgestellt, resp der Bescheid zugestellt, würde ich zahlen... 
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Wuddewei
14.09.2024 07:18


Gelder werden eingetrieben, nicht beigetrieben...
1 Antwort
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14.09.2024 10:52
Motorrad Reisen Motorradmagazin


Moin Wuddewei,

sowohl als auch. Einen schönen Tag!

Viele Grüße
Alex
Motorrad & Reisen Redaktion
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berner
13.08.2024 21:59


Die Ausweitung der Vollstreckung ins Nicht-EU-Ausland finde ich gerecht. Regeln müssen überall gelten.
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Ruedi
19.08.2024 20:03


Wer sich nicht an die Regeln hält, der zahlt halt - auch im Ausland. So einfach ist das!
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Zürich66
10.08.2024 20:52


Endlich Gerechtigkeit! Wer sich nicht an Regeln hält, soll zahlen.